Gehälter für "erfahrene" Berufsanfänger...Meinungsumfrage

Alle Fragen, die den Bereich des Foren-Namens abdecken

Moderator: Verwaltung

Pippen
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1296
Registriert: Dienstag 4. April 2006, 22:10

Gehälter für "erfahrene" Berufsanfänger...Meinungsumfrage

Beitrag von Pippen »

Trotz derzeitiger Gründung meiner eigenen RA-Kanzlei bin ich derzeit in Verhandlungen mit RA-Kanzleien und Unternehmen zu einer möglichen Anstellung. Da ich bereits 4 Jahre Berufserfahrung als Jurist habe, frage ich mich derzeit nach den in der Praxis üblichen Gehältern. Wäre mal ganz interessant, vor allem angesichts der gegenwärtigen Marktlage....

Ich würde folgendes schätzen: ca. 40 WoStu = 2.300 brutto mtl. dürften durchschnittlich sein; ca. 50/60 WoStu = 2.500 brutto mtl.

Was meint ihr dazu?

Wäre vielleicht auch sinnvoll, wenn einige hier ihr Gehalt und die allg. Beschreibung ihrer Tätigkeit dazuschreiben; ist ja alles anonym ;).

Ich mach mal den Anfang: Mein letzter Job (da bin ich mit ca. 1 Jahr Berufserfahrung reingegangen): 45h pro Woche (keine o. wenig Überstunden!) bei 2.200 € brutto mtl. für eine mittelgroße RA-Kanzlei (4 Anwälte) als Assessor.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Wirklich vergleichbare Fälle kann ich nicht anbieten, nur folgendes:

1 Jahr Berufserfahrung, Großboutique, ca. 50 Std., 50.000 p.a. brutto.
Learned Hand
Power User
Power User
Beiträge: 420
Registriert: Freitag 9. Januar 2004, 09:08

Re: Gehälter für "erfahrene" Berufsanfänger...Meinungsumfrage

Beitrag von Learned Hand »

Pippen hat geschrieben: Ich würde folgendes schätzen: ca. 40 WoStu = 2.300 brutto mtl. dürften durchschnittlich sein; ca. 50/60 WoStu = 2.500 brutto mtl.

Was meint ihr dazu?
Ich arbeite in einer Großkanzlei und habe deshalb vom richtigen Leben leider keine Ahnung.

Ich bin aber neugierig: spielt die voraussichtliche Wochenstundenzahl (über 40h) in der Praxis so eine Rolle? Wäre es da nicht fairer, eine (wenn auch kleine) Gewinnbeteiligung zu vereinbaren? Oder ist so etwas bei der gegenwärtigen Marktlage nicht durchsetzbar?
mat
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 16
Registriert: Freitag 3. Februar 2006, 16:56

Beitrag von mat »

ich kann Dir auch keinen ganz vergleichbaren Fall anbieten, wir zahlen aber für einen Juristen im ersten Berufsjahr ca. 2000 € brutto, die Arbeitszeit liegt lt. Vertrag bei 40 h, tatsächlich dürfte die Arbeitsbelastung etwas höher liegen, ohne das wir das konkret verlangen würden.
strafrechtler
Power User
Power User
Beiträge: 577
Registriert: Freitag 30. September 2005, 09:17

Beitrag von strafrechtler »

Humpty hat geschrieben:Wirklich vergleichbare Fälle kann ich nicht anbieten, nur folgendes:

1 Jahr Berufserfahrung, Großboutique, ca. 50 Std., 50.000 p.a. brutto.
Sehr interessant! Über Boutiquen (warum muss das eigentlich so heißen?) wird ja hier nicht so häufig gesprochen. Was ist denn für Dich eine Großboutique im Gegensatz zu einer Boutique? Kannst Du vielleicht - falls Du nicht genauer werden möchtest - eine rein von Rechtsgebiet und Größe her vergleichbare Kanzlei nennen?
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ein Freund arbeitet in kleiner (3 Anwälte + seine Person) Feld/Wald/Wiesen Kanzlei, die gerne Mittelstandskanzlei wäre, knapp 50 h/woche für ~33K Euro brutto ^= 2750 Monatsbrutto ohne Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Zu mat: Ich glaube ich würde, so lang ich das Zweite nicht total versemmel und ich ziemlich verzweifelt bin, für 2000 Brutto eher nicht geneigt sein, das Haus zu verlassen.
Asche
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 2143
Registriert: Dienstag 22. Februar 2005, 17:20
Ausbildungslevel: RA

Re: Gehälter für "erfahrene" Berufsanfänger...Meinungsumfrage

Beitrag von Asche »

Pippen hat geschrieben:Ich würde folgendes schätzen: ca. 40 WoStu = 2.300 brutto mtl. dürften durchschnittlich sein; ca. 50/60 WoStu = 2.500 brutto mtl.
Mehrere Freunde von mir arbeiten in kleinen, aber wohl recht gut laufenden (Feld-Wald-Wiesen mit Extrageschäft)-Kanzleien.

Berufseinstieg bei ca. 2500-2700 Euro für eine 40-50 Stunden Woche (Zeit geschätzt).
Chefreferendar 9.5.2012 09:39: "Ich erkläre hier fast alles."
Never argue with an idiot, they drag you down to their level and beat you with experience!
Der Horizont mancher Leute ist ein Kreis mit Radius 0; das nennen sie dann ihren Standpunkt.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Also das bringt kaum was einfach Zahlen in den Raum zu schmeißen, ohne auf die Qualis einzugehen.


Also ein Bekannter (zwei befr. und Auslandsaufenthalt) hat bei einem sehr großen Unternehmen angefangen und verdient um die 3000 €.

Bei Kanzleien kommt es extrem auf die Tätigkeit an (Mietrecht oder Kartellrecht macht halt nen riesen Unterschied). Je nachdem worauf man sich spezialisiert hat werden ganz andere Summen gezahlt.

Das geht von unteer 1000€ (der Anwaltsmarkt ist halt überflutet) bis zu Gehältern bei Großboutiquen die denen von Großkanzleien ähneln. Welche haben sich auch erst mal mit Praktikas durchgeschlagen um Berufserfahrung zu sammeln.

Zu der Gewinnbeteiligung: Der Anwaltsmarkt ist im Bereich der nicht spezialisierten Juristen einfach viel zu groß, als das man solche Forderungen durchsetzen kann. Auf eine Stellenanzeige melden sich zig Leute, von denen die meisten nicht mal zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden. Wenn man also nicht über solche Qualis verfügt, dass man die Auswahl zwischen mehreren vernünftigen Angeboten hat, dann sind viele froh überhaupt einen Job zu ergattern. Wie soll man denn eine Gewinnbeteiligung rausschlagen wenn andere Mitbewerber um die Stelle zu absoluten Dumping-Löhnen arbeiten würden nur um einen Job zu bekommen. Teilweise bewerben sich Juristen auch für Jobs von Hilfskräfte in Kanzleien (also solchen Jobs für die man nicht mal normale Sekräterinen einstellen würde, weil die mehr verdienen). Das mag ein Extremfall sein , aber der ist definitiv schon vorgekommen.

Es kommt also entscheidend auf die Qualis an. Mit 4 Jahren Berufserfahrung und der entsprechenden Spezialisierung dürften die Chancen wesntlich besser stehen. Das Gehalt hängt aber wie gesagt auch davon ab, auf welchen Bereich man sich spezialisiert hat.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Euer Ernst? - Das ist ja wohl ein schlechter Witz, oder??!!
Ich hab mich neulich erst gefreut, als ich die Statistik in der Jus-Beilage gelesen habe.

Danach verdient der Durchschnittsjurist im ersten Jahr um die 30K.
Die Spanne reicht dabei von 20K bis 45 K mit im Wesentlichen gleich großen Gruppen( die zw. 40 und 45 ist kleiner).

Der DAAD gibt dagegen immer wieder Horrorstatistiken raus , wonach das Durschnittsnettoeinkommen bei 1500€ liegen soll....

Was stimmt denn nun....unter 40K per anno wollte ich bei entsprechenden Examen nicht anfangen....
Benutzeravatar
Kritschgau
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 5092
Registriert: Montag 24. November 2003, 21:42
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Beitrag von Kritschgau »

Ryan21232 hat geschrieben:Euer Ernst? - Das ist ja wohl ein schlechter Witz, oder??!!
Ich hab mich neulich erst gefreut, als ich die Statistik in der Jus-Beilage gelesen habe.

Danach verdient der Durchschnittsjurist im ersten Jahr um die 30K.
Die Spanne reicht dabei von 20K bis 45 K mit im Wesentlichen gleich großen Gruppen( die zw. 40 und 45 ist kleiner).

Der DAAD gibt dagegen immer wieder Horrorstatistiken raus , wonach das Durschnittsnettoeinkommen bei 1500€ liegen soll....

Was stimmt denn nun....unter 40K per anno wollte ich bei entsprechenden Examen nicht anfangen....
30k per anno (brutto!)- da bist du doch auch bei rund 1500 netto. Und wollen kann man viel...ich zum Beispiel Urlaub ;)
urlauberin
Power User
Power User
Beiträge: 503
Registriert: Samstag 13. Mai 2006, 17:56
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Beitrag von urlauberin »

Stimme da voll zu. Ist leider Realität.

Die Statistik zum Einkommen kenne ich jetzt zwar nicht, denke aber das passt. Zumal Durchschnittseinkommen ja auch bedeutet, dass viele viele unserer Kollegen vom Durchschnitt weit entfernt sind und von selbigem nur träumen können. und das nach x Jahren Studium plus Referendariat ](*,)

Aber sicher gibts da Ausnahmen. Mehr verdienen kann sicher von Anfang an jemand der,

die entsprechenden Examina (also zweimal über 9 Pkte) hat,
tatsächlich verhandlungssicher Englisch spricht UND im Ausland war,
einen LLM und/oder Dr hat,
spezialisiert auf ein sehr gefragtes Rechtsgebiet ist
UND
gute Kontakte oder enorm viel Glück hat.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

....naja das "UND" streich ma wohl lieber oder??
mat
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 16
Registriert: Freitag 3. Februar 2006, 16:56

Beitrag von mat »

@ ckd : In die engere Wahl kamen bei auch bei uns nur Bewerber, die befriedigende Examina vorzuweisen hatten (Wobei der bei uns angestellte RA zuvor bei uns Referendar war und wir seine Arbeitsqualität einschätzen konnten).
Es wäre kein größeres Problem gewesen, jemanden zu finden der auch für erheblich weniger gearbeitet hätte, von mir bekannten Kollegen weis ich auch, daß diese weniger oder gar nichts zahlen (auch wenn das dann oft freie Mitarbeit oder Praktikum genannt wird, was an der zu leistenden Arbeit aber nicht ändert).

Wie bereits einige andere Schreiber ausgeführt haben, ist es einfach entscheidend, in welchem Bereich eine Kanzlei tätig ist, als (im Gesamtmaßstab) kleine Kanzlei in einer kleinen Gemeinde ist es nicht möglich, viel mehr zu zahlen. Um für uns wirtschaftlich zu sein, muss der Kollege pro Monat mindestens 4000 € Umsatz erreichen, was bei dem Kleinkram, den er zwangsläufig vor allem erledigen muss, gar nicht so einfach ist. Die größeren und lukrativeren Mandate können wir aufgrund von persönlichen und fachlichen Bindungen so gut wie gar nicht von ihm bearbeiten lassen und dies wird vielen anderen Kanzleien mit ihren Berufsanfängern auch so gehen.
strafrechtler
Power User
Power User
Beiträge: 577
Registriert: Freitag 30. September 2005, 09:17

Beitrag von strafrechtler »

urlauberin hat geschrieben: Aber sicher gibts da Ausnahmen. Mehr verdienen kann sicher von Anfang an jemand der,

die entsprechenden Examina (also zweimal über 9 Pkte) hat,
tatsächlich verhandlungssicher Englisch spricht UND im Ausland war,
einen LLM und/oder Dr hat,
spezialisiert auf ein sehr gefragtes Rechtsgebiet ist
UND
gute Kontakte oder enorm viel Glück hat.
Ich weiß nicht, woher Du Deine Informationen nimmst und bin selbst noch nicht "im Geschäft". Aber mit dieser Aufzählung gehst Du mal ganz abgesehen von Kontakten/Glück fast über das hinaus, was die meisten Großkanzleien in ihrer Außendarstellung als notwendige Qualifikationen angeben. Und die übertreiben in den Stellenanzeigen nach allem was ich von Freunden, Verwandten und Bekannten gehört habe, auch noch einmal gehörig.
The Devil's Advocate
Power User
Power User
Beiträge: 714
Registriert: Dienstag 7. Februar 2006, 16:43

Beitrag von The Devil's Advocate »

mat hat geschrieben:
Es wäre kein größeres Problem gewesen, jemanden zu finden der auch für erheblich weniger gearbeitet hätte, von mir bekannten Kollegen weis ich auch, daß diese weniger oder gar nichts zahlen (auch wenn das dann oft freie Mitarbeit oder Praktikum genannt wird, was an der zu leistenden Arbeit aber nicht ändert).
Das ist ja das große Problem, dass es tatsächlich Leute gibt, die sogar für weniger arbeiten oder von Praktikum zu Praktikum "hüpfen". Wer meint, dass das der einzig gangbare Weg nach Studium und Referendariat ist, soll ihn gehen und dann mit 35 feststellen, dass er immer noch nicht viel weiter ist.

@mat:
Habt ihr ihm das Gehalt angeboten oder war es seine Gehaltsvorstellung?
Antworten