Gehälter für "erfahrene" Berufsanfänger...Meinungsumfrage

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urlauberin
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Beitrag von urlauberin »

strafrechtler hat geschrieben:
urlauberin hat geschrieben: Aber sicher gibts da Ausnahmen. Mehr verdienen kann sicher von Anfang an jemand der,

die entsprechenden Examina (also zweimal über 9 Pkte) hat,
tatsächlich verhandlungssicher Englisch spricht UND im Ausland war,
einen LLM und/oder Dr hat,
spezialisiert auf ein sehr gefragtes Rechtsgebiet ist
UND
gute Kontakte oder enorm viel Glück hat.
Ich weiß nicht, woher Du Deine Informationen nimmst und bin selbst noch nicht "im Geschäft". Aber mit dieser Aufzählung gehst Du mal ganz abgesehen von Kontakten/Glück fast über das hinaus, was die meisten Großkanzleien in ihrer Außendarstellung als notwendige Qualifikationen angeben. Und die übertreiben in den Stellenanzeigen nach allem was ich von Freunden, Verwandten und Bekannten gehört habe, auch noch einmal gehörig.
Nicht, dass wir uns da missverstehen: Auch ohne all diese Qualis kann man eine Stelle finden. Die Frage ist nur zu welchem Preis/ Gehalt.
Um SICHER mehr als der Durchschnitt als Berufsanfänger zu verdienen, scheint es nahezu die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen zu sein, wenn jemand als absoluter Anfänger gleich mehr verdient. Immerhin sind bei 1500 netto für angestellte Juristen/ Anwälte je nach Steuerklasse und Krankenkasse locker 2500/2600 brutto nötig...

Aber OK, wenn der Glücksfaktor überwiegt geht es vielleicht auch mit nur 2/3 der Qualis...

Jemandem Fälle bekannt?
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ja, z.B. 1. Ex im 2. Versuch ausreichend, 2. Ex. befriedigend; vor einigen Monaten eingestellt in einem Unternehmen und im Arbeitsrecht tätig (werkelt nach seiner Aussage max. 45 - 50 Std. die Woche); Verdienst nach Aussage des Delinquenten: EUR 40k p.a.
The Devil's Advocate
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Beitrag von The Devil's Advocate »

DocMumpitz hat geschrieben:werkelt nach seiner Aussage max. 45 - 50 Std. die Woche); Verdienst nach Aussage des Delinquenten: EUR 40k p.a.
Was einen Stundenlohn von 15,38 brutto macht! Wow! :D
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Nochmal was zu den Qualis. Wer Anwalt werden will/muss oder wie auch immer, für den ist eines von zentraler Bedeutung. Er braucht ein überzeugendes Auftreten! Wenn man nicht gerade bei einer Großkanzlei etc. fast ohne jeglichen Mandatenkontakt sein Dasein fristet, dann kommt es vor allem auch auf das Auftreten an. Wenn man einen Mandanten total verunsichert gegenübertritt und ihn auf alle möglichen Probleme hinweist dann mag das zwar fachlich korrekt sein. Wenn man dagegen ohne jede Ahnung und mit völliger Selbstüberschätzung den Mandaten erklärt, das sei alles kein Problem, das geht schon klar, kommt das bei vielen besser an. Wenn man dann noch ein paar Standartausreden hat warum es trozdem schiefgegangen ist, hinterläßt man oft auch einen guten Eindruck beim juristisch völlig unbedarften Auftraggeber (kommt natürlich auf die Klientel an).

Deshalb achten viele bei der Einstellung (gerade wenn die Noten etc. nicht so berauschend sind) vor allem auf das Auftreten. Das ist natürlich bei hochspezialisierten Kanzleien gänzlich anders.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ryan21232 hat geschrieben:Euer Ernst? - Das ist ja wohl ein schlechter Witz, oder??!!
Ich hab mich neulich erst gefreut, als ich die Statistik in der Jus-Beilage gelesen habe.

Danach verdient der Durchschnittsjurist im ersten Jahr um die 30K.
Die Spanne reicht dabei von 20K bis 45 K mit im Wesentlichen gleich großen Gruppen( die zw. 40 und 45 ist kleiner).

Der DAAD gibt dagegen immer wieder Horrorstatistiken raus , wonach das Durschnittsnettoeinkommen bei 1500€ liegen soll....

Was stimmt denn nun....unter 40K per anno wollte ich bei entsprechenden Examen nicht anfangen....
Was sind "entsprechende Examen"? Es geht natürlich auch höher, vor allem wenn du in größere Kanzleien willst. Aber wie schon geschrieben, kleinere, nicht spezialisierte Kanzlein können soviel nicht zahlen, selbst wenn du in der Summe 36 Punkte gemacht hast :D
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Was Urlauberin da aufzählt sind die Anforderungen für 90K Einstiegsgehalt. Ich denke, wenn man die Examina addiert und damit über 17 Punkte kommt, sollte wenigstens etwas in Frage kommen was grob R1 brutto entspricht, also so um die 40K. LLM und Promotion kann man in den großen Läden eh noch nachschieben, H+M und G+L bieten das ausdrücklich an, andere schielen da gar nicht erst so drauf. Auslandserfahrung bekommt man im Secondment. Das soll nicht heißen, dass das alles nicht nice to have wäre. Aber harte Einstellungskriterien sind das nicht. O-Ton Gleiss & Lutz Partner: Promotion oder ernstliche Absicht zu promovieren.

Fälle bekannt? Ja, kenne mehrere Leute, die in großen Buden arbeiten und mindestens ein befriedigendes Examen haben.

Im Endeffekt sind es doch andere Kriterien, die zählen, ich weiss nur leider überhaupt nicht welche. Ich habe z.B. im Referendariat im gleichen Laden das Doppelte angeboten bekommen, wie ein AG-Kollege und der ist mir eine immerhin schon eingereichte und relevante Promotion voraus. Bessere Brille? Weniger Mundgeruch? Schönere Schuhe? Ich weiß es echt nicht. Kenne Leute mit befriedigend und vb, die seit 6 Monaten arbeitslos sind und Leute mit zwei befriedigend die dicke Jobs an Land gezogen haben.

Huch, das ist jetzt ein etwas allgemeiner Rant geworden, sorry. 12 Stunden Bib heute :(
urlauberin
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Beitrag von urlauberin »

:-k Ok, bei all den Beispielen sehe ich ein, ich kenne offensichtlich die falschen Leute.
Oder sie untertreiben alle mit ihrem Gehalt..... #-o
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

ckd hat geschrieben: Im Endeffekt sind es doch andere Kriterien, die zählen, ich weiss nur leider überhaupt nicht welche. Ich habe z.B. im Referendariat im gleichen Laden das Doppelte angeboten bekommen, wie ein AG-Kollege und der ist mir eine immerhin schon eingereichte und relevante Promotion voraus. Bessere Brille? Weniger Mundgeruch? Schönere Schuhe? Ich weiß es echt nicht. Kenne Leute mit befriedigend und vb, die seit 6 Monaten arbeitslos sind und Leute mit zwei befriedigend die dicke Jobs an Land gezogen haben.
Ich hätte nich gedacht, dass es einen so großen Unterschied beim Gehalt gibt. Das Doppelte ist ja schon extrem (meinst du mit "im Referendariat angeboten bekommen", eigentlich das Geld für die Ref-Station oder hast du während des Ref. ein Angebot für eine Festanstellung bekommen).

PS: Was sind für dich den die dicken Jobs :D
Pippen
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Beitrag von Pippen »

Also ich hab die Erfahrung gemacht, dass Quali's selbst bei großen Kanzleien relativ gesehen werden, was angesichts der Länder- und Jahrgangsunterschiede und der sowieso gegebenen jur. "Unschärferelation" auch sinnvoller ist, als die gegenwärtige Behördenmentalität (die sich aber wohl aus der Finanzsituation erklärt).

Ich zB bin zwar im besten Drittel meiner Jahrgänge, aber mein mittleres befr. und höheres ausr. entspricht eigentlich so gar nicht einer Großverdienerperspekitve. Und trotzdem habe ich mal für eine nicht große, aber renommierte Kanzlei für deutlich über 5T € pro Monat malocht (wohlgemerkt, ohne Vit. B und ich war Berufsanfänger!!). Danach hatte ich aber auch wieder Angebote von anderen Kanzleien für weit unter 2.000 € bei Vollzeit - pure Marktwirtschaft also, mal hat der Löwe auf einmal drei Zebra gerissen und kanns gar nicht erfressen und dann wieder gibts Hungermonate.

Hier wäre eigentlich an die Gründung einer Gewerkschaft der jungen RA o.ä. zu denken. Damit könnte man einiges bewirken. Derartiges scheint aber noch nie angedaht worden zu sein....
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Stan hat geschrieben: Was sind "entsprechende Examen"? Es geht natürlich auch höher, vor allem wenn du in größere Kanzleien willst. Aber wie schon geschrieben, kleinere, nicht spezialisierte Kanzlein können soviel nicht zahlen, selbst wenn du in der Summe 36 Punkte gemacht hast :D

naja 36 Punkte werdens wohl nicht ganz.....meine Aussage zielte so in etwa auf die genannten 17....

auf Großbuden wollt ich übrigens gar nicht hinaus, da 50K+ in den Bereich fällt, den nur noch 5% aller Einsteiger bekommen. Es passt sich also schon dem Notenschnitt an.

Nach dieser Theorie müsstest du mit 6,5-9 Punkte ganz gut nen Job mit nem Anfangsgehalt zwischen 35 und 45 K bekommen.....nur wo?

Mittelständische Kanzlei oder Unternehmen??
mat
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Beitrag von mat »

@ devils advocate : da der bei uns eingestellte Bewerber bei uns vorher über einen längeren Zeitraum als Referndar mitgearbeitet hat, wußte er, dass wir nicht mehr zahlen wollten / konnten, wir ihm aber für die Zukunft durchaus eine Perspektive aufzeigen konnten
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

hardy: Es ging um das Geld im Referendariat. Ein Jobangebot habe ich in dieser Richtung noch nicht, fange aber auch erst im Spätsommer in der Station in einer Großkanzlei an. Die Anwaltsstationen habe ich in kleinen Läden gemacht.
Dicke Jobs: angesehene Großkanzlei.

Heute übrigens einen alten Kollegen getroffen. Einmal VB, einmal oberes befriedigend, keine Promotion, kein LLM, arbeitet jetzt in einer Magic Circle Kanzlei. Noch so ein Beispiel.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Sorry, aber was ist ne Magic Circle Kanzlei? :-w
ready_or_not
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Beitrag von ready_or_not »

Ryan21232 hat geschrieben:Sorry, aber was ist ne Magic Circle Kanzlei? :-w
Als Magic Circle bezeichnet man die fünf Elite-Kanzleien in London:

Allen & Overy
Clifford Chance
Freshfields Bruckhaus Deringer
Linklaters
Slaughter and May
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

ckd hat geschrieben:hardy: Es ging um das Geld im Referendariat. Ein Jobangebot habe ich in dieser Richtung noch nicht, fange aber auch erst im Spätsommer in der Station in einer Großkanzlei an. Die Anwaltsstationen habe ich in kleinen Läden gemacht.
Nochmal eine Nachfrage: Lag es an den unterschiedlichen Examensnoten? Weil ein so großer Unterschied ist doch erstanunlich. Oder bist du einfach der Sympathieträger schlechthin :D Hast du eigentlich verhandelt, oder haben die einfach gesagt wieviel die zahlen wollen. Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass im Ref. jeden annähernd gleichviel gezahlt wird. Aber scheint doch nicht so zu sein.
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