Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

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TaxMan
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von TaxMan »

selbst mit R1 (im Bereich der Notarkasse) ist man ja nicht rettungslos verarmt.

:mademyday:
Wer bei Vermietungs- und Gewinneinkünften keinen Steuerberater aufsucht, handelt i.d.R. grob fahrlässig.
Micha79
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Micha79 »

Ja, leider gibt es erhebliche regionale und strukturelle Unterschied, selbst innerhalb derselben Stadt. Ohne selbst aus Bayern zu kommen: In Bayern geht es professionell und gerecht zu (Einkommensergaenzung und Kassenangestellte fuer Sch...notariate, die sonst keiner haben will), im Rheinland nicht....In Hamburg ist der Durchschnittsverdienst angeblich am hoechsten, was bei 7er-Sozietaeten kein Wunder ist. Andererseits werden diese Sozietaeten langsam abgeschmolzen, was zu vielen (De-Facto)Nullstellen fuehren duerfte. Weiss jemand genaueres ueber die einzelnen Notarkammern?

Uebrigens: Wenn ich dauerhaft unter R1 verdiene, warum bin ich dann mit einem solchen zweiten Staatsexamen ueberhaupt Notar? Dann doch lieber Richter oder Anwalt; Insolvenz-, Haftungs- und Arbeitgeberrisiko ohne Kompensation (jedes Risiko erheblich groesser als bei einem RA, und man beachte die Examensnote) erscheint mir doch fragwuerdig: dann lieber R1 am Gericht. Nein, Geld ist nicht alles, aber ganz ohne geht es leider nicht...
Niederegger
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Niederegger »

Ohne selbst dazu eine vergleichende Vorstellung zu haben: Ist das Haftungsrisiko des Durchschnittsnotars wirklich gravierender als das des Anwalts? Freilich haftet der Notar persönlich. Andererseits: Durch die Spezialisierung und ständige Übung auf Gebieten, die die Beurkundung erfordern, erledigen die Notariate doch den allergrößten Teil ihrer Arbeit ordentlich oder wenigstens ohne haftungsrechtliche Sanktionen. Der Associate der Großkanzlei haftet vielleicht nicht nach außen, wird aber doch halt entlassen, wenn er einen Fehler macht. Ist das besser? Selbständige Anwälte haften im Prinzip schon auch - und gerade bei solchen Mandaten, deren Haftungsrisiko von der Versicherung evtl. nicht mehr getragen würde: Lassen es die Mandanten da wirklich durchgehen, eine Rechtsanwalts-GmbH mit verflüchtigtem Stammkapital zu mandatieren?
Meine - angesichts der bei mir üblichen Geschäftswerte ausreichende - Haftpflichtversicherung hat sich übrigens bislang noch nicht rentiert, auch noch nicht meine Versicherung gegen Vorsatz (Vertrauensschadenfonds) ... ;)
Simplex sigillum veri.
Micha79
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Micha79 »

Du hast schon recht mit der Spezialisierung, aber:

-Die Haftungssummen sind idR groesser, weil Notare tendenziell groessere Geschaeftswerte haben als Anwaelte
-In erbrechtlichen Sachen kann ein Haftungsfall unerwartet und aus heiterem Himmel kommen
-Der Markt fuer Versicherungen ist auf Anbieterseite ein Oligopol: Notare haengen an der Haftpflichtversicherung wie Fixer an der Nadel, und das wissen die Versicherungen auch. Daher wird es immer teurer, und es werden auch Pseudo-Risiken (zwangs)mitversichert. Neulich wurde bspw. das Risiko fuer Haftung fuer Veroeffentlichungen angepriesen (daraus kann kein Haftungsfall entstehen, wenn man nicht jemanden vorsaetzlich beleidigt, schon gar kein Notarhaftungsfall).
-Bei Gerichten bestehen leider gelegentlich zwei verfehlte Vorstellungen, die eine Notarhaftung beguenstigen: erstens, der Notar koenne schon zahlen, er sei ja versichert, und zweitens, Notare sind so reich, da koennen sie auch einmal haften.


Viele Fehler im Notariat entstehen ja auch bei Routinetaetigkeiten, die ein Notar gar nicht alle ueberwachen kann (zB Mitarbeiterfehler); oder laesst Du Dir jede Akte vorlegen, wenn Du etwas unterschreibst? Oberhalb von 1000 Nummern scheint mir das schon unmoeglich; und 1000 Nummern reichen nicht annaehernd fuer einen wirtschaftlichen Betrieb aus (ausserhalb Bayerns).

Es freut mich natuerlich sehr, wenn Du Dich so sicher fuehlst vor Haftungsrisiken. Natuerlich sollte man nicht in Panik verfallen, aber aus meiner Sicht ist das Risiko auf jeden Fall derart, dass es bei der Berufswahl (und den Anspruechen an einen angemessenen Unternehmerlohn) eingepriesen werden muss.

Gruesse
Micha
ready_or_not
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von ready_or_not »

TheLawyer hat geschrieben:Das mit der Gelddruckmaschine ist ein altes Gerücht: Es stimmt nicht! Ich kenne selbst einige Notare (Rhl. und HH) persönlich. Richtig ist, dass die gut verdienen, aber bei weitem nicht so viel wie in einer Großkanzlei!!! Und die Arbeit ist durchaus viel und anspruchsvoll. Hinzu kommt das persönliche wirtschaftliche Risiko (Haftung!!!). Gerade im Rheinland gibt es genug Notare, die nach Wegfall der Ausgleichsleistung deutlich unter R1 verdienen. Außerdem kommt man auch nicht einfach mal eben so in ein Wirtschaftsnotariat - das geht streng der Reihenfolge nach...

Naja, zuschieben wird wohl in der Regel keiner ... aber es gibt sicherlich die Tendenz, Sachen möglichst in einer Urkunde zu regeln, statt deren zwei zu machen und so die Nummernzahl zu drücken ....
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Gelöschter Nutzer

Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Moin Moin,

um diesen Fred wieder aufzuwärmen:

Kennt jemand von Euch verifizierte Grundvoraussetzungen, um in Hamburg Notar werden zu können? Und unterstellt die Noten stimmen, welche Kriterien spielen dann bei der Entscheidung die entscheidende Rolle? Wie läuft der Entscheidungsprozess nach einer Ausschreibung denn konkret ab?

Und hinsichtlich der Aussage, als Großkanzleianwalt verdiene man mehr als ein Notar: Partner oder Associate? Schließlich ist die Partnerschaft in einer Wirtschaftkanzlei inzwischen nicht mehr so unbedingt der Selbstgänger...

Beste Grüße Kerli
Micha79
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Micha79 »

Im Forum stand doch neulich mal etwas zum Rheinland, was auch meinen Informationen (aus zweiter Hand) entspricht. Natürlich lassen sich die Notare nicht gern in die Karten schauen, sodass ich auf Mutmaßungen von befreundeten Assessoren angewiesen bin. In HH scheinen die (mir bekannten) Assessoren nicht einmal über Gerüchte zu verfügen (oder nichts preisgeben zu wollen, weil sie so wenige sind), sodass ich Dir leider nicht weiterhelfen kann. Bedenke aber unabhängig davon, dass hier von Durchschnittswerten die Rede ist und es Notare gibt, die sehr viel mehr verdienen (zwangsläufig damit auch solche, die sehr viel weniger verdienen, sofern keine Einkommensergänzung vorhanden).

Nach den mir verfügbaren Informationen würde ich mich (anders als früher) im Rheinland derzeit nicht bewerben (Hamburg kenne ich nicht, möchte ich aber auch nicht hin, ebensowenig in sonstige Gebiete des Nurnotariats), obwohl ich die Tätigkeitsspanne sehr interessant finde; die Gefahr, mit Mitte/Ende 30 mit 40.000 brutto, gekoppelt mit Arbeitgeber- und Insolvenzrisiko nach Hause zu gehen, scheint mir zu groß zu sein, selbst wenn ich es nicht zuverlässig einschätzen kann. Allen, die jetzt meinen, das sei doch gar nicht so schlecht, sei gesagt, dass die Assessoren in der Regel mindestens ein Doppel-VB haben und daher diese Perspektive immer mit der "4 Jahre Großkanzlei und dann Unternehmen"-Perspektive oder Vergleichbarem messen.
Klar kann man sich nach einer gewissen Zeit wegbewerben - aber was, wenn dann das Nurnotariat wg. der EU abgeschafft wird? Sobald die entsprechende EGH-Entscheidung kommt und positiv ausfällt, kann man noch einmal nachdenken; aber auch unabhängig vom Vertragsverletzungsverfahren gibt es permanent Attacken auf das Notariat, z. B. bei der Unterminierung von Formvorschriften betreffend die Beurkundung, siehe jetzt z. B. die "EPG". Würde § 15 Abs. 4 GmbHG gestrichen (was in Erwägung gezogen bzw. gefordert wurde), würde das Notariat wohl schlagartig aufhören, selbst im Durchschnitt ein finanziell attraktiver Beruf zu sein.

Da die Tätigkeit aber mE spannend ist, wäre ein Anwaltsnotariat eine interessante, in Erwägung zu ziehende Alternative...

Beste Grüße
Michael
Gelöschter Nutzer

Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Tja, das sind bedenkenswerte Aspekte!

Ohne eine zumindest hohe Wahrscheinlichkeit, die Associate-Gehälter zu übertreffen, ist das Notariat für mich nicht attraktiv. Bleibt die Frage, wie kommt man an Durchschnittsverdienst-Infos? Ich denke, ich werde den direkten Weg wählen und das Gespräch mit der Notarkammer Hamburg suchen.

Vielen Dank für den input!
Micha79
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Micha79 »

Wenn der Durchschnittsverdienst den Schluss auf eine "hohe Wahrscheinlichkeit" zulässt, wärst Du noch gut dabei; für die Berechnung einer Wahrscheinlichkeit (sofern so etwas überhaupt Sinn macht) müsstest Du auch noch die anderen, von mir genannten Aspekte berücksichtigen.

Ich würde allerdings eine Nur-Notar-Stelle bei gleichem Gehalt einer Associate-Stelle vorziehen, aber das sind natürlich Geschmacksfragen.

Viel Erfolg
Michael
Gelöschter Nutzer

Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf)?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Sicherlich spielen auch Risiken,Unsicherheiten hinsichtlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen etc bei der Entscheidung für oder gegen das Nurnotariat eine Rolle. Der wahrscheinlich zu erzielende Verdienst ist lediglich ein erstes Ausschlußkriterium. Dass diesbezüglich niemand verbindliche Aussagen tätigen kann liegt in der Natur der Sache. Mir würde es allerdings reichen,Erfahrungswerte von "Insidern" zu bekommen...
Joshua
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Re: Wo verdient ein Nur-Notar wohl am besten (HH, Bay, DDorf

Beitrag von Joshua »

Weiß jemand, wie die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Einkommen der Nur-Notare sind?

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