hier kommt erst eine Schildung meiner Situation und dann ein paar Fragen, bei denen ihr mir helfen könntet.
I. Situation
Ich bin im 2. Berufsjahr als Associate in einer Top 20-Großkanzlei. Die Lage ist ziemilich beschissen. Aus folgenden Gründen:
- Arbeit für zwei fordernde Partner gleichzeitig. Beide Partner erwarten jeweils immer, dass ich ihre Aufträge asap erledige, und stimmen sich grundsätzlich nie untereinander ab.
- Stark zugenommene Arbeitsbelastung (diese Woche jeden Tag von punkt 9 bis 22-24h + jetzt auch noch am Wochenende). Dies ist noch nicht einmal durch ein besonders aufwändiges Mandat bedingt, sondern durch typische Ineffizienzen (mangelnde Kommunikation; Nicht-Verfügbarkeit, Überlastung oder Bequemlichkeit der Kollegen; "sportliche" Erwartungshaltung der Mandanten...).
- Partner 1 bindet mich schlecht in Mandate ein, Kommunikation und Teamarbeit finden praktisch nicht statt; er schreibt einzelne knappe E-Mails und erwartet dann, dass man alles managed und regelt - ohne Informationen zu haben, denn mit dem Mandanten kommuniziert er ja, ohne mich einzubinden.
- Partner 2 ist deutlich kommunikativer, einbindender und steht ständig mit Aufträgen auf der Matte, hat aber irrsinnige Vorstellungen, wie schnell man 30-seitige Dokumente durchlesen/draften und nebenbei auch noch alles andere, bis hin zu Sekretariatsaufgaben, erledigen kann.
- Die Sekretärinnen haben bei den Partnern grundsätzlich ein besseres Standing als der Associate, aber das ist ein Thema für sich.
- Mindestens Partner 2 hat eine unmögliche Art als Vorgesetzter, einen herumzukommandieren und zu kritisieren.
- Die Abrechenbarkeit meiner geleisteten Stunden ist undankbar (vereinbarte Caps in geringer Höhe)
- Jedenfalls sind beide Partner auch noch unzufrieden mit meiner Arbeit/meinen billable hours im Vergleich zur internen Konkurrenz, ob zu Recht oder zu Unrecht, sei dahingestellt. Es kam nun inzwischen auch die Ansage, dass ich mir etwas anderes suchen solle (quasi die Kündigung).
- Also bin ich auf Jobsuche. Ich denke selbst schon länger über mögliche Jobwechsel nach, und möchte inzwischen auch wirklich entnervt weg. Dabei muss ich eingestehen, dass die Situation schon von Anfang an nicht das Wahre war. Aber als Berufseinstieg konnte der Job bei dem renommierten Arbeitgeber erst mal nur von Vorteil sein. Gut, das hätte ich mir vorher besser überlegen sollen, bei welcher Kanzlei ich anfange.
- Nach meinem Gefühl beginnt jetzt eine Ausbeutungsphase, und ich komme vor Arbeitsbelastung kaum zur Jobsuche.
Mir stellt sich nebenbei auch die Frage, wie der Karriereweg denn überhaupt verlaufen soll, denn aus der Wirtschaftskanzlei-Mühle möchte ich mit einiger Wahrscheinlichkeit langfristig raus (der Anwaltsjob ist füt mich nicht der Traumberuf, selbst wenn man mal Partner ist).
II. Fragen
Da man mich ja loswerden will und zugleich im laufenden Job ausbeutet, stellen sich mir - quasi arbeitsrechtlich - folgende Fragen:
1. Sollte ich einen Fachanwalt für Arbeitsrecht hinzuziehen?
2. Wie kann ich einer "echten" Kündigung vorbeugen? Möglicherweise schiebt die Kanzlei einen Grund vor, weil ich Anweisungen nicht ausgeführt hätte, nicht 9 Uhr morgens da gewesen sei etc.
3. Wie kann ich gleichzeitig dem Druck entgegenhalten, um nicht ausgerechnet jetzt besonders viel zu arbeiten und noch Zeit für die Jobsuche zu haben?
4. Wie gehe ich generell überhaupt vor? Meine gegenwärtige Vorstellung sieht so aus:
a) Bewerben (und dabei schlicht sagen "Im jetzigen Job passt es nicht mehr so gut, bitte sagen Sie nichts meinem Arbeitgeber"). Zeugnis kann naturgemäß nicht vorgelegt werden.
b) Nach Zusage durch neuen Arbeitgeber Auflösung des alten Arbeitsverhältnisses und gutes Zeugnis einstielen. Bei Wechsel zur unmittelbaren Konkurrenz nicht verraten, wohin man wechselt.
c) Neuen Arbeitgeber in dem Glauben lassen, er habe mich "abgeworben".
So das reicht erst mal. Die anderen Fragen, wo es denn hingegen soll, etc. schiebe ich mal auf.