GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Alle Fragen, die den Bereich des Foren-Namens abdecken

Moderator: Verwaltung

Samson
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1471
Registriert: Samstag 21. April 2007, 20:20

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Samson »

Joshua hat geschrieben:
Samson hat geschrieben: Wie soll dieses wären [Wehren, ergänzt Joshua] - außer kündigen bzw. gar nicht erst anfangen - denn aussehen?
Ganz klar ein Kollektivhandlungsproblem, diese Ausbeutung.

Wenn alle, die die entsprechenden Noten haben, bei der Einstellung klar machen würden, dass Arbeit nach 20 Uhr nicht - also unter keinen Umständen - gemacht wird, Urlaub konsequent genommen wird und Wochenende Wochenende ist, und es dann auch keine Streikbrecher gäbe, müssten die Kanzleien umdenken.
Ja. Aber es gibt immer noch eine gewisse Zahl von Leuten, die nach der Maxime "für Summe X schenke ich dir beliebig viel Lebenszeit" verfahren. Es sind zar weniger geworden lals früher, was ja bereits teilweise zu vereinzeltem Umdenken der Kanzleien geführt hat, aber immer noch zu viele, als dass es keine "Streikbrecher" gäbe.
Benutzeravatar
Tikka
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 3049
Registriert: Montag 23. Februar 2009, 09:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Tikka »

Keine Experimente! Wählt Adenauer.
Joshua
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1644
Registriert: Freitag 31. August 2007, 14:53

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Joshua »

...wobei das Argument mit der Freiwilligkeit fadenscheinig ist. Denn damit kann man nahezu jede Arbeitsbedingung rechtfertigen, da das meiste, was an Arbeit geleistet wurde und wird, (gerade noch) unter den freien Willen fällt.

Damit hätte man z.B. jeden gewerkschaftlichen Fortschritt bei Löhnen, Arbeitszeit etc. in Frage stellen können. Etwa: Warum 40-Stunden-Woche? Die Menschen arbeiten doch freiwillig 45 Stunden und wissen, worauf sie sich einlassen.

Ich denke, es ist legitim, auch auch für Berufsanfänger in Großkanzleien Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu diskutieren.

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“
Egon Bahr 2013
Benutzeravatar
scndbesthand
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1992
Registriert: Freitag 18. Januar 2008, 17:08
Ausbildungslevel: Anderes

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von scndbesthand »

Anders als der Fabrikarbeiter Mitte des 19. Jahrhunderts steht der gemeine Großkanzlei-Associate aber nicht vor der Wahl, entweder die einzige ihm angebotene Arbeitsstelle mit unmenschlichen Bedingungen zu akzeptieren oder auf der Straße zu stehen und zu verhungern. Insoweit hat die Freiwilligkeit hier schon eine etwas andere Qualität.


Gesendet von iPad mit Tapatalk
„Willkommen beim kassenärztlichen Servicecenter. Hinweise zum Datenschutz finden Sie unter ElfSechsElfSieben Punkt DeEh Släsch Datenschutz. Wenn Sie in einer lebensbedrohlichen Situation sind, legen Sie bitte jetzt auf und wählen EinsEinsZwei.“
Benutzeravatar
Trente Steele82
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 6079
Registriert: Mittwoch 27. Januar 2010, 19:19
Ausbildungslevel: RRef

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Trente Steele82 »

Joshua hat geschrieben:
...wobei das Argument mit der Freiwilligkeit fadenscheinig ist. Denn damit kann man nahezu jede Arbeitsbedingung rechtfertigen, da das meiste, was an Arbeit geleistet wurde und wird, (gerade noch) unter den freien Willen fällt.

Damit hätte man z.B. jeden gewerkschaftlichen Fortschritt bei Löhnen, Arbeitszeit etc. in Frage stellen können. Etwa: Warum 40-Stunden-Woche? Die Menschen arbeiten doch freiwillig 45 Stunden und wissen, worauf sie sich einlassen.

Ich denke, es ist legitim, auch auch für Berufsanfänger in Großkanzleien Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu diskutieren.
Nicht nötig. Für Currywurst und kalte Drinks auf der Dachterasse ist schon gesorgt....

http://www.lto.de/recht/sponsored/s/sky ... hite-case/
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
OJ1988
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4498
Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von OJ1988 »

Wie, hübschere Teilnehmer als die auf dem Titelfoto dieses "sponsored article" abgebildeten waren nicht vorhanden? Also nichts verpasst \:D/
Benutzeravatar
Wasserprobe
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 18
Registriert: Montag 27. Juni 2016, 17:00
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Wasserprobe »

Wer schon zu solchen Werbemassnahmen greifen muss hat all sein Pulvrr verschossen.

Gesendet von meinem SM-G925F mit Tapatalk
Wenn der oder die Angeklagte nicht schwamm, wurde er oder sie wieder aus dem Wasser gezogen – wobei es hier auch zu ungewollten Todesfällen kommen konnte. Dies protokollierte man als einen Verfahrensfehler.
cad
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 30
Registriert: Dienstag 19. April 2016, 16:15
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von cad »

Sehr schön sind auch die Namensschilder auf der Brust :D
Samson
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1471
Registriert: Samstag 21. April 2007, 20:20

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Samson »

Joshua hat geschrieben: Ich denke, es ist legitim, auch auch für Berufsanfänger in Großkanzleien Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu diskutieren.
Diskutieren kann man alles. Die Frage ist aber immer noch, wie du das durchsetzen willst, so lange es genug - oder zumindest viel - williges Datenraumvieh gibt.
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Tibor »

Wie gesagt, alles eine Frage des Preises. In der Konsumgesellschaft werden oftmals materielle Werte (Geld) bei Absolventen höher gewichtet als immaterielle Wert (Freizeit). Es wird also immer Absolventen geben, die Freizeit für ein paar Jahre nach dem Studium gegen Geld eintauschen, um damit sich am Dienstleistungs- und Gütermarkt zu befriedigen. Erst wenn ein Sättigungsgefühl eintritt oder bspw wegen Kinderwunsch die Freizeit nun wertvoller erscheint, wechselt die Person den Job. Das ist simple BWL und funktioniert auch so simpel, da es keinerlei Zwang zur Arbeit zu diesen Konditionen gibt. Ganz anders sieht das bspw in Großbuden in den USA aus, wenn dort Absolventen unbedingt dort arbeiten müssen, um hohe Darlehensschulden aus Studienkosten bedienen zu können. Einen solchen wirtschaftlichen Druck dürften die wenigsten GK-Einsteiger in Deutschland haben.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Benutzeravatar
Tikka
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 3049
Registriert: Montag 23. Februar 2009, 09:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Tikka »

Vor allem bitte eins nicht vergessen:

Alle die solche Läden schon mal von innen gesehen haben wissen auch, dass es so schlimm nicht ist. Vor 9:00 arbeitet da im Normalfall niemand. Es gibt zum Teil ausgedehnte Mittagspausen und für diverse Schwätzchen etc. findet sich auch immer jemand. Auch haben alle Grossbudisten hier im Forum immer noch ausreichend Zeit umfänglich hier teilzunehmen. Es gibt nicht immer nur "crunchphasen".

Und es wird ja durchaus was geboten: Pinkepinke, einige echt gute Feiern, viele junge Kollegen in der gleichen Situation, z.T. echt spannende Mandate, Weiterbildung und eben einen guten Namen für den Lebenslauf, denn machen wir uns nix vor: ebenso wie die Unternehmensberatungen für BWLer sind Großkanzleien für die meisten von Vornhinein angelegt nur als erste Station im Berufsleben von der aus man dann nach 2-5 Jahren noch alle Möglichkeiten hat.

Deswegen sorry Joshua, Dein Appell dürfte verhallen. Die Damen und Herren die hier betroffen sind, haben ihr Schicksal im Gegensatz zu irgendwelchen gewerblichen Beschäftigten selbst gewählt und können ihr Engagement meist relativ zwanglos beenden und in die Arme von Vatter Staat, in ein Unternehmen, Verband oder sonst wohin wechseln.
Zumal in Zeiten wo die Grossbuden ihre Gehälter gerade nochmal kräftig nach oben geschraubt haben (und das ganz ohne Gewerkschaft) Mitleid noch weniger angebracht sein dürfte als ohnehin schon.
Keine Experimente! Wählt Adenauer.
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Tibor »

Das ganze riecht sowieso nach einem Fuchs, der nicht an die süßen Trauben reicht.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Benutzeravatar
Baron
Fossil
Fossil
Beiträge: 9032
Registriert: Dienstag 25. November 2003, 10:25
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Baron »

Tikka hat geschrieben:Vor allem bitte eins nicht vergessen:

Alle die solche Läden schon mal von innen gesehen haben wissen auch, dass es so schlimm nicht ist. Vor 9:00 arbeitet da im Normalfall niemand. Es gibt zum Teil ausgedehnte Mittagspausen und für diverse Schwätzchen etc. findet sich auch immer jemand. Auch haben alle Grossbudisten hier im Forum immer noch ausreichend Zeit umfänglich hier teilzunehmen. Es gibt nicht immer nur "crunchphasen".

Und es wird ja durchaus was geboten: Pinkepinke, einige echt gute Feiern, viele junge Kollegen in der gleichen Situation, z.T. echt spannende Mandate, Weiterbildung und eben einen guten Namen für den Lebenslauf, denn machen wir uns nix vor: ebenso wie die Unternehmensberatungen für BWLer sind Großkanzleien für die meisten von Vornhinein angelegt nur als erste Station im Berufsleben von der aus man dann nach 2-5 Jahren noch alle Möglichkeiten hat.

Deswegen sorry Joshua, Dein Appell dürfte verhallen. Die Damen und Herren die hier betroffen sind, haben ihr Schicksal im Gegensatz zu irgendwelchen gewerblichen Beschäftigten selbst gewählt und können ihr Engagement meist relativ zwanglos beenden und in die Arme von Vatter Staat, in ein Unternehmen, Verband oder sonst wohin wechseln.
Zumal in Zeiten wo die Grossbuden ihre Gehälter gerade nochmal kräftig nach oben geschraubt haben (und das ganz ohne Gewerkschaft) Mitleid noch weniger angebracht sein dürfte als ohnehin schon.
=D>
Benutzeravatar
Mr_Black
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 6237
Registriert: Dienstag 25. März 2008, 11:47
Ausbildungslevel: RA

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Mr_Black »

Und: "Gut gefallen hat mir insbesondere die Möglichkeit, neue Kontakte mit jungen Juristen in meinem Alter knüpfen zu können", sagt Roman Kehrberger, Doktorand aus Heidelberg.
Weil man als Student/Doktorand auch sonst so wenig Möglichkeiten hat, mit jungen Juristen in Kontakt zu kommen ::roll:
- Söldner des Rechts -
Orkan der Rechtspflege
Gelöschter Nutzer

Re: GK: schlecht gelaufen und Exit zweites Berufsjahr

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Die Forderung nach mehr Berücksichtigung der Angestelltenrechte bzw. einer verträglicheren Steuerung der Arbeitsbelastung scheitert doch bereits im Ansatz am Konzept des freien Anwaltsberufs in einem Wettbewerbsumfeld. Und zwar nicht nur wegen der Position der Kanzleien, sondern auch wegen der Interessen der Associates.

In der GK wird doch faktisch die Rolle des Anwaltsunternehmers auch auf die Angestellten angewendet. Es wird bereits vom Associate erwartet, dass er agiert wie ein - maximal profitorientierter - Unternehmer und sich im Zweifel aufreibt. Dummerweise natürlich nicht zum direkten eigenen Vorteil, sondern nur mit der vagen Aussicht, tatsächlich einmal beteiligt zu werden.

Aber diesen Deal akzeptieren die Associates - neben dem guten Geld - trotzdem, um sich dem Stahlbad einmal ausgesetzt zu haben. Sei es, um zu prüfen, ob der Anwaltsberuf auf diesem Level etwas für einen ist, sei es, um sich mit dem Ausweis, diese Welt zu kennen, weiterzubewerben.

Das ist also im System angelegt, es kann aktuell eigentlich keinen GK-Anwalt mit Mitte 40 in einer 40-Stunde-Woche und Überstundenausgleich geben. Anders wäre es, wenn man sich wie ein normales Unternehmen aufstellen würde, ohne den Anspruch der Partner, im Endeffekt auf eigene Rechnung Profite zu maximieren und maximale Freiheit zu haben. Bei den WP-Gesellschaften kann man das sehen, da läuft es schließlich sehr viel "normaler".

Gerade vor diesem Hintergrund gibt es im Übrigen auch keine Personalentwicklung in GKs wie in "normalen" Unternehmen. Einerseits, weil es gar nicht angestrebt wird, langjährige Angestellte zu entwickeln und andererseits, weil es die Partner auch gar nicht können. Die Personalführungsfähigkeiten scheinen durch die Bank unterentwickelt, nicht zuletzt, weil es mit dem Berufsbild des freien Anwalts auch gar nichts zu tun hat.

EDIT: Klar könnte man durch die nachrückenden Associates erzwingen, dass das System nicht mehr funktioniert und die Wendung hin zum "normalen" Unternehmen forcieren. Aber wer sollte daran im Endeffekt Interesse haben? Den Bewerbern, denen das alles zu wahnsinnig ist, stehen ja genug Alternativen offen. Insbesondere jene Bereiche, in denen Rechtsberatung nicht so "amerikanisch" betrieben wird.
Antworten