Seit kurzer Zeit Volljuristin. Was nun?

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Eagnai
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Re: Seit kurzer Zeit Volljuristin. Was nun?

Beitrag von Eagnai »

j_laurentius hat geschrieben:Dann scheint sich das Angebot-Nachfrage-Verhältnis im Vergleich zu vor zehn Jahren aber ganz schön verändert zu haben.
Hat es tatsächlich, jedenfalls hier im Bezirk Hamm.

Siehe zum Beispiel auch aktuelle Artikel wie diesen: http://www.westfalen-heute.de/mitteilung.php?37429

Demnach hatte im letzten Jahr im Bezirk Hamm jeder dritte eingestellte Bewerber "nur" ein Befriedigend. Das entspricht auch meinem persönlichen Eindruck, ich kenne jede Menge Leute persönlich oder vom Hörensagen, die in den letzten zwei Jahren auch ohne Prädikat eingestellt wurden.

Meine Referendarin, die Anfang des Jahres bei mir in der (StA-)Station war, ist aktuell in den Sitzungen mehrfach von den Richtern darauf angesprochen worden, dass sie derzeit zum "Werbungmachen" für den richterlichen Dienst aufgefordert seien. Die beiden Eigentlich-Richter, die wir derzeit im Laufbahnwechsel haben, haben ebenfalls entsprechende Bitten um "Werbung" vom OLG erhalten.

Im Moment lohnt es sich also wirklich, es auch ohne Prädikat zu versuchen.
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Trente Steele82
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Re: Seit kurzer Zeit Volljuristin. Was nun?

Beitrag von Trente Steele82 »

Das erklärt dann wohl auch die "Stellenausschreibung" bei Beck- Online (100 Richterstellen die zu besetzen).
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
Gelöschter Nutzer

Re: Seit kurzer Zeit Volljuristin. Was nun?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Kasimir hat geschrieben:
bienchen84 hat geschrieben:Ich bedanke mich schon einmal herzlich für die Rückmeldungen.

Ja, es ist tatsächlich so, dass die Anforderungen, die man überall hört und liest, sehr verunsichern und das Selbstwertgefühl nicht wirklich stärken. Wenn man zusätzlich noch Artikel im Karriereteil vom Spiegel, der Zeit oder eines anderen Mediums schmökert, dass angeblich viele unter der VB-Schwelle sich mehr oder minder auf eine Existenz als "Anwaltsprekariat" einstellen sollten, dann schlägt das doch arg auf das Gemüt und man stellt sich die Frage, ob nicht das Studium für die Katz war.

Zu der Nachfrage über mein Ref:

Ich habe im Ref in keiner größeren Wirtschaftskanzlei gearbeitet und habe demnach keine Kontakte in dieser Hinsicht, weil ich zwischenzeitlich Probleme im familiären Bereich hatte und deshalb in kleineren Kanzleien in meiner Nähe die Wahl- und Anwaltsstation abgeleistet habe. Es waren zwar allesamt Kanzleien, die auf Zivilrecht fokussiert waren, aber eben "nur" das Triviale aus dem Zivilrecht, d.h. Mietrecht, Erbrecht und Derartiges.

Aber dennoch, ich werde es einfach in den nächsten Wochen mit den Bewerbungen versuchen und abwarten, was passiert. Die Antworten hier bezüglich der Noten haben mich doch ein Stück weit beruhigt. ;)
Viel Erfolg! Bereite dich auf jeden Fall auf die Frage vor, warum du jetzt zu einer Großkanzlei willst, aber im Referendariat keine Station dort gemacht hast. Es besteht immer eine gewisse Hemmung, Leute einzustellen, bei denen man befürchtet, dass sie nicht genau wissen, worauf sie sich einalssen. Informier dich auch gut über die Kanzlei und die Arbeit in Großkanzleien allgemein.
Danke für die Ratschläge! Für mich stellt sich dann noch die Frage, ob es ratsam wäre, die familiären Probleme anzusprechen oder mir tatsächlich eine andere Ausrede zu überlegen, wenn mir diese Frage gestellt wird. Bei mir war es so, dass mein Vater nach einem schweren Bandscheibenvorfall mehrere Monate seinen Alltag kaum bewältigen konnte und ich mir die Arbeiten und unzähligen Fahrten zu Ärzten und Physiotheraputen mit meiner Mutter und meinem Bruder aufgeteilt hatte. Aus diesem Grunde kam es für mich damals nicht in Frage, mich bei irgendeiner Großkanzlei zu bewerben, sondern ich habe Anwalts- und Wahlstationen jeweils in Kanzleien abgeleistet, wo ich den/die Anwalt/Anwälte gut kannte und die Sicherheit besaß, dass ich zur Not auch mal frühzeitig nach Hause oder ein paar Tage aussetzen könnte.
Kasimir
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Re: Seit kurzer Zeit Volljuristin. Was nun?

Beitrag von Kasimir »

bienchen84 hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:
bienchen84 hat geschrieben:Ich bedanke mich schon einmal herzlich für die Rückmeldungen.

Ja, es ist tatsächlich so, dass die Anforderungen, die man überall hört und liest, sehr verunsichern und das Selbstwertgefühl nicht wirklich stärken. Wenn man zusätzlich noch Artikel im Karriereteil vom Spiegel, der Zeit oder eines anderen Mediums schmökert, dass angeblich viele unter der VB-Schwelle sich mehr oder minder auf eine Existenz als "Anwaltsprekariat" einstellen sollten, dann schlägt das doch arg auf das Gemüt und man stellt sich die Frage, ob nicht das Studium für die Katz war.

Zu der Nachfrage über mein Ref:

Ich habe im Ref in keiner größeren Wirtschaftskanzlei gearbeitet und habe demnach keine Kontakte in dieser Hinsicht, weil ich zwischenzeitlich Probleme im familiären Bereich hatte und deshalb in kleineren Kanzleien in meiner Nähe die Wahl- und Anwaltsstation abgeleistet habe. Es waren zwar allesamt Kanzleien, die auf Zivilrecht fokussiert waren, aber eben "nur" das Triviale aus dem Zivilrecht, d.h. Mietrecht, Erbrecht und Derartiges.

Aber dennoch, ich werde es einfach in den nächsten Wochen mit den Bewerbungen versuchen und abwarten, was passiert. Die Antworten hier bezüglich der Noten haben mich doch ein Stück weit beruhigt. ;)
Viel Erfolg! Bereite dich auf jeden Fall auf die Frage vor, warum du jetzt zu einer Großkanzlei willst, aber im Referendariat keine Station dort gemacht hast. Es besteht immer eine gewisse Hemmung, Leute einzustellen, bei denen man befürchtet, dass sie nicht genau wissen, worauf sie sich einalssen. Informier dich auch gut über die Kanzlei und die Arbeit in Großkanzleien allgemein.
Danke für die Ratschläge! Für mich stellt sich dann noch die Frage, ob es ratsam wäre, die familiären Probleme anzusprechen oder mir tatsächlich eine andere Ausrede zu überlegen, wenn mir diese Frage gestellt wird. Bei mir war es so, dass mein Vater nach einem schweren Bandscheibenvorfall mehrere Monate seinen Alltag kaum bewältigen konnte und ich mir die Arbeiten und unzähligen Fahrten zu Ärzten und Physiotheraputen mit meiner Mutter und meinem Bruder aufgeteilt hatte. Aus diesem Grunde kam es für mich damals nicht in Frage, mich bei irgendeiner Großkanzlei zu bewerben, sondern ich habe Anwalts- und Wahlstationen jeweils in Kanzleien abgeleistet, wo ich den/die Anwalt/Anwälte gut kannte und die Sicherheit besaß, dass ich zur Not auch mal frühzeitig nach Hause oder ein paar Tage aussetzen könnte.
Ehrlich währt am längsten.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
GerwinvonderRecke
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Re: Seit kurzer Zeit Volljuristin. Was nun?

Beitrag von GerwinvonderRecke »

Grundsätzlich gilt meines Wissens, dass 95% aller Großkanzleien Kandidaten mit mindestens 16 P in der Summe und einer entsprechenden Ausrichtung zu Gesprächen einladen, wenn der Bedarf da ist und keine besseren Leute zu bekommen sind. Ich hatte mit 17,X P bei 10 Bewerbungen insgesamt 6 Einladungen von "Tier 4" bis "Tier 1". FFM und Rheinland. Wenn man darunter liegt, also mit 7.X und 8.0 oder noch niedriger, dann wird es schwieriger. Aber wenn wirklich gesucht wird, ist auch das kein Hindernis. Die Kanzleien wissen, dass gute Noten in der Praxis (oft) nichts heißen müssen.
Gelöschter Nutzer

Re: Seit kurzer Zeit Volljuristin. Was nun?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo zusammen,

bienchen84, ich bin in einer ähnlichen Lage wie du seiner Zeit. Meine Punkte aus den Examina sind ganz ähnlich wie deine (2. StEx bisschen besser, 1. StEx dafür etwas schlechter). Auch ich habe keinen Auslandsaufenthalt, aber ganz passable Englischkenntnisse. Der wesentliche Unterschied besteht nur darin, dass ich seit fast 2 Jahren in der Verwaltung tätig bin und hier bisher leider nicht rauskommen konnte. Da der Vertrag bald ausläuft, werde ich vor einer ähnlichen Frage stehen. Von daher würde es mich interessieren, ob es dir denn gelungen ist, in eine der besagten Kanzleien reinzukommen?
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