Bayern plant 50 neue Richterstellen

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Spencer
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von Spencer »

http://www.general-anzeiger-bonn.de/new ... 56230.html
NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) verlangt zusätzliche Stellen für Richter und Staatsanwälte. Er werde im nächsten Haushaltsentwurf eine Verstärkung der Justiz vorschlagen, sagte Kutschaty im Justizausschuss des Landtags. In Justizkreisen rechnet man mit einer Mehreinstellung im unteren dreistelligen Bereich. Der Deutsche Richterbund hatte sogar 700 zusätzliche Stellen in NRW gefordert.
https://www.drb-nrw.de/component/attachments/download/593 (Verwaister Link automatisch entfernt)
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von 11 Freunde »

Der Richterberuf bietet Vorteile, die sich kaum mit Geld aufwiegen lassen. Im Übrigen erachte ich rund 3.500 netto für eine 30 Stunden-Woche (bei mir) für fürstlich, zumal man dann noch ordentlich Zeit für Nebentätigkeiten mit Vergütung im (niedrigen) vierstelligen Bereich lässt. Wenn dann noch die Frau wie bei mir rund 1.500 netto mit nach Hause bringt, ist alles in Butter.
Spencer
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von Spencer »

11 Freunde hat geschrieben: Im Übrigen erachte ich rund 3.500 netto für eine 30 Stunden-Woche (bei mir) für fürstlich
:eeeek:

Darf man fragen, welche Gerichtsbarkeit? FG, VG oder ArbG? :D
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11 Freunde
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von 11 Freunde »

AG
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von OJ1988 »

Bei der Zeitbelastung und der Bezahlung ist das - verbunden mit den sonstigen Vorteilen des Richterberufs - natürlich schon ganz geil. Leider kann man das im Vorfeld (jetzt mal Sachen wie die Eingewöhnungsphase, in der man notgedrungen für alles länger braucht) aber mMn nicht "planen", da hierfür eben ganz maßgeblich äußere Faktoren ausschlaggebend sind (In welcher Abteilung/Dezernat/Kammer landet man usw.). Dann hat man ggf. auch Großkanzleiarbeitszeiten, nur eben bei deutlich niedrigerer Entlohnung.
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Einwendungsduschgriff
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

11 Freunde hat geschrieben:AG
Hier auch ziemlich üblich (zwischen 30-35 Stunden/Wochenarbeitszeit) - Amtsgericht wie Landgericht, jedenfalls bei den Zivilsachen, wobei ich da bei den meisten eher die "pausenbereinigten" Arbeitszeiten kenne (wobei die Zahlen dann im Zweifel noch geringer sind, da die meisten nur die "großen Pausen" abrechnen). Kann man sich nicht beschweren. Fachgerichtsbarkeit geht auch deutlich in diese Richtung. Und bei DINK mit R1/R2 läuft dann eh alles glatt.

OJ spricht aber das signifikante Problem an, gerade zu Beginn der Laufbahn: es ist doch eine gewisse Blackbox, wobei sich aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis die meisten nach drei bis vier Jahren im oben genannten Bereich einpendeln. Und da sind durchaus einige dabei mit Karriereanspruch und -optionen. Die Unterschiede sind meist eher zwischen den "Pausenmachern" und den "Durcharbeitern", was sich dann in der Anwesenheit im Gericht zeigt. Eine Aussage über den (zeitlichen) Arbeitsaufwand ist damit nicht verbunden.
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von davwm »

OJ1988 hat geschrieben:Dann hat man ggf. auch Großkanzleiarbeitszeiten, nur eben bei deutlich niedrigerer Entlohnung.
Naja, das was für die meisten an den GK-Zeiten hart ist, ist ja nicht unbedingt die Menge der Arbeitszeit an sich, sondern die ungleiche Verteilung und Berechenbarkeit. Je nach Bereich und Teams gibt es eben GKs, bei denen man unter der Woche fast jede Abendverabredung nur ,,unter Vorbehalt" einhalten kann und auch ein geplanter Wochenendausflug mal kurzfristig ausfallen muss.

Genauso wie konstante Arbeitszeiten viel angehmer sind, als Höhen und Tiefen. Beispiel: In den nächsten 4 Wochen müssen 60 Stunden / Woche (240 Stunden gesamt) gearbeitet werden, würdest du lieber:

a) 4 Wochen lang Mo-Fr von 08-21 Uhr arbeiten (=Netto 60*4 = 240 Stunden) oder

b) 2,5 Wochen nur 40 Stunden pro Woche arbeiten (=100 Stunden), dann aber über die folgenden 10 Tage für jeweils 14 Stunden am Tag (=140 Stunden) durchziehen; das natürlich auch nicht "angenehm" gleichmäßig von 09-24 Uhr verteilt, sondern evtl. ein paar Horrortage am Stück bis spät nachts, dafür an anderen Tagen nur bis 21.30 Uhr...

Natürlich ist der Fall a) keineswegs angenehm, aber wenn man es vorher weiß und seine Zeit frei einteilen kann (zB sich zweimal unter der Woche abends verabreden und dafür am Wochenende ein paar Stunden einschieben) ist das machbar.
Fall b) ist einfach nur :drinking:
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Einwendungsduschgriff
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Das sind natürlich (beide Optionen inkludiert) Arbeitszeiten, die man nur durchweg als menschenverachtend kennzeichnen kann. Unter maßgeblicher Beachtung dessen, dass man das als Mietmaul für einen Dritter erbringt.
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von davwm »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Das sind natürlich (beide Optionen inkludiert) Arbeitszeiten, die man nur durchweg als menschenverachtend kennzeichnen kann. Unter maßgeblicher Beachtung dessen, dass man das als Mietmaul für einen Dritter erbringt.
Durchschnittlich 60 Stunden pro Woche ist ja auch für Großkanzleien überdurchschnittlich, wird aber z.B. bei den Azur-Umfragen für einige der krassen US-Büros in Deutschland so berichtet oder knapp übertroffen. Aus meinen bescheidenen Referendarfahrungen durchaus realistisch.

Das ist also der Worst Case und schlimmer dürfte es auch den Proberichter im abgesoffensten Dezernat nicht treffen. Trotzdem hat er den Vorteil, dass er eben nur die Arbeitszeiten hat und nicht zusätzlich eine Art 24/7 Bereitschaftsdienst, wie es in manchen GKs / Bereichen leider nicht zu vermeiden ist.

Also für GK-Gehalt und Mandate würde ich Option a) sofort machen (wenn morgens etwas späterer Start möglich wäre ;) ), das Leben findet dann eben am Wochenende statt. Menschenverachtend finde ich die Bedingungen nicht, in Deutschland wird ja niemand zur GK gezwungen. (In USA mit massig Schulden aus College/LawSchool sieht die Welt anders aus)
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Einwendungsduschgriff
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

davwm hat geschrieben:das Leben findet dann eben am Wochenende statt.
Das war immer der Punkt, an dem ich Nein gesagt habe. Mein Leben findet nicht nur am Wochenende statt.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von julée »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:
davwm hat geschrieben:das Leben findet dann eben am Wochenende statt.
Das war immer der Punkt, an dem ich Nein gesagt habe. Mein Leben findet nicht nur am Wochenende statt.
Die Arbeit muss auf jeden Fall sehr viel Spaß machen, um damit die Zeit von 8 bis 21 Uhr verbringen zu wollen, dh realistischerweise von 7:30-21:30 Uhr aus dem Haus zu sein.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von 11 Freunde »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:
11 Freunde hat geschrieben:AG
Hier auch ziemlich üblich (zwischen 30-35 Stunden/Wochenarbeitszeit) - Amtsgericht wie Landgericht, jedenfalls bei den Zivilsachen, wobei ich da bei den meisten eher die "pausenbereinigten" Arbeitszeiten kenne (wobei die Zahlen dann im Zweifel noch geringer sind, da die meisten nur die "großen Pausen" abrechnen). Kann man sich nicht beschweren. Fachgerichtsbarkeit geht auch deutlich in diese Richtung. Und bei DINK mit R1/R2 läuft dann eh alles glatt.

OJ spricht aber das signifikante Problem an, gerade zu Beginn der Laufbahn: es ist doch eine gewisse Blackbox, wobei sich aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis die meisten nach drei bis vier Jahren im oben genannten Bereich einpendeln. Und da sind durchaus einige dabei mit Karriereanspruch und -optionen. Die Unterschiede sind meist eher zwischen den "Pausenmachern" und den "Durcharbeitern", was sich dann in der Anwesenheit im Gericht zeigt. Eine Aussage über den (zeitlichen) Arbeitsaufwand ist damit nicht verbunden.
Hier: Strafrichter einschließlich Schöffensachen.

Der letzte Absatz deines Posts trifft den Nagel auf den Kopf.
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jurabilis
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von jurabilis »

davwm hat geschrieben:
Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Das sind natürlich (beide Optionen inkludiert) Arbeitszeiten, die man nur durchweg als menschenverachtend kennzeichnen kann. Unter maßgeblicher Beachtung dessen, dass man das als Mietmaul für einen Dritter erbringt.
Durchschnittlich 60 Stunden pro Woche ist ja auch für Großkanzleien überdurchschnittlich, wird aber z.B. bei den Azur-Umfragen für einige der krassen US-Büros in Deutschland so berichtet oder knapp übertroffen. Aus meinen bescheidenen Referendarfahrungen durchaus realistisch.

Das ist also der Worst Case
Nein, beileibe nicht.
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von cd84 »

11 Freunde hat geschrieben:Der Richterberuf bietet Vorteile, die sich kaum mit Geld aufwiegen lassen. Im Übrigen erachte ich rund 3.500 netto für eine 30 Stunden-Woche (bei mir) für fürstlich, zumal man dann noch ordentlich Zeit für Nebentätigkeiten mit Vergütung im (niedrigen) vierstelligen Bereich lässt. Wenn dann noch die Frau wie bei mir rund 1.500 netto mit nach Hause bringt, ist alles in Butter.
Unter welchen Voraussetzungen kommt man auf die 3.500 netto?
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Tibor
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Re: Bayern plant 50 neue Richterstellen

Beitrag von Tibor »

Bspw als Richter am NRW Amtsgericht, in Stufe 5, verheiratet und 2 Kinder (großer Familienzuschlag) und dann Steuer nach Klasse IV (Ehegatte auch erwerbstätig) macht das etwas mehr als 3.500€ Netto; nach PKV knapp drunter. Geht man von StKl III aus (Erwerbslose Ehefrau), dann sind es sogar ca 4.050€ vor PKV.

Rechnen kann man hier:

http://oeffentlicher-dienst.info/c/t/re ... &r=0&zkf=1
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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