Lohndumping im öffentlichen Dienst

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Gelöschter Nutzer

Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Es ist wirklich bemerkenswert, daß gerade der Staat, der gerne oberlehrerhaft auf Mißstände im Bereich Bezahlung in der Privatwirtschaft hinweist und sich berufen fühlt, mit dem Mindestlohngesetz dagegen vorzugehen, selber zunehmend Lohndumping in Bezug auf die Bezahlung von Volljuristen betreibt.

Einige besonders negative Beispiele können zukünftig gerne in diesem Thread veröffentlicht werden.
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famulus
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von famulus »

Na da bin ich aber gespannt.
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Tibor
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Tibor »

tom2 hat geschrieben:... Mindestlohngesetz ... , selber zunehmend Lohndumping in Bezug auf die Bezahlung von Volljuristen betreibt. ....
zumindest der Mindestlohn wird sogar bei TVL-E1, Stufe 2 (eine Spülhilfe in der öffD-Kantine) übertroffen (bei 160h / Monat = 10,04 € je Stunde)...
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Gelöschter Nutzer

Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Die Gemeinde Rommerskirchen sucht derzeit einen Volljuristen für das Rechtsamt
http://www.rommerskirchen.de/uploads/media/Stellenausschreibung_Rechtamt_MitarbeiterIn.pdf (Verwaister Link automatisch entfernt)

Anforderungen:
- mindestens 7 Punkte im 2. Examen und mindestens 14 Punkte in beiden Examen zusammen

Arbeitszeit + Befristung:
- Teilzeitstelle (50%)
- befristeter Arbeitsvertrag (für 6 Monate)

Bezahlung:
- Angestellter TVÖD Entgeldgruppe 10
- entspricht ca. 1458 Euro brutto (in Stkl. I = 1076 Euro netto)

Als Beamter im mittleren Dienst (Vorraussetzung: Realschulabschluss + 2-jährige Verwaltungsausbildung) würde man in Besoldungsgruppe A8 bei einer 50 %-Stelle fast das Gleiche (nämlich ca. 1074 Euro) verdienen.
Fairerweise sei allerdings zugegeben, daß ein Beamter davon noch ca. 180 Euro für seine private Krankenkasse bezahlen müsste.

Trotzdem ist es doch wirklich erfreulich, daß eine mindestens 6-jährige juristische Ausbildung mit 2 mindestens befriedigenden juristischen Staatsexamen der Gemeinde Rommerskirchen in etwa das gleiche Gehalt wert ist, wie ein Beamter im mittleren Dienst.
Wer sich für dieses hervorragende Angebot interessiert, kann sich wenden an:

hauptamt@rommerskirchen.de
Dornatello
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Dornatello »

Entgeltstufe 10 ist natürlich nicht angemessen (und wohl auch tarifrechtlich unzulässig), aber mit Mindestlohn hat das kaum was zu tun. Denn das sind immer noch fast 18 Euro pro Stunde brutto. Das ist das Doppelte vom Mindestlohn.

Eigentlich müssten Volljuristen nach E13 bezahlt werden, das macht netto ca. 1200 bei einer halben Stelle. Ist auch nicht besonders viel, aber dafür musst du auch nur 19 Stunden pro Woche arbeiten. Abwägungssache.
Gelöschter Nutzer

Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

tom2 hat geschrieben:Es ist wirklich bemerkenswert, daß gerade der Staat, der gerne oberlehrerhaft auf Mißstände im Bereich Bezahlung in der Privatwirtschaft hinweist und sich berufen fühlt, mit dem Mindestlohngesetz dagegen vorzugehen, selber zunehmend Lohndumping in Bezug auf die Bezahlung von Volljuristen betreibt.

Einige besonders negative Beispiele können zukünftig gerne in diesem Thread veröffentlicht werden.
War vielleicht etwas mißverständlich formuliert:

Es sollte nicht darum gehen, daß der Staat den Mindestlohn nicht bezahlt würde!

Sondern vielmehr darum, daß der Staat als Arbeitgeber teilweise wahnsinnige Anforderungen stellt und dafür lächerliche Arbeitsbedingungen bietet.

Beispiel: Gemeinde Rommerskirchen, 2 mal befriedigend, für auf 6 Monate befristete Stelle in TVÖD 10!

Selbst mit TVÖD 13 wäre es lächerlich gewesen in Anbetracht des auf 6 Monate befristeten Vertrages!
Ich hoffe sehr, daß die keinen dafür finden, damit sowas mal endlich aufhört.
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Tibor
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Tibor »

2x Befr wird die Wunschvorstellung bleiben. Am Ende wird es sicherlich ein Kandidat mit gerade 10 Punkten aus 2 Examina, der nebenher seine anwaltliche Tätigkeit aufbaut.
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von EinHeinz »

6 Monate perfekt um reinzuschnuppern und zu überbrücken. Keine Ahnung was so ein Pranger bringen soll, außer dass der TE seinen Dampf ablassen kann.
Atropos
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Atropos »

EinHeinz hat geschrieben:6 Monate perfekt um reinzuschnuppern und zu überbrücken. Keine Ahnung was so ein Pranger bringen soll, außer dass der TE seinen Dampf ablassen kann.
Naja, als Arbeitnehmer hat man ja eigentlich immer die Möglichkeit, relativ schnell zu kündigen, deswegen würde ich diese Befristung nicht als besonders tollen Vorzug werten. Ok am Ende steht dann im Zeugnis drin, Stelle war von Anfang an befristet etc, aber sonst ?
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Tikka »

tom2 hat geschrieben: Sondern vielmehr darum, daß der Staat als Arbeitgeber teilweise wahnsinnige Anforderungen stellt und dafür lächerliche Arbeitsbedingungen bietet.

Ich hoffe sehr, daß die keinen dafür finden, damit sowas mal endlich aufhört.
Sie werden es tun, solange sie es können. Und sie können. In der Bundesverwaltung, wo sich meine Frau verdingt, bekommen sie auch auf befristete E10 Stellen wäschekörbeweise Bewerbungen von Volljuristen.

Die Lösung für das Problem hast Du bereits geschildert.
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Parabellum
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Parabellum »

Tikka hat geschrieben:
tom2 hat geschrieben: Sondern vielmehr darum, daß der Staat als Arbeitgeber teilweise wahnsinnige Anforderungen stellt und dafür lächerliche Arbeitsbedingungen bietet.

Ich hoffe sehr, daß die keinen dafür finden, damit sowas mal endlich aufhört.
Sie werden es tun, solange sie es können. Und sie können. In der Bundesverwaltung, wo sich meine Frau verdingt, bekommen sie auch auf befristete E10 Stellen wäschekörbeweise Bewerbungen von Volljuristen.
Das scheint mir aber auch ein Einzelfall zu sein. Umgekehrt weiß ich z.B. gerade von einer unbefristeten E14-Volljuristen-Stelle ohne spezifische Notenanforderungen, die auf den üblichen Kanälen ausgeschrieben war und auf die sich nur Wenige (einstelliger Bereich) und dann auch noch im wesentlichen Fußlahme beworben haben. War aber auch nur in Berlin und nicht in der boomenden Gemeinde Rommerskirchen, vielleicht lag es daran...
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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Tikka
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von Tikka »

Parabellum hat geschrieben: Das scheint mir aber auch ein Einzelfall zu sein. Umgekehrt weiß ich z.B. gerade von einer unbefristeten E14-Volljuristen-Stelle ohne spezifische Notenanforderungen, die auf den üblichen Kanälen ausgeschrieben war und auf die sich nur Wenige (einstelliger Bereich) und dann auch noch im wesentlichen Fußlahme beworben haben. War aber auch nur in Berlin und nicht in der boomenden Gemeinde Rommerskirchen, vielleicht lag es daran...
Eigentlich nicht. Die bekommen die Stellen seit Jahren besetzt. Wobei die Wäschekörbe selbstverständlich eine Übertreibung waren. Aber es gibt eben mehr als ausreichend Bewerber, die in Hoffnung auf eine entfristete Stelle im öD solche Stellen annehmen.

Zu Deinem Beispiel: Ja das lag sicher an Berlin. Rommerskirchen rockt die Scheiße fett.
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Re: Lohndumping im öffentlichen Dienst

Beitrag von recht_selten »

Hab zwar keine Ahnung, wo Rommerskirchen liegt, aber das könnte tatsächlich an den Örtlichkeiten liegen. Stichwort Lebenshaltungskosten. Kann ja sein, dass man dort mit E10 genauso gut lebt wie in Hamburg oder München mit E 14. (Finde die Ausschreibung trotzdem fragwürdig.)
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