Kinder und juristischer Beruf

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Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo ihr Lieben!
Ich bin zutiefst deprimiert.
Kurz zu meiner Situation:
Ich habe mein erstes Examen bestanden und bin kurz darauf mit unserem ersten Wunschkind schwanger geworden.
Seit zwei Jahren sitze ich nun daheim und kümmere mich um den Haushalt und den kleinen Sonnenschein.
So viel Spaß mir das auch macht: In Zeiten der Emanzipation muss ich ja nun doch langsam aber sicher mal weitermachen.
Der Kleine geht in die Kita, ich müsste ab Dezember wieder mit dem Ref weitermachen. Ich habe überhaupt keine Lust!
Im Gegenteil: Wenn ich nur an Jura denke, wird mir übel und ich bekomme schlechte Laune.
Wozu das zweite Examen machen? Ich möchte noch zwei weitere Kinder und für diese auch da sein. Heißt kurz: rund zehn Jahre am Stück daheim sein...
Danach stellt mich doch eh keiner mehr ein, oder? Und bei Esprit kann ich auch ohne zweites Examen arbeiten (das würde mir im übrigen wohl echt viel Spaß machen!)?
Lohnt es dann, sich durchs Ref zu quälen?
Oder lieber in der Verwaltung die mir angebotene befristete Stelle annehmen und praktische Berufserfahrung sammeln?
Oder meinem größten Wunsch nachgehen: Kind Nummer 2?
Bitte verurteilt mich nicht. Ich hoffe auf gute Tipps.
Mir bedeutet Familie alles und vor der Schwangerschaft hätte ich nie gedacht, dass ich so glücklich sein kann :-)

Liebe Grüße und vielen Dank im Voraus!
Samson
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Samson »

mum hat geschrieben: Im Gegenteil: Wenn ich nur an Jura denke, wird mir übel und ich bekomme schlechte Laune.
Völlig unabhängig von der Familiensituation: Merkt man so etwas nicht bereits im Studium? Und wieso- dies ist keine Kritik, sondern eine von Unverständnis geprägte Frage - studiert man dann zuende?
julée
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von julée »

Wie weit bist Du denn im Ref?

Dafür das Ref zu Ende zu machen, spricht natürlich, dass Du dann Volljuristin wärst und Dir dementsprechend auch in 10 Jahren noch die Anwaltszulassung holen könntest oder zumindest diese formale Qualifikation vorweisen könntest. Man weiß ja nie, wie das Leben so spielt und wo Du in 10 oder 15 Jahren stehst.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Herr Schraeg
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Herr Schraeg »

Vielleicht sollte oben auch groß und rot "keine Lebensberatung" stehen. Das soll heißen, daß ich auf dem Schlauch stehe und das Problem nicht verstehe:

Wenn Dir Familie, ein befristeter Job im LRA, eine Tätigkeit bei esprit oder im Prinzip alles andere mehr Spaß als Jura und das Referendariat machen, dann mach doch das andere. Niemand zwingt Dich, das Referendariat zu absolvieren und als Volljuristin zu arbeiten. Du begibst Dich nur der Chance, Dir jetzt das 2. StEx zu besorgen, falls Du es Dir später einmal anders überlegst.

Ich würde mich - auch bei etwaiger aktueller Unlust auf das konkrete Drumherum des Referendariats oder juristischen Berufs - immer für das 2. StEx als back up entscheiden. Aber mir macht das juristische Arbeiten eben auch Spass. Wenn Dir Jura keine Freude macht, warum solltest Du in einem juristischen Beruf unglücklich sein?
Gelöschter Nutzer

Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Danke für eure Antworten!
Ich habe mich damals für das Studium entschieden, weil ich gern in den gehobenen Polizeidienst wollte.
Durch Zivilrecht musste ich mich wahnsinnig durchquälen. Der Rest hat mir sogar zum Großteil Spaß gemacht
Während des Reps zeigten sich leider beim Sport körperliche Mängel, von denen ich vorher nichts geahnt hatte. Aus der Traum von der Polizei!
So kurz vorm Abschluss jedoch abzubrechen, wäre quatsch gewesen. Also das letzte dreiviertel Jahr durchgezogen und knapp das Examen gemeistert.
Vom Ref habe ich bisher die erste Station hinter mich gebracht.
falsus
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von falsus »

mum hat geschrieben: Und bei Esprit kann ich auch ohne zweites Examen arbeiten (das würde mir im übrigen wohl echt viel Spaß machen!)?
Lohnt es dann, sich durchs Ref zu quälen?
Unbedingt! In der Kanzlei, in der esprit sein Unwesen treibt, sollte zumindest eine Person mit Zweitem Staatsexamen arbeiten. Wenn das also die Perspektive ist, möchte ich aus Sorge um die Rechtspflege dringend zuraten!
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famulus
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von famulus »

:D
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
urlauberin
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von urlauberin »

mum hat geschrieben: Ich habe mich damals für das Studium entschieden, weil ich gern in den gehobenen Polizeidienst wollte.
Durch Zivilrecht musste ich mich wahnsinnig durchquälen. Der Rest hat mir sogar zum Großteil Spaß gemacht
Während des Reps zeigten sich leider beim Sport körperliche Mängel, von denen ich vorher nichts geahnt hatte. Aus der Traum von der Polizei!
So kurz vorm Abschluss jedoch abzubrechen, wäre quatsch gewesen. Also das letzte dreiviertel Jahr durchgezogen und knapp das Examen gemeistert.
Vom Ref habe ich bisher die erste Station hinter mich gebracht.
Du hast Dich für JURA entschieden, weil Du in den GEHOBENEN Dienst bei der Polizei wolltest?
Wenn es der gD war, wieso hast Du es nicht direkt bei der Polizei versucht. Oder Du wolltest als Volljuristin dahin, dann dürfte es wohl der höhere Dienst gewesen sein, der das Ziel war?
Beim Sport haben sich körperliche Mängel gezeigt? Also keine zu schlechten Augen oder so? Ohne mich im Detail dort auszukennen: Man kann doch bestimmt im Voraus ermitteln, was die beim Sporttest so verlangen und schauen, ob man das (mit Training) hinbekommt bzw körperlich hinkriegen kann?

Also irgendwie drängt sich der Verdacht auf, dass Du entweder schlecht informiert warst oder die Frage nicht echt ist.....

Falls doch eine ernsthafte Frage dahintersteht:
Du hast schon einen Platz im Ref. und einen Teil hinter Dir und überlegst, hinzuwerfen? Wäre das nicht auch wieder kurz vor dem Ziel? Und wie schon andere sagten: Wer weiß schon was kommt und ob du in ein paar Jahren nicht doch ganz gerne die Chancen hättest, die ein 2. Examen eröffnet? Muss dann ja nicht unbedingt rein-juristisch sein.
Und: Du möchtest weitere Kinder. Muss man die nicht von irgendwas ernähren? Wer weiß schon wie das (Berufs-)Leben so spielt und was in den nächsten Jahrzehnten mit dem Job deines Partners passiert (Ok, wenn er verbeamtet ist, is das einigermaßen berechenbar, aber sonst..?)
Das ist keine Generalprobe.
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Tibor
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Tibor »

Der Papa schafft in der GK und muss sich am Wochenende immer anhören, dass er doch so viel arbeitet.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Gelöschter Nutzer

Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Sport war kein Problem, bis zu einem gewissen Punkt.
Vom Können her kein Problem. Allerdings habe ich nun kaputte Gelenke...
Damit geht's definitiv nicht mehr.
Bitter, aber wahr...
Von daher ist das Thema leider endgültig durch.

Ja, ich möchte weitere Kinder.
Daher die Frage, auf die ich noch keinerlei Antwort gefunden habe :
Nach 10 Jahren aus dem Job: was ist mit Jura noch möglich?
Bzw ist mit Jura noch etwas möglich?
Anwalt ist KEINE Perspektive!
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famulus
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von famulus »

Was heißt denn "aus dem Job"? Ich denke, du bist noch nicht mal mit dem Ref durch? Würdest du selbst einen Langzeitarbeitslosen ohne jedwede brauchbare Berufserfahrung als Juristen einstellen, dessen Abschluss obendrein zehn Jahre zurück liegt? Ich nicht. Diese "Och - keine Lust auf Arbeit, ich lass mich jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit auhalten und kümmere mich um die 'Sonnenscheine'"-Mentalität wird nebenbei so ziemlich jeden persönlich abschrecken.
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Gelöschter Nutzer

Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden.
Ich war vielleicht nicht deutlich genug :
Abgenommen ich mache das zweite Examen, arbeite ein halbes Jahr oder Jahr und bin dann Schwangerschaftsbedingt aus dem Job raus - für zehn Jahre.
Habe ich dann noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt?
Oder müsste ich - um als Jurist für den Arbeitsmarkt interessant zu bleiben - nach spätestens zwei Jahren wieder zurück in den Job?
Auf die Frage suche ich derzeit Antworten :-)
Und ich finde es nicht verwerflich, sich einige Jahre auf die Kinder zu konzentrieren. Mir ist Familie das wichtigste.
Wir haben uns so geeinigt, dass wir Kinder wollen und ich für diese beruflich zurückstecke, während mein Mann sich voll und ganz auf die Karriere konzentrieren kann.
Ich denke, das muss jeder für sich entscheiden, wie er das Thema angehen möchte :-)
Dass das jeden Arbeitgeber abschreckt, befürchte ich auch sehr stark. Daher frage ich euch ja nach euren Ansichten und Erfahrungen. Noch hoffe ich ja, dass es Berufe gibt, wo das kein Problem ist und sich somit das zweite Examen voll und ganz "lohnt" ;-)
urlauberin
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von urlauberin »

Klar kannst Du solange aussetzen: Im öffentlichen Dienst......
Polizei klappt also nicht. Blöd. Aber wieso suchst Du nicht nach angrenzenden Gebieten? Staatsanwaltschaft dürfte doch dicht dran sein? Mit entsprechender Motivation super Examen hinlegen und dort bewerben?

Polizeirecht war das Ziel? Was is mit den Innenministerien, die darüber die Aufsicht haben dürften?

Was ist mit Kommunen, die immerhin mit Ordnungsrecht zu tun haben? Ok, sich um Knöllchen etc kümmern ist nicht jedermans Traum, aber geht ja schonmal in die ursprüngliche Richtung.

Was ist mit Zoll? Verlangen die denselben Sporttest? Steuerfahndung?

Und das ist nur das, was mir spontan in den Sinn kommt.

Sorry fürs Wiederholen, aber es entsteht der Eindruck, dass Du nicht gut informiert bist und eigentlich nur nach Gründen suchst, das Ref hinzuwerfen.
Kann man machen. Wenn Du SICHER bist, dass Du dich nicht ärgern wirst und alles nach Wunsch verläuft. Wenn Du SICHER bist, dass es mit weiteren Kindern klappen wird. Und das ist ja nunmal kaum ausrechenbar.
Das ist keine Generalprobe.
Parabellum
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Parabellum »

mum hat geschrieben:Und ich finde es nicht verwerflich, sich einige Jahre auf die Kinder zu konzentrieren. Mir ist Familie das wichtigste.
Wir haben uns so geeinigt, dass wir Kinder wollen und ich für diese beruflich zurückstecke, während mein Mann sich voll und ganz auf die Karriere konzentrieren kann.
Ist ja völlig legitim, aber eben auch für Dich (persönlich) ein ökonomisch riskantes Modell. Die Stichworte sind Scheidungsquote und Altersarmut.
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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Re: Kinder und juristischer Beruf

Beitrag von Richter Gnadenlos »

Ich persönlich hätte erst das 2. Examen gemacht und dann das Kind bekommen.

So wie die Situation jetzt aber für Dich ist, würde ich dringend vom Ref abraten.

Wenn ich das richtig verstanden habe, hast Du das 1. Examen gerade so bestanden. Dann ist das ganze auch noch zwei Jahre her und ich nehme nicht an, dass Du in der Zeit weiter Jura gemacht hast. Die juristischen Fähigkeiten halten sich also in Grenzen.

Das Entscheidende ist jedoch Deine komplett fehlende Motivation. Du hast keine Lust auf Jura und siehst in dem 2. Examen auch keinen Sinn bzw. keinen Gewinn für Dich.

Unter diesen Voraussetzungen wird das Ref eine einzige Quälerei und am Ende wird wohl eher kein Abschluss stehen. Und Du bräuchtest ja sogar eine halbwegs vernünftige Note, wenn Anwalt für Dich ausgeschlossen ist.

Mein Rat daher: Mach was Dir Spaß macht und bleib weiterhin Mutter.
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