Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

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Gelöschter Nutzer

Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo zusammen,
ich habe mich vorgestern bei einer Kanzlei vorgestellt. Nun habe ich hier gelesen, dass man am besten ein Dankschreiben innerhalb weniger Tage nach der Bewerbung zur Kanzlei schicken soll. Ich wollte von euch wissen, ob das nicht zu aufdringlich ist? Was ist eure Meinung? Hat es schon jemand so gemacht?
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Tibor
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von Tibor »

Ich würde ein solches Schreiben als höchstgradig penetrant empfinden. Auch die Formulierungen im verlinkten Text sind eher fraglich:
ich möchte mich an dieser Stelle nochmals für das aufschlussreiche Gespräch vom 21.10.2009 bei Ihnen bedanken. Ich habe mich von Ihnen mit dem Gefühl verabschiedet, bestens über die ausgeschriebene Position des Fachanwaltes für Arbeitsrecht informiert worden zu sein.
Daher hat sich mein Entschluss verfestigt, meine beruflichen Erfahrungen und Kompetenzen für Ihre Kanzlei einzusetzen. Wie schon in unserem Gespräch erwähnt, konnte ich bereits in ähnlichen Positionen umfassende Erfahrungen sammeln. Darüber hinaus dürften meine Zusatzqualifikationen und Geschäftskontakte für mich als geeigneten Kandidaten sprechen.
Über einen positiven Bescheid würde ich mich sehr freuen.
Der erste Satz enthält keinerlei Information; was bedeutet "aufschlussreiches Gespräch"? Die Information des 2. Satzes sollte man im Gespräch persönlich rüberbringen. Genauso der dritte und vierte Satz mit Allgemeinplätzen, die eher in ein Bewerbungsschreiben gehören. Letztlich erteilt der einstellende ArbG keinen "positiven Bescheid" über eine Einstellung.

Also ganz klar: Nein.
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famulus
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von famulus »

Ich bin da anderer Auffassung.

In Vorstellungsgesprächen habe ich mich eigentlich immer höchst interessiert und aufgeschlossen gezeigt, auch wenn ich im Gespräch schon gemerkt habe, dass die Stelle eigentlich nichts für mich ist. Es ist natürlich auch mehrfach vorgekommen, dass ich nach einer entsprechenden Zusage dann selbst abgelehnt habe.

Wenn andere das genau so handhaben, dann kann so ein Schreiben für den potenziellen Arbeitgeber grundsätzlich schon von Interesse sein: hier habe ich jemanden, der auch nach dem Gespräch noch von sich aus Interesse zeigt. Außerdem ruft man sich noch einmal positiv ins Gedächtnis, wenn man es ordentlich formuliert. Ich habe mich i.d.R. für "das angenehme Gespräch" und nochmals grundsätzlich für das Interesse an einer Zusammenarbeit bedankt. In zwei Fällen habe ich sogar ein fachliches Gespräch noch einmal aufgegriffen - in beiden kam eine Zusage. So einen Senf à la "Ich bin ja so toll" (da bin ich bei Tibor: kein Erkenntnisgewinn) oder "über eine Zusage freue ich mich" (Ach was!) habe ich aber weggelassen.

Ich kann mir jedenfalls überhaupt nicht vorstellen, dass außer Tibor jemand so ein Schreiben "als höchstgradig penetrant entfinden" würde.
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Tibor
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von Tibor »

Es kommt wie immer auf den konkreten Fall an. Wenn man aus einem üblichen Bewerbungsgespräch geht, dann steht am Ende meist eine Aussage des potentiellen Arbeitgebers, dass man nun die Unterlagen und weitere Bewerber prüft und sich dann meldet. Dann ist solch ein Schreiben m.E. überflüssig; man fragt dann ggf. nach x Wochen nach, wenn man gar nichts hört. Eine sofortige Dankesantworthält doch nur von der Arbeit ab. Anders mag es sein, wenn man aus eigener Aufregung bzw. wegen Eile des ArbG ohne konkretes "was ist der nächste Schritt" auseinander geht.
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von chr1983 »

Grundsätzlich halte ich derartige Dankschreiben für sinnvoll und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Großzahl der Partner/Personaler eine solche E-Mail als höchstgradig penetrant empfindet.
Meine eigenen Erfahrungen sind zumindest positiv. Ich habe zum Beispiel nach einem telefonischen Jobinterview eine kurze E-Mail geschrieben, in der ich mich für das Gespräch bedankt und zum Ausdruck gebracht habe, dass ich mich auf das persönliche Kennenlernen freue. Darauf habe ich eine sehr freundliche und für GK-Verhältnisse recht ausführliche Antwort inkl. Feedback zum Gespräch bekommen.
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von Kasimir »

Tibor hat geschrieben:Es kommt wie immer auf den konkreten Fall an. Wenn man aus einem üblichen Bewerbungsgespräch geht, dann steht am Ende meist eine Aussage des potentiellen Arbeitgebers, dass man nun die Unterlagen und weitere Bewerber prüft und sich dann meldet. Dann ist solch ein Schreiben m.E. überflüssig; man fragt dann ggf. nach x Wochen nach, wenn man gar nichts hört. Eine sofortige Dankesantworthält doch nur von der Arbeit ab. Anders mag es sein, wenn man aus eigener Aufregung bzw. wegen Eile des ArbG ohne konkretes "was ist der nächste Schritt" auseinander geht.

+1 ueberluessig und halten von der Arbeit ab. Dass man die Stelle haben will, hat man ja bereits durch die Bewerbung bekundet.
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julée
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von julée »

chr1983 hat geschrieben: Meine eigenen Erfahrungen sind zumindest positiv. Ich habe zum Beispiel nach einem telefonischen Jobinterview eine kurze E-Mail geschrieben, in der ich mich für das Gespräch bedankt und zum Ausdruck gebracht habe, dass ich mich auf das persönliche Kennenlernen freue. Darauf habe ich eine sehr freundliche und für GK-Verhältnisse recht ausführliche Antwort inkl. Feedback zum Gespräch bekommen.
Das ist m. E. aber auch eine leicht andere Konstellation, da es ja eine Kommunikation zwischen 2 Gesprächen ist und kein "Feedback" nach dem eigentlich entscheidenen Gespräch in Verbindung mit einem ggf leicht verzweifelt wirkenden "bitte, bitte nehmt mich" oder "alles, was ich noch sagen wollte, aber bislang vergessen habe".
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von Herr Schraeg »

Ich bin bei Tibor und Kasimir. Wenn es nicht ausnahmsweise einen konkreten Anlass für ein solches Nachlegen gibt, würde ich allgemeine Dankes- und Interessenbekundungen weglassen. Im günstigsten Fall sind sie nur unschädlich, bringen aber auch wenig und im ungünstigsten Fall - bei einer Vielzahl von Bewerbungen und entsprechenden Dankesschreiben für das Gespräch - werden sie tatsächlich als nervraubend empfunden.
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von Thandor79 »

Nach einem Bewerbungsgespräch hat die Kommission aus einer Sicht idR einen Wunschkandidaten.

Wenn man da erster ist, was man natürlich nicht weiss - braucht es kein Schreiben, das kann dann maximal nicht mehr schaden.

Als Nachbesetzungskandidat mit einem Schreiben auf sich aufmerksam machen muss nicht unbedingt zielführend sein. Kann mal nutzen (Hallo, hier bin ich, besonders interessiert) sollte aber dann wirklich sehr klug formuliert sein, um nicht creepy zu wirken, so wie ein Typ, der zu sehr bettelt.

“Für das Treffen am 1.4. möchte ich mich bei Ihnen herzlich bedanken. Das von Ihnen so brilliant geführte Gespräch hat mich nicht nur fachlich weitergebracht sondern auch menschlich tief berührt. Der anwaltliche Beruf ist für Sie auf das Deutlichste mehr Berufung als Arbeit. Auch in mir loderte bereits vorher diese Glut, welche von Ihnen nunmehr auf das Stärkste angefacht wurde.

Darf ich Nichtswürdiger hoffen?

Ebenso Hochachtungsvoll wie untertänigst,

Ihr S. Chleimspur“
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famulus
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Re: Dankschreiben nach Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Beitrag von famulus »

::roll:
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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