Berufsmöglichkeiten als Volljurist

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Moderator: Verwaltung

jayc
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Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von jayc »

Hallo O:)

Ich bin neu hier, zunächst zu mir:
Ich hab 2009 mein 2. Examen abgeschlossen (beide Examen gerade so bestanden).
Habe mich dann erstmal für Familie entschieden und 2 Kinder bekommen. Seit 2 Jahren arbeite ich nun in einer Kanzlei (außer mir noch ein Anwalt) als Anwältin.

Ich bin hier leider nicht sonderlich glücklich. Dazu kommt, dass ich durch die Kinder nur halbtags arbeiten kann und daher auch oft Probleme mit Gerichtsterminen habe, die nachmittags anberaumt werden oder Fristenprobleme weil mal wieder eines meiner Kinder krank ist und nicht in den Kindergarten kann. Außerdem bin ich hier selbstständig tätig, womit ich auch nicht ganz so glücklich bin.

Ich bin jetzt derzeit am Stellenangebote durchstöbern und frage mich insbesondere bei Stellenangeboten als Sachbearbeiterin in der Verwaltung, ob man als Volljurist dort Chancen hat. Als Voraussetzung steht immer die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten da. Das gleiche gilt für Justizfachangestellte, Rechtspfleger etc. Das wäre ein Job, den ich mir sehr gut vorstellen könnte. Kann mir jemand einen Tipp zur Bewerbung geben? Sollte ich einfach mal eine Initiativbewerbung an das Gericht schicken?

Danke ;)
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famulus
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von famulus »

Rechtspflegerei könnte auf dem Papier zwar möglich sein (§ 2 III RPflG), ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass man da im Bewerbungsverfahren gegen "richtige" Rechtspfleger i. S. v. § 2 I RPflG einen Stich sieht. Initiativbewerbungen wird man sich bei Gerichten m.E. sparen können - wenn eine Stelle vakant ist, wird ausgeschrieben.

Vom Hörensagen können sich Initiativbewerbungen aber in Verwaltungen lohnen, in denen derzeit bekanntermaßen händeringend gesucht wird (m.W. Arbeitsagenturen, Asylbehörden).

Im Übrigen würde ich mich eher auf Ausschreibungen konzentrieren und mich eben auf alle Stellen bewerben, hinsichtlich derer ich mich für geeignet hielte. Aus dem Bekanntenkreis kenne ich durchaus Volljuristinnen, die mit ähnlichen Lebensläufen wie du zumindest als Sachbearbeiterinnen (g.D.) in verschiedenen Verwaltungen (Arbeitsamt, Studentenwerk) eingestellt worden sind.

Viel Erfolg!
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
Syd26
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Syd26 »

Bist Du sicher, dass sich die Fristenprobleme etc. mit einem Job in der Verwaltung lösen lassen? Wenn Du da die einzige SB bist, ändert sich dieses Problem nicht.

Deine Situation ist mir übrigens gut bekannt. Es ist wirklich krass, wie viele Gerichtstermine zu Zeiten liegen, die nicht mit den KiTa-Schließzeiten kompatibel sind. Das war mir ohne Kind nie aufgefallen. Ich habe deswegen aber auch schon mal den ein oder anderen Termin verlegen lassen und das ganz offen gesagt - allerdings nur, wenn mein Mann an dem Tag das Kind auch nicht holen konnte.

Fristen sind natürlich ein Problem, wenn man selbst und/oder das Kind krank wird, was mit kleinen Kindern leider recht häufig vorkommt. Da hilft nur: Rechtzeitig die Sachen bearbeiten und notfalls selbst krankschreiben lassen, damit Du dem Gericht eine AU-Bescheinigung vorlegen kannst. Einen Fristverlängerungsantrag habe ich bis jetzt aber trotz Krankheit immer noch hinbekommen. ;)

In der Verwaltung wirst Du meist überqualifiziert sein - je nachdem, um welchen Job es sich handelt.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
Kasimir
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Kasimir »

Als Anwaeltin hast du doch einen sehr flexiblen Job. Du kannst doch z.B. nachmittags auch gut von Zuhause arbeiten. Dann brauchen die Kinder keine gesonderte Betreuung. Und wenn die Kinder krank sind, kannst du doch auch von Zuhause arbeiten. Wie kommt es da zu Fristenproblemen?

Fuer Gerichtstermine am Nachmittag kannst du doch einen Babysitter engagieren.

Rechtspfleger und Verwaltungsfachangestellte machen die Aufgaben, fuer die sie ausgebildet ist. Wieso sollte ein Jurist das besser oder genauso gut koennen? Diese Annahme halte ich fuer recht vermessen.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
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Tikka
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Tikka »

Kasimir, nimm es mir nicht übel, aber ich glaube Du unterschätzt das etwas, ich könnte mir vorstellen, Du selbst hast (noch) keine eigenen Kinder. Ich will das nicht unbedingt weiter ausführen weil das schnell in den typischen Eltern vs. Nicht-Eltern Jihad ausartet, aber ich kann den Hintergrund der Anfrage gut verstehen.

@OP:
Ja, es werden auch Volljuristen für Sachbearbeiter und Rechtspflegerpositionen in der öffentlichen Verwaltung/Justizverwaltung eingestellt. Gerade zum Beispiel im Bereich der Agenturen für Arbeit. Wär persönlich nicht meins, aber das muss, in Bezug auf den konkreten Stelleninhalt, jeder selber wissen.
Gelegentlich gibt es auch Ausschreibungen für Syndici Stellen auf Teilzeitbasis. Meist befristet (zur Elternzeitvertretung o.ä.). Das ist natürlich mit Risiko verbunden, aber nicht selten eine Einstiegsmöglichkeit und m.E. nach interessanter (insb. vom Gehalt her) als eine Sachbearbeitungsstelle im öD.
Keine Experimente! Wählt Adenauer.
Syd26
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Syd26 »

Kasimir hat geschrieben:Als Anwaeltin hast du doch einen sehr flexiblen Job. Du kannst doch z.B. nachmittags auch gut von Zuhause arbeiten. Dann brauchen die Kinder keine gesonderte Betreuung. Und wenn die Kinder krank sind, kannst du doch auch von Zuhause arbeiten. Wie kommt es da zu Fristenproblemen?
Ich finde den Anwaltsjob übrigens nicht flexibler als andere Jobs. Gerichtstermine kommen sind meist nur wenig beeinflussbar und ich denke, das ist es, was die Threaderstellerin stresst.

Hast Du Kinder?

Mit schlafendem Baby kann man gut arbeiten, mit einem Kleinkind neben dran nicht. Es sei denn, Du setzt es vor den TV und lässt es Videos schauen. :( Ein krankes Kind ist übrigens der beste Arbeitsverhinderer überhaupt. Vom Telefonieren mit Kind will ich gar nicht erst anfangen.

Im Übrigen habe ich JETZT gerade die Situation, dass mein 27 Monate altes Kind neben mir sitzt und mit meinem Kanzleistempel das Druckerpapier vollstempelt, damit ich noch schnell ein Fax fertig machen kann. Währenddessen hoffe ich inständig, dass das Kind die Stempelfarbe weder auf den Boden noch ins Gesicht oder sonstwo hinbringt. So...jetzt hat er die Visitenkarten entdeckt... ;)
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Parabellum
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Parabellum »

Natürlich haben mal wieder alle recht. Kasimir mit dem Hinweis darauf, dass der Anwaltsberuf Flexibilität im bietet, die bei einer normalen Angestelltentätigkeit mit Kernzeit und Anwesenheitspflicht eher fehlt. Die anderen damit, warum Home Office mit einem wachen Kind nicht funktioniert.
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
Kasimir
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Kasimir »

Syd26 hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:Als Anwaeltin hast du doch einen sehr flexiblen Job. Du kannst doch z.B. nachmittags auch gut von Zuhause arbeiten. Dann brauchen die Kinder keine gesonderte Betreuung. Und wenn die Kinder krank sind, kannst du doch auch von Zuhause arbeiten. Wie kommt es da zu Fristenproblemen?
Ich finde den Anwaltsjob übrigens nicht flexibler als andere Jobs. Gerichtstermine kommen sind meist nur wenig beeinflussbar und ich denke, das ist es, was die Threaderstellerin stresst.

Hast Du Kinder?

Mit schlafendem Baby kann man gut arbeiten, mit einem Kleinkind neben dran nicht. Es sei denn, Du setzt es vor den TV und lässt es Videos schauen. :( Ein krankes Kind ist übrigens der beste Arbeitsverhinderer überhaupt. Vom Telefonieren mit Kind will ich gar nicht erst anfangen.

Im Übrigen habe ich JETZT gerade die Situation, dass mein 27 Monate altes Kind neben mir sitzt und mit meinem Kanzleistempel das Druckerpapier vollstempelt, damit ich noch schnell ein Fax fertig machen kann. Währenddessen hoffe ich inständig, dass das Kind die Stempelfarbe weder auf den Boden noch ins Gesicht oder sonstwo hinbringt. So...jetzt hat er die Visitenkarten entdeckt... ;)
Nein, ich habe keine Kinder, aber trotzdem eine Meinung. ;) Ausserdem habe ich Anwaltskollegen mit Kindern und kann deren Erfahrungen weitergeben.

Klar, ein gut zwei Jahre altes Kind benoetigt viel Aufmerksamkeit. Aber angesichts der Angaben der TE duerfte eines der Kinder mindestens im schulfaehigen und das andere im kindergartenfaehigen Alter sein. Ein 6 oder 7jaehriges Kind kann sich ohne Weiteres alleine beschaeftigen, wenn die Mutter zuhause im Arbeitszimmer arbeitet. Ansonsten bleibt ja auch die Moeglichkeit einer Betreuungsperson, die sich im Haus um die Kinder kuemmert.

Und ich bleibe dabei, dass der Anwaltsberuf sehr flexibel ist. Du kannst z.B. deine Kinder nachmittags aus der Kita abholen und sie betreuen und dann noch ein paar Stunden arbeiten, wenn die Kinder im Bett sind. Gerichtstermine stehen Wochen im voraus fest und man kann sich rechtzeitig um eine Betreuung kuemmern. All diese Vorteile gibt es in anderen Berufen nicht, z.B. Aerzte, die sogar haeufig im Schichtdienst arbeiten.
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jayc
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von jayc »

Erstmal Danke für Eure Antworten.

Meine Kinder sind 4 und 6 Jahre alt und gehen beide in den Kindergarten.

Dass sich ein 6 jähriges Kind mal gut alleine beschäftigen kann ist klar, aber er ist eben nicht alleine, sondern hat noch seinen kleinen Bruder. Und 2 kleine Jungs spielen eben nicht mal eine Zeit lang alleine, ohne Mist zu bauen, sich zu streiten oder zu kämpfen ;) Da wäre noch nichtmal ein Telefonat drin...
Und Kasimir, hast Du schonmal mit krankem Kind zu Hause gearbeitet? Klar kannst Du eine Meinung haben, aber ich denke das ist ein Thema, welches man selbst erlebt haben muss um drüber urteilen zu können. Wenn Du ein Kind mit Bronchitis oder Magen-Darm-Infekt hast, was alle 10 Minuten irgendwohin kotzt, kann man mit Sicherheit nicht arbeiten!!

Und wenn ich die Möglichkeit hätte, mir ständig eine Betreuung zu organisieren, wäre das kein Problem. Die eine Oma ist selbst noch berufstätig, die andere wohnt zu weit weg. Aber das war ja auch nicht meine Frage.

Generell fühle ich mich in der Kanzlei nicht wohl und mir ist die Verantwortung die ich als Anwältin habe, einfach zu groß. Mir ist durchaus bewusst, dass ich in jedem anderen Job auch viel Verantwortung habe, aber evtl. nicht so viel wie als Anwältin. Selbstständig sein hat sicherlich Vorteile, aber hat auch genug negative Seiten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Urlaub hatte. Ich hebe mir meine freien Tage lieber für die Zeit auf, in der die Kinder krank sind. Da hilft mir auch kein Attest.
Von zu Hause aus arbeiten ist schwierig. Ich habe die Anwaltsprogramme nicht hier, kein Faxgerät etc. Steht ja alles in der Kanzlei.

Daher wollte ich mal ganz allgemein wissen, ob jemand Ideen hat, wo man als Volljurist mit weniger guten Examen ;) eingestellt werden könnte.
Kasimir
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Kasimir »

jayc hat geschrieben:Erstmal Danke für Eure Antworten.

Meine Kinder sind 4 und 6 Jahre alt und gehen beide in den Kindergarten.

Dass sich ein 6 jähriges Kind mal gut alleine beschäftigen kann ist klar, aber er ist eben nicht alleine, sondern hat noch seinen kleinen Bruder. Und 2 kleine Jungs spielen eben nicht mal eine Zeit lang alleine, ohne Mist zu bauen, sich zu streiten oder zu kämpfen ;) Da wäre noch nichtmal ein Telefonat drin...
Und Kasimir, hast Du schonmal mit krankem Kind zu Hause gearbeitet? Klar kannst Du eine Meinung haben, aber ich denke das ist ein Thema, welches man selbst erlebt haben muss um drüber urteilen zu können. Wenn Du ein Kind mit Bronchitis oder Magen-Darm-Infekt hast, was alle 10 Minuten irgendwohin kotzt, kann man mit Sicherheit nicht arbeiten!!

Und wenn ich die Möglichkeit hätte, mir ständig eine Betreuung zu organisieren, wäre das kein Problem. Die eine Oma ist selbst noch berufstätig, die andere wohnt zu weit weg. Aber das war ja auch nicht meine Frage.

Generell fühle ich mich in der Kanzlei nicht wohl und mir ist die Verantwortung die ich als Anwältin habe, einfach zu groß. Mir ist durchaus bewusst, dass ich in jedem anderen Job auch viel Verantwortung habe, aber evtl. nicht so viel wie als Anwältin. Selbstständig sein hat sicherlich Vorteile, aber hat auch genug negative Seiten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Urlaub hatte. Ich hebe mir meine freien Tage lieber für die Zeit auf, in der die Kinder krank sind. Da hilft mir auch kein Attest.
Von zu Hause aus arbeiten ist schwierig. Ich habe die Anwaltsprogramme nicht hier, kein Faxgerät etc. Steht ja alles in der Kanzlei.

Daher wollte ich mal ganz allgemein wissen, ob jemand Ideen hat, wo man als Volljurist mit weniger guten Examen ;) eingestellt werden könnte.
Klar sind Kinder ab und zu mal krank, aber es ist ja kein Dauerzustand. Kannst du nicht fuer die Ausnahmen eine Betreuung vorhalten? Es muss ja nicht die Oma sein, aber es gibt ja auch professionelle Betreuungsdienste, die man im Notfall anrufen kann. So kenne ich es jedenfalls von Kollegen.

Ich dachte auch, dass es dir vor allem um die Situation mit den Kindern geht. Das mit der "Verantwortung" hast du ja am Anfang nicht erwaehnt. Ich glaube nicht, dass es juristische Jobs mit wenig Verwantwortung gibt.

Die Frage ist, was du suchst. Um die Stellen in der Verwaltung schlagen sich viele Berufsanfaenger mit besseren Noten, als du. Vielleicht waere eine Versicherung eine Option. Ich habe eine Bekannte, die mit einem ausreichend und einem befriedigend einen Job als Sachbearbeiterin bekommen hat, der allerdings auch eher stressig ist. Sie hat zwar geregelte Arbeitszeiten, aber der Druck und die erwartete Arbeitsgeschwindigkeit ist schon hoch. Ich will dir keine Illusion nehmen, aber angesichts deiner Noten und der auch nicht gerade ueppigen Berufserfahrung duerfte es schwierig werden, etwas anderes zu finden. Vielleicht kannst du dich noch ein paar Jahre in deinem Spezialrechtsgebiet weiterbilden und wenn du dann dort einen Namen hast, zu einem Verband o.ae. wechseln.
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von EinHeinz »

Kasimir arbeitest du nicht in einem Umfeld, wo man sechsstellige Gehälter bezieht? Da kann ich mir auch eine kurzfristige Kinderbetreuung leisten. Das ist für die TE vielleicht keine Möglichkeit. Es bringt doch hier nix, irgendwelche Vorstellungen weiter zu tragen.

Beim BAMF interessiert man sich nicht sonderlich dafür, ob man für den gehobenen Dienst überqualifiziert ist. Daran, dass das ein brauchbarer Arbeitgeber ist, habe ich allerdings meine Zweifel.
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Tibor
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Tibor »

Die Frage ist ja auch: Will man denn sein krankes Kind wirklich von einem fremden Dritten betreuen lassen? Die Entscheidung für ein Kind trifft man idR bewusst und sicherlich - hoffentlich - nicht um es möglichst lange und ständig fremdbetreut zu wissen.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von julée »

jayc hat geschrieben: Von zu Hause aus arbeiten ist schwierig. Ich habe die Anwaltsprogramme nicht hier, kein Faxgerät etc. Steht ja alles in der Kanzlei.
Wobei das ja behebbare Probleme sein sollten, oder? Dass das Schreiben des Faxes mit kranken Kindern schwierig ist, ist das eine, aber es sollte nicht an der Möglichkeit scheitern, es anschließend überhaupt abzuschicken, ohne nochmal in die Kanzlei hetzen zu müssen.

Was die Bewerbungen angeht: Versuch macht klug. Wobei es vielleicht sinnvoll wäre, sich erstmal auf echte Juristenstellen zu bewerben und je nach Rückmeldung auf andere Stellen auszuweichen. Die Frage wäre ja auch, ob es nicht vielleicht doch Sinn machen würde, noch 2-3 Jahre durchzuhalten, bis sich die "krankes Kind"-Problematik etwas entschärft - freilich nur, wenn nicht die generelle Unzufriedenheit mit der Selbstständigkeit im Vordergrund steht.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
sai
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von sai »

Vielleicht ist meine Vorstellung (habe keine Kinder) ja etwas naiv. Aber als Mandant würde ich nicht wollen, dass mein Anwalt meine Anliegen nur mit halber Aufmerksamkeit bearbeitet, weil ständig seine Kinder um ihn herum sind. Mich erstaunt es daher ein wenig, dass es völlig normal zu sein scheint, seine Arbeit zu erledigen und dabei auf die Kinder aufzupassen.
Kasimir
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Re: Berufsmöglichkeiten als Volljurist

Beitrag von Kasimir »

Tibor hat geschrieben:Die Frage ist ja auch: Will man denn sein krankes Kind wirklich von einem fremden Dritten betreuen lassen? Die Entscheidung für ein Kind trifft man idR bewusst und sicherlich - hoffentlich - nicht um es möglichst lange und ständig fremdbetreut zu wissen.
Da stimme ich dir voll und ganz zu, Tibor. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es fuer die meisten Juristen nicht. Wenn man nicht die Noten fuer die Justiz, Notariat oder Unternehmensrechtsabteilungen hat, wird es schwierig, einen juristischen Job zu finden, bei dem man ohne wirtschaftliches Risiko und mit geringer Verantwortung Teilzeit arbeiten kann. Das ist natuerlich nicht schoen, aber das ist einem ja schon waehrend des Studiums bewusst. Es wird einem doch schon vom ersten Semester eingehaemmert, dass ein Grossteil der Jurastudenten spaeter selbstaendige Anwaelte werden (muessen). Wer mit diesem Berufsbild nichts anfangen kann, sollte auch nicht Jura studieren. So hart das klingen mag.

Ich finde deshalb, die Fragestellerin sollte versuchen, ihre Selbstaendigkeit so zu gestalten, dass sie mit der Kinderbetreuung harmoniert. Auch 4 bis 6 jaehrige Kinder gehen jedenfalls vor 20 Uhr ins Bett und dann bleiben immer noch zwei bis drei Stunden, in denen man konzentriert arbeiten koennte. Irgendwo muss man eben Kompromisse eingehen.
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