Beschäftigung zwischen 1. Examen + Ref mit schlechten Noten

[pillowtalk]

Hallo,
Ich versuche mal das ganze ohne großes Gejammere darzustellen:
Ich hab letzten Monat mein Studium abgeschlossen und muss jetzt leider bis September warten, bevor ich das Ref anfangen kann.
Mein Abschluss ist schlecht, sowohl Schwerpunkt (Arbeits- und Sozialrecht) als auch staatlicher Teil ausreichend.
Ich brauche nun dringend eine Beschäftigung, von der ich halbwegs leben kann. Ich frage mich, ob es mit meinen Noten überhaupt irgendeinen Sinn hat, nach etwas juristischem zu suchen. Ich habe ansonsten keine besonderen Qualifikationen oder Kenntnisse.
Eigentlich traue ich mich nicht einmal, in Kanzleien o. ä. anzurufen und nachzufragen, weil ich keine Ahnung habe, wonach ich fragen soll. Wissenschaftliche Mitarbeit? Fühle ich mich begrifflich schon zu dumm für (Ist doch eher was für VB-Kandidaten in der GK?), wobei ich auch einfach nicht weiß, was mich da erwarten würde.
Ich bin motiviert mich reinzuhängen und neues zu lernen, auch, wenn man das vielleicht bei meinen Noten nicht vermuten würde. Aber mir ist klar, dass es so nicht weiter geht und ich kann damit auch nicht gut leben. Deswegen ist es mir auch gerade so wichtig, irgendwas zu machen, was mich weiter bringt, bis ich mit dem Ref anfangen kann.
Was meint ihr: Mache ich mich lächerlich, wenn ich mit meinen schlechten Noten Kanzleien durchtelefoniere und nach einer Beschäftigung für die Übergangszeit frage? Was gibt es sonst? Habe mich schon auf zwei ausgeschriebene Stellen bei Versicherungen beworben, da warte ich noch auf Rückmeldung.

[famulus]

Es kommt natürlich darauf an, in welchen Sphären sich deine Note nun genau bewegt, ein Ausreichend im Ersten ist für sich genommen jedoch mitnichten ein Grund, um gleich am nächsten Dachgebälk zu baumeln. Zunächst mal hat man dir bescheinigt, dass du für juristisches Arbeiten nicht gänzlich ungeeignet bist. Zum anderen genügt ein Blick in die Statistiken, dass du damit bei weitem nicht der Einzige bist. Natürlich wird man besser Benotete fast immer vorziehen, viele für Einstellungen Verantwortliche berücksichtigen aber, dass die Note - gerade des ersten Examens - eben nicht alles über die Tauglichkeit im Berufsleben sagt.

M.a.W.: Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, lieber über das bestandene Examen freuen und dann im Ref, in dem die Karten neu gemischt werden und das einigen (war bei mir z.B. so) viel mehr liegt als die Uni, voll durchstarten.

"Zu dumm" ist jedenfalls keine brauchbare Ausrede dafür, es nicht mit einer wissenschaftlichen Mitarbeit bei einigen Kanzleien zu versuchen. Man muss ja am Telefon nicht mit der Tür "Examensnote" ins Haus fallen, sondern kann nachfragen, ob Bedarf und Interesse an der Übermittlung der Bewerbungsunterlagen besteht.

[Ara]

Auch muss man bedenken, dass die meisten Anwälte nunmal auch über kein VB verfügen. Vermutlich wird der größte Teil sogar im Ausreichend liegend.

Und ich denke jeder Anwalt der schonmal WiMits hatte weiß, dass die Noten im Studium zwar ein Indiz für die Praxistauglichkeit sind aber mehr auch nicht.

[EinHeinz]

Einfach probieren. Es hat ja nun mal nicht jeder tolle Noten, das trifft dann auch auf die Arbeitgeber zu. Hast du irgendwelche Kontakte aus dem Studium? Praktikum in einer Kanzlei oder so? Dann da einfach mal durchklingeln.

[Brainiac]

Verbesserungsversuch ist nicht mehr möglich? Motiviert bist du ja und die Note scheint dir nicht zu passen.

Ansonsten halte ich es wie meine Vorredner: einfach ausprobieren. Erfolgversprechender werden wohl Bewerbungen sein, bei denen du auf deine (im Vergleich zum Pflichtfachstoff) vertieften Kenntnisse aus dem Schwerpunkt verweisen kannst. Auch wenn dieser nicht überragend war, zeugt er doch zumindest von einem tiefergehenden Einblick in und Interesse für die beiden Rechtsgebiete.

[pillowtalk]

Vielen Dank für eure netten Antworten!
Verbesserungsversuch ist nicht mehr möglich, nein. Bei mir hat sich alles ziemlich gezogen, Freischuss war nicht drin.
Letztlich musste ich mich dann auch dazu zwingen, mich für's Examen zu melden und war und bin auch noch froh, dass es irgendwie geklappt hat. Note im staatlichen Teil ist 6,0 und umso ärgerlicher ist es, dass ich im Schwerpunkt, den ich nach bzw. z. T. neben dem Examen gemacht habe, so schlecht war (5,1), da ich mich "leicht" (ok, so leicht war's dann anscheinend ja doch nicht!) auf ein Befriedigend insgesamt hätte verbessern können.
Ich lege jetzt auch meine Hoffnungen auf das Ref und freue mich schon darauf! Ob es mir vom Stoff her mehr liegt, kann ich nicht sagen, aber einfach mal einen Bezug zur gelebten Realität herzustellen, sagt mir schon einmal sehr zu.
Kontakte aus dem Studium habe ich auch keine hilfreichen.
Jetzt bin ich aber schon etwas motivierter, einfach mal die Kanzleien telefonisch abzuklappern und zu schauen, ob sich etwas ergibt!

[JulezLaw]

Als konkreter Tipp für eine Stelle: Wir haben in BW eine Mail vom LJPA mit einer Stellenausschreibung für Juristen nach dem 1. Examen in der Wartezeit aufs Ref bekommen. Das BAMF sucht wohl gerade händeringend nach Leuten, die sie befristet anstellen können, Voraussetzung ist offenbar nur das Bestehen des 1. Examens. Vielleicht ist das ja etwas für dich?

Hier der Link zur Stellenausschreibung. (Verwaister Link http://www.bva.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/DLZ/Personaldienstleistungen/BAMF_EI_3_16_21032016.pdf?__blob=publicationFile&v=3 automatisch entfernt)

Viel Erfolg!

[pillowtalk]

Vielen, lieben Dank! So etwas würde ich so gerne machen und ich habe tatsächlich auch beim Jobcenter nachgefragt, ob eine befristete Einstellung bei einer Behörde nicht in Frage käme, das wurde aber direkt abgewimmelt, weil nur Leute mit entsprechender Ausbildung eingestellt würden...
Jetzt sehe ich grade, dass die Bewerbungsfrist abgelaufen ist. Schade!

[Sebast1an]

Ruf doch einfach mal an. Der Bedarf scheint ja so hoch zu sein, dass es da vielleicht auch nach Fristende noch Möglichkeiten gibt.

[JulezLaw]

Die Bewerbungsfrist wurde laut Mail an uns verlängert, ein genaues Datum steht nicht dabei. Die Mail ist aber von Mittwoch, du kannst dich also definitiv noch bewerben!

Sorry, habe ich vergessen hinzuzufügen

[EinHeinz]

Ein schnelles Verfahren darf man da aber auch nicht erwarten. Wenn das Ref im September los geht sind es vllt 2 Monate Arbeit...

[pillowtalk]

Hab die Stelle jetzt auch über die Jobbörse der Arbeitsagentur gefunden. Vielen Dank nochmal für den Tipp! Leider kein Angebot für meine Stadt, aber die Pendelei mit der Bahn wäre noch voll im Rahmen (mal unabhängig von den Kosten erstmal).
Ich setz mich mal direkt an die Bewerbung!

[JuraMädl93]

Ich würde es im asylrechtlichen Bereich probieren, da werden oft händeringend Juristen gesucht.
Hab selbst kein überragendes Examen gemacht und arbeite jetzt in der Übergangszeit bis zum Referendariat in der Flüchtlingshilfe als Juristin. Die haben nichtmal nach meinen Noten gefragt. Es wurde lediglich gefordert, dass Interesse und die Bereitschaft besteht sich im Asylrecht einzuarbeiten

[pillowtalk]

Wo genau arbeitest du denn da (bezahlt)? Kannst mir auch gern eine private Nachricht schreiben, wenn du es nicht öffentlich schreiben willst.