WiMi in einem größeren oder kleineren Team

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Pillendreher
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WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Pillendreher »

Hey!

Habt ihr Erfahrungen mit der WiMi-Arbeit in Kanzleien mit größeren und kleineren Teams? Ich hatte bisher zwei Bewerbungsgespräche, bei denen die Größe der "Praxisgruppen" nicht unterschiedlich sein könnte: Auf der einen Seite 16 Personen ab Associate aufwärts mit weiteren Referendaren und WiMi, auf der anderen Seite 4 Personen (1x Associate, 3x Partner).
Mich würde interessieren ob ihr dahingehend Erfahrungen gemacht habt: Worin bestehen dahingehend Vor- oder Nachteile? Ich kann mir vorstellen, dass man bei dem kleineren Team "gezwungenermaßen" etwas näher am Geschehen dran ist und dadurch auch mehr mitnehmen kann, gleichzeitig aber möglicherweise auch mehr Verantwortung trägt, weil es eben nicht noch zig weitere WiMi gibt, die auch ihren Beitrag leisten. :-k
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JulezLaw
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von JulezLaw »

Also ich kann jetzt nur aus einem etwas großen Team (ich würde schätzen: offiziell ca.15-20 Leute ab Associate aufwärts) berichten, innerhalb dessen ich aber im Schwerpunkt für ein bestimmtes Mandat arbeite (an dem 4 Anwälte arbeiten).

Ich würde sagen, dass ich bei sämtlicher Arbeit nah am Geschehen bin, und zwar unabhängig davon, ob ich jetzt für mein Hauptmandat arbeite (in das ich zwangsläufig stärker eingearbeitet bin) oder für ein anderes Mandat. In den zwei Monaten jetzt habe ich an vier unterschiedlichen Mandaten unterschiedlich intensiv gearbeitet, und hatte immer den Eindruck, dass meine Arbeit auch tatsächlich genutzt wird. Es gibt ca. 15 WiMi bei uns auf dem Stockwerk, davon ca. 7-8 in meinem Bereich. Ordentliche Arbeit leisten muss aber jeder, unabhängig davon, ob es jetzt das jedem bekannte Mandat ist oder eines, über das ich noch nicht mal mit Kollegen sprechen darf.

Ich sehe persönlich also weder in dem einen noch dem anderen einen Vor- oder Nachteil, das liegt denke ich aber auch immer an den konkreten Anwälten, mit denen man arbeitet.
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Pillendreher
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Pillendreher »

Danke für Deine Antwort. Ich habe bei dem kleineren Team dahingehend Bedenken, dass man vielleicht "zu sehr im Fokus steht". Ist man der einzige WiMi, wird man wohl auch der einzige sein, der die Recherchearbeit übernimmt (O-Ton des Partners:"Die einfachen Sachen wissen wir selber, für die schwierigen brauchen wir sie dann") und ich befürchte, dass da die Belastung nicht unbedeutend höher sein wird, einfach weil es weniger Köpfe gibt, auf die Arbeit verteilt werden könnte.
Andererseits hat es die Kanzlei ja bisher auch ohne WiMi geschafft und wird wohl aufgrund ihrer Größe auch keine Riesen-Mandate übernehmen, für die sie ungleich mehr Mitarbeiter bräuchte... :-k
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JulezLaw
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von JulezLaw »

Ich kann mir tatsächlich auch vorstellen, dass du dann jedenfalls nicht in die Verlegenheit kommst, nichts zu tun zu haben ;)
Also ich finde die Arbeit in einem großen Team unerwartet spannend, muss ich sagen. Ich bin absolut richtig damit gefahren, mich einfach nach Bauchgefühl für eine Kanzlei zu entscheiden :)
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julée
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von julée »

Auch in einem großen Team wird es nicht mehr WiMis geben, als Arbeit da ist. Und wenn irgendwas wichtig / dringend ist, was man angefangen hat, wird man in keiner der beiden Konstellationen einfach punktum den Stift fallen lassen oder auf die ausgedehnte Kaffeepause bestehen können. Und auch in einem kleinen Team kann man sagen, wenn man überlastet ist und es wirklich nicht schafft, noch diese oder jene Recherche zu machen. Ich fand die Konstellation 1 Partner, 1 Associate und ich als WiMi (Team im engeren Sinne; gesamte Praxisgruppe ca. 10-12 Anwälte) ganz angenehm.
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Trente Steele82 »

Ein größeres Team bietet die Gelegenheit, verschiedene Arbeitsweisen kennen zu lernen (bei mir damals: 1. Partner pingelig bis zum letzten Satzzeichen, 2. Partner null Rückmeldung, 3. Partner Haudrauf Taktik). Ein kleines Tesm hat dagegen den Vorteil, dass man sich auf einen Arbeitsstil einstellen kann. Ich persönlich fand es eine gute Erfahrung verschiedene Stile mal gesehen zu haben, um für mich meinen zu finden. Ist aber Geschmacksache.
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JulezLaw
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von JulezLaw »

julée hat geschrieben:Auch in einem großen Team wird es nicht mehr WiMis geben, als Arbeit da ist.
Das habe ich tatsächlich von anderen WiMi, die u.a. deshalb zu uns gewechselt sind, schon anders gehört ;) Ein paar Tage mag das ganz nett sein, aber ständig nix zu tun zu haben frustriert ganz schön... Kommt bei manchen unserer WissMit auch mal vor, ist aber selten. Ich würde auch das für sehr team-/kanzleiabhängig halten.
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Trente Steele82
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Trente Steele82 »

Aufsätze und Power Points lassen sich immer aus dem Hut zaubern, auch für die Ablage "P". Dient ja auch dem Wissensaufbau :D
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von julée »

JulezLaw hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Auch in einem großen Team wird es nicht mehr WiMis geben, als Arbeit da ist.
Das habe ich tatsächlich von anderen WiMi, die u.a. deshalb zu uns gewechselt sind, schon anders gehört ;) Ein paar Tage mag das ganz nett sein, aber ständig nix zu tun zu haben frustriert ganz schön... Kommt bei manchen unserer WissMit auch mal vor, ist aber selten. Ich würde auch das für sehr team-/kanzleiabhängig halten.
Das kann natürlich im Einzelfall so sein. Aber im Regelfall würde ich nicht davon ausgehen, dass eine Kanzlei mehr Leute als nötig einstellt, um dem Einzelnen einen faulen Lenz zu ermöglichen. Und wie die Arbeitsbedingungen konkret sind, wird man im Vorfeld ohnehin kaum sagen können.
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Kasimir »

Pillendreher hat geschrieben:Danke für Deine Antwort. Ich habe bei dem kleineren Team dahingehend Bedenken, dass man vielleicht "zu sehr im Fokus steht". Ist man der einzige WiMi, wird man wohl auch der einzige sein, der die Recherchearbeit übernimmt (O-Ton des Partners:"Die einfachen Sachen wissen wir selber, für die schwierigen brauchen wir sie dann") und ich befürchte, dass da die Belastung nicht unbedeutend höher sein wird, einfach weil es weniger Köpfe gibt, auf die Arbeit verteilt werden könnte.
Andererseits hat es die Kanzlei ja bisher auch ohne WiMi geschafft und wird wohl aufgrund ihrer Größe auch keine Riesen-Mandate übernehmen, für die sie ungleich mehr Mitarbeiter bräuchte... :-k
Es kommt auf das Rechtsgebiet an. Im Zweifel wuerde ich mich aber immer fuer das kleinere Team entscheiden, da die Hierarchieen tendenziell flacher sind und du mehr lernen kannst.

Und das Zitat des Partners in allen Ehren, aber als Wiss Mit wirst du keine schwierigen Rechercheauftraege bekommen. Ich lasse wiss Mits meist Literatur zu einem bestimmten Thema raussuchen. Eine eng abgegrenzte Rechtsfrage recherchieren ("Was sagen die Standardkommentare hierzu?"). Es geht aber eher darum, zeitaufwaendige und zugleich einfache Aufgaben zu delegieren, die man einer Sekretaerin nicht geben kann. D.h. meine Sekretaerin kann mir konkrete Kommentarstellen kopieren, aber sie kann z.B. nicht recherchieren, was ein bestimmter Kommentar zu einer Rechtsfrage sagt. Dafuer sind dann wiss Mits gut. Die "Denkarbeit", d.h. Auswertung der gefundenen Kommentarstellen uebernehme ich dann aber.

Viele wiss Mits arbeiten auch an Literaturprojekten mit. Im M&A oder ECM geht es natuerlich unjuristisch zu und man liest im Zweifel nur irgendwelche Dokumente Korrektur. Davon wuerde ich abraten.
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Pillendreher
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Pillendreher »

Also mir wurde bei beiden Bewerbungsgesprächen gesagt, dass ich hauptsächlich Gutachten schreiben würde, sprich mich um irgendwelche rechtlichen Fragestellungen kümmern würde. Das klang jetzt eher weniger nach "organisatorischer Arbeit".
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stilzchenrumpel
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von stilzchenrumpel »

@Kasimir: Deckt sich nicht mit meiner Erfahrung und ist sicher sehr abhängig von der Kanzlei und Praxisgruppe.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
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JulezLaw
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von JulezLaw »

Deckt sich tatsächlich auch nicht mit meiner Erfahrung und ist offenbar sehr anwaltsabhängig :)
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Kasimir »

Ich stelle es mir sehr schwierig vor, einen wiss Mit direkt fuer das Schreiben von Gutachten einzusetzen. Das ist ja klassische Anwaltsaufgabe und bedarf auch einiger Uebung. Meine Erfahrung ist auch, dass es vielen wiss Mits. - verstaendlicherweise - sehr schwer faellt, Arbeit abzuliefern, die man direkt oder mit wenigen Aenderungen dem Mandanten geben kann.

Ich betreue gerne wiss Mits und Referendare, aber - und das meine ich nicht boese - die Arbeit ist haeufig leider nicht besonders gut verwertbar. Nur weil jemand ein gut im ersten Examen hat, heisst das ja nicht, dass er anwaltlich Denken oder geschliffen formulieren kann. Letztlich ist die Zeit als Referendar oder wiss Mit aber ja auch Ausbildung. Referendare oder wiss Mits werden ja auch nicht angestellt, um mit ihnen Geld zu verdienen, sondern damit sie einen Einblick in die Kanzlei bekommen. Von daher ist das schon okay.
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Tibor
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Re: WiMi in einem größeren oder kleineren Team

Beitrag von Tibor »

Hier mal paar Gedanken

Großes Team, pro:
Immer Arbeit da
Viele Kontakte, u.a. auch zu anderen WiMi/Ref
Unterschiedliche Arbeitsweisen
Unterschiedliche Projekte

Con:
Lose Kontakte, keine enge Bindung zu Partner und Mandat
Viel kleinteilige Arbeit möglich, wenn mehrere Aufträge gleichzeitig eingehen


Kleines Team - pro:
Enge Kontakte
Vertiefte Einbindung in einzelne Mandate, ggf vertiefte Gutachten zu Einzelfragen

Con:
Sind die Leute doof, nervts
Meist keine anderen WiMi
Nervige Mandate/Aufträge müssen ggf vertieft bearbeitet werden, weil keine weiteren Aufgaben reinkommen
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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