Jobwechsel nach wenigen Monaten?

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Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und wollte euch mal zu eurer Meinung bzgl. folgender Situation fragen:

Ende letzten Jahres bin ich mit meinem Rechtsreferendariat fertig geworden. Leider konnte ich nicht so gut punkten und habe nur zwei ausreichende Examen (1. 5,x, 2. 6,x)

Seit Frühjahr besetze ich nun eine für ein Jahr befristet Stelle (Verlängerung nicht ganz ausgeschlossen) im öffentlichen Dienst (E 13). Allerdings ist dieser Job ziemlich fachfremd. Ich räume dort gefühlt die letzten 20 Jahre auf und rein juristische Aufgaben gibt es leider wenige und wenn nur im Urheberrecht, was nicht meinem Interessengebiet entspricht. Ich habe daher Angst keine großartigen Erfahrungen zu sammeln, die mir in Zukunft etwas bringen. Einzig positive sind natürlich die Rahmenbedingungen (Gehalt, geregelte und gleitende Arbeitszeiten, etc.)

Mein Schwerpunkt im Studium lag aber im öffentlichen Recht. Langfristig gesehen möchte ich auch im ÖR tätig werden. Besonders öffentliche Verwaltung in den Bereichen Umwelt, Bau oder Verkehr. Aber auch allgemeines Verwaltungsrecht, Vergaberecht, Tarifrecht, Kommunalrecht wären in Ordnung. Wenn sich in der Verwaltung nichts findet könnte ich mir auch Unternehmen oder Kanzlei vorstellen.

Am Anfang meiner Suche hatte ich für diesen Bereich auch schon Einladungen und eine Zusage erhalten. Blöderweise war die eine Zusage in einem Ort, wo ich nicht hinziehen wollte und ich war ziemlich naiv zu glauben, dass schon noch etwas besseres kommen würde.. (ÖD scheint also, auch wenn schwierig mit meinen Punkten, möglich zu sein. Jetzt bin ich örtlich definitiv flexibler).

Mir wurde nun eine dieser Entscheiderpositionen beim Bamf angeboten. (E 12, 2 Jahre befristet). Nun liest man momentan nicht nur positives über diese Behörde und ich bin auch etwas skeptisch geworden, was die Bewerbungsverfahren dort anbelangt. Zudem wäre es ja ein Wechsel vom höheren in den gehobenen Dienst. Vorteil allerdings: es ist öffentliches Recht.

Habt ihr eine Idee für eine sinnvolle Lösung?

1. bei meiner aktuellen Position bleiben. Mich von dort weiter bewerben bzw. wenn sich in dem Jahr noch nichts gefunden hat einen LLM im Verwaltungsrecht machen?
oder
2. Die Stelle beim Bamf annehmen, auch wenn das dann gehobener Dienst wäre?
OJ1988
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von OJ1988 »

Kommunalverwaltung?
Gelöschter Nutzer

Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

was meinst du mit Kommunalverwaltung?
OJ1988
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von OJ1988 »

Na ob das was für dich wäre: ÖD, echtes Ö-Recht, ggf. ortsnah.
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famulus
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von famulus »

Ich würde in jedem Fall bleiben, kostbare h.D.-Verwaltungszugehörigkeitsmonate sammeln und mich aus dieser Position immer wieder bei Wunschstellen bewerben. Die große Hürde des h.D.-Einstiegs trotz nicht überragender Noten hast du ja schon einmal gewonnen. Bei ein wenig Flexibilität und ggf. zunächst Elternzeitvertretungs-Hopping dürften durchaus Chancen für dich bestehen, früher oder später an eine entfristete und fachlich ansprechende Anstellung zu gelangen.
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Gelöschter Nutzer

Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

OJ1988 hat geschrieben:Na ob das was für dich wäre: ÖD, echtes Ö-Recht, ggf. ortsnah.
ja, mein Ziel ist höherer Dienst mit echtem öffentlichen Recht (vorzugsweise in den Bereichen Umwelt, Bau, Verkehr, aber auch anderen öffentlich rechtliche Gebiete wären ok). Ministerium sicher schwierig mit meinen Punkten, aber vielleicht würde ein Landesamt klappen. Wenn nicht, würde ich verstärkt nach Unternehmen und dann nach Kanzleien suchen.

Momentan arbeite ich zwar im höheren Dienst, aber eben wenig juristisch und wenn nur im Urheberrecht. Weitere Bewerbungen (bis auf bamf) waren bis jetzt erfolglos. Die Verfahren dauern im ÖD ja auch immer eine Ewigkeit. Ich frage mich nur, wie realistisch und wahrscheinlich es ist, nach diesem einen befristeten Jahr dann eine Stelle in meinem Wunschgebiet zu finden. Also das Rechtsgebiet zu wechseln? Und ich weiß auch nicht, was ich bei aktuellen Bewerbungen als momentane Tätigkeit angeben soll. Bei den letzten Bewerbungen habe ich noch nichts angegeben, da ich erst sehr kurz in der neuen Stelle war und diese eben nicht so typisch juristisch ist. Nun nach fast einem halben Jahr möchte ich aber etwas dazu schreiben und keine Lücke lassen. Nur was schreibe ich hin? und gebe ich die aktuelle Stelle genau an?

Noch mal zur Bamf- Stelle. Diese ist zwar im gehobenen Dienst, wenn auch in der höchsten Eingruppierung E 12. Aber ich wäre zumindest mit Asylrecht schon mal beim öffentlichen Recht angekommen.
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j_laurentius
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von j_laurentius »

Aber "nur" im gehobenen Dienst. Du wirst, nehme ich an, in die Anwendung von §§ 3-4 AsylG eingewiesen werden und den jeweiligen Fall unter diese Vorschriften subsumieren müssen, und zwar unter Anwendung vorgefertigter Textbausteine. Gelegentlich wird zu prüfen sein, ob ein Dublin-Verfahren durchzuführen ist oder ein Asylantrag als offensichtlich unbegründet abzulehnen ist, aber jedenfalls aus Sicht des BAMF scheint das alles kein Hexenwerk zu sein, wenn ich mir die Bescheide, die zu dem Bereich ergehen, so anschaue. Wirklich juristische Arbeit, also so wie ein Volljurist sich diese vorstellt, bedeutet das nicht, würde ich sagen. Ich weiß nicht so richtig, was Du Dir davon versprichst.
Gelöschter Nutzer

Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

naja, meine aktuelle Tätigkeit ist eben auch nicht das, was sich ein Volljurist vorstellt. Auf dem Papier bin ich da zwar höherer Dienst, aber wirklich verantwortungsvolle juristische Aufgaben bekomme ich nicht. 80% meiner Tätigkeiten sind ja nicht mal klassisch juristisch und ich habe Probleme diese Tätigkeit in aktuellen Bewerbungen zu beschreiben. Von welchen Erfahrungen soll ich denn sprechen?

Die Frage, die sich mir stellt ist, was mich näher zu meinem Berufswunsch bringt. Ein Jahr im höheren Dienst, allerdings ziemlich fachfremd. Oder 2 Jahre im gehobenen Dienst, aber zumindest mit öffentlich-rechtlichen Bezug.
julée
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von julée »

Ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine BAMF-Stelle bei späteren Bewerbungen in der Verwaltung besonderen Eindruck macht. Es mag zwar eine juristische Tätigkeit sein, aber das BAMF sucht händeringend Leute, dh es dürfte in 1-2 Jahren viele Bewerber geben, die mit ähnlichen Noten wie Du und 2 Jahren BAMF versuchen im höheren Dienst zu landen. Selbst wenn Du gerade nicht besonders juristisch arbeitest, dürftest Du ja derzeit jede Menge sonstige Erfahrungen sammeln, die gerne gesehen sind. Warum stellst Du die nicht heraus und fügst hinzu, künftig gerne noch etwas juristischer arbeiten zu wollen? Und dass Deine Tätigkeit zu 80 % nichtjuristisch ist, musst Du ja nicht so offen kommunizieren ;)
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famulus
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von famulus »

julée hat geschrieben:Selbst wenn Du gerade nicht besonders juristisch arbeitest, dürftest Du ja derzeit jede Menge sonstige Erfahrungen sammeln, die gerne gesehen sind. Warum stellst Du die nicht heraus und fügst hinzu, künftig gerne noch etwas juristischer arbeiten zu wollen? Und dass Deine Tätigkeit zu 80 % nichtjuristisch ist, musst Du ja nicht so offen kommunizieren ;)
Ganz genau so ist es.

Meiner Meinung nach ist die (mindestens) einjährige Referententätigkeit - jedenfalls auf dem Papier - viel mehr wert als eine sonstwie fachbezogene g.D.-Stelle, die im Gegenteil die Gefahr von Skepsis birgt ("Wieso verdingt ein Volljurist sich "nur" als Sachbearbeiter?")

Du hast jetzt die Chance, im h.D. grundsätzlich einen Fuß in die Tür zu bekommen und zu zeigen (bzw. für den Lebenslauf zu dokumentieren), dass man im ö.D. mit dir arbeiten kann. Ein eher zivilrechtlicher Schwerpunkt ist dabei überhaupt kein Problem, schließlich bist du innerhalb von Verwaltungsstrukturen tätig und bekommst dabei automatisch (bewusst oder unbewusst) viel davon mit, worauf es ankommt und was dir bei späteren, ggf. verwaltungsrechtlicher geprägten Tätigkeiten von Nutzen sein wird.

Wenn man keine Traumnoten hat, ist der Weg in den ö.D. nun einmal etwas steiniger und man muss sich auch durch "Durststrecken" (z.B. eben fachfremde Gebiete, mehrere Befristungen) beißen. Mit deiner jetzigen Tätigkeit hast du den Grundstein gelegt, einen "Schritt zurück" würde ich ohne Not nicht gehen.
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Gelöschter Nutzer

Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

vielen Dank für eure Antworten. Ich bin in der Hinsicht auch noch etwas unerfahren und habe irgendwie Angst nun in eine Sackgasse zu laufen, da ich in der jetzigen Stelle wirklich nicht sehr gefordert werde, weder juristisch, noch anderweitig. Ich frage mich wirklich häufig, warum für diese Tätigkeit überhaupt ein Jurist gesucht wurde.

Dennoch kann ich vielleicht versuchen auf meiner aktuellen Stelle so viel wie nur möglich juristische Aufgaben zu übernehmen und allgemein mehr Erfahrungen zu sammeln. Parallel werde ich mich natürlich nach fachlich besser passenden Stellen umsehen.

Falls ich in dem Jahr nichts finden sollte, wie denkt ihr dann über einen LLM? Speyer o.ä.? Bringt der etwas im öffentlichen Dienst? Vor allem ein Jahr nach dem Berufseinstieg?
lucyyy
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von lucyyy »

Hallo,

ich will Dich jetzt mal ein wenig auf den Boden der Tatsachen holen: Ich arbeite in der Kommunalverwaltung, h.D.... Wir stellen ab 08,00 im 2. ein (Note des 1. ist im wesentlichen egal). Aus anderen Bereichen, die Juristen im h.D. einstellen, hört man vergleichbare Anforderungen. Es wird derzeit zwecks Nachwuchssorgen überlegt, die Zugangsnote zu senken, das wird sich aber erfahrungsgemäss im 0,irgendwas Bereich bewegen.

Ich habe unlängst eine neue Kollegin kennen gelernt, die kam von der Agentur für Arbeit und musste trotz langjähriger Erfahrung dort bei uns das übliche Einstellungsverfahren für den h.D. durchlaufen, ohne dass ihr die "einschlägige" Berufserfahrung was gebracht hätte.

Bei Deinen Noten bliebe bei uns nur der g.D. und das sind - auch wenn man dort Bescheide schreibt - mitnichten juristische Aufgabenbereiche, die haben nämlich die vorgesetzten Juristen im h.D.

Daher sei froh um den aktuellen h.D.! G.D. wäre ein downgrade und würde allenfalls für vergleichbare g.D. Stellen als Erfahrung taugen. Wenn Du daher langfristig die Verbeamtung auf Lebenszeit im h.D. anpeilst, dann solltest Du tunlich dort bleiben, wo Du bist und das beste hoffen!

VG
lucyyy
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen. ;-)
Gelöschter Nutzer

Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

[quote="lucyyy"]Hallo,

ich will Dich jetzt mal ein wenig auf den Boden der Tatsachen holen: Ich arbeite in der Kommunalverwaltung, h.D.... Wir stellen ab 08,00 im 2. ein (Note des 1. ist im wesentlichen egal). Aus anderen Bereichen, die Juristen im h.D. einstellen, hört man vergleichbare Anforderungen. Es wird derzeit zwecks Nachwuchssorgen überlegt, die Zugangsnote zu senken, das wird sich aber erfahrungsgemäss im 0,irgendwas Bereich bewegen.

Um welches Bundesland handelt es sich da?
lucyyy
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von lucyyy »

Colibri87 hat geschrieben: Um welches Bundesland handelt es sich da?
BY
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen. ;-)
OJ1988
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Re: Jobwechsel nach wenigen Monaten?

Beitrag von OJ1988 »

Die nachgeordneten Ämter im Geschäftsbereich des BMI z.B. (BKA und Konsorten) stellen für den hD "offiziell" (natürlich immer abhängig von der konkreten Bewerberlage) ab einem "befriedigend" ein.
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