Vergaberecht

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mynda
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Vergaberecht

Beitrag von mynda »

Hallo in die Runde :-)

Ieider habe ich mangels gebietsbezogener Erfahrung keine konkrete Vorstellung vom Arbeitsalltag im Bereich Vergaberecht und würde gern mehr erfahren. Inwieweit ist die Tätigkeit monoton, weil sich im Rahmen der Vergabeverfahren alles stetig wiederholen könnte bzw. inwieweit ist der Alltag abwechslungsreich, weil alles eben doch immer wieder etwas anders ist? Im Forum findet sich an der einen oder anderen Stelle ja doch Kritik und Unzufriedenheit mit dem Bereich ...

Welche größere Kanzlei hat nach eurer Erfahrung eine gute Reputation in diesem Bereich? Ach, und was ist mit der im Forum mal angesprochenen schlimmen Rechtsprechung in dem Bereich? Ist es wirklich nur Runterbeten und Nachbeten der Rechtsprechung oder ist es nicht wie in vielen anderen Bereichen auch?

Durch die Suche habe ich gesehen, dass es scheinbar einige Vergaberechtler im Forum gibt und würde mich über eure (kurzen) Berichte freuen.
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Einwendungsduschgriff
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Re: Vergaberecht

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Klare Kanzleiempfehlung: Bird & Bird. Sowohl Jan Byok wie auch Heiko Höfler sind wirklich gute Vergaberechtler und angenehme Menschen. Monoton ist es nicht. Bisweilen aber recht stressig, gerade im Rechtsschutzverfahren. Ich habe mit meinem damaligen Chef sehr gerne zusammengearbeitet und habe der Kanzlei nur deswegen den Rücken gekehrt, weil es eine bessere Option gab. Mir fiel es manches Mal etwas schwer, in einem Rechtsgebiet zu arbeiten, das häufig bar jeder normativen Strukturierung ist. Aber das legt sich. Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn man nicht von so einer krassen verwaltungsrechtlichen Sozialisierung kommt wie ich.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
mynda
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Re: Vergaberecht

Beitrag von mynda »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Mir fiel es manches Mal etwas schwer, in einem Rechtsgebiet zu arbeiten, das häufig bar jeder normativen Strukturierung ist. Aber das legt sich. Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn man nicht von so einer krassen verwaltungsrechtlichen Sozialisierung kommt wie ich.
Danke für deine schnelle Rückmeldung! Kannst du das näher beschreiben? In einem anderen Thread hast du etwas in der Art geschrieben, dass dir das Rechtsgebiet dermaßen auf den Zeiger ging. :-D Keine normative Strukturierung - meinst du das in dem Sinne, dass es einem beinahe willkürlich vorkommt und total abhängig von der Rechtsprechung scheint?
chr1983
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Re: Vergaberecht

Beitrag von chr1983 »

mynda hat geschrieben:Hallo in die Runde :-)

Ieider habe ich mangels gebietsbezogener Erfahrung keine konkrete Vorstellung vom Arbeitsalltag im Bereich Vergaberecht und würde gern mehr erfahren. Inwieweit ist die Tätigkeit monoton, weil sich im Rahmen der Vergabeverfahren alles stetig wiederholen könnte bzw. inwieweit ist der Alltag abwechslungsreich, weil alles eben doch immer wieder etwas anders ist? Im Forum findet sich an der einen oder anderen Stelle ja doch Kritik und Unzufriedenheit mit dem Bereich ...

Welche größere Kanzlei hat nach eurer Erfahrung eine gute Reputation in diesem Bereich? Ach, und was ist mit der im Forum mal angesprochenen schlimmen Rechtsprechung in dem Bereich? Ist es wirklich nur Runterbeten und Nachbeten der Rechtsprechung oder ist es nicht wie in vielen anderen Bereichen auch?

Durch die Suche habe ich gesehen, dass es scheinbar einige Vergaberechtler im Forum gibt und würde mich über eure (kurzen) Berichte freuen.
IMHO ist das Vergaberecht ein spannendes (soweit man juristische Tätigkeit überhaupt als spannend bezeichnen kann) und abwechslungsreiches Tätigkeitsgebiet. Man muss sich stets in neue Materien reindenken und -arbeiten. Beschaffung von komplexer EDV, Vergabe von Bahnstreckennetzen, große Bauprojekte usw. Im Vergleich zu manchen anderen Rechtsgebieten (in GK'en) handelt es sich überwiegend auch um kernjuristische Arbeit, insbesondere im Rahmen von Nachprüfungsverfahren. Zwar kann es - wie der Duschgriff zu Recht betont - aufgrund kurzer Fristen durchaus mal stressig werden (weswegen ich jetzt auch im Büro und nicht im Ski-Urlaub bin); aber im Großen und Ganzen sind die Arbeitszeiten einigermaßen planbar und nicht so extrem wellenförmig wie bspw. im Transaktionsgeschäft.

Neben den Two Birds verfügen aus meiner Erfahrung u.a Allen & Overy, Görg und Heuking im Vergaberecht über sehr gute Expertise/Reputation im Vergaberecht.

Näheres auch gerne per PM
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Einwendungsduschgriff
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Re: Vergaberecht

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

mynda hat geschrieben:
Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Mir fiel es manches Mal etwas schwer, in einem Rechtsgebiet zu arbeiten, das häufig bar jeder normativen Strukturierung ist. Aber das legt sich. Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn man nicht von so einer krassen verwaltungsrechtlichen Sozialisierung kommt wie ich.
Danke für deine schnelle Rückmeldung! Kannst du das näher beschreiben? In einem anderen Thread hast du etwas in der Art geschrieben, dass dir das Rechtsgebiet dermaßen auf den Zeiger ging. :-D Keine normative Strukturierung - meinst du das in dem Sinne, dass es einem beinahe willkürlich vorkommt und total abhängig von der Rechtsprechung scheint?
Das Vergaberecht ist nun eben häufig kein durch Gesetze angeleitetes Rechtsgebiet, sondern sehr oft eine Ansammlung von case law des EuGH und des OLG Düsseldorf. Ich arbeite einfach gerne mit dem Gesetz, nur das funktioniert meistens im Vergaberecht nur bedingt.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
Limonadenbaum
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Re: Vergaberecht

Beitrag von Limonadenbaum »

Ich hänge mich hier mal dran - hat jemand von euch die Verwaltungsstation im Ref bei einer Vergabestelle oder Vergabekammer absolviert und könnte mir von den Erfahrungen berichten? Oder habt ihr von Anwaltsseite aus von Referendaren dort mitbekommen? Mich würde insbesondere interessieren, ob man dort als Referendar sinnvoll in die juristische Arbeit eingebunden werden kann.
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Re: Vergaberecht

Beitrag von chr1983 »

Limonadenbaum hat geschrieben: Donnerstag 30. August 2018, 11:26 Ich hänge mich hier mal dran - hat jemand von euch die Verwaltungsstation im Ref bei einer Vergabestelle oder Vergabekammer absolviert und könnte mir von den Erfahrungen berichten? Oder habt ihr von Anwaltsseite aus von Referendaren dort mitbekommen? Mich würde insbesondere interessieren, ob man dort als Referendar sinnvoll in die juristische Arbeit eingebunden werden kann.
Wir hatten mal eine Referendarin, die zuvor ihre Verwaltungsstation bei einer Vergabekammer gemacht hat. Wenn ich mich recht erinnere, lief die Station wohl ähnlich wie eine Station bei Gericht ab - was in der Sache auch nicht verwunderlich ist, sind die Verfahren vor der VK ja quasi wie Gerichtsverfahren. Sie hat von der Vorsitzenden immer Akten mit nach Hause bekommen und musste Beschlüsse schreiben und durfte an den mündlichen Verhandlungen teilnehmen.
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Re: Vergaberecht

Beitrag von Limonadenbaum »

Ja, das ist einleuchtend. Danke!
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