35 Stunden Woche bei McDermott

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Ostriker
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Re: 35 Stunden Woche bei McDermott

Beitrag von Ostriker »

Ich persönlich finde es gut, dass sich Großkanzleien zumindest Gedanken machen, wie man alternative Modelle fahren kann. Ich habe ein ähnliches Modell knapp drei Jahre in einer Großkanzlei so gefahren und es hat erstaunlicherweise in Summe und ex post recht gut funktioniert. Ich hatte mir damals ausbedungen, dass ich quasi 18Uhr zum Abendbrot mit meinen Kiddies zu Hause bin. Um das für mich - und vor allem vor anderen Kollegen - zu untermalen, habe ich prozentual auf einen Teil meines Gehalts verzichtet. An meinem (kleinen) Standort war die Sache jedermann klar und wurde respektiert (natürlich gab es auch Spitzen, die waren aber die absolute Ausnahme und für mich auch völlig ok). Problematisch wurde es eigentlich immer dann, wenn ich standortübergreifend in ein Mandat/Projekt kommen sollte. Wenn man dann als erstes einem altgedienten oder (eher schlimmer) neu aufstrebenden Jungpartner am Telefon erklärte, dass man ein besonderes Zeitmodell fährt, war das eigentlich immer misslich - in gewisser Weise für beide Seiten. Insoweit kann es durchaus sein, dass ein kanzleiweit eingeführtes Modell mehr Akzeptanz erfährt und leichter umzusetzen ist. Schwierig stelle ich mir das aber gleichwohl im klassischen Projektgeschäft vor. Eine "Übergabe", quasi ein Schichtwechsel, dürfte nicht ohne Effizienzverluste funktionieren, zumindest wenn man schon im Stadium der Erstellung der Vertragsdokumentation ist.
Voland
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Re: 35 Stunden Woche bei McDermott

Beitrag von Voland »

Hier noch ein neuerer Beitrag zum Thema. Ich bezweifele zwar, dass die mittelständischen Kanzleien grundsätzlich Engel sind, aber dennoch interessant :-)

http://www.lto.de/recht/kanzleien-unter ... kommentar/
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JS
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Re: 35 Stunden Woche bei McDermott

Beitrag von JS »

Kasimir hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Ein gut funktionierendes Team mit 3-4 Anwälten dürfte da aber im Ergebnis effektiver sein, als ein oder zwei Anwälte, die jeder irgendwie die 60-70 Wochenstunden arbeiten.
Nein, und darin liegt auch der Haken. Als Mandant will ich keine Reibungsverluste bezahlen. D.h. bei Schichtmodellen möchte ich nicht am Abend hören: "Oh, das hat mein Kollege gemacht, da muss ich nochmal nachfragen."

Zudem wird durch die Verringerung der Stundenzahl ja nicht aufgefangen, dass gerade auch zu Randzeiten gearbeitet wird. Es wird ja jeder Associate dann von 9-18 Uhr arbeiten wollen, aber das funktioniert ja nicht, wenn über Nacht noch etwas fertiggemacht werden muss. Und deshalb wird das Modell auch nicht funktionieren. Mandanten bezahlen die hohen Stundensätze für Flexibilität, kleine Teams und Effizienz. Die Rechnung, dass man Gehalt und Arbeitszeit durch zwei teilt, ist deshalb eine Milchmädchenrechnung.
Arbeitgeber, die die von dir angedeuteten Arbeitszeiterwartungen haben, gehören nicht in die Kanzlei sondern ins Gefängnis, § 23 Abs. 1 Nr. 2 ArbzG. Derartige Geschäftsmodelle darf es nicht geben.
"Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden." - Konrad Adenauer
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