Wenn man über Notendifferenzen spricht, muss man m. E. das "Ausgangsniveau" berücksichtigen. Wer im Staatsteil im zweistelligen Bereich liegt, der mag im SPB in der Lage sein, wirklich gute oder sehr gute Leistungen zu erbringen: Zu der erheblichen juristischen Grundbegabung kommt schlichtweg noch ein überdurchschnittliches Interesse hinzu; die Lehrinhalte werden mühelos verstanden - und dann ist die einzige Frage, ob es im SPB ein "Korrektiv" in Gestalt von fünfstündigen Klausuren auf Examensniveau gibt, mit dem dann die 16 Punkte im Seminar wieder etwas nivelliert werden. Wer im Staatsteil hingegen im Bereich des Ausreichenden liegt, der hat klar Defizite im allgemein-juristischen Bereich, die nur begrenzt mit Begeisterung und Lerneifer ausgeglichen werden können (sonst wären sie nicht da); in den Fällen dürften bereits 3-4 Punkte mehr tendentiell erklärungsbedürftig sein, alles über 6 Punkte Differenz ohnehin.Levi hat geschrieben: Eine andere Frage ist dagegen, wie groß die Differenz zwischen SPB und Staatsteil ist. Ich rede hier von ca. 1-2 Notenstufen (also 3-6) Punkten Differenz. Das erscheint mir realistisch. Alles darüber hinaus ist sicherlich nicht mehr reell. Denn die grundlegenden juristischen Fähigkeiten müssen natürlich vorhanden sein und wirken sich in SPB und Staatsteil gleichermaßen aus. Bei 10 Punkten Differenz stimmt etwas mit der Notengebung nicht, da bin ich ganz bei dir. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass solche krassen Unterschiede tatsächlich typisch sind. Nach den statistischen Zahlen des BfJ sind sie es jedenfalls nicht.
Das Problem ist m. E. aber nicht, dass die Noten im SPB besser als der Staatsteil ausfallen, sondern dass sie ungleichmäßig (von examensnah bis mondnotenmäßig) ausfallen, mit der Folge, dass man ohne Kenntnis der lokalen Gegebenheiten nicht sagen kann, ob die Note im SPB irgendetwas mit der Realität zu tun hat. Und meine begrenzte Erfahrung besagt, dass die Studenten im SPB nicht alle auf einmal überirdisch gut werden, sondern im Zweifelsfall die gleichen Grundlagenfehler wie sonst auch machen. Ich wage zu behaupten, das ist anderswo nicht anders, man muss es nur wahrhaben wollen.