Lange Arbeitszeiten

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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Genau das gleiche. Die freien Träger müssen sich ja - um nicht die Gemeinnützigkeit zu risikieren - an den üblichen Vergütungen wenigstens orientieren. Ich meine ja nicht, dass ein Erzieher schlecht verdient, aber es ist eben auch kein Traumgehalt und wenn ich für diesen Job dann auch noch zunächst eine dreijährige Ausbildung ohne Vergütung machen muss (quasi ein FH-Studium), dann muss man sich nicht wundern, dass nicht alle tauglichen Bewerber "hier" rufen. Aber das gleiche Problem hat man ja überall im "mittleren Dienst".
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TobiasG
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von TobiasG »

Bei dieser Diskussion muss man sich doch mit Bestürzung fragen, wie es Alleinerziehende überhaupt schaffen zu überleben. Die haben ihren "Vollzeit-Mamajob" plus ggf. einen normalen Job, um irgendwie über die Runden zu kommen, und können natürlich auch keine großen Schritte machen. Deshalb mag es auch helfen, sich das vor Augen zu halten und mal zu sehen, in welcher komfortablen Lage man sich mit einem "GK-Mann" befindet. Dann kann man nämlich als eine der wenigen Privelegierten tatsächlich komplett zuhause bleiben und hat dabei noch nicht einmal merkliche Einbußen in der Lebensqualität (große Wohnung, Auto, Urlaube etc. dürften bei diesen Gehältern auch mit nur einem Verdiener weiterhin drin sein). Dann bleibt nur noch das Problem, dass das Kind den Vater halt seltener sieht als Gleichaltrige, desgleichen die Mutter ihn, und dass man tief in die Tasche greifen muss, wenn die Mutter auch gleich wieder voll beruflich einsteigen möchte. (Sehr) Viele Bekannte würden sich um so eine Möglichkeit reißen, weil sie die Wahl meist gar nicht haben, weil sich mit zwei Durschnittseinkommen ~ 2.000 Euro die Frage gar nicht stellt und die Frau ohnehin wieder anfangen muss zu arbeiten (obwohl sie das vll gar nicht möchte). Nach meiner Beobachtung ist die finanzielle Komponente das Nadelöhr in der überwiegenden Anzahl der Fälle, und zumindest die fällt hier als bestimmendes Streit- und Konflikt- bzw. Angstthema nahezu weg. Das ist im Grunde schon eine sehr komfortable Situation. Dass es nicht die eierlegende Wollmilchsau gibt, wurde ja schon angesprochen.
Zuletzt geändert von TobiasG am Mittwoch 21. März 2018, 09:35, insgesamt 1-mal geändert.
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TobiasG
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von TobiasG »

Tibor hat geschrieben:Genau das gleiche. Die freien Träger müssen sich ja - um nicht die Gemeinnützigkeit zu risikieren - an den üblichen Vergütungen wenigstens orientieren. Ich meine ja nicht, dass ein Erzieher schlecht verdient, aber es ist eben auch kein Traumgehalt und wenn ich für diesen Job dann auch noch zunächst eine dreijährige Ausbildung ohne Vergütung machen muss (quasi ein FH-Studium), dann muss man sich nicht wundern, dass nicht alle tauglichen Bewerber "hier" rufen. Aber das gleiche Problem hat man ja überall im "mittleren Dienst".
Hinzu kommt, dass Erzieher (zumindest hier) wie auch z.B. Heilerziehungspfleger vor der dreijährigen Ausbildung i.d.R. ein zweijähriges(!) Praktikum absolvieren müssen, so dass sich die Ausbildungsdauer auf fünf Jahre verlängert. Ungefähr so lange wie ein durchschnittliches Jurastudium.
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EinHeinz
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von EinHeinz »

TobiasG hat geschrieben:Dass es nicht die eierlegende Wollmilchsau gibt, wurde ja schon angesprochen.
Mit der Kombination Lehrer/in und Jurist/in ist man aber schon sehr nah dran. Die Präsenzzeiten als Lehrerin sind überschaubar, das braucht man nicht dramatisieren. Das Gehalt ist gut und die Kranken-/Altersvorsorge bei einer Verbeamtung komfortabel. In den Ferien muss man sich auch nicht zerteilen, Großeltern einfliegen lassen und die Tage aufsplitten. Als Anwalt muss man auch nicht in einer Großkanzlei arbeiten um ein auskömmliches Einkommen zu erwirtschaften. Das muss man eben wollen und dafür die Verantwortung und das Risiko übernehmen.

Die meisten hier sind weit entfernt davon, keine Zeit und kein Geld zu haben. Wir jammern daher besser in unserem elitären Zirkel und nicht gegenüber der Pflegerin, wenn wir es am Wochenende im neuen Audi zu den (Ur-)Großeltern ins Heim schaffen.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Kasimir »

EinHeinz hat geschrieben:
TobiasG hat geschrieben:Dass es nicht die eierlegende Wollmilchsau gibt, wurde ja schon angesprochen.
Mit der Kombination Lehrer/in und Jurist/in ist man aber schon sehr nah dran. Die Präsenzzeiten als Lehrerin sind überschaubar, das braucht man nicht dramatisieren. Das Gehalt ist gut und die Kranken-/Altersvorsorge bei einer Verbeamtung komfortabel. In den Ferien muss man sich auch nicht zerteilen, Großeltern einfliegen lassen und die Tage aufsplitten. Als Anwalt muss man auch nicht in einer Großkanzlei arbeiten um ein auskömmliches Einkommen zu erwirtschaften. Das muss man eben wollen und dafür die Verantwortung und das Risiko übernehmen.

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Schnitte
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

Tibor hat geschrieben:Genau das gleiche. Die freien Träger müssen sich ja - um nicht die Gemeinnützigkeit zu risikieren - an den üblichen Vergütungen wenigstens orientieren. Ich meine ja nicht, dass ein Erzieher schlecht verdient, aber es ist eben auch kein Traumgehalt und wenn ich für diesen Job dann auch noch zunächst eine dreijährige Ausbildung ohne Vergütung machen muss (quasi ein FH-Studium), dann muss man sich nicht wundern, dass nicht alle tauglichen Bewerber "hier" rufen. Aber das gleiche Problem hat man ja überall im "mittleren Dienst".
Mal eine Diskussion über öD-Gehälter der anderen Sorte als der, die wir hier im Forum so oft sehen ;)
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Gelöschter Nutzer

Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich wundere mich bei solchen Klagen aber auch immer ein bischen über die jeweilige elterliche Pflichtenverteilung. Würde ich mich als Mann auf so eine Aufteilung zurückziehen, würde meine Frau mir (zu Recht!) was husten.
Ja sicher, nur ändert das ja nichts daran, dass zwei Vollzietjobs + Kind eine 3fach-Belastung für zwei Elternteile sind und das logischerweise eine Überforderung darstellt.
Personal? Kinderbetreuung ist idR nur nach TV-L vergütet (Gruppen 6-8, je nach weiteren Qualifikationen). Junge Kollegen fangen also nach der Ausbildung mit ca. 1.500-1.700 € Netto mtl. an. Ist jetzt nicht unbedingt eine Vergütung, die jetzt Realschülerinnen reihenweise in den Job zieht. Zudem erfolgt die Ausbildung an sog. Fachschulen, d.h. oftmals sind Schulgebühren zu entrichten und es ist eben keine Berufsausbildung im dualen System mit einer Ausbildungsvergütung. Da bestehen also gewissermaßen gleich zwei "Zugangshindernisse".
Ja sicher, aber dann muss eben mehr gezahlt werden. Das kann ja jetzt nicht die Welt sein.
Bei dieser Diskussion muss man sich doch mit Bestürzung fragen, wie es Alleinerziehende überhaupt schaffen zu überleben
Das kann ja nicht der Maßstab sein.
falsus
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von falsus »

juraidiot hat geschrieben:Ja sicher, nur ändert das ja nichts daran, dass zwei Vollzietjobs + Kind eine 3fach-Belastung für zwei Elternteile sind und das logischerweise eine Überforderung darstellt.
Ich meinte den auch im Kolleginnenkreis häufig zu beobachtenden Umstand, dass Kinderbetreuung auch bei Krankheit usw. in der Regel Frauensache ist. Die 3fach Belastung ist also häufig nicht eine zwei mal 1,5fache, sondern ein doppelte und eine einfache.
sai
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von sai »

juraidiot hat geschrieben:
Ja sicher, nur ändert das ja nichts daran, dass zwei Vollzietjobs + Kind eine 3fach-Belastung für zwei Elternteile sind und das logischerweise eine Überforderung darstellt.
Wenn ich vorher weiß, dass es mich alles überfordert, warum bekomme ich dann überhaupt ein Kind?
Survivor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Survivor »

sai hat geschrieben:
juraidiot hat geschrieben:
Ja sicher, nur ändert das ja nichts daran, dass zwei Vollzietjobs + Kind eine 3fach-Belastung für zwei Elternteile sind und das logischerweise eine Überforderung darstellt.
Wenn ich vorher weiß, dass es mich alles überfordert, warum bekomme ich dann überhaupt ein Kind?
Naja, es ist eine Sache das abstrakt zu wissen; eine andere ist es, diese Belastungen real und in Farbe live am eigenen Leib zu erfahren. Da würde ich jetzt niemandem einen Vorwurf daraus machen anzunehmen, dass man das schon schaffen wird.
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Weil sich das alles auszahlt? Nach 6-7 Jahren hat man willige Haushaltshelfer, die den Müll rausbringen, die Spülmaschine aus- und einräumen, den Staubsauger bedienen, am Wochenende früh am Morgen Brötchen holen, Hemden aus der Reinigung holen und später auch den Rasen mähen und das Auto waschen. Und das alles mit Freude; naja für 2-3 Jahre vielleicht 8-[
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Survivor »

Tibor hat geschrieben:Weil sich das alles auszahlt? Nach 6-7 Jahren hat man willige Haushaltshelfer, die den Müll rausbringen, die Spülmaschine aus- und einräumen, den Staubsauger bedienen, am Wochenende früh am Morgen Brötchen holen, Hemden aus der Reinigung holen und später auch den Rasen mähen und das Auto waschen. Und das alles mit Freude; naja für 2-3 Jahre vielleicht 8-[
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Schlumpfi
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schlumpfi »

Tibor hat geschrieben:Weil sich das alles auszahlt? Nach 6-7 Jahren hat man willige Haushaltshelfer, die den Müll rausbringen, die Spülmaschine aus- und einräumen, den Staubsauger bedienen, am Wochenende früh am Morgen Brötchen holen, Hemden aus der Reinigung holen und später auch den Rasen mähen und das Auto waschen. Und das alles mit Freude; naja für 2-3 Jahre vielleicht 8-[
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Naja, und noch später hat man jemanden, bei dem man den alternden Ehepartner abgeben kann, während man auf Kreuzfahrt geht. Hat auch was.
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Tikka
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tikka »

Tibor hat geschrieben:Weil sich das alles auszahlt? Nach 6-7 Jahren hat man willige Haushaltshelfer, die den Müll rausbringen, die Spülmaschine aus- und einräumen, den Staubsauger bedienen, am Wochenende früh am Morgen Brötchen holen, Hemden aus der Reinigung holen und später auch den Rasen mähen und das Auto waschen. Und das alles mit Freude; naja für 2-3 Jahre vielleicht 8-[
:) is scho recht...
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Schnitte
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

Tibor hat geschrieben:Weil sich das alles auszahlt? Nach 6-7 Jahren hat man willige Haushaltshelfer, die den Müll rausbringen, die Spülmaschine aus- und einräumen, den Staubsauger bedienen, am Wochenende früh am Morgen Brötchen holen, Hemden aus der Reinigung holen und später auch den Rasen mähen und das Auto waschen. Und das alles mit Freude; naja für 2-3 Jahre vielleicht 8-[
Also, wenn ich an meine eigene Kindheit zuückdenke, dann habe ich da so meine Zweifel dran...da setze ich doch lieber auf die Fortschritte in der Robotik, in der Hoffnung, in 6-7 Jahren auch ohne Kinder willige Haushaltshelfer zu haben, die das tun.
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