Manches muss einfach gemeldet werden

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Honigkuchenpferd
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Suchender_ hat geschrieben:
Ara hat geschrieben:
Tobias__21 hat geschrieben:Chirurg "graviert" seine Initialen mittels Laser auf einer Spenderleber ein. Es gibt doch nichts, was es nicht gibt.
http://www.badische-zeitung.de/britisch ... r-verewigt
Wenn die Gravur vor der Implantation erfolgte wird der Fall erst richtig spannend... Sachbeschädigung zum Nachteil des (wer auch immer die Organe verteilt)?
Ist es bei einer schon geplanten (Re-)Implantation nicht eine Körperverletzung?
Die hM verneint die Sachqualität von ab- bzw herausgetrennten Körperteilen grds nur, wenn eine Wiedereingliederung in den eigenen Körper erfolgen soll. Das ist bei solchen Spenderorganen nicht der Fall. Die Organe haben daher zunächst einmal Sachqualität, die sie erst dann wieder verlieren, wenn sie wieder in einen anderen menschlichen Körper eingefügt und dann zu dessen Bestandteil werden.

ME können solche "Aktionen" aber dennoch durchaus eine Körperverletzung oder sogar ein Tötungsdelikt darstellen, nämlich dann, wenn Organe durch solche Aktionen unbrauchbar gemacht oder in ihrer Funktionalität geschädigt werden - und so in letzter Konsequenz auch der Patient, dem sie zugute kommen sollten.
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Tobias__21
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

Gleiches gilt übrigens auch für Blut ;)
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Tobias__21
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

Mal vom rechtlichen losgelöst muss man sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Da geht der Chirurg hin und brennt mit einem Laser während der OP seine Initialen auf ein Organ ein, das er gerade einsetzt. Das wird ja auch nicht ganz einfach sein, so eine OP durchzuführen, der Chirurg muss also schon was auf dem Kasten haben. So wie ich den Artikel verstehe, ist ja nichts weiter passiert und das wächst folgenlos aus der Leber raus, aber auf so eine Idee muss man erstmal kommen...
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Zumal das natürlich das gesamte OP-Team mitbekommen hat. Der Mann ist allerdings auch ein ausgewiesener Experte und hat sicherlich schon eine ganze Menge dieser Operationen gemacht:

http://www.simonbramhallhpbsurgeon.co.uk/ (Verwaister Link automatisch entfernt)

Umso aberwitziger allerdings, dass jemand so etwas nötig hat.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von hlubenow »

Ha, kann man doch stolz sein, wenn man ein solches Kunstwerk besitzt!

https://youtu.be/w1jiOEsnGjY?t=63

;)
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

Könnte man auch eine schöne Klausur draus basteln :) Ich denke da an den Oberarzt T, der zuerst eine Leber graviert und später noch eine Blutkonserve des Profi Radsportlers O fallen lässt, die dieser im Zuge der anstehenden Tour de France mit Sauerstoff versetzen lassen wollte :D

Da wir ja mittlerweile auch eine Doping Strafbarkeit haben, können die Studenten da noch etwaige Rechtfertigungsgründe des T prüfen :D
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Muirne
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Muirne »

Solche Spielereien bedeuten ja auch, dass der Patient länger und vor allem unnötig in Narkose liegt. Unter diesem Aspekt finde ich eine Körperverletzung durchaus nicht fernliegend.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Na ja, das ist aber nicht zwingend gesagt. Patient und Organ müssen ja erst einmal vorbereitet werden. Es mag deshalb sein, dass die OP und damit einhergehend die Narkose durch dergleichen nicht einmal verzögert wird. Falls doch, müsste man annehmen, dass bereits eine Verzögerung um wenige Minuten den Tatbestand erfüllt. Schwierig.

Allerdings halte ich es nicht einmal für völlig fernliegend, dass eine solche Abweichung vom dargestellten Ablauf der OP die Wirksamkeit der Einwilligung in den Eingriff als solchen berühren könnte.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Flanke »

Die Lektüre der heutigen WamS legt nahe, dass es im Fall Amri möglicherweise mitnichten um finanziell, personell oder befugnistechnisch unzureichend ausgestattete Behörden ging, die wegen der Gängelung durch Haushaltsgesetzgeber und Bundesverfassungsgericht ihre Aufgaben trotz größten Einsatzes nicht erfüllen konnten. Sondern möglicherweise um eine sehr bewusste Entscheidung, jemanden auf freiem Fuß zu lassen, den man für einen gut kontrollierbaren nützlichen Idioten hielt und von dem man sich (wohl zu Recht) Erkenntnisse für militärische Operationen der Amerikaner in Libyen erhoffte. Sollte sich das erhärten, spräche wirklich alles für einen UA, der das behördliche Risikokalkül einmal ausleuchten könnte.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Das hatte ja Ströbele schon länger in den Raum gestellt. Ich hatte das oben auch irgendwo erwähnt. Man kann von dem Mann ja halten, was man will, aber völlig fernliegend war dieser Vorwurf nie.

Wobei man dann auch die Frage stellen muss, ob das Risikokalkül allein "behördlich" war.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Flanke »

Absolut. Darum wäre auch gerade ein UA sinnvoll. Hätte nicht gedacht, dass wir mal einer Meinung sein würden, aber siehe da.
Parabellum
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Parabellum »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Gewiss, Aufklärung und Kontrolle sind sinnvoll, allerdings hat thh Recht: Politisch verantwortlich ist letztlich der Gesetzgeber, der Justiz und Sicherheitsbehörden nicht ausreichend ausstattet und den Behörden ggf. bestimmte Handlungsoptionen gar nicht eröffnet. Auch die behördlichen Leitungsebenen können in weiten Teilen nur den Mangel verwalten. Und dann ist es wohlfeil, ex post nach "Verantwortlichen" zu suchen, denen möglicherweise tatsächlich im Nachhinein betrachtet "Fehler" unterlaufen sind.
Was sollte daran "wohlfeil" sein? Sieht man davon ab, dass die - wie du es nennst - behördliche Leitungsebene eben keineswegs immer nur "in weiten Teilen den Mangel verwaltet", sondern zuweilen auch für gravierende Mängel selbst verantwortlich ist - wie zB die NSU-Untersuchungsausschüsse zeigten -, dienen parlamentarische Untersuchungsausschüsse - an denen jeweils auch die Opposition beteiligt ist - ja gerade auch dazu, politischen Handlungsdruck zu erzeugen und Fehler bei den politisch Verantwortlichen namhaft zu machen. Ob und inwieweit das gelingt, ist naturgemäß offen und hängt auch davon ab, wie der Untersuchungsauftrag gefasst wird. Man kann aber sicherlich nicht sagen, dass das überhaupt nicht gelingen würde. Dabei ist es auch eine Binse, dass in einem Untersuchungsausschuss die jeweilige Regierung (regelmäßig) die Mehrheit stellt. Das kann aber durchaus eine andere Regierung sein als diejenige, die zuvor Fehler gemacht hat, und es ist insbesondere auch möglich, dass bis zu einem gewissen Grad "eigene" Fehler anerkannt werden, zumal von den Ausschussmitgliedern eine gewisse Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit erwartet wird. Ehrlich gesagt empfinde ich es schon als äußerst sonderbar, dass dieser Umstand von euch vollkommen ignoriert wird. Damit es gelingt, einen solchen Handlungsdruck aufzubauen, ist es übrigens gerade erforderlich, grundsätzlich auch die Öffentlichkeit einzubeziehen, die nun einmal ein wesentlicher Bestandteil einer Demokratie ist, in der Politiker vom Vertrauen ihrer Wähler abhängen (wobei umgekehrt keineswegs alles, was sich in einem Untersuchungsausschuss zuträgt, auch tatsächlich öffentlich werden muss).

In Wahrheit war das wohl auch der Grund, warum sich zB die Union lange sträubte, in diesem Fall einen Untersuchungsausschuss des Bundestages einzusetzen. Die politisch Verantwortlich waren und sind besorgt, dass das ein schlechtes Licht auf sie werfen wird - eben weil Untersuchungsausschüsse nicht per se Zeitvergeudung sind und auch nicht allein dazu dienen, der Verwaltung Fehler in die Schuhe zu schieben, für die die Politik verantwortlich ist.

Abgesehen davon erscheint mir eure Haltung ein Patentrezept, im Zweifel noch jeden Missstand für alle ewig zu perpetuieren.
Naja. Das ist dann ja durchaus eher die Innenperspektive der Sicherheitsbehörden, die thh hier vertritt. Liegt wahrscheinlich in der Natur der
Sache, dass parlamentarische Kontrolle dort vor allem als störend empfunden wird.
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Honigkuchenpferd »

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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:Das hatte ja Ströbele schon länger in den Raum gestellt. Ich hatte das oben auch irgendwo erwähnt. Man kann von dem Mann ja halten, was man will, aber völlig fernliegend war dieser Vorwurf nie.
Man kann den Vorwurf auch für völlig fernliegend halten und sich trotzdem nicht darüber wundern, dass Ströbele ihn äußert ...
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:eben weil Untersuchungsausschüsse nicht per se Zeitvergeudung sind und auch nicht allein dazu dienen, der Verwaltung Fehler in die Schuhe zu schieben, für die die Politik verantwortlich ist.
Gegenbeispiele werden gerne genommen ...
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