Manches muss einfach gemeldet werden

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Tibor
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Ja, das wäre eine gute Idee. Mit Speck fängt man Mäuse. Und gerade Jungrichter dürften kein Problem damit haben, wenn sie für eine Zulage (die allerdings nicht so lächerlich wie die üblichen A- bzw. R-Besoldungszulagen sein darf) entsprechend in die Dezernatsaufrechterhaltungsrotation gehen. Ich denke da müsste man eher 125% der aktuellen Besoldung + Reisekosten machen.
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Liz
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Liz »

sai hat geschrieben:
Liz hat geschrieben:@Tibor: Ich denke, es ist beides: Das eine ist die Zeit des Mutterschutzes und etwas Elternzeit - das mag an kleinen Gerichten schwieriger als an größeren Gerichten sein. Das andere ist die Frage, wie schnell und mit welchem Stellenanteil die Frauen zurückkommen - das dürfte auch etwas damit zu tun haben, wie gut eine Vollzeitstelle eigentlich mit der Familie vereinbar ist. Sinnvoll dürfte es zudem sein, den Personalbedarf so zu kalkulieren, dass nicht jeder Ausfall zu einer übermäßigen Mehrbelastung der verbleibenden Kollegen führt.
Tut mir leid, aber das sind doch alles Floskeln, die nicht bringen. Es ist immer wünschenswert den Personalbedarf so zu kalkulieren, dass es nicht zu Mehrbelastung von Kollegen kommt.

Wir haben hier knapp 40 Richter. Davon sind derzeit 7 (Frauen und Männer) in Mutterschutz bzw. in Elternzeit; und zwar langfristig, d.h. teilweise ein Jahr oder länger. Damit fällt nahezu auf einen Schlag fast 20% der Arbeitskraft weg. Das ist ein riesiges Problem.
Natürlich ist das rein praktisch ein riesiges Problem. Aber da müssen sich doch die übergeordneten Stellen fragen lassen, warum sie nicht für ein Jahr 2-3 zusätzliche Proberichter vorbeischicken (ja, ich weiß, nicht so einfach, wenn für die Gerichtsbarkeiten gesondert eingestellt wird) und zwei zusätzliche Planrichterstellen für "Vertretungsfälle" schaffen. Auf 40 Richter wird es doch zwangsläufig immer wieder mal den ein oder anderen Ausfall geben (Elternzeit, Krankheit, Burnout, Sabbatical usw.). Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass man dann mal vorübergehend zu 110 % besetzt ist.
Liz
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Liz »

sai hat geschrieben:
Liz hat geschrieben:@Tibor: Ich denke, es ist beides: Das eine ist die Zeit des Mutterschutzes und etwas Elternzeit - das mag an kleinen Gerichten schwieriger als an größeren Gerichten sein. Das andere ist die Frage, wie schnell und mit welchem Stellenanteil die Frauen zurückkommen - das dürfte auch etwas damit zu tun haben, wie gut eine Vollzeitstelle eigentlich mit der Familie vereinbar ist. Sinnvoll dürfte es zudem sein, den Personalbedarf so zu kalkulieren, dass nicht jeder Ausfall zu einer übermäßigen Mehrbelastung der verbleibenden Kollegen führt.
Tut mir leid, aber das sind doch alles Floskeln, die nicht bringen. Es ist immer wünschenswert den Personalbedarf so zu kalkulieren, dass es nicht zu Mehrbelastung von Kollegen kommt.

Wir haben hier knapp 40 Richter. Davon sind derzeit 7 (Frauen und Männer) in Mutterschutz bzw. in Elternzeit; und zwar langfristig, d.h. teilweise ein Jahr oder länger. Damit fällt nahezu auf einen Schlag fast 20% der Arbeitskraft weg. Das ist ein riesiges Problem.
Natürlich ist das rein praktisch ein riesiges Problem. Aber da müssen sich doch die übergeordneten Stellen fragen lassen, warum sie nicht für ein Jahr 2-3 zusätzliche Proberichter vorbeischicken (ja, ich weiß, nicht so einfach, wenn für die Gerichtsbarkeiten gesondert eingestellt wird) und zwei zusätzliche Planrichterstellen für "Vertretungsfälle" schaffen. Auf 40 Richter wird es doch zwangsläufig immer wieder mal den ein oder anderen Ausfall geben (Elternzeit, Krankheit, Burnout, Sabbatical usw.). Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass man dann mal vorübergehend zu 110 % besetzt ist.
Survivor
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Survivor »

Liz hat geschrieben:Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass man dann mal vorübergehend zu 110 % besetzt ist.
Und genau das ist mit den für Personalkostencontrolling beauftragten Betriebswirten nicht zu machen. Lieber nur maximal 90 %, damit genügend Luft nach oben ist und den Kollegen nicht noch langweilig wird. Sorry für den Sarkasmus, aber was für einen Unsinn man da schon hören musste... ](*,) [-(
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thh
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Liz hat geschrieben:
sai hat geschrieben:Wir haben hier knapp 40 Richter. Davon sind derzeit 7 (Frauen und Männer) in Mutterschutz bzw. in Elternzeit; und zwar langfristig, d.h. teilweise ein Jahr oder länger. Damit fällt nahezu auf einen Schlag fast 20% der Arbeitskraft weg. Das ist ein riesiges Problem.
Natürlich ist das rein praktisch ein riesiges Problem. Aber da müssen sich doch die übergeordneten Stellen fragen lassen, warum sie nicht für ein Jahr 2-3 zusätzliche Proberichter vorbeischicken (ja, ich weiß, nicht so einfach, wenn für die Gerichtsbarkeiten gesondert eingestellt wird) und zwei zusätzliche Planrichterstellen für "Vertretungsfälle" schaffen.
Dann fehlen immer noch 2-3 AKA. Man müsste also vier zusätzliche Planstellen schaffen. Und das löst noch nicht das Problem, dass die Elternzeit sich durch weitere Kinder verlängern kann (oder auch nicht), ein Anspruch auf unbezahlten Urlaub für über ein Jahrzehnt besteht, der in Anspruch genommen werden kann oder auch nicht, und dass nach Ende der Elternzeit mit einer halben Stelle (oder 0,75 AKA, oder ... oder ....) wieder eingestiegen werden kann, aber grundsätzlich ein Anspruch auf eine spätere Aufstockung wieder auf 100% besteht. Das ist selbst ohne die Unversetzbarkeit von Richtern ein erhebliches Management-Problem.

(Das Problem der Unversetzbarkeit lässt sich im übrigen lösen, indem nach der Inanspruchnahme von Elternzeit oder längerem unbezahlten Urlaub nur Anspruch auf eine Stelle in derselben Gerichtsbarkeit, aber nicht am selben Gerichtsort besteht. Das kollidiert nicht mit der richterlichen Unabhängigkeit, weil die Inanspruchnahme von Elternzeit oder unbezahltem Urlaub nicht durch die Justizverwaltung, sondern nur durch den betroffenen Richter beeinflussbar ist.)
Liz hat geschrieben:Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass man dann mal vorübergehend zu 110 % besetzt ist.
Die Justiz ist bekanntlich nicht einmal in der Lage, überhaupt eine 100%ige Besetzung zu schaffen; im Bereich der Staatsanwaltschaften werden regelhaft nicht einmal 90% erreicht. Die Annahme, man werde dauerhaft (!) bis zu 10% oder mehr über dem Bedarf einstellen, ist illusorisch.
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Tibor
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Es besteht ja auch keine Einigkeit darüber, wie denn 100% zu bemessen sind. Insoweit wird man einfach aus haushalterischen Gründen sparsam besetzen.
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Kasimir
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Kasimir »

Das Problem der Justiz ist insoweit ja leider auch, dass es keine Zielgrößen gibt. Für eine Anwaltskanzlei ist es einfach. Ich stelle mehr Mitarbeiter ein, wenn es sich rechnet (d.h. im Bezug auf die Kostenquote und den Gewinn). Die Justiz lebt davon, dass sie einerseits aus der nicht versiegenden Quelle des Steuerzahlers bezahlt wird und deshalb einerseits kein Problembewusstsein herrscht, dass sämtliche Goodies auch finanziert werden müssen. Andererseits kann die Justiz auch schwierig argumentieren, dass und warum sie unterbesetzt ist, weil dazu einfach Messgrößen fehlen.

Nach meinem Dafürhalten sollte man versuchen, Justiz, öD ans Elemente des freien Arbeitstmarktes anzugleichen (soweit rechtlich zulässig). Das Problem ist ja, dass der Steuerzahler nicht gewillt ist, die schwarzen Schafe zu finanzieren, die sich im öffentlichen Dienst einen lauen Lenz machen. Und leider zieht der öffentliche Dienst mit dem Beamtenstatus viele Leute an, die nur auf diese Hängematte schienen. Das geht zu Lasten der engagierten und fleißigen Mitarbeiter und zu Lasten der Steuerzahler, die das finanzieren.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Zippocat »

Kasimir hat geschrieben: Andererseits kann die Justiz auch schwierig argumentieren, dass und warum sie unterbesetzt ist, weil dazu einfach Messgrößen fehlen.
Das ist - zumindest wenn du nicht in eine inhaltliche Diskussion über die Bewertung nach pebb§y einsteigen willst - unzutreffend. Die Jahresarbeitszeit eines Richters - in Anlehnung an den übrigen öD - kann man errechnen. Für die in den Gerichtsbarkeiten anfallenden Geschäfte (=Verfahren) gibt es zeitliche Durchschnittsbewertungen nach pebb§y (eine erstinstanzliche Zivilsache am LG mittlerer Art und Güte zB 567 Minuten von Eingang über Verhandlung bis Unterschrift unter das fertige Urteil). (Verfahrenseingänge pro Jahr * jeweilige Bewertung) / (ggf. anteilige) Richterarbeitszeit pro Jahr = Belastung. Die liegt bspw. an den LG'en unseres OLG-Bezirks im Schnitt bei 1,20 - 1,25, d.h. rechnerisch fehlen 20%-25% im Richterdienst.
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Kasimir
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Kasimir »

Zippocat hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben: Andererseits kann die Justiz auch schwierig argumentieren, dass und warum sie unterbesetzt ist, weil dazu einfach Messgrößen fehlen.
Das ist - zumindest wenn du nicht in eine inhaltliche Diskussion über die Bewertung nach pebb§y einsteigen willst - unzutreffend. Die Jahresarbeitszeit eines Richters - in Anlehnung an den übrigen öD - kann man errechnen. Für die in den Gerichtsbarkeiten anfallenden Geschäfte (=Verfahren) gibt es zeitliche Durchschnittsbewertungen nach pebb§y (eine erstinstanzliche Zivilsache am LG mittlerer Art und Güte zB 567 Minuten von Eingang über Verhandlung bis Unterschrift unter das fertige Urteil). (Verfahrenseingänge pro Jahr * jeweilige Bewertung) / (ggf. anteilige) Richterarbeitszeit pro Jahr = Belastung. Die liegt bspw. an den LG'en unseres OLG-Bezirks im Schnitt bei 1,20 - 1,25, d.h. rechnerisch fehlen 20%-25% im Richterdienst.
Naja, aber Pebb§y wird ja von allen Seiten belächelt und kann letztlich ja auch nur ein Näherungswert sein. Das Verfahren mittlerer Art und Güte gibt es nunmal nicht.
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Zippocat
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Zippocat »

Nun ja. Da bewegen wir uns aber jetzt freihändig im Bereich der von Anwälten geschätzten und Richtern gefühlten Belastung und der anekdotischen Wahrheit.

Die Erhebung zur Pebb§y-Fortschreibung 2014 durch PWC fand unter Mithilfe von 16.000 Bediensteten statt - als Datengrundlage sicher genauer als Deine oder meine subjektive Einschätzung. Wir reden insoweit auch nicht über 5-10% Unterdeckung, sondern dauerhaft mehr als 20%.

Ich will überhaupt nicht in eine Grundsatz-Diskussion über die Arbeitsbelastung in der ordentlichen Gerichtsbarkeit einsteigen, aber die Behauptung, an pebb§y könne man hinsichtlich der Belastung überhaupt nichts festmachen, ist substanzlos.
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Tibor
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Fischer hat wieder Zeit zum TV-gucken und schreiben:

http://meedia.de/2018/02/22/kenntnisfreie-fakten-checker-bei-hart-aber-fair-plasberg-und-bild-strapazierten-das-gesunde-volksempfinden/ (Verwaister Link automatisch entfernt)

Ich hab es Gott sei Dank nicht gesehen, weil ich diesen Plasberg nicht ertragen kann.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

Plasberg ist Anzug ohne Krawatte, oder ? :D Ich werd es mir noch in der Mediathek anschauen. Da ich voll unter Schmerzmittel gesetzt wurde, wird es sicher lustig und auch erträglich :D
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famulus
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von famulus »

Tibor hat geschrieben:Fischer hat wieder Zeit zum TV-gucken und schreiben:

http://meedia.de/2018/02/22/kenntnisfreie-fakten-checker-bei-hart-aber-fair-plasberg-und-bild-strapazierten-das-gesunde-volksempfinden/ (Verwaister Link automatisch entfernt)

Ich hab es Gott sei Dank nicht gesehen, weil ich diesen Plasberg nicht ertragen kann.
Diese Scheiße läuft allen Ernstes im Öffentlich-Rechtlichen... brutal.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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Tibor
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Naja, wir müssen doch die Sorgen und Nöte des Volks wieder ernst nehmen!
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

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