Manches muss einfach gemeldet werden

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Muirne
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Muirne »

Ich schau mir das gleich noch an. Hab mir auch schon den Quatsch zu Yücel und vollverschleierung rein gezogen. Früher hab ich Bundestag live gern zum einschlafen mittags geschaut nach der Schule.

Interessant und sehr bedenklich ist auch dass es auf Youtube nur noch Rechte Kanäle in die tops schaffen wenn man politisches googelt. Spiegelt sich in den kommentarspalten ebenfalls.

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»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
hlubenow
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von hlubenow »

Muirne hat geschrieben:Ich schau mir das gleich noch an. Hab mir auch schon den Quatsch zu Yücel und vollverschleierung rein gezogen.
Ich denke, es ist klar, daß wir das aus unterschiedlichen Perspektiven anschauen. Aber das macht ja nichts. Der Bundestag ist für alle.
Muirne hat geschrieben:Interessant und sehr bedenklich ist auch dass es auf Youtube nur noch Rechte Kanäle in die tops schaffen wenn man politisches googelt. Spiegelt sich in den kommentarspalten ebenfalls.
Wer eher links ist, fühlt sich vermutlich durch Fernsehen und Zeitungen ausreichend informiert.
Wer eher rechts ist - wobei rechts nicht gleichzusetzen mit rechtsradikal und undemokratisch ist - zieht noch Youtube und Internetseiten hinzu, weil Fernsehen und Zeitungen nicht ausreichen. Dadurch kommt es wohl zu dieser besonderen, hohen Nachfrage auf diesen Seiten.
Bei ein/zwei Youtubern, die mir sympathisch waren, habe ich versucht, etwas mäßigend für das Grundgesetz zu werben. Leider bisher mit wenig Erfolg. :-s

Augstein hat neulich einen schönen Vortrag unter dem Titel "Haben wir Grund, uns zu schämen?" über die Rolle der Medien gehalten. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.
Mietspantrakt
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Mietspantrakt »

https://www.youtube.com/watch?v=1ZVQUlm ... tion=share

ab 33:21
cem oezdemir spricht klartext. \:D/
der 1983 geborene klaeger studiert seit dem wintersemester 2003/2004 biologie (diplom) an der beklagten (vg goettingen, urteil vom 2.3.2010 - 4 a 39/07)
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Muirne
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Muirne »

http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/ ... ern-schutz?


Sehr richtig. Kinder werden vor Gewalt und sexuellem Missbrauch in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen kaum geschützt und es ist auch kaum Thema.
Ich erinnere mich selbst noch an eine evangelische Pferdefreizeit, auf der sich die Betreuer/innen sehr unangemessen verhalten haben, um nicht zu sagen strafbar. Außer einen Brief von der Kirche, man habe sich von den Leuten getrennt, hat es danach nichts gegeben, soweit ich weiß.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von hlubenow »

Mietspantrakt hat geschrieben:https://www.youtube.com/watch?v=1ZVQUlm ... tion=share

ab 33:21
cem oezdemir spricht klartext. \:D/
Alles, was die AfD wollte, war, daß die Verfassungsorgane einmal öffentlich erklären, daß sie sich von dem Ausspruch "Deutschland verrecke" (Yücel: "Etwas Besseres als Deutschland findet sich allemal.") distanzieren, und stattdessen gewillt sind, das Wohl des deutschen Volkes zu mehren (vgl. Art. 56 GG).
Diese Erklärung war von den Abgeordneten des Deutschen Bundestages nicht zu erreichen.
Hätten sie ja tun können, wenn sie aufrechte Amtsträger wären, sollte es für sie eigentlich kein Problem sein und wäre auch nicht so verstanden worden, daß sie der AfD nachgegeben hätten. Stattdessen haben sie die Erklärung vermieden und sich gewunden wie eine Schlange. Ein ungeheuerlicher Vorgang, der auch vom Wahlvolk entsprechend wahrgenommen werden wird.
Tobias__21
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

hlubenow hat geschrieben:
Mietspantrakt hat geschrieben:https://www.youtube.com/watch?v=1ZVQUlm ... tion=share

ab 33:21
cem oezdemir spricht klartext. \:D/
Alles, was die AfD wollte, war, daß die Verfassungsorgane einmal öffentlich erklären, daß sie sich von dem Ausspruch "Deutschland verrecke" (Yücel: "Etwas Besseres als Deutschland findet sich allemal.") distanzieren, und stattdessen gewillt sind, das Wohl des deutschen Volkes zu mehren (vgl. Art. 56 GG).
Diese Erklärung war von den Abgeordneten des Deutschen Bundestages nicht zu erreichen.
Hätten sie ja tun können, wenn sie aufrechte Amtsträger wären, sollte es für sie eigentlich kein Problem sein und wäre auch nicht so verstanden worden, daß sie der AfD nachgegeben hätten. Stattdessen haben sie die Erklärung vermieden und sich gewunden wie eine Schlange. Ein ungeheuerlicher Vorgang, der auch vom Wahlvolk entsprechend wahrgenommen werden wird.
Und warum sollte sich irgendein Verfassungsorgan von etwas distanzieren, was ein Journalist im Rahmen seiner Presse- und/oder Meinungsfreiheit von sich gegeben hat? Man kann von Yücel ja halten was man will, aber was schert das den Bundestag oder die Regierung was er erzählt?
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famulus
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von famulus »

hlubenow hat geschrieben: Alles, was die AfD wollte, war, daß die Verfassungsorgane einmal öffentlich erklären, daß sie sich von dem Ausspruch "Deutschland verrecke" (Yücel: "Etwas Besseres als Deutschland findet sich allemal.") distanzieren, und stattdessen gewillt sind, das Wohl des deutschen Volkes zu mehren (vgl. Art. 56 GG).
Diese Erklärung war von den Abgeordneten des Deutschen Bundestages nicht zu erreichen.
Warum sollte sich ein Verfassungsorgan sich von irgendwelchen (noch dazu satirischen) Äußerungen eines völlig unbedeutenden Journalisten distanzieren? Könntest du das mal näher begründen?

Edit: High five Tobi, warst mal wieder schneller.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von JulezLaw »

Es wird "vom Wahlvolk" vor allem wahrgenommen, dass die AfD von der Bundesregierung die Verletzung der Gewaltenteilung fordert. Und entsprechend die Verhandlungen zur Freilassung des Journalisten verurteilt, und zwar auch, weil er ja kein echter Deutscher sei.
Das ist nicht nur wegen der Fokussierung auf die Person erbärmlich. Es gibt auch ein rechtskräftiges Urteil zu dem (satirischen) Beitrag, die - wohl nicht zu Unrecht - verhängte Strafe wurde bezahlt. Die Regierung und das Parlament sind nicht dafür zuständig, Urteile über Zeitungsartikel zu fällen.
Das zeigt auch die sehr weitgehend positive Aufnahme der Aussagen im Social Media.

Aber ja, wir wissen mittlerweile, dass du und die sonstigen Anhänger der Affen für Deutschland sich gern in der Opferrolle sehen. Heuchelei und double standards at its best.

Edit: Mist, ihr Angeber! :D
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

@Hlubenow:

Hier sogar mit youtube Video von Kubicki erklärt, warum das nicht geht.
https://www.youtube.com/watch?v=Yj4ywF5Tosc
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Ara
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Ara »

Muirne hat geschrieben:http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/ ... ern-schutz?

Sehr richtig. Kinder werden vor Gewalt und sexuellem Missbrauch in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen kaum geschützt und es ist auch kaum Thema.
Ich erinnere mich selbst noch an eine evangelische Pferdefreizeit, auf der sich die Betreuer/innen sehr unangemessen verhalten haben, um nicht zu sagen strafbar. Außer einen Brief von der Kirche, man habe sich von den Leuten getrennt, hat es danach nichts gegeben, soweit ich weiß.
Diesen "Vorwurf" kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen... Wir machen in der Kanzlei wirklich sehr viel Sexualstrafrecht und auch Kindesmissbrauch. Lehrer sind mir als Tatverdächtige für Missbrauchsdelikte noch nicht untergekommen (was nicht heißt sie tun es nicht, aber es ist kein Breitenproblem). Lehrer tauchen gelegentlich bei Kinderpornografie auf (wie übrigens alle Berufsgruppen). Die Missbrauchsdelikte (von Minderjährigen) finden aber, zumindest bei uns, fast ausnahmslos im Familien- oder Freundeskreis statt. Würde ich auf 95% schätzen.

Was wir gelegentlich einmal haben sind einvernehmliche sexuelle Handlungen von 14 Jährige mit ihren "Sporttrainern". Da ist dann häufig nicht ganz klar, ob es nicht vielleicht schon Handlungen mit 13 Jahren gab. Auch das ist aber tatsächlich eher selten.

Von daher mag ich nicht erkennen, dass "Kinder vor Gewalt und sexuellen Missbrauch in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen" nicht ausreichend geschützt werden. Ich glaube dieser Eindruck entsteht eher durch zu viel Fantasie in den Köpfen der Leute die sowas fordern. In deutschen Schulen werden keine 2. Klässler regelmäßig nackt vom Grundschullehrer durch die Flure missbraucht (scheitert schon am geringen Männeranteil)... Das spielt sich alles nur in den Köpfen bestimmter Leute ab.

Der Fokus bei der Missbrauchsbekämpfung hat im Familienbereich zu erfolgen, so wie es auch getan wird (Da finden nämlich die Taten statt). Ein "Umschichten" dieser Bemühungen auf Bildungseinrichtungen ist völlig unnötig. Es dient einzig und alleine der eigenen Profilierung solcher Leute, die sowas fordern.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Muirne
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Muirne »

Ziemlich krasse Aussagen dafür dass deine einzige expertise ist dass ihr es eher weniger in der Kanzlei habt. Ich erinnere u. A. An die Odenwaldschule.
Es geht auch nicht nur darum handfeste vergewaltigungen zu verhindern sondern auch kleinere Grenzuberschreitungen einzudämmen.
Und was es mit Profilierung zu tun hat, wenn ich das auf nem Elternabend wichtiger fände als Kuchen zu backen kann ich mir nicht erklären.
Nicht nur dass ich unangemessenes Verhalten von aufsichtspersonen selbst erlebt habe (mich jedoch wehren konnte) und es auf der Freizeit mit Personen unter 14 sexuellen Verkehr gab, es war bei uns auch immer common knowledge dass bestimmte Lehrer im landschulheim die Duschen aufsuchten. Es ist eben nur nie davon was wirklich raus gekommen und überraschend dann auch nicht in deiner Kanzlei gelandet.
Natürlich findet Missbrauch und gewalt vor allem in der Familie statt. Das bedeutet aber nicht dass man nicht auch anderswo den Schutz erhöhen kann, in dem man klare umgangsregeln festlegt, die Kinder schützen.

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Ara
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Ara »

Muirne hat geschrieben:Ziemlich krasse Aussagen dafür dass deine einzige expertise ist dass ihr es eher weniger in der Kanzlei habt. Ich erinnere u. A. An die Odenwaldschule.
Es geht auch nicht nur darum handfeste vergewaltigungen zu verhindern sondern auch kleinere Grenzuberschreitungen einzudämmen.
Und was es mit Profilierung zu tun hat, wenn ich das auf nem Elternabend wichtiger fände als Kuchen zu backen kann ich mir nicht erklären.
Nicht nur dass ich unangemessenes Verhalten von aufsichtspersonen selbst erlebt habe (mich jedoch wehren konnte) und es auf der Freizeit mit Personen unter 14 sexuellen Verkehr gab, es war bei uns auch immer common knowledge dass bestimmte Lehrer im landschulheim die Duschen aufsuchten. Es ist eben nur nie davon was wirklich raus gekommen und überraschend dann auch nicht in deiner Kanzlei gelandet.
Natürlich findet Missbrauch und gewalt vor allem in der Familie statt. Das bedeutet aber nicht dass man nicht auch anderswo den Schutz erhöhen kann, in dem man klare umgangsregeln festlegt, die Kinder schützen.
Ich glaube die Expertise aus der Kanzlei ist alleine aufgrund der höheren Fallzahl begründeter als "Odenwaldschule" und "eigenes Erleben". Aber klar, es ist natürlich schwer in solche Dunkelfelder zu blicken, darum habe ich auch kenntlich gemacht, dass es nur auf einer unsicheren und gefilterten Basis beruht. Den Umstand "kommt nicht raus" lasse ich nur beschränkt gelten, da auch andere Missbrauchstatbestände außerhalb der Schule regelmäßig rauskommen.

Dass sexueller Verkehr mit Kindern auf Klassenfahrten "common knowledge" ist, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Man mag natürlich hinter jeden erwachsenen Mann einen potentiellen Sexualstraftäter erblicken, hat aber nicht wirklich etwas mit der Realität zu tun. Die "Gerüchte" um bestimmte Lehrer sind meist nur das was sie sind: Gerüchte.

Die Erhöhung von Schutz in Schulen bedeutet bei begrenzten Ressourcen automatisch, dass man seine Ambitionen woanders senkt. Es ist mE unstatthaft und auch unfair gegenüber allen Menschen die heute tagtäglich gegen sexuellen Missbrauch ankämpfen, deren sinnvolle Fokusierung gegen eine unsinnige Fokusierung auszutauschen, nur damit man in ein anderes Horn blasen kann. Klar kommt man so in die Presse, aber das ist einzig und alleine Profilieren auf dem Rücken der Opfer und denjenigen, die tatsächlich etwas machen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Muirne »

Ich glaube kaum, dass du die Menschen für deine Meinung in Anspruch nehmen kannst, die sich gegen sexuellen Missbrauch engagieren und auch nicht, dass deine Ansicht auf breite Zustimmung stoßen würde, man müsse sexuellen Missbrauch ausschließlich in der Familie bekämpfen und den "marginalen" Rest (ist ja nur die sonstige Hälfte des Tages oder Ferien, die Kinder in der Obhut anderer Erwachsener verbringen) außer Acht lassen, um Ressourcen zu bündeln. Ich teile es jedenfalls nicht und die Leute, die ich kenne, teilen sowas auch nicht.

Ich habe übrigens nicht gesagt, dass an meiner Schule sexuelle Handlungen an Kindern common knowledge war, sondern, dass bestimmte Lehrer "zufällig" in die Duschen liefen. Mögen Gerüchte gewesen sein, vielleicht. Da ich aber selbst auf einer Jugendfreizeit ähnliches erlebt habe, kann ich sagen, dass Gerüchte eben nicht immer nur Gerüchte sind, sondern auch passieren. Da solche und andere übergriffige Situationen aber z.T. als "normal" empfunden werden, gibt es auch keinen Raum, wo diese aufgearbeitet werden könnten und ein Problembewusstsein entstehen könnte. Ich habe von den Sachen auf der Freizeit auch niemandem erzählt, ohne das Gefühlt gehabt zu haben, etwas zu verheimlichen. Ich hätte gar nicht so genau gewusst, wem eigentlich. Ich habe es vielmehr als unangenehme, seltsame Normalität empfunden, dass es Erwachsene gibt, die sich übergriffig verhalten und mein Verhalten so angepasst, dass ich sie möglichst gemieden habe.

Im Übrigen ist der Vorschlag des Artikels denkbar einfach und kostet rein gar nichts (also genau 0 €). Man soll auf Elternabenden mal darüber reden und darüber, was man machen kann, um dem Thema mit offenen Augen zu begegnen. Etwa Regeln aufstellen (die eigentlich selbstverständlich sein sollten, es aber häufig nicht sind). Das hilft u.a. dabei, dass Kolleg*innen sich eher trauen, unangemessenes Verhalten anzusprechen. Quasi mal nach Bio-Essen in der Kantine auf die Tagesordnung setzen. Das wäre mir nicht zu viel.
Zuletzt geändert von Muirne am Samstag 24. Februar 2018, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Die Erhöhung von Schutz in Schulen bedeutet bei begrenzten Ressourcen automatisch, dass man seine Ambitionen woanders senkt. Es ist mE unstatthaft und auch unfair gegenüber allen Menschen die heute tagtäglich gegen sexuellen Missbrauch ankämpfen, deren sinnvolle Fokusierung gegen eine unsinnige Fokusierung auszutauschen, nur damit man in ein anderes Horn blasen kann.
Es geht doch nicht darum, die Fokusierung auszutauschen, sondern darum, das Angebot breiter zu machen und unterschiedliche Bereiche (eben nicht nur den familiären Raum) zu wirksamen Schutzräumen zu gestalten. Das hier
Von daher mag ich nicht erkennen, dass "Kinder vor Gewalt und sexuellen Missbrauch in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen" nicht ausreichend geschützt werden.
ist eine derart steile These, die ich fast schon als unverschämt wahrnehme. Erst recht, weil Du sie nur auf Erfahrungen in der Kanzlei, in der Du arbeitest, zu schützen scheinst - und damit jahrelange Erkenntnisse aus der Kinder- und Jugendforschung und sämtliche daran anknüpfende politische Prozesse (egal, ob auf UN-, Europarat-, EU-, Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene) diskreditierst. Wenn Du dann Leuten auch noch unterstellst, dass es sich nur um Fantasien in den Köpfen handele... :crazy:
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Ara
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Ara »

Wir können dort auch gerne die Statistik bedienen. Im Hellfeld haben wir eine Häufigkeitzahl von unter 15 (je 100.000 Einwohner) bei sexuellen Missbrauch von Kindern, das ist weniger als die Hälfte als noch vor der Jahrtausendwende, obwohl das Anzeigeverhalten sich massiv zum positiven gewandelt hat. Der sexuelle Missbrauch geht seit Jahrzehnten aus vielen Gründen zurück, unter anderem auch aufgrund der bisherigen Maßnahmen und Sensibilisierung. Im Dunkelfeld geht man übrigens von einem Rückgang von etwa 80% aus. Statistiken gehen im Dunkelfeld von einer Opferquote von etwa 5% aus (8% Mädchen, 2% Jungs) und die Quote von Taten im Familienumfeld schätzt die Bundesregierung auf 93% (hab ich jetzt extra mal nachgeschlagen). Das heißt wir reden hier von 0,5% der Bevölkerung die überhaupt Opfer von sexuellen Missbrauch im Umfeld außerhalb der Familie wird.

Hier jetzt sich hinzustellen und zu sagen "Es wird zu wenig gemacht", "Es wird sich nicht genügend auf Schulen konzentriert" und mit völlig ungeeigneten Mitteln (Wir müssen auf dem Elternabend drüber sprechen) zu kommen, ist schon frech. Vor allem was soll denn das "Sprechen auf dem Elternabend" bringen? Die Gesellschaft leidet doch aktuell eher unter einer Übersensibilisierung. Jeder der mal mit Ärzten oder Lehrern spricht erfährt in was für einem Dilemma sie sind, wenn es den Verdacht von Kindesmissbrauch/Kindesmisshandlung gibt. Es gibt in mittlerweile allen Bundesländern spezialisierte Ansprechpartner, sowohl bei den Schulbehörden als auch bei der Polizei, an denen sich Lehrer wenden können.

Erst vor kurzem wurde der ehrenamtliche Umgang mit Kindern und Jugendlichen massiv weiter eingeschränkt. Unter anderem müssen alle ehrenamtlichen Helfer mittlerweile ein !!erweitertes!! Führungszeugnis vorlegen (was sonst nur Behörden bekommen) und es müssen umfangreiche Vorkehrungen zur Prävention von Missbrauch von ehrenamtlichen Vereine betrieben werden. Neben dem organisatorischen Mehraufwand (der auch Geld kostet) schreckt es auch ehrenamtliche Helfer ab. Dabei haben Kinder- und Jugendeinrichtungen eh Probleme ehrenamtliche Helfer zu bekommen, weil viele sich in Flüchtlingseinrichtungen engagieren.

Die Behauptung es wird zu wenig gemacht (für die 0,5%!), ist ehrlich gesagt einfach frech. Ich kann mir kaum vorstellen, dass solch eine Äußerung von jemanden getätigt wird, der sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigt hat. Es wurde in den letzten Jahren viel gemacht (sowohl Sinnvolles, als auch weniger Sinnvolles) und die Erfolge sind zu sehen. Dafür braucht man keinen Karsten Polke-Majewski der von der Thematik keine Ahnung hat, aber meint es kann nicht Schaden einfach mal "mehr Schutz für unsere Kinder" zu fordern.

Was schwebt euch eigentlich vor? Abgesehen von "lasst doch mal auf dem Elternabend sagen, dass man keine Kinder missbraucht"?
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