Manches muss einfach gemeldet werden

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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Die Behauptung es wird zu wenig gemacht (für die 0,5%!), ist ehrlich gesagt einfach frech. Ich kann mir kaum vorstellen, dass solch eine Äußerung von jemanden getätigt wird, der sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigt hat.
Der UN-Kinderrechtsausschuss hat als Ergebnis eines über Jahre angelegten Dialog-Prozesses zwischen Bundesregierung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft gerügt, dass es in Deutschland keine hinreichenden Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor sexuellen Missbrauch in Schulen gibt (CRC/C/DEU/CO/3-4). Wenn dir das nicht einmal bekannt ist, habe ich meine Zweifel, inwieweit Du überhaupt in diesem fachlichen Diskurs steckst. Ich weiß nicht, welche Quellen abgesehen von deinen Kanzlei-Erfahrungen und den herangezogenen Statistiken Grundlagen deiner Positionierung sind, aber jeder relevante Player im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes hat sich zu diesem Punkt schon kritisch positioniert. Wenn Du dir die DJI-Studie ansiehst, stellst Du z.B. fest, dass es nahezu überhaupt keine Schutzkonzepte und Risikoanalysen an Schulen gibt - mir geht es nicht um Themen auf Elternabenden, sondern um institutionalisierte Präventionsmaßnahmen. Und auch die 0,5% haben ein Recht darauf, angemessen geschützt zu werden.
Es gibt in mittlerweile allen Bundesländern spezialisierte Ansprechpartner, sowohl bei den Schulbehörden als auch bei der Polizei, an denen sich Lehrer wenden können.
Schön für die Lehrer, davon haben Kinder und Jugendliche nur wenig.
Tobias__21
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

Bei uns gab es auch solche Lehrer, die etwas "touchy" waren. Das war auch allgemein bekannt. Bspw.: wurde von einem Lehrer mal bei einer kranken Schülerin auf Klassenfahrt "Fieber gemessen", in dem er sein Augenlid auf ihre Stirn gelegt hat. Richtige Übergriffe oder Verfehlungen gab es allerdings nicht. Obwohl ich das oben genannte Beispiel auch schon irre genug finden. Normal ist das auch nicht...
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Ara
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Ara »

Quantensprung hat geschrieben:
Die Behauptung es wird zu wenig gemacht (für die 0,5%!), ist ehrlich gesagt einfach frech. Ich kann mir kaum vorstellen, dass solch eine Äußerung von jemanden getätigt wird, der sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigt hat.
Der UN-Kinderrechtsausschuss hat als Ergebnis eines über Jahre angelegten Dialog-Prozesses zwischen Bundesregierung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft gerügt, dass es in Deutschland keine hinreichenden Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor sexuellen Missbrauch in Schulen gibt (CRC/C/DEU/CO/3-4). Wenn dir das nicht einmal bekannt ist, habe ich meine Zweifel, inwieweit Du überhaupt in diesem fachlichen Diskurs steckst. Ich weiß nicht, welche Quellen abgesehen von deinen Kanzlei-Erfahrungen und den herangezogenen Statistiken Grundlagen deiner Positionierung sind, aber jeder relevante Player im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes hat sich zu diesem Punkt schon kritisch positioniert. Wenn Du dir die DJI-Studie ansiehst, stellst Du z.B. fest, dass es nahezu überhaupt keine Schutzkonzepte und Risikoanalysen an Schulen gibt - mir geht es nicht um Themen auf Elternabenden, sondern um institutionalisierte Präventionsmaßnahmen. Und auch die 0,5% haben ein Recht darauf, angemessen geschützt zu werden.
Hast du dir die Empfehlungen aus den Concluding Observations des UN-Kinderrechtsausschusses mal angeschaut?

Das meiste bezieht sich auf mE etwas wirre Forderungen (z.B. wird kritisiert, dass die deutsche Bundesregierung nichts gegen Babyklappen unternimmt). Was aber wichtig ist: Es findet sich ausdrücklich KEINE Handlungsempfehlung bezüglich sexuellen Missbrauchs von Kindern an Schulen.

Es wurde gerügt, dass die Bundesregierung den Missbrauch in den Kirchen nicht "bestraft" hat. Der berechtigte Einwand der Bundesregierung darauf war übrigens, dass die Bundesregierung keine Weisungsbefugnis gegenüber der Justiz hat. Der zweite Punkt der im entferntesten etwas damit zu tun hat war, dass die Bekämpfung von Genitalverstümmelung nicht ausreichend betrieben wird (insbesondere Entwicklungshilfe nicht eingestellt wurde zu Ländern wo solches Handeln üblich ist).

Im Bezug auf Schulen wird lediglich das (Internet)-Mobbing angeprangert. Von großen Defiziten bei sexuellen Missbrauch an Schulen ist nicht die Rede.

Alle weitere Rügen betreffen dagegen eher Armut, Bildungschancen und ähnliches.

Also was soll dieser Bericht hier belegen?

Die DJI-Studie ist aus mehrerlei Gründen nicht ernst zu nehmen. Einerseits ist zu hinterfragen, ob das Ergebnis nicht schon Interessensgesteuert ist. Viel wichtiger ist aber: 80% der Schulen haben sich geweigert an dieser Studie teilzunehmen oder mit dem DJI zusammenzuarbeiten. Daraus schließt die DJI, dass alle nicht teilgenommenen Schulen kein Schutzkonzept haben. Das ist nicht nur wissenschaftlicher Unfug, sondern auch unredlich. Vor allem da das DJI ganz genau weiß, dass ganz viele Schulen nicht teilnehmen durften, weil der Datenschutzbeauftragte einiger Länder darauf hingewiesen hat, dass die Erhebung gegen das Datenschutzgesetz verstößt. Über 90% der befragten Schulen haben nämlich Präventionsmaßnahmen (80%) oder angegeben, diese für 2018 zu planen (weitere 10%).

Die wahren Ergebnisse lassen sich aber nicht so gut in der Presse vermarkten. Darum werden Ergebnisse für die Medien zugespitzt, um die entsprechende Aufmerksamkeit zu bekommen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Muirne
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Muirne »

Tobias: ja ich kenne auch kaum jemanden der keine stories erzählen kann. Schon strange. Mir ist meine Geschichte auch erst letztens wieder eingefallen. Da wollte der Betreuer dass ich aus so ner abgeschlossenen duschkabine raus komme weil ich plötzlich kochen sollte obwohl er zum verabredeten Zeitpunkt nicht da war und ich bei ner anderen Betreuerin gefragt hab ob ich dann noch duschen kann. Hat getobt und geschrien. Ich sag ihm immer wieder ich kann grad nicht raus kommen weil ich direkt unter der Dusche stehe. Offensichtlich. Hat ihn null interessiert. Er hat geschrien, gegen die Tür geschlagen und wollte sie dann mit einem Geldstück öffnen. Zum Glück war die Hebelwirkung auf meiner Seite, sodass ich das verhindern konnte. Ich war da noch echt jung. Strange Menschen.

Quantensprung Zustimmung.

Ich denke schon dass Dialoge dem Thema helfen können, die auch von Eltern angestoßen werden können. Du musst dich auch entscheiden Ara. Natürlich gibt es effektivere Arten Kinder zu schützen als bloß auf elternabenden das Thema mal überhaupt anzufassen. Aber das ist kostenlos und das kann jeder tun und die Konsequenz könnte sein dass sich etwas verbessert. Ich würde durchaus wissen wollen ob es in der Schule oder Kita Konzepte dazu gibt Kinder zu schützen. Ich würde wissen wollen wie diese aussehen und was diese beinhalten.
Es gibt sogar Studiengänge die sich mit sowas beschäftigen und dann Konzepte erarbeiten und in Einrichtungen gehen. Sowas muss nur nachgefragt werden.

Und entschuldigung aber natürlich sind erweiterte Führungszeugnisse in diesem Bereich nichts was ich überflüssig finde, nur um ja mehr Leute anzulocken.


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Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Es findet sich ausdrücklich KEINE Handlungsempfehlung bezüglich sexuellen Missbrauchs von Kindern an Schulen.
Natürlich, siehe 35 a).
Also was soll dieser Bericht hier belegen?
Ich weiß nicht, warum Du dich auf andere Punkte des Berichts stürzt, die mit diesem Thema nichts zu tun haben (und das auch in einer recht defizitären Art und Weise...). Die Feststellung in dem Bericht ist deshalb so wichtig, weil sie nicht "einfach so" entstanden ist. Ich kann mich nur selbst dazu zitieren: Es handelt sich um ein "Ergebnis eines über Jahre angelegten Dialog-Prozesses zwischen Bundesregierung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft " - schau' dir den Staatenbericht, die Parallelberichte, die zugehörigen Konsultationen, die Hearings etc. an, die zuvor durchgeführt worden sind, dann erkennst Du vielleicht, wie viel Substanz hinter dieser Feststellung und Handlungsaufforderung steckt.
Viel wichtiger ist aber: 80% der Schulen haben sich geweigert an dieser Studie teilzunehmen oder mit dem DJI zusammenzuarbeiten. Daraus schließt die DJI, dass alle nicht teilgenommenen Schulen kein Schutzkonzept haben.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Ara hat geschrieben:Man mag es sicherlich anders sehen... Ich finde es bedenklich, dass 14,4% da wegen Diebstahl und Beleidigung für unbestimmte Zeit in der Forensik weggesperrt sind. Sie wären in einer normalen Psychiatrie sicherlich besser aufgehoben.
IBTD.

Die "normale" Psychiatrie hat wenig Möglichkeiten zur Zurückhaltung oder Behandlung ohne Einverständnis - das große Problem der psychischen Erkrankungen ist aber gerade die fehlende Krankheitseinsicht, die nicht selten erst erreichbar ist, wenn die Symptomatik medikamentös kontrolliert wird.

Außerdem kenne ich auch im konkreten Fall nur mehrere Beispiele dafür, dass der Therapieansatz der forensischen Einrichtung deutlich erfolgreicher war als der der "normalen" Psychiatrie. Das sollte aufgrund der größeren Erfahrung auf diesem Gebiet auch nicht überraschen.
Ara hat geschrieben:Wer sich übrigens für den Hintergrund interessiert: Die Krankenkassen haben keine Lust für die Leute zu zahlen und verweigern daher die psychiatrische Therapie im notwendigen Umfang.
Das entspricht in den Fällen, die ich aus strafrechtlicher Sicht kenne, nicht den Tatsachen.
Ara hat geschrieben:Sobald die dann nämlich in die Forensik kommen, werden die Therapiekosten von der Justizbehörde gezahlt. Das ist der tägliche Wahnsinn, wie eigentlich harmlose Menschen für Bagatellen in den geschlossenen Maßregelvollzug wandern und dort quasi nicht mehr rauskommen (weil die Krankenhäuser damit gut Geld machen).
Auch das kann ich so nicht bestätigen: weder die "Harmlosigkeit" noch die Bagatellen noch das "nicht mehr herauskommen".

Im Gegenteil: so manches, was im Rechtssinne von nicht ausreichender Schwere für eine forensische Unterbringung ist, genügt vollends, um den sozialen Nahbereich zur Verzweiflung zu bringen.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

hlubenow hat geschrieben:Ist ja kein Problem, da alle wissen, was gemeint ist: Falsa demonstratio non nocet.
Es ist sogar hilfreich, weil es einen guten Indikator für fehlende Kenntnis der Materie darstellt.
hlubenow hat geschrieben:Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Das überrascht mich nicht.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Ara »

Muirne hat geschrieben: Und entschuldigung aber natürlich sind erweiterte Führungszeugnisse in diesem Bereich nichts was ich überflüssig finde, nur um ja mehr Leute anzulocken.
Jo und genau da ist immer das Problem, wenn man ideologisch auf einer "Mission" ist. Das erweiterte Führungszeugnis als Erfordernis ist nämlich äußerst kritisch zu sehen. Möglicherweise kann man nämlich durch mehr ehrenamtliche Betreuer die Gefahr für Kinder viel effektiver senken, als wenn man alle Helfer unter Generalverdacht stellt..

Das zeigt dann nämlich auch wieder schön, dass es eigentlich gar nicht um das Ergebnis (weniger Opfer) geht. Selbst wenn man nämlich empirisch Belegen könnte, dass die Opferzahl ansteigt durch diese hohen Hürden, würden noch genug Leute aus blinder Ideologie diese Maßnahmen fordern.

Das ist wie "Gefangene helfen Jugendliche".... Obwohl alle Studien die Schädlichkeit dieser Maßnahme (Jugendliche werden ins Gefängnis geschleppt und Insassen erzählen denen wie doof Knast ist) aufzeigen, werden die Maßnahmen in Deutschland (in den USA übrigens aufgrund der schlechten Studien eingestellt) weiter durchgeführt. Das gleiche mit dem Neuköllner-Modell. Obwohl man mittlerweile weiß, dass schnelle Sanktionen im Jugendstrafrecht eher Kontraproduktiv sind, hält sich hartnäckig (auch bei Praktikern) das Gerücht, dass schnelle Sanktionen irgendwie sinnvoll wären.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Muirne hat geschrieben:Sehr richtig. Kinder werden vor Gewalt und sexuellem Missbrauch in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen kaum geschützt und es ist auch kaum Thema.
Das erscheint mir beides aktuell - also im Zeithorizont des laufenden Jahrzehnts - nicht zuzutreffen: das ist sehr wohl Thema (man kann sich sogar darüber streiten, ob nicht im Übermaß), und sowohl aus rechtlicher Sicht (Stichwort erweitertes Führungszeugnis) als auch von Seiten der Vereine und Verbände (die schon seit Jahren entsprechende Kampagnen und verpflichtende Fortbildungen betreiben) gibt es entsprechende Aktivitäten.

Es dürfte aber vermutlich erforderlich sein, zum einen die Begriffe "Gewalt" und "sexueller Missbrauch" zu definieren und sich andererseits darüber klar zu werden, was "kaum geschützt" bedeutet: Weniger als in der Familie oder im Durchschnitt der anderen Lebensbereiche, in denen sie sich bewegen?
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Tobias__21 hat geschrieben:Bei uns gab es auch solche Lehrer, die etwas "touchy" waren. Das war auch allgemein bekannt. Bspw.: wurde von einem Lehrer mal bei einer kranken Schülerin auf Klassenfahrt "Fieber gemessen", in dem er sein Augenlid auf ihre Stirn gelegt hat. Richtige Übergriffe oder Verfehlungen gab es allerdings nicht. Obwohl ich das oben genannte Beispiel auch schon irre genug finden. Normal ist das auch nicht...
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Quantensprung hat geschrieben:"Ergebnis eines über Jahre angelegten Dialog-Prozesses zwischen Bundesregierung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft"
Bin ich der einzige, der eine solche Formulierung für ein zuverlässiges Warnzeichen im Hinblick auf die Qualität solcher Berichte hält?

(Was ist "Zivilgesellschaft"? Warum bedarf es eines "Dialog-Prozesses" zwischen der Bundesregierung, der "Zivilgesellschaft" und der Wissenschaft - wäre es nicht sinnvoller, solche Fragen schlicht wissenschaftlich zu untersuchen?)
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

Muirne hat geschrieben:Tobias: ja ich kenne auch kaum jemanden der keine stories erzählen kann. Schon strange. Mir ist meine Geschichte auch erst letztens wieder eingefallen. Da wollte der Betreuer dass ich aus so ner abgeschlossenen duschkabine raus komme weil ich plötzlich kochen sollte obwohl er zum verabredeten Zeitpunkt nicht da war und ich bei ner anderen Betreuerin gefragt hab ob ich dann noch duschen kann. Hat getobt und geschrien. Ich sag ihm immer wieder ich kann grad nicht raus kommen weil ich direkt unter der Dusche stehe. Offensichtlich. Hat ihn null interessiert. Er hat geschrien, gegen die Tür geschlagen und wollte sie dann mit einem Geldstück öffnen. Zum Glück war die Hebelwirkung auf meiner Seite, sodass ich das verhindern konnte. Ich war da noch echt jung. Strange Menschen.
Krass, sowas ähnliches hatte meine Freundin neulich auch. Irgendwie eine Art Flashback. Ihr ist eingefallen, dass sie im Alter von 14 mal länger bei einer Freundin übernachtet hatte. Irgendwann kam der Vater der Freundin zu ihr und hat sie gefragt, ob schon mal ein Arzt ihre Brust abgetastet hat, von wegen Brustkrebs und so weiter. Sie hat das verneint und er hat dann gemeint, er könne das übernehmen, das wäre wichtig. Und so geschah es dann auch. Er war übrigens tatsächlich Arzt.

Sie hat jetzt deswegen keinen Knacks. Aber ich fand es schon richtig krass und abartig. Und irgendwie muss sie das ja verdrängt haben, dass das jetzt auf einmal kam. Sie meinte dann nur, sie glaubt, dass es kaum ein Mädchen gibt, das in dieser Hinsicht nicht auch was zu berichten hätten. Ich glaub langsam auch, dass sie mit der Einschätzung wohl leider Recht hat....
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tobias__21 »

thh hat geschrieben:
Tobias__21 hat geschrieben:Bei uns gab es auch solche Lehrer, die etwas "touchy" waren. Das war auch allgemein bekannt. Bspw.: wurde von einem Lehrer mal bei einer kranken Schülerin auf Klassenfahrt "Fieber gemessen", in dem er sein Augenlid auf ihre Stirn gelegt hat. Richtige Übergriffe oder Verfehlungen gab es allerdings nicht. Obwohl ich das oben genannte Beispiel auch schon irre genug finden. Normal ist das auch nicht...
Es ist allerdings weder Gewalt noch sexueller Missbrauch - wenn man in rechtlichen Begriffen denkt.
Schon klar. Aber ist es normal? Wenn ich Muirne mein Augenlid auf die Stirn legen würde (allein schon auf so eine Idee zu kommen), würde die wohl denken ich wäre irre, oder mir direkt eine schießen (zu Recht). Und wenn das ein alter Mann bei jungen Schülerinnen macht, dann hat der m.E. einen an der Waffel.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von thh »

Tobias__21 hat geschrieben:
thh hat geschrieben:
Tobias__21 hat geschrieben:Bei uns gab es auch solche Lehrer, die etwas "touchy" waren. Das war auch allgemein bekannt. Bspw.: wurde von einem Lehrer mal bei einer kranken Schülerin auf Klassenfahrt "Fieber gemessen", in dem er sein Augenlid auf ihre Stirn gelegt hat. Richtige Übergriffe oder Verfehlungen gab es allerdings nicht. Obwohl ich das oben genannte Beispiel auch schon irre genug finden. Normal ist das auch nicht...
Es ist allerdings weder Gewalt noch sexueller Missbrauch - wenn man in rechtlichen Begriffen denkt.
Schon klar. Aber ist es normal?
Natürlich nicht. - Trotzdem ist das ein Grund mehr, dass man sich zuvor einig sein muss, wie man Begriffe versteht. :)
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Ara
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Ara »

Tobias__21 hat geschrieben:
thh hat geschrieben:
Tobias__21 hat geschrieben:Bei uns gab es auch solche Lehrer, die etwas "touchy" waren. Das war auch allgemein bekannt. Bspw.: wurde von einem Lehrer mal bei einer kranken Schülerin auf Klassenfahrt "Fieber gemessen", in dem er sein Augenlid auf ihre Stirn gelegt hat. Richtige Übergriffe oder Verfehlungen gab es allerdings nicht. Obwohl ich das oben genannte Beispiel auch schon irre genug finden. Normal ist das auch nicht...
Es ist allerdings weder Gewalt noch sexueller Missbrauch - wenn man in rechtlichen Begriffen denkt.
Schon klar. Aber ist es normal? Wenn ich Muirne mein Augenlid auf die Stirn legen würde (allein schon auf so eine Idee zu kommen), würde die wohl denken ich wäre irre, oder mir direkt eine schießen (zu Recht). Und wenn das ein alter Mann bei jungen Schülerinnen macht, dann hat der m.E. einen an der Waffel.
Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied zwischen "Der ist Irre" und "das ist sexueller Missbrauch"... Auch Muirnes "Duschgeschichte" ist, bei allem Respekt, keine Geschichte die im Bereich "sexueller Missbrauch" spielt... Ein nacktes Mädchen aus der Dusche zu holen damit es kocht, mag aus vielerlei Gründen falsch und meinetwegen auch "creepy" sein, wir sind aber weit entfernt vom sexuellen Missbrauch.

Es verschwimmt in der ganzen #metoo Debatte diese Grenze (was ja auch vielerseits kritisiert wird)... Wenn man eine nackte Frau beleidigt oder schlägt, dann ist das nicht automatisch sexuelle Gewalt. Die Deutungshoheit hat nun einmal nämlich nicht das Opfer und das ist auch gut so.
Zuletzt geändert von Ara am Samstag 24. Februar 2018, 16:52, insgesamt 1-mal geändert.
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