Manches muss einfach gemeldet werden

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Kasimir
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Kasimir »

[enigma] hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:
Auch du vermischst die Bilder, die E. aus Kanada bestellt hat (wohl "nur" Posing und damit "hart an der Grenze") und den Vorwürfen aus der Anklageschrift, bei denen es um ganz andere Dinge ging. Ich empfehle auch dir den FAZ-Artikel zur Lektüre und würde gerne wissen, ob du - unterstellt der dortige Sachverhalt ist korrekt - das Verhalten von E. immer noch als "harmlos" und "straflos" bezeichnest.
Im Unterschied zu Til Schweiger und der FAZ kenne ich die Ermittlungsakte nicht. Ich kann mich nur auf das Verhalten und die öffentlichen Äußerungen der Staatsanwaltschaft beziehen. Demnach waren die tatsächlich gefundenen Bilder nicht tatbestandsmäßig und das ominöse Bundestagsnotebook wurde nicht gefunden, geschweige denn durchsucht. Für mich ist das eine sehr dünne Grundlage für eine Verurteilung. Dass ein Ermittlungsverfahren durchgeführt und die Tat angeklagt wird, ist ja völlig in Ordnung. Aber dann doch bitte in rechtsstaatliche einwandfreier Art und Weise und insbesondere bei solchen Sachverhalten mit der nötigen Diskretion.
Das ist doch falsch, was du schreibst. Woraus soll sich ergeben, dass die tatsächlich gefundenen Bilder nicht tatbestandsmäßig seien. Die StA behauptet das Gegenteil und dies ergibt sich auch aus zahlreichen Prozessberichten seriöser Zeitungen. Nochmal, es geht nicht um die Bilder in Kanada, sondern bei Edathy gefundene Bilder (u.a. ein Bildband und eine CD) sowie zusätzlich die Logfiles seines Notebooks. Was daran "ominös" sein soll, weiß ich nicht. Das Notebook musste man auch nicht physisch finden, da man die Logfiles über den Server wieder herstellen konnte. Das wird auch u.a. im FAZ-Artikel genau beschrieben.

Aber es ist einfach sinnlos mit jemanden zu diskutieren, der sich die Wahrheiten zurechtbiegt.
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Zippocat
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Zippocat »

Kasimir hat geschrieben:
[enigma] hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:
Auch du vermischst die Bilder, die E. aus Kanada bestellt hat (wohl "nur" Posing und damit "hart an der Grenze") und den Vorwürfen aus der Anklageschrift, bei denen es um ganz andere Dinge ging. Ich empfehle auch dir den FAZ-Artikel zur Lektüre und würde gerne wissen, ob du - unterstellt der dortige Sachverhalt ist korrekt - das Verhalten von E. immer noch als "harmlos" und "straflos" bezeichnest.
Im Unterschied zu Til Schweiger und der FAZ kenne ich die Ermittlungsakte nicht. Ich kann mich nur auf das Verhalten und die öffentlichen Äußerungen der Staatsanwaltschaft beziehen. Demnach waren die tatsächlich gefundenen Bilder nicht tatbestandsmäßig und das ominöse Bundestagsnotebook wurde nicht gefunden, geschweige denn durchsucht. Für mich ist das eine sehr dünne Grundlage für eine Verurteilung. Dass ein Ermittlungsverfahren durchgeführt und die Tat angeklagt wird, ist ja völlig in Ordnung. Aber dann doch bitte in rechtsstaatliche einwandfreier Art und Weise und insbesondere bei solchen Sachverhalten mit der nötigen Diskretion.
Das ist doch falsch, was du schreibst. Woraus soll sich ergeben, dass die tatsächlich gefundenen Bilder nicht tatbestandsmäßig seien. Die StA behauptet das Gegenteil und dies ergibt sich auch aus zahlreichen Prozessberichten seriöser Zeitungen. Nochmal, es geht nicht um die Bilder in Kanada, sondern bei Edathy gefundene Bilder (u.a. ein Bildband und eine CD) sowie zusätzlich die Logfiles seines Notebooks. Was daran "ominös" sein soll, weiß ich nicht. Das Notebook musste man auch nicht physisch finden, da man die Logfiles über den Server wieder herstellen konnte. Das wird auch u.a. im FAZ-Artikel genau beschrieben.

Aber es ist einfach sinnlos mit jemanden zu diskutieren, der sich die Wahrheiten zurechtbiegt.
Der FAZ-Artikel lässt das alles anders aussehen, das stimmt. Andererseits scheinen Schlussfolgerungen wie
Aus den Ermittlungsakten ergibt sich, dass von Edathys Laptop am 1. November 2013 ein Programm zum Entpacken von Dateien heruntergeladen wurde. Ein solches Programm ist gewöhnlich nur bei großen Datenmengen erforderlich, die etwa durch Videodateien anfallen.
mir jetzt auch nicht gerade zwingend. WinRar/Zip/Ace für Videos? Viel Spaß beim Komprimieren.
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smallprint
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von smallprint »

Aus meiner Sicht gehört 7-Zip zur Standardinstallation auf einem sinnvoll eingerichteten Windows-PC.
Zippocat hat geschrieben:mir jetzt auch nicht gerade zwingend. WinRar/Zip/Ace für Videos? Viel Spaß beim Komprimieren.
Sinn ist mehr, daß man eine große Datei über diese Software "als Abfallprodukt" in gut downloadbare 100-MB-Teile aufsplitten und/oder unter Paßwortschutz setzen kann. Das eigentliche Einpacken ist dabei fast nebensächlich, da die üblichen Videocodecs ihrerseits bereits so gut es geht den Film komprimieren.

Eine gewisse Schadenfreude kann ich allerdings nicht verhehlen, daß einem Bundestagsabgeordneten die der Bevölkerung zugemutete Vorratsdatenspeicherung - in verschärfter Form - auch mal persönlich auf die Füße fällt.
Zuletzt geändert von smallprint am Donnerstag 5. März 2015, 18:33, insgesamt 1-mal geändert.
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[enigma]
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von [enigma] »

julée hat geschrieben:
Hm, Du musst Dich schon entscheiden: Wird die Ermittlungsakte (teil-)veröffentlicht, ist nicht gut. Teilt die StA nicht öffentlich alles mit, was sie möglicherweise erzählen könnte, bezweifelst Du, dass es eine hinreichende Grundlage für eine Verurteilung geben könnte.
Das passiert eben, wenn die StA potenziell belastende Fakten außerhalb des ordentlichen Verfahrens herausposaunt und diese sich dann als nicht strafrechtlich relevant erweisen. Wie gesagt, die Staatsanwaltschaft soll und muss gerade in solchen Fällen diskreter arbeiten. Der richtige Ort für solche Äußerungen ist die Hauptverhandlung, nicht die Boulevardpresse.
Kasimir hat geschrieben:Das ist doch falsch, was du schreibst. Woraus soll sich ergeben, dass die tatsächlich gefundenen Bilder nicht tatbestandsmäßig seien. Die StA behauptet das Gegenteil und dies ergibt sich auch aus zahlreichen Prozessberichten seriöser Zeitungen. Nochmal, es geht nicht um die Bilder in Kanada, sondern bei Edathy gefundene Bilder (u.a. ein Bildband und eine CD) sowie zusätzlich die Logfiles seines Notebooks. Was daran "ominös" sein soll, weiß ich nicht. Das Notebook musste man auch nicht physisch finden, da man die Logfiles über den Server wieder herstellen konnte. Das wird auch u.a. im FAZ-Artikel genau beschrieben.

Aber es ist einfach sinnlos mit jemanden zu diskutieren, der sich die Wahrheiten zurechtbiegt.
Und Edathy behauptet von eben diesen Bildern, dass sie nicht strafrechtlich relevant seien. Ich habe nie behauptet, dass ein Ermittlungs- und Strafverfahren hier nicht gerechtfertigt wäre. Es geht um das unprofessionelle Verhalten der Staatsanwaltschaft, die mit solchen Behauptungen an die Öffentlichkeit geht, bevor ein Richter festgestellt hat, dass das Material tatsächlich einschlägig ist. Der Schaden ist damit angerichtet, selbst ein Freispruch hätte Edathy nicht rehabilitiert. Das war der Staatsanwaltschaft auch bewusst, und ich werde den Eindruck nicht los, dass es ihr sogar exakt darauf ankam. Und aufgrund dieses Verhaltens (das ist natürlich nur meine persönliche Vermutung) gehe ich davon aus, dass die StA einer Einstellung nicht zugestimmt hätte, wenn sie eine hinreichend sichere Verurteilungswahrscheinlichkeit gesehen hätte. Dafür war der Verurteilungseifer im Vorfeld einfach zu groß. Das Problem ist also weniger, dass ich mir "Wahrheiten zurechtbiege", sondern dass die StA selektiv Wahrheiten streut, um die öffentliche Wahrnehmung in eine bestimmte Richtung zu lenken und dadurch äußerst unglaubwürdig wird.

Im Übrigen spielt es sehr wohl eine Rolle, dass das Notebook nicht gefunden wurde. Sofern nicht festgestellt werden kann, dass einzig und allein Edathy Zugriff auf den Rechner hatte, sind die Logfiles vielleicht ein Indiz, aber eben kein belastbarer Beweis für eine Verurteilung.
Zuletzt geändert von [enigma] am Donnerstag 5. März 2015, 18:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Pillendreher »

smallprint hat geschrieben:Eine gewisse Schadenfreude kann ich allerdings nicht verhehlen, daß einem Bundestagsabgeordneten die der Bevölkerung zugemutete Vorratsdatenspeicherung - in verschärfter Form - auch mal persönlich auf die Füße fällt.
Inwiefern hat die denn hier geholfen?
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Froschkönigin »

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smallprint
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von smallprint »

Pillendreher hat geschrieben:
smallprint hat geschrieben:Eine gewisse Schadenfreude kann ich allerdings nicht verhehlen, daß einem Bundestagsabgeordneten die der Bevölkerung zugemutete Vorratsdatenspeicherung - in verschärfter Form - auch mal persönlich auf die Füße fällt.
Inwiefern hat die denn hier geholfen?
"Die IT-Abteilung des Bundestags konnte den Sicherheitsbehörden aber die Internetprotokolle seiner Dienstcomputer, sogenannte „Logdateien“ zur Verfügung stellen. Sie umfassen allerdings nur den Zeitraum zwischen November 2013 und Februar 2014. Keine Hinweise auf Kinderpornographie wurden auf den Rechnern in Edathys Büros gefunden, wohl aber auf dem angeblich gestohlenen Laptop. Ausweislich der „Logdateien“ ist mit Edathys Laptop auf russische Websites zugegriffen worden... Dateinamen wie „14yoand10y“ ...." Quelle

Mit einem Notebook, das weg ist, und nie an der zentralen Datensicherung teilgenommen hat. Also hat vermutlich der Bundestag allen Verkehr über einen Proxy geleitet und geloggt. Das ist natürlich einiges mehr als die normale Vorratsdatenspeicherung, das ist weitgehend Totalüberwachung. Aber es trifft ausnahmsweise die Richtigen: Abgeordnete, die Schritt für Schritt den Überwachungsstaat ausbauen und von den Verfassungsgerichten stets aufs neue mühsam eingebremst werden müssen.

Kein Mitleid für solche Zeitgenossen, wenn sie ihre eigene Medizin zu schlucken kriegen.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Bei einer anderen russischen Seite wurden von Edathys Laptop aus 57 Nutzeraccounts eingesehen. Aufgerufen wurde etwa der Account „Papus“, der mehr als 80.000 Fotos enthielt, von denen aber viele mit einem Passwort geschützt waren. Organisiert sind sie in Alben mit Titeln wie „Julian 6yo“ oder „Victor6yo“. Naheliegend ist, dass mit „yo“ „years old“ gemeint ist.

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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von smallprint »

Ja. So merkwürdige Dateinamen, aber auch, zu exakt welcher Zeit er welche Suchbegriffe gesucht hat.

Und um sowas festzustellen, muss man schon extrem viel loggen. Ein normaler Telekom-DSL-Anschluß wird normalerweise nicht soweit überwacht. Und unser Kanzleinetzwerk z.B. speichert auch nicht annähernd so weitgehend.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Tibor »

Vielleicht auch deshalb "der Deal"? Man hatte Informationen, die man eigentlich nicht hätte haben dürfen/können?
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von smallprint »

Ich kann mir da keinen Reim drauf machen.

Ich finde es auch skurril, daß der Bundestag höchstpersönliche Informationen mit Erpressungspotential ausgerechnet von Politikern und Abgeordneten erhebt und aufbewahrt; bei der Art der Nutzung von Informationsmedien kann ja immer mal was "interessantes" abfallen. Aber das gleitet in Verschwörungstheorien ab.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Parabellum »

"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von immer locker bleiben »

Was war denn das gerade bei der ESC-Auswahl? Gewinnen und dann kneifen?
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von [enigma] »

Studentischer Schöffe verschläft Hauptverhandlungstermin und wird von der Polizei vorgeführt :D

http://www.strafakte.de/strafprozess/vo ... -schoeffe/
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Parabellum »

Großartig zum Thema E.: Der kleine Mann
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
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