[NERV] Mich nervt gerade total ...

[Justitian]

Mache ich, danke euch

Ich habe einfach eine etwas andere, sehr direkte Art. Ich wollte keinen Krieg führen, die Dinge aber auch weder totschweigen noch blumig verpacken. Vielleicht wird es tatsächlich Zeit für einen Crashkurs Diplomatie

[Tobias__21]

Um dich aufzuheitern:

Meine Ausbilderin hatte irgendwas mit einer Richterin am kochen. Das muss irgendwas vorgefallen sein. Jedesmal wenn die sich begegnet sind, wurde es kalt im Gerichtsflur. Ich kam mit beiden super aus. Aber immer wenn meine Ausbilderin dabei war, hat auch die Richterin meine Grüße nicht erwidert. Irgendwann hatte ich dann mal eine Akte meiner Ausbilderin zur Verhandlung bei dieser Richterin (bei der war ich aber öfter, alles immer easy und lustig). Während dieser Verhandlung hing ich dreimal am Telefon. Welche Worte die teilweise übereinander mir gegenüber (!) verloren haben, sag ich nicht.

Du siehst, es kracht auch zwischen Profis Lern daraus und hak es ab

[Muirne]

Mache ich, danke euch

Ich habe einfach eine etwas andere, sehr direkte Art. Ich wollte keinen Krieg führen, die Dinge aber auch weder totschweigen noch blumig verpacken. Vielleicht wird es tatsächlich Zeit für einen Crashkurs Diplomatie

Das kann schon sein. Ich finde es gut wenn Leute direkt und ehrlich sind, wirklich. Bin auch eher ein vorlauter Kandidat als ein Mäuschen, dennoch ist es denke ich Teil eines reifeprozesses das in eine gewinnbringende Bahn zu lenken. man macht es sich damit sonst selbst zu einfach wenn man meint nur die anderen seien ja schuld. Diplomatie ist eine hohe Kunst. Am Ende steht häufig dasselbe oder ein besseres Ergebnis nur ohne die Leute danach besser nie wieder zu sehen.

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[Justitian]

Ok, aber nur zur Klarstellung: mein Problem bestand nicht in einer sexuellen Affäre mit einer Verfahrensbeteiligten oder Ausbilderin

[Muirne]

Und höflichkeit und Etikette finde ich übrigens super wichtig.

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[Muirne]

Ok, aber nur zur Klarstellung: mein Problem bestand nicht in sexuellen Affäre mit einer Verfahrensbeteiligten oder Ausbilderin

Got ya.

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[sai]

Vielleicht waren eure Sitzungsvertretungen ja spannender als meine, aber ich wüsste rückblickend gar nicht an welcher Stelle ich mich überhaupt hätte "querstellen" können oder meine "eigene (?) Meinung" groß zum Ausdruck hätte bringen können.

Ein paar Mal ging es um Einstellungen bzw. Zustimmungen zur Rücknahme eines Einspruchs gegen einen Strafbefehel nach Beginn der Hauptverhandlung, einmal hat das Gericht einen Sachverhalt für strafbar erachtet der es klar nicht war, einmal sollte ein Urteil auf ein zweifelhaftes Formalgeständnis ohne Beweisaufnahme gestützt werden, einmal sollte eine Verurteilung wegen BtM-Konsums erfolgen ohne dass das Gericht die genaue Menge ermitteln wollte. Soetwas war das. Bei ersterem erinnere ich mich z.B. dass eine Richterin meine Entscheidung nicht akzeptieren wollte und hat mich als "kleinen Referendar" bezeichnet hat, dann war ich wiederum überrascht und habe sie auf die StPO verwiesen, die diese Möglichkeit nun einmal vorsehe und meinte dass ich halt jetzt Sitzungsvertreter bin und sie nicht iSd. Gewaltenteilung handelt, wenn sie mir eine bestimmte Entscheidung abnötigen will. Dann hat sie bei der StA angerufen und ich bekam eine Weisung

Das Problem an den Geschichten ist ja auch, dass Wahrnehmung und Wirklichkeit durchaus auseinander fallen können. Wenn man die Richterin fragen würde, würde sie das ganz anders als du schildern. Und gerade wenn es "ein paar Mal" passiert ist, sollte man sich vielleicht auch fragen, ob man wirklich immer schlauer ist als alle anderen.

Wir hatten bei uns bspw. auch mal einen Referendar in der Kammer, der mehrfach Meinung A vertreten hat, während alle drei Berufsrichter für Meinung B waren. Natürlich kann in solchen Fällen auch mal A richtig sein. Besonders groß ist die Wahrscheinlichkeit aber eben nicht. Und dann sollte man schon aus Eigeninteresse heraus den Ball flach halten.

[famulus]

Und höflichkeit und Etikette finde ich übrigens super wichtig.

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+1

Man sollte m. E. zudem auch eine status- bzw. situationsangemessene Zurückhaltung pflegen.

Ich persönlich komme ganz schlecht zurecht mit Leuten, die ein (aus meiner Sicht) übersteigertes/unangebrachtes Selbstbewusstsein bzw. eine (für mich) all zu direkte Art an den Tag legen. Mir würde es als in solchen Beziehungen eher zurückhaltendem Typ auch passieren können, dass ich so etwas "aufnehme", mangels Konfliktbedarfs vielleicht nicht direkt konfrontiere, aber zu späterer Gelegenheit irgendwie "ablade". Möglicherweise hat sich so etwas hier ereignet.

[markus87]

Das ist Natürlich durchaus ein bisschen Konfrontativ und ne Weisung zu erhalten ja auch schon ungewöhnlich. Will nicht wissen wie mein Zeugnis als Frau ausgesehen hätte wenn ich sowas gebracht hätte.

Aber war es falsch?

Es geht ja nicht immer um falsch oder richtig, sondern darum wie man was kommuniziert. Das ist doch ein bisschen ein arg schweres geschütz.Ich bin auch jmd der seine Überzeugung vertritt aber eine Richterin derart anzufassen halte ich weder für guten Stil noch für zielführend. Ich glaube auch dass es unabhängig von der eigenen Stellung gut und wichtig ist nicht wegen allem gleich einen Krieg anzuzetteln.

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Dein Kommentar passt nicht zur Erzählung von Justitian. Wenn er als "kleiner Referendar" angegangen wird, war seine Reaktion geradezu übertrieben höflich.

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[Tobias__21]

Ok, aber nur zur Klarstellung: mein Problem bestand nicht in einer sexuellen Affäre mit einer Verfahrensbeteiligten oder Ausbilderin

Schade....

Um Dir nochmal ein bisschen zur Seite zu springen. Das was Muirne sagt, ist sicher richtig, aber alles muss man auch nicht schlucken. Ich hab ja schon die Story erzählt, wo der Richter mal Scheiss gebaut hat. Das hat mich echt noch Tage danach beschäftigt, weil es einfach nicht richtig war, auch für den unverteidigten Angeklagten. Jeder macht mal Fehler. Aber der Richter hätte den Schneid haben müssen, die Verhandlung zu unterbrechen. Ich hab mir das echt vorgeworfen, dass ich da nichts gesagt habe. Ich hab da auch lang mit meinem Abteilungsleiter drüber gesprochen. Der hat gemeint, dass ich ruhig etwas hätte sagen können, er es aber voll und ganz versteht, dass ich mich in dieser Situation nicht getraut habe, weil ich ja gar nicht weiss, was hätte passieren können und wie ich aus der Nummer wieder rauskomme, wenn es hochkocht. Er meinte dann, dass der Ball jetzt bei ihm liegt und ich ja das richtige gemacht habe und es ihm sofort gesagt habe (bzw. meiner Ausbilderin) und er es jetzt noch korrigieren kann. Für die Zukunft hat er gemeint, um Unterbrechung bitten und bei der StA anrufen und nachfragen was zu tun ist und dass die hinter uns stehen und wir da keine Angst haben brauchen, auch wenn der Richter danach eingeschnappt ist. Das war eine meiner ersten Sitzungen.

Und wenn ein Richter bei der StA anruft und sich über einen der Ref. beschwert, sollte man bei der StA eben danach auch den Ref mal anhören, was da genau war und wie er das sieht. Dann einfach im Zeugnis zu reagieren, halte ich auch für schlechten Stil. Woher will man es denn auch wissen. Jeder will es eigentlich so gut wie möglich machen. Da macht man halt mal einen Fehler, oder schiesst übers Ziel hinaus. Dafür ist die Ausbildung ja da.

[famulus]

Das ist Natürlich durchaus ein bisschen Konfrontativ und ne Weisung zu erhalten ja auch schon ungewöhnlich. Will nicht wissen wie mein Zeugnis als Frau ausgesehen hätte wenn ich sowas gebracht hätte.

Aber war es falsch?

Es geht ja nicht immer um falsch oder richtig, sondern darum wie man was kommuniziert. Das ist doch ein bisschen ein arg schweres geschütz.Ich bin auch jmd der seine Überzeugung vertritt aber eine Richterin derart anzufassen halte ich weder für guten Stil noch für zielführend. Ich glaube auch dass es unabhängig von der eigenen Stellung gut und wichtig ist nicht wegen allem gleich einen Krieg anzuzetteln.

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Dein Kommentar passt nicht zur Erzählung von Justitian. Wenn er als "kleiner Referendar" angegangen wird, war seine Reaktion geradezu übertrieben höflich.

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Aber wie wahrscheinlich ist denn, dass so ein Spruch völlig aus heiterem Himmel fällt? Und wie ich es verstanden habe, war das ja nicht der einzige Anlass. Es ist halt die Frage, ob die Summe der Teile zu Selbstkritik einlädt oder auf eine Verschwörung hindeutet.

[Tobias__21]

Vielleicht waren eure Sitzungsvertretungen ja spannender als meine, aber ich wüsste rückblickend gar nicht an welcher Stelle ich mich überhaupt hätte "querstellen" können oder meine "eigene (?) Meinung" groß zum Ausdruck hätte bringen können.

Ein paar Mal ging es um Einstellungen bzw. Zustimmungen zur Rücknahme eines Einspruchs gegen einen Strafbefehel nach Beginn der Hauptverhandlung, einmal hat das Gericht einen Sachverhalt für strafbar erachtet der es klar nicht war, einmal sollte ein Urteil auf ein zweifelhaftes Formalgeständnis ohne Beweisaufnahme gestützt werden, einmal sollte eine Verurteilung wegen BtM-Konsums erfolgen ohne dass das Gericht die genaue Menge ermitteln wollte. Soetwas war das. Bei ersterem erinnere ich mich z.B. dass eine Richterin meine Entscheidung nicht akzeptieren wollte und hat mich als "kleinen Referendar" bezeichnet hat, dann war ich wiederum überrascht und habe sie auf die StPO verwiesen, die diese Möglichkeit nun einmal vorsehe und meinte dass ich halt jetzt Sitzungsvertreter bin und sie nicht iSd. Gewaltenteilung handelt, wenn sie mir eine bestimmte Entscheidung abnötigen will. Dann hat sie bei der StA angerufen und ich bekam eine Weisung

Das Problem an den Geschichten ist ja auch, dass Wahrnehmung und Wirklichkeit durchaus auseinander fallen können. Wenn man die Richterin fragen würde, würde sie das ganz anders als du schildern. Und gerade wenn es "ein paar Mal" passiert ist, sollte man sich vielleicht auch fragen, ob man wirklich immer schlauer ist als alle anderen.

Wir hatten bei uns bspw. auch mal einen Referendar in der Kammer, der mehrfach Meinung A vertreten hat, während alle drei Berufsrichter für Meinung B waren. Natürlich kann in solchen Fällen auch mal A richtig sein. Besonders groß ist die Wahrscheinlichkeit aber eben nicht. Und dann sollte man schon aus Eigeninteresse heraus den Ball flach halten.

Ja, auch das ist sicher richtig. Aber wenn die StPO die Zustimmung des Sitzungsvertreters zur Rücknahme des Einspruchs vorsieht und Justitian die nicht erteilen will, ist das seine Entscheidung. Er hat diese Befugnis kraft Gesetzes. Da geht es dann auch nicht darum ob Meinung A oder B richtig ist. Wenn die Zustimmung nicht kommt, muss der Richter eben ein Urteil schreiben (darum wird es im Endeffekt gegangen sein).

Hier hätte deswegen übrigens kein Richter bei der StA angerufen, noch hätte die StA eine Weisung erteilt.

[Justitian]

Die Wahrheit wird vermutlich irgendwo in der Mittel liegen, mal habe ich mich zu recht geäußert, mal bin ich vielleicht auch über das Ziel hinausgeschossen. Niemand ist perfekt. Tobias Fall zeigt das ja auch. Bei dem ein oder anderen Fall (u.a. das mit der Einstellung) bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher dass ich absolut korrekt gehandelt habe.

Das Problem ist wohl, dass man sich immer angreifbar macht, wenn man klar Position bezieht. Als Tobias nichts gesagt hat war das im Ergebnis nicht schlimm weil der Richter die primäre Verantwortung trägt und die StA immer noch Rechtsmittel einlegen kann. Das heißt aber nicht, dass eine Äußerung seinerseits falsch gewesen wäre. Möglicherweise hätte sich der Richter gleichwohl verteidigt, hätte womöglich Tobias Probleme gemacht - und ein klarer Fall wäre zumindest eine von vielen Angelegenheiten, die dann mehr Anlass zu einer kritischen Hinterfragung Tobias' Sitzungsdienst gegeben hätten.

In der Politik ist es doch nicht anders. Je schärfer ein Parteiprogramm oder eine Aussage konturiert ist, desto kontroverser wird sie diskutiert.
Vielleicht hätte ein anderer Ausbilder mein Auftreten honoriert. Denn auch wenn ich vielleicht mal eine falsche Entscheidung getroffen haben sollte, habe ich doch zumindest gezeigt, dass ich die mir übertragenen Aufgaben ernst nehme.

[Tobias__21]

Das ist Natürlich durchaus ein bisschen Konfrontativ und ne Weisung zu erhalten ja auch schon ungewöhnlich. Will nicht wissen wie mein Zeugnis als Frau ausgesehen hätte wenn ich sowas gebracht hätte.

Aber war es falsch?

Es geht ja nicht immer um falsch oder richtig, sondern darum wie man was kommuniziert. Das ist doch ein bisschen ein arg schweres geschütz.Ich bin auch jmd der seine Überzeugung vertritt aber eine Richterin derart anzufassen halte ich weder für guten Stil noch für zielführend. Ich glaube auch dass es unabhängig von der eigenen Stellung gut und wichtig ist nicht wegen allem gleich einen Krieg anzuzetteln.

Gesendet von meinem STF-L09 mit Tapatalk

Dein Kommentar passt nicht zur Erzählung von Justitian. Wenn er als "kleiner Referendar" angegangen wird, war seine Reaktion geradezu übertrieben höflich.

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Aber wie wahrscheinlich ist denn, dass so ein Spruch völlig aus heiterem Himmel fällt? Und wie ich es verstanden habe, war das ja nicht der einzige Anlass. Es ist halt die Frage, ob die Summe der Teile zu Selbstkritik einlädt oder auf eine Verschwörung hindeutet.

Ist halt auch die Frage, ob die Richterin da nicht besser Größe gezeigt hätte, als so zu reagieren. Die feine englische ist das auch nicht gerade. Sie hätte sich Justitian ja noch hinterher greifen können. Aber gut, ich war nicht dabei. Vielleicht hat er wirklich übertrieben. Aber selbst wenn, ich hätte als Richter nicht so reagiert, sondern das anders erledigt. Obwohl....in letzter Zeit platzt mir auch schnell der Kragen. Aber das liegt am Examensstress

[Justitian]

Ist halt auch die Frage, ob die Richterin da nicht besser Größe gezeigt hätte, als so zu reagieren. Die feine englische ist das auch nicht gerade. Sie hätte sich Justitian ja noch hinterher greifen können. Aber gut, ich war nicht dabei. Vielleicht hat er wirklich übertrieben. Aber selbst wenn, ich hätte als Richter nicht so reagiert, sondern das anders erledigt. Obwohl....in letzter Zeit platzt mir auch schnell der Kragen. Aber das liegt am Examensstress

Sie war gestresst, hatte eng terminiert und viele Fälle. Sie hat damit gerechnet, dass eine bestimmte Zahl von Angeklagten den Einspruch zurücknehmen wird und wir waren bereits außerhalb ihres Zeitplans. Allerdings hatten wir bereits zur Sache verhandelt und ich wollte klären, ob eine lebenslange Entziehung der FE in Betracht kommt (nicht mehr fahrtauglicher Rentner)
Ein anderer StA meinte aber es sei allgemein bekannt, dass sie eine schwierige Person sei.