Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

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Joshua
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Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von Joshua »

Aus einem Interview, http://www.jungewelt.de/2011/09-03/011.php

Q:
Und jetzt warnt auch noch der Internationale Währungsfonds vor einer Bilanzlücke der führenden Banken in Höhe von 200 Milliarden Euro. Muß wieder ein neuer Rettungsschirm aufgespannt werden?
A:
Wenn die großen Industriestaaten so weiterwursteln, werden sie immer wieder neue Rettungsschirme aufspannen müssen. Die einzige Lösung ist eine durchgreifende öffentlich-rechtliche Organisation des Bankensektors.

Die Banken gehören in öffentlich-rechtliche Verantwortung und müssen auf ihr eigentliches Geschäft zurückgeführt werden. Das kann man mit der klassischen 3-6-3-Formel beschreiben: Für drei Prozent sammeln sie das Geld der Sparer ein, für sechs Prozent leihen sie es an Investoren und Konsumenten aus. Und um drei Uhr nachmittags gehen die Vorstände Golf spielen, statt auf Finanzmärkten zu spekulieren.
Sehr vernünftiger Vorschlag, verglichen mit dem perversen "Weiter so" der anderen...

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batman
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von batman »

Er vergisst natürlich, dass es die öffentlich-rechtlichen Banken waren, die sich im Rahmen der Finanzkrise am zügellosesten verspekuliert hatten, dort die interne Kontrolle am meisten versagte und die größten Mengen an öffentlichen Geldern hineingepumpt werden mussten, um die faktische Insolvenz der Banken abzuwenden.
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showbee
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von showbee »

Weiter so!
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von p3t3rp4n »

Wenn die öffentlich-rechtlichen Banken nicht mitgezockt hätten, dann hätten alle mit den Fingern auf sie gezeigt und gerufen: "Haha, da sieht mans wieder, mit Banken in Staatshand kann man nichts gewinnen. Privatisiert sie!"
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aranju
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von aranju »

p3t3rp4n hat geschrieben:Wenn die öffentlich-rechtlichen Banken nicht mitgezockt hätten, dann hätten alle mit den Fingern auf sie gezeigt und gerufen: "Haha, da sieht mans wieder, mit Banken in Staatshand kann man nichts gewinnen. Privatisiert sie!"
Äh, nein.
"(...) Der Kläger hat nicht näher dargelegt, welche besonderen Beischlafgewohnheiten er hat, die festverbundene Doppelbetten voraussetzen."
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Vincent
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von Vincent »

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hlubenow
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von hlubenow »

batman hat geschrieben:Er vergisst natürlich, dass es die öffentlich-rechtlichen Banken waren, die sich im Rahmen der Finanzkrise am zügellosesten verspekuliert hatten, dort die interne Kontrolle am meisten versagte und die größten Mengen an öffentlichen Geldern hineingepumpt werden mussten, um die faktische Insolvenz der Banken abzuwenden.
Dann müßte bei denen eben auch wieder die 3-6-3-Formel her.

Das Seltsame ist, daß ich Lafontaine in solchen Fragen durchaus zustimmen könnte, er dann aber z.B. in Talkshows häufiger gierig die 4.x-Billionen EUR Privatvermögen erwähnt und möchte, daß der Staat auf diese zugreift. Da bin ich dann wieder gar nicht seiner Meinung.
Insofern sagt jeder ein bißchen was Richtiges und zugleich jede Menge Falsches, und wählbar ist dann insgesamt kaum noch jemand.
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von HRP »

Das Problem ist ja weniger die Spekulation an sich. Problematisch ist vielmehr, dass die Banken aus der Krise gelernt haben "Wir können Sch*** bauen, haften tun andere.". Dazu hat schon Adam Smith geschrieben, dass das nicht funktionieren kann und die Marktwirtschaft tötet. Leider kenne ich mich nicht genug mit Volkswirtschaft aus und kann nicht sagen, ob es tatsächlich eine so riesige Krise für die Wirtschaft gewesen wäre, angeschlagene Banken pleite gehen zu lassen; denn grds. wäre ich dafür gewesen. Chancen und Haftung müssen halt parallel verlaufen und bei falschem Handeln geht der Marktteilnehmer unter. Das ist bei dem kleinen Einzelhändler so und sollte - wenn es irgendwie möglich ist - auch bei den Banken so sein. Ist das nicht möglich, muss reguliert werden, was jedoch keinen Effekt hat, wenn andere Länder sich dem verweigern.

Im Übrigen steht die nächste Bankenkrise schon in den Startlöchern. Die Banken misstrauen sich bereits wieder gegenseitig und leihen sich kein Geld mehr. So fing es 2008 auch an. ::?
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aranju
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von aranju »

hlubenow hat geschrieben:
batman hat geschrieben:Er vergisst natürlich, dass es die öffentlich-rechtlichen Banken waren, die sich im Rahmen der Finanzkrise am zügellosesten verspekuliert hatten, dort die interne Kontrolle am meisten versagte und die größten Mengen an öffentlichen Geldern hineingepumpt werden mussten, um die faktische Insolvenz der Banken abzuwenden.
Dann müßte bei denen eben auch wieder die 3-6-3-Formel her.

Das Seltsame ist, daß ich Lafontaine in solchen Fragen durchaus zustimmen könnte, er dann aber z.B. in Talkshows häufiger gierig die 4.x-Billionen EUR Privatvermögen erwähnt und möchte, daß der Staat auf diese zugreift. Da bin ich dann wieder gar nicht seiner Meinung.
Insofern sagt jeder ein bißchen was Richtiges und zugleich jede Menge Falsches, und wählbar ist dann insgesamt kaum noch jemand.
=D> leider.
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von Atropos »

HRP hat geschrieben:Leider kenne ich mich nicht genug mit Volkswirtschaft aus und kann nicht sagen, ob es tatsächlich eine so riesige Krise für die Wirtschaft gewesen wäre, angeschlagene Banken pleite gehen zu lassen; denn grds. wäre ich dafür gewesen. Chancen und Haftung müssen halt parallel verlaufen und bei falschem Handeln geht der Marktteilnehmer unter.
Meinst du denn, das würde ausreichen? Solange man nicht noch zusätzlich mit dem Privatvermögen haftet + danach ein lebenslanges Berufsverbot bekommt, lohnt es sich doch für die Einzelpersonen bei den Banken immer noch, soviel Risiko wie möglich einzugehen, um den eigenen Bonus zu maximieren.
Ich glaube das Problem lässt sich -wenn überhaupt- nur mit sehr guter und global einheitlicher Regulierung lösen.
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von omertà »

batman hat geschrieben:Er vergisst natürlich, dass es die öffentlich-rechtlichen Banken waren, die sich im Rahmen der Finanzkrise am zügellosesten verspekuliert hatten, dort die interne Kontrolle am meisten versagte und die größten Mengen an öffentlichen Geldern hineingepumpt werden mussten, um die faktische Insolvenz der Banken abzuwenden.
du hast die ewigen luegen die darueber verbreitet werden gut verinnerlicht. :-k :D
wo war denn lehman brothers eine oeffentlich-rechtliche bank? oder goldman sachs
oder die deutsche bank? oder die ikb oder die hre? man, informiere dich doch erst
einmal, denke dann nach und schreibe erst dann! :^o :D
"Wir vertrauen Gott; alle anderen zahlen bar."
(“In God we trust; all others pay cash.”
Warren E. Buffett in berkshirehathaway letter 2008 S.3)
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batman
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von batman »

omertà, ich hab mich schon gefragt, wann Du Deinen Beitrag zu diesem Thema leistest und uns die Welt erklärst.
Die Institute, die ich meinte, heißen KfW, HSH Nordbank, WestLB, SachsenLB, LBBW, BayernLB.
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daimos
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von daimos »

batman hat geschrieben:omertà, ich hab mich schon gefragt, wann Du Deinen Beitrag zu diesem Thema leistest und uns die Welt erklärst.
Die Institute, die ich meinte, heißen KfW, HSH Nordbank, WestLB, SachsenLB, LBBW, BayernLB.
Ich finde es putzig, wenn man mit dem Finger auf letztlich so kleine Fische wie unsere Landesbanken zeigt. Die braucht zwar kein Mensch und dienen nur dem Prestige unserer glorreichen Landesfürsten. Aber so zu tun, als ob unsere Landesbanken nun Schuld an der ganzen Misere haben, ist schon arg realitätsfern. Die haben doch nur mitgemischt, weil jeder mitgemischt hat. Und im Vergleich zu den Bilanzsummen anderer Banken sind die Landesbanken doch nun wirklich Peanuts. Die Deutsche Bank ist international gesehen auch nur ein Luftikus, hat aber dennoch eine 10x höhere Bilanzsumme als die WestLB und eine mehr als 4x so hohe wie die LBBW als größte deutsche Landesbank.
Des Pudels Kern lag doch in einer massiven Deregulierung der Finanzmärkte und dem Derivate-Unwesen, dass schlussendlich selbst Experten nicht mehr wussten, was sie da gerade (ver)kaufen. Mit Wertschöpfung hat das alles nicht mehr viel zu tun, ist nur noch bloße Zockerei. Aber einige Kommentare hier im Forum deuten eher an, dass die momentane Situation wohl doch nicht so ungelegen ist. Und interessanterweise korrelieren Privatvermögen und staatliche Verschuldung - beides steigt etwa gleich an. Banken scheinen mittlerweile wichtiger als Staaten zu sein. Hedge Funds besitzen übrigens in Afrika Ackerland in der Größe Kaliforniens. Nicht etwa zum Verkauf an die dortige Bevölkerung, sonderm zum Export. Banken und eben diese Hedge Funds spekulieren mittlerweile in Rohstoffmärkten und treiben Kaffee- und Getreidepreise künstlich nach oben. Und gleichzeitig müssen Staaten dann nach Afrika Care-Pakete verschicken, weil dort die Leute vor lauter Hunger massenhaft krepieren.

Schöne neue Welt, wirklich...

Ach ja, es ist natürlich eine Schuldenkrise, eine Staatenkrise. Da haben die spin doctors ja wieder ganze Arbeit geleistet. Bzgl. HRE sollte man sich mal ansehen, wen wir da wirklich gerettet haben. Deutsche Bank: 1.541 Mio. €; HUK Coburg: 1.486 Mio. €; Allianz: 833 Mio. €; Bayerische Versorgungskammern: 555 Mio. €; Ev. Kirche: 202 Mio. €; Kath. Kirche: 190 Mio. €; WDR: 147 Mio. €; ...
The farther backward you look, the farther forward you can see.
(Winston Churchill)

Im Konjunktiv ist alles möglich.
omertà
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von omertà »

daimos hat geschrieben:
batman hat geschrieben:omertà, ich hab mich schon gefragt, wann Du Deinen Beitrag zu diesem Thema leistest und uns die Welt erklärst.
Die Institute, die ich meinte, heißen KfW, HSH Nordbank, WestLB, SachsenLB, LBBW, BayernLB.
Ich finde es putzig, wenn man mit dem Finger auf letztlich so kleine Fische wie unsere Landesbanken zeigt. Die braucht zwar kein Mensch und dienen nur dem Prestige unserer glorreichen Landesfürsten. Aber so zu tun, als ob unsere Landesbanken nun Schuld an der ganzen Misere haben, ist schon arg realitätsfern. .....
.... zumal er auch fabuliert hat, dass in die oeffentlich-rechtlichen banken die groesste menge
an oeffentlicher gelder hineingepumpt werden musste
. nimmt man nur mal die uebersicht des
soffin, dann kann man schnell erkennen, dass die privaten die groessten verzocker sind:

oeffentlich-rechtliche banken ............ private banken

bayern lb 2,8 mrd. euro .................... commerzbank 11,7 mrd. euro
hsh nordbank 6 mrd. euro ................. ikb 8,6 mrd. euro
west lb 53,9 mrd. euro ..................... hre 180,7 mrd. euro
-------------------------------------------------------------------------
= 62,7 mrd. euro ........................... = 201 mrd. euro

dabei haben wir hier noch nicht einmal ueber die zocker aus amerika geredet und die durchfluesse
von oeffentlichen geldern ueber oeffentlich-rechtliche banken zu den privaten. :^o ::roll: [-X
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Asche
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Re: Lafontaine: Die 3-6-3-Formel zur Bankenregulierung

Beitrag von Asche »

daimos hat geschrieben:Ich finde es putzig, wenn man mit dem Finger auf letztlich so kleine Fische wie unsere Landesbanken zeigt.
:-s Die haben aber ganz schön große Räder gedreht ... und das ausserhalb der Bilanz
daimos hat geschrieben:Die braucht zwar kein Mensch und dienen nur dem Prestige unserer glorreichen Landesfürsten.
Full ack.
Chefreferendar 9.5.2012 09:39: "Ich erkläre hier fast alles."
Never argue with an idiot, they drag you down to their level and beat you with experience!
Der Horizont mancher Leute ist ein Kreis mit Radius 0; das nennen sie dann ihren Standpunkt.
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