Das klingt so sozialdemokratisch.Herr Schraeg hat geschrieben:Das nennt sich "kritischer Opportunismus". Man nutzt das System und bedient sich, fühlt sich aber schlecht dabei und kritisiert es.Candor hat geschrieben:In seinen Interviews äußert er sich ähnlich, schließt sich aber durchaus mit ein. Der Mann beschönigt eben nichts und nennt die Dinge unverblümt beim Namen, aber er sieht sich selbst denselben Machtmechanismen unterworfen, wie er in einem Interview einräumte. Er hat auch ein Studium in Sozialwissenschaften und teilweise in Germanistik. Gewiss kennt er sich etwas in Psychologie aus (Alfred Adler). Und er ist beileibe nicht der einzige Jurist, der sich kritisch äußert, ein gutes Zeichen, dass sich ein System selbst korrigiert. Wenn solche kritischen Stimmen fehlen, muss man sich ernsthaft Sorgen machen.
Fischer ./. Tolksdorf
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Und wie nennt man es, wenn man das System nutzt und sich bedient, sich dabei aber gut fühlt und es trotzdem kritisiert? Trump? Populismus?Herr Schraeg hat geschrieben:Das nennt sich "kritischer Opportunismus". Man nutzt das System und bedient sich, fühlt sich aber schlecht dabei und kritisiert es.Candor hat geschrieben:In seinen Interviews äußert er sich ähnlich, schließt sich aber durchaus mit ein. Der Mann beschönigt eben nichts und nennt die Dinge unverblümt beim Namen, aber er sieht sich selbst denselben Machtmechanismen unterworfen, wie er in einem Interview einräumte. Er hat auch ein Studium in Sozialwissenschaften und teilweise in Germanistik. Gewiss kennt er sich etwas in Psychologie aus (Alfred Adler). Und er ist beileibe nicht der einzige Jurist, der sich kritisch äußert, ein gutes Zeichen, dass sich ein System selbst korrigiert. Wenn solche kritischen Stimmen fehlen, muss man sich ernsthaft Sorgen machen.
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Steile These. Es sind ja durchaus auch andere Gründe ("Ich will dazu gehören", Drang nach Status/Geltung, persönliche Überzeugung der beste Kandidat zu sein, ...) denkbar. Ich jedenfalls keine TF nicht gut genug, um das abschließend beurteilen zu können. - Wenn es überhaupt irgendwer beurteilen kann.Herr Schraeg hat geschrieben:Das nennt sich "kritischer Opportunismus". Man nutzt das System und bedient sich, fühlt sich aber schlecht dabei und kritisiert es.
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Lamprecht, NJW 2017, 1156:
"Beim BGH hatten 76 von 132 Richtern Nebeneinnahmen, beim BFH 57 von 59. Bei 62 der 76 Nebenverdiener im BGH lagen die Honorare unter 10.000 Euro, bei 14 bis 20.000 Euro, bei sieben bis 30.000 Euro, bei vier bis 50.000 Euro, bei einem über 70.000 Euro.
Beträge, die nur begrenzt Argwohn erwecken. Allein die hohen Summen lassen aufhorchen. Ein BGH-Richter zum Beispiel kassierte im fraglichen Zeitraum 1.760.971 Euro, ihm folgte ein BFH-Kollege mit 974.532 Euro. Horrende Honorare, die nach einem Ondit mit arbeitsintensiven Bestseller-Kommentaren auf unverdächtige Weise „verdient“ sind. Genau genommen erregen schriftstellerische Nebentätigkeiten auch keinerlei Verdacht. Sie sind transparent, Verlag und Autor bekannt – im Gegensatz zu Vortragstätigkeiten, bei denen sich Veranstalter und Redner der Öffentlichkeit gegenüber verschlossen zeigen."
Wer da wohl gemeint sein könnte?
Der "fragliche Zeitraum" ist übrigens 2010 bis 2016.
Knapp 2 Millionen Euro. Nicht schlecht.
"Beim BGH hatten 76 von 132 Richtern Nebeneinnahmen, beim BFH 57 von 59. Bei 62 der 76 Nebenverdiener im BGH lagen die Honorare unter 10.000 Euro, bei 14 bis 20.000 Euro, bei sieben bis 30.000 Euro, bei vier bis 50.000 Euro, bei einem über 70.000 Euro.
Beträge, die nur begrenzt Argwohn erwecken. Allein die hohen Summen lassen aufhorchen. Ein BGH-Richter zum Beispiel kassierte im fraglichen Zeitraum 1.760.971 Euro, ihm folgte ein BFH-Kollege mit 974.532 Euro. Horrende Honorare, die nach einem Ondit mit arbeitsintensiven Bestseller-Kommentaren auf unverdächtige Weise „verdient“ sind. Genau genommen erregen schriftstellerische Nebentätigkeiten auch keinerlei Verdacht. Sie sind transparent, Verlag und Autor bekannt – im Gegensatz zu Vortragstätigkeiten, bei denen sich Veranstalter und Redner der Öffentlichkeit gegenüber verschlossen zeigen."
Wer da wohl gemeint sein könnte?
Der "fragliche Zeitraum" ist übrigens 2010 bis 2016.
Knapp 2 Millionen Euro. Nicht schlecht.
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Die Zeit Kolumne ist jetzt auch kostenpflichtig. Der Herr weiß eben wie man Geld verdient.
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Das graue Z+ bedeutet nur, dass du dich registrieren musst. Kostenpflichtig sind nur die roten Z+ Artikel aus der gedruckten Zeit. Das ist nicht zu befürchten, außer es wird mal als 16 Seitige Sonderbeilage beigepacktSamson hat geschrieben:Die Zeit Kolumne ist jetzt auch kostenpflichtig. Der Herr weiß eben wie man Geld verdient.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
"Thomas Fischer tritt zum 30. April in den Ruhestand."Tibor hat geschrieben:Noch 2 Tage: http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/b ... -mai-2017/
Immer etwas peinlich, wenn ein Juristen-Medium die Rechtslage falsch darstellt.
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Ara hat geschrieben:Oh Nein: http://www.zeit.de/gesellschaft/2017-05 ... r-im-recht
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Wer sich an Fischers Kolumne zur Reform der Sexualdelikte erfreut hat, sollte mal die neue Kommentierung des § 177 StGB lesen. Inklusive Ausführungen wie "Schutz-Hysterie", Begründung angeblicher Strafbarkeitslücken von "politisch interessierter Seite - überwiegend wohl gegen besseres Wissen" und einem Verweis auf das "neuerdings wieder millionenfach gefeierte" Fifty Shades of Grey (ärgerlicherweise versehentlich "A Shade of Grey" genannt).
Wunderbare Abendlektüre!
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Das Projekt für den Ruhestand: Die Verlagerung der Kolumne auf die rund 2.700 Seiten des Standardkommentars der Strafrechtspraxis. Jetzt macht alles Sinn.
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Vielleicht ist das ein weiterer Grund, dass - so wird kolportiert - die meisten Strafsenate des BGH diesen Kommentar idR nicht mehr zitieren ...JulezLaw hat geschrieben:Wunderbare Abendlektüre!
Deutsches Bundesrecht? https://www.buzer.de/ - tagesaktuell, samt Änderungsgesetzen und Synopsen
Gesetze mit Rechtsprechungsnachweisen und Querverweisen? https://dejure.org/ - pers. Merkliste u. Suchverlauf
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Re: Fischer ./. Tolksdorf
Sitze gerade an einem kleinen Beitrag in dem Bereich, so viel Aktuelles gibt's zu der Norm ja noch nicht. Inhaltlich zeigt er ja durchaus berechtigt Schwächen auf, aber vom Stil her hat er die Abschnitte wohl sonntags geschrieben Gibt halt auch entsprechend keine Verweise auf andere Auffassungen, also kann er sich noch ein bisschen austoben.
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