[enigma] hat geschrieben:Ja, Schulz ist ein (Links-)Populist. Den meisten vernünftigen Menschen in Europa sind Linkspopulisten aber nunmal lieber als Wilders & Co, weil deren leere Versprechungen und Behauptungen immerhin nicht zu Hass auf Minderheiten führen.
Es geht nicht darum, ob irgendjemandem irgendetwas lieber ist, sondern um eine Bezeichnung in den Medien. Wenn wertende Bezeichnungen (außerhalb von Kommentaren) fast ausschließlich einseitig - und lediglich für die "Bösen" - verwendet ist, dann ist das tendenziös und trägt nicht zum Vertrauen in die Medien bei.
Und nicht jedes Wahlversprechen ist Populismus. Steuersenkungen können zum Beispiel durchaus ernst gemeint und volkswirtschaftlich sinnvoll oder sogar zwingend sein.
Das Anstacheln der Bevölkerung zum Hass durch das Schüren von irrationalen Ängsten mit falschen Tatsachenbehauptungen und nationalistisch/rassistischer Rhetorik lässt sich damit überhaupt nicht vergleichen.Die überwiegende Mehrheit der europäischen Bürger sieht diese Entwicklung mit Sorge und ist nun erleichtert.
Jetzt geht alles hier ziemlich durcheinander. Was haben die Punkte genau mit dem angesprochenen Thema zu tun...?
Was sind hier "irrationale Ängste"? Ist es irrational, sich gegen Immigration auszusprechen?
Ob irgendeine Mehrheit irgendetwas "mit Sorge" sieht oder nun "erleichtert" ist, ist weder relevant noch überhaupt sinnvoll festzustellen. Es ist übrigens auch ein zweischneidiges Schwert, auf die vermeintliche oder tatsächliche "Mehrheit" zu verweisen, denn: schaut man sich etwa Umfragen zur Türkei-Wahlkampfkrise oder zur Flüchtlingskrise an, weichen die "Mehrheitsmeinungen" z.T. drastisch von der "Mehrheitsmeinung" im Parlament ab.
Die Tagesschau berichtet darüber. Sehe das Problem nicht.
Was hat eine rein abwertende Bezeichnung als "Rechtspopulist" oder ein Verweis auf vermeintliche "Erleichterung" in Europa (bei wem? aus welcher Umfrage ergibt sich das? wer ist erleichtert?) mit einer neutralen Berichterstattung zu tun?
Man kann nicht einfach einen solchen Bericht in seine einzelnen Sätze und sogar Worte zerlegen und überall einseitige Berichterstattung vermuten, bei Kritik an nationalistischen oder rassistischen Äußerungen und Berichterstattung aber ständig in den Opfermythos flüchten und mit "man wird ja wohl noch sagen dürfen" kommen. Die Einseitigkeit der Tagesschau zu kritisieren und gleichzeitig anzukündigen, zu RT zu wechseln, ist so lustig, dass ich darüber noch immer nicht ganz hinweg gekommen bin
Ich persönlich halte auch überhaupt nichts von RT. Tatsächlich ist mir Putin und seine Propaganda-Machine zuwider und wir können uns glücklich schätzen, dass unsere Medien qualitativ hochwertiger sind.
Das ändert aber nichts daran, dass auch hier kritikwürdige Punkte existieren.
Zweitens: weshalb ist es Aufgabe einer Nachrichtensendung, eine derartig wertende Bezeichnung einseitig zu verwenden? Was ist mit "sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten"?
Die Tagesschau macht sich hier nicht mit Rutte gemein. Sie berichtet darüber, dass die Mehrheit erleichtert ist, dass Wilders nicht stärkste Kraft wurde. Gewaltiger Unterschied. Es ist übrigens auch kein "sich mit einer Sache gemein machen", wenn der ör Rundfunk Falschinformationen mit Aufklärung begegnet.[/quote]
Natürlich macht sich die Tagesschau mit der "guten Sache" gemein, die da wäre: "Rechtspopulisten" sind böse, d.h. ihre (vermeintlichen oder tatsächlichen) Niederlagen sind in einem positiven Licht darzustellen, ihre Siege in einem negativen.
Eine neutrale Berichterstattung würde sich durch einen Verzicht auf einseitige, tendenziöse Label wie "Rechtspopulist" auszeichen. Sie würde nicht suggerieren, der Chef der Regierungspartei, der deutlich an Stimmen verloren hat, sei ein "strahlender Wahlsieger". Sie würde auch nicht den "Kampf gegen den Populismus" (was auch immer das bedeuten soll) als zentrales Ziel darstellen.
Was für "Falschinformationen" du meinst, denen "mit Aufklärung begegnet" werden muss, wird übrigens nicht auch ganz klar. Wie wir inzwischen wissen sind "Fake News" nicht allein eine Domäne der "Rechten" ("Flüchtlinge als Fachkräfte"/Siemens, die Meinungsfreiheit gebiete es, Erdogan hier auftreten zu lassen [AA: BVerfG] usw.).
[enigma] hat geschrieben:
Im Übrigen müssen sich insbesondere die Rechtspopulisten, die "Lügenpresse" schreien und den Journalisten sogar Käuflichkeit vorwerfen, nur weil sie deren Meinung nicht teilen nicht wundern, wenn die Berichterstattung dann eher skeptisch ausfällt.
Du gestehst die Einseitigkeit der Berichterstattung also ein?
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Persönlich finde ich es äußerst bedenklich, den (vermeintlichen?) "Kampf gegen Rechts" über jedwede Neutralität und Sachlichkeit hinweg auf allen Ebenen, auch in den Medien auszutragen.
Ich halte zwar auch nichts von Putin, Le Pen sowie den meisten AfD-Gestalten, wie insbesondere Höcke. Auch Petry kommt mir nicht unbedingt als besonders überzeugend vor.
Ich bin aber trotzdem ein entschiedener Verfechter einer möglichst neutralen, unabhängigen Berichterstattung. Diese wird leider z.T. nicht immer gewährleistet. Das zeigt sich schon an der Wortwahl und Darstellung von Sachverhalten.