Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

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Scaevola
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von Scaevola »

Wieso eigentlich "das" Hanf? :)
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[enigma]
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Re: AW: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von [enigma] »

julée hat geschrieben:
[enigma] hat geschrieben:[...] und hat sogar ein unbestreitbares Potenzial bei der Therapie körperlicher und selbst psychischer Erkrankungen mit sehr geringen Nebenwirkungen. Das war auch der Hauptgrund für die Legalisierung in den USA. Ich denke wir sollten mal ein paar Jahre abwarten bis verlässliche Langzeitstudien zu den Folgen der Legalisierung in den USA vorliegen. Bisher scheinen die amerikanischen Verbände von Medizinern und Juristen sehr überzeugt von den positiven Wirkungen zu sein.
Zwischen der Legalisierung zu (echten) medizinischen Zwecken (insbesondere mit den dem streng kontrollierten Vertriebsweg über die Apotheken) und der uneingeschränkten Freigabe für jedermann (und sei es nur über die Hintertüre) würde ich aber doch einen Unterschied sehen.
Selbstverständlich. Allerdings ist die Frage ja gerade, ob eine derartig regulierte Abgabe gerechtfertigt wäre. Meines Erachtens ist das nicht der Fall. Die Vorteile einer grundsätzlichen Legalisierung (bessere Gewährleistung des Jugendschutzes, Relativierung des Einsteigsdrogenstatus, Entlastung von Justiz und Strafvollzug, Mündigkeit erwachsener Bürger, Steuereinnahmen...) überwiegen die Nachteile (vor allem Risiken bei krankhaftem Missbrauch, die aber auch bei Tabak und Alkohol gegeben sind) meiner Meinung nach deutlich.

Dass es Menschen gibt, die eine erhöhte Suchtneigung haben oder mit der Droge nicht umgehen können, rechtfertigt ein Verbot für mich nicht, wenn die Droge für die deutliche Mehrheit der Konsumenten unproblematisch ist. Und das ist ja schon jetzt der Fall, trotz Illegalität. Eine Legalisierung würde die Probleme zumindest reduzieren und die Vorteile stärken. Glücksspiel ist für Erwachsene trotz Suchtpotenzial auch legal, auch Glücksspielsucht kann Existenzen zerstören. Es gibt Menschen, die internet-, fett- oder kaufsüchtig sind. Trotzdem verbieten wir keine Flatrates, McDonalds oder Kreditkarten.

Eine Legalisierung würde auch ganz andere staatliche und medizinische Aufklärungsmöglichkeiten eröffnen. Die Jugendlichen, die Cannabis unbedingt ausprobieren wollen, werden vom Verbot eh nicht erreicht, dazu ist die Droge viel zu einfach erhältlich. Und zwar aus fragwürdigen Quellen in unkontrollierter Qualität. Nach der Legalisierung könnte sich die Aufklärung nicht nur auf die Warnung vor Drogen im Allgemeinen beziehen, bei dem Cannabis zB. in der Schule mit anderen illegalen Drogen wie Kokain oder Heroin in einen Topf geworfen wird. Stattdessen könnte verstärkt über den Umgang mit legalen Drogen aufgeklärt werden. Damit meine ich natürlich nicht Tipps zum Joint rollen, sondern Aufklärung über die Gefahren von Tabak, Alkohol und eben Cannabis. Die Prohibition von Cannabis ist einfach unglaubwürdig und führt bei vielen Jugendlichen erst zum Interesse. Und eröffnet Dealern einen Markteinstieg bei Jugendlichen, die eigentlich nur mal nen Joint rauchen wollten und jetzt plötzlich auch ganz andere Dinge angeboten bekommen. Viele der tatsächlich gegebenen Risiken des Cannabiskonsums ergeben sich erst aus der Illegalität.

Das Interesse von Jugendlichen an harten Drogen dürfte jedenfalls deutlich geringer ausgeprägt sein als das Interesse an Cannabis. Deshalb bin ich dafür, diese Märkte zu trennen und den Cannabismarkt zu regulieren. Abgabe nur an Erwachsene und Qualitätskontrollen. Aufklärung über Hilfsangebote bei Suchtproblemen. Selbstverständlich würden Jugendliche, die unbedingt kiffen wollen, über ältere Bekannte auch nach einer Legalisierung an das Zeug kommen wollen und auch kommen. Aber dafür bräuchten sie eben keine kriminellen Kontakte mehr. Ein Jugendlicher, der heute Wodka trinken will, muss sich ja auch nicht mit irgendwelchen Straftätern abgeben.

Die Kapazitäten, die derzeit für die Verfolgung von Grasdealern und Kiffern eingesetzt werden, könnten für den Kampf gegen harte Drogen und die damit verbundene organisierte Kriminalität genutzt werden, die ein tatsächliches gesellschaftliches Problem darstellen.
Zuletzt geändert von [enigma] am Samstag 30. November 2013, 16:17, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von [enigma] »

Scaevola hat geschrieben:Wieso eigentlich "das" Hanf? :)
Daran ist unser laut CNN amtierender Außenminister wohl nicht ganz unschuldig: http://www.youtube.com/watch?v=FFTLKLzUX_I
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von julée »

Die These, dass mit der Legalisierung der Jugendschutz besser umzusetzen ist und der Schwarzmarkt verschwindet, halte ich nur für begrenzt überzeugend.

1) Jugendliche sind ein große Zielgruppe, insofern wird es immer jemanden geben, der dieses Geschäft machen möchte. Und sei es der 18-Jährige, der gegen eine kleine Provision legal erworbene Drogen weiterdealt.
Der Status als illegale Droge macht es zudem nicht schwerer, insbesondere vor Cannabis-Konsum zu warnen und die Aufklärungsbemühungen insoweit angemessen zu differenzieren.

2) Auch wenn der Verkauf von irgendwas legal ist, kann man damit gut Geld verdienen, wenn gleichzeitig Steuern hierauf erhoben werden (wie man etwa beim Thema "Zigarettenschmuggel" sieht). D. h. der Schwarzmarkt wird nicht verschwinden und der Strafverfolgungsschwerpunkt wird sich insoweit nur ins Steuerstrafrecht verlagern.
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von [enigma] »

julée hat geschrieben:
1) Jugendliche sind ein große Zielgruppe, insofern wird es immer jemanden geben, der dieses Geschäft machen möchte. Und sei es der 18-Jährige, der gegen eine kleine Provision legal erworbene Drogen weiterdealt.
Ich bezweifle wie gesagt nicht, dass Jugendliche dennoch auf illegalem Weg in Kontakt mit der Droge kommen würden. Allerdings wäre das Cannabis dann zumindest unter kontrollierten und gesundheitlich unbedenklichen Bedingungen angebaut und verarbeitet worden. Wie gesagt sind die gesundheitlichen Risiken von Cannabis vor allem auf die Mischung mit anderen Substanzen zurückzuführen. Derzeit gibt es nur illegale Quellen, die eben keine Garantie bieten. Ein 21-jähriger, der seinen 17-jährigen Freund an einem Joint ziehen lässt, begeht ein Verbrechen, § 29 I Nr. 1 BtMG. Man sollte das mE wie bei Alkohol als Owi ahnden.
julée hat geschrieben:Der Status als illegale Droge macht es zudem nicht schwerer, insbesondere vor Cannabis-Konsum zu warnen und die Aufklärungsbemühungen insoweit angemessen zu differenzieren.
Das sehe ich anders. Meine Schulzeit liegt nun schon lange zurück, kann sein, dass sich die Drogenaufklärung mittlerweile weiterentwickelt hat. Bei uns wurde Cannabis jedoch wie jede andere illegale Droge behandelt. Nach dem Motto: Alkohol in Maßen ist ab der Volljährigkeit ok und akzeptiert, Cannabis und Heroin sind illegal und deshalb Teufelszeug. Auf den "normalen" Umgang mit Cannabis wurden wir (im Gegensatz zu Alkohol) nicht hingewiesen, weil ja schon der gelegentliche Konsum nicht als mögliche Alternative behandelt wurde.

Es geht darum, über den verantwortungsbewussten Umgang mit Drogen wie Alkohol und Cannabis aufzuklären. Dafür muss aber die Möglichkeit eines verantwortungsbewussten und legalen Cannabiskonsums erstmal akzeptiert werden. Im Gegensatz zu zB. Heroin, das stets zu schweren gesundheitlichen Problemen führt, ist das bei Cannabis für die deutliche Mehrheit der Konsumenten nunmal unstreitig möglich.

Wenn die Schüler dann in ein Alter kommen, in dem es "normal" ist, mit Cannabis zu experimentieren, macht diese Trennung zwischen legal und illegal keinen Sinn mehr. Ich halte sie sogar verfassungsrechtlich hinsichtlich des Gleichheitsgrundsatzes für zumindest fragwürdig. Von den verschiedenen, bundesweit uneinheitlichen Regelungen zur Eigenbedarfsmenge ganz zu schweigen. Kann doch nicht sein, dass ein Verbrechen (!) nach § 29a I Nr. 2 BtMG in München ab einer geringeren (sogar weniger als halb so großen) Menge verwirklicht wird, als in Berlin.
julée hat geschrieben:2) Auch wenn der Verkauf von irgendwas legal ist, kann man damit gut Geld verdienen, wenn gleichzeitig Steuern hierauf erhoben werden (wie man etwa beim Thema "Zigarettenschmuggel" sieht). D. h. der Schwarzmarkt wird nicht verschwinden und der Strafverfolgungsschwerpunkt wird sich insoweit nur ins Steuerstrafrecht verlagern.
Es geht mir darum, die Konsumenten zu entkriminalisieren und ihnen eine legale, sichere Alternative zum Konsum einer nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen relativ (im Vergleich zu Alkohol) harmlosen Droge zu bieten. Die Prohibition reduziert den Konsum nicht, da Cannabis das wohl am leichtesten erhältliche illegale Produkt überhaupt ist. Die Hauptgründe, die für die damalige Prohibition angeführt wurden (starke körperliche Abhängigkeit, Reduzierung der Hemmschwelle zu Gewalt und kriminellem Verhalten) sind heute widerlegt. Die anderen Probleme, insbesondere der Jugendschutz würden (ganz realitätsfremd sind deine Argumente ja nicht) durch eine Legalisierung nicht völlig beseitigt aber wären zumindest besser beherrschbar als bei der derzeitigen Rechtslage.
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Re: AW: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von hlubenow »

[enigma] hat geschrieben:Cannabis macht nicht körperlich abhängig, führt nicht zu gewalttätigem oder sozialschädlichem Verhalten und hat sogar ein unbestreitbares Potenzial bei der Therapie körperlicher und selbst psychischer Erkrankungen mit sehr geringen Nebenwirkungen.
Aber: "Hasch macht lasch".
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat geschrieben:Zwar hat der Konsument selbst ein Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, die jedoch objektiv betrachtet immer mehr abnimmt. An die Stelle geordneten Denkens und logischer Schlussfolgerungen tritt häufig eine Art Scheintiefsinn, wovon vor allem Sorgfaltsleistungen betroffen sind. […] Im Zusammenhang mit dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes allgemeines Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Der Konsument zieht sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger: Er fühlt sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen, und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen sozialen Gefüge aus.
Das kann man natürlich bestreiten, und vielleicht ist es schwer, das wissenschaftlich nachzuweisen, aber aus den eigenen Erfahrungen mit Kiffern im Umfeld kann ich die Beobachtung schon bestätigen.
Ich bin in den '80ern aufgewachsen, leistungsbereite Yuppies waren modern, "Wir steigern das Bruttosozialprodukt", auf der anderen Seite gab es rebellische Punks, die aber auch ihre eigene Art von Energie hatten. Ich mag das Zeug daher nicht.
Wenn alle nur lasch sind, ist das im Ergebnis auch sozialschädlich.
Ich bin daher dafür, das gegenwärtige Verbot aufrechtzuerhalten.
Ich sehe es auch nicht als "fortschrittlich" an, wenn man daran etwas änderte.
Cannabis gibt es schon ewig. Es ist immer dasselbe Zeug. An dem ändert sich nichts. Das einzige, was geändert werden soll, ist die eigene Einstellung dazu und die Bewertung. Es gibt aber keine neuen Erkenntnisse zu Cannabis, die eine solche Änderung rechtfertigen würden. Es gibt vielleicht neue, tendenziöse Studien, die sagen, es sei gar nicht so schlimm. Aber davon wird die Droge nicht anders. Wenn man sie raucht, hat sie dieselbe Wirkung wie schon lange vor diesen Studien. Dieselbe Wirkung wie zur Zeit von "Cheech und Chong" und "Easy Rider". Fortschrittlich ist da gar nichts.

Medizinischen Einsatz würde ich dagegen befürworten. Allerdings müßten dafür Formen entwickelt werden, die so wenig Suchtwirkung wie möglich entfalten und vor allem keinen Rausch verursachen.
Man gibt medizinisch ja auch nicht Opium oder Heroin, sondern Morphium.
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von famulus »

Naja, wie gesagt: wie wirkt denn Alkohol (zeitweise und auf Dauer) auf die Menschen?

Klar: "Das haben wir schon immer so gemacht."

Btw: Heroin (Diamorphin) ist im Übrigen nichts anderes als "schneller wirkendes Morphin". Es sind beides Unterformen der Opioide.
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julée
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von julée »

[enigma] hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Der Status als illegale Droge macht es zudem nicht schwerer, insbesondere vor Cannabis-Konsum zu warnen und die Aufklärungsbemühungen insoweit angemessen zu differenzieren.
Das sehe ich anders. Meine Schulzeit liegt nun schon lange zurück, kann sein, dass sich die Drogenaufklärung mittlerweile weiterentwickelt hat. Bei uns wurde Cannabis jedoch wie jede andere illegale Droge behandelt. Nach dem Motto: Alkohol in Maßen ist ab der Volljährigkeit ok und akzeptiert, Cannabis und Heroin sind illegal und deshalb Teufelszeug. Auf den "normalen" Umgang mit Cannabis wurden wir (im Gegensatz zu Alkohol) nicht hingewiesen, weil ja schon der gelegentliche Konsum nicht als mögliche Alternative behandelt wurde.

Es geht darum, über den verantwortungsbewussten Umgang mit Drogen wie Alkohol und Cannabis aufzuklären. Dafür muss aber die Möglichkeit eines verantwortungsbewussten und legalen Cannabiskonsums erstmal akzeptiert werden. Im Gegensatz zu zB. Heroin, das stets zu schweren gesundheitlichen Problemen führt, ist das bei Cannabis für die deutliche Mehrheit der Konsumenten nunmal unstreitig möglich.
Natürlich kann man solange Cannabis illegal ist, nicht sagen, dass ab und zu ein bisschen Kiffen okay ist, da hast Du recht. Aber dennoch kann man wohl sachgerecht über die Gefahren, insbesondere des Dauerkonsums, aufklären und etwa die Rauschwirkung des einzelnen Joints thematisieren, bevor das zusätzliche Argument kommt "im Übrigen ist es illegal".
Es geht mir darum, die Konsumenten zu entkriminalisieren und ihnen eine legale, sichere Alternative zum Konsum einer nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen relativ (im Vergleich zu Alkohol) harmlosen Droge zu bieten.
Das Anliegen, die Konsumenten zu entkriminalisieren, kann ich durchaus nachvollziehen. Allerdings dürfte eine Legalisierung die Strafverfolgungsbehörden nicht arbeitslos machen. Und die Frage wäre ja, ob man das über vielleicht etwas tolerantere Eigenbesitz-Grenzen nicht auch erreichen könnte.
Aus dem Umstand, dass heute die Mehrzahl der Konsumenten keine größeren Probleme hat, würde ich aber nicht ohne weiteres folgern wollen, dass es sich genauso verhalten würde, wenn der Zugang dauerhaft unproblematisch möglich wäre. Der ein oder andere Jugendliche mag ja nach 2-3 Joints im Freundeskreis beschließen, dass das so ganz nett ist, aber angesichts der Strafbarkeit und der Beschaffungsschwierigkeit nicht regelmäßig sein muss.
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von hlubenow »

famulus hat geschrieben:Naja, wie gesagt: wie wirkt denn Alkohol (zeitweise und auf Dauer) auf die Menschen?
Klar: "Das haben wir schon immer so gemacht."
Ich hab' den Vergleich mit Alkohol nicht gemacht, weil ich ihn für nicht zulässig halte. Die Wirkung ist einfach zu unterschiedlich.
Alkohol ist z.B. wasserlöslich und daher schnell wieder aus dem Körper. Er macht zwar kurzfristig auch müde, aber nicht in der Weise wie Cannabis langfristig lasch. Alkohol enthemmt bekanntlich sogar, so daß man sogar motiviert ist, Dinge zu tun, die man sonst nicht tun würde.
Jedes Rauschmittel sollte für sich betrachtet werden.
Die Amerikaner hatten ja versucht, Alkohol zu verbieten (Prohibition). Das Verbot war aber letztlich einfach nicht durchsetzbar.
Man kann Alkohol einfach nicht verbieten, Cannabis schon. Das ist kein Argument dafür, Cannabis freizugeben.
famulus hat geschrieben:Btw: Heroin (Diamorphin) ist im Übrigen nichts anderes als "schneller wirkendes Morphin". Es sind beides Unterformen der Opioide.
Ok, aber das spricht doch gerade für meine These, daß man medizinisch nach Präparaten ohne Rauschwirkung sucht.
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von Sebast1an »

hlubenow hat geschrieben: Cannabis gibt es schon ewig. Es ist immer dasselbe Zeug. An dem ändert sich nichts. Das einzige, was geändert werden soll, ist die eigene Einstellung dazu und die Bewertung. Es gibt aber keine neuen Erkenntnisse zu Cannabis, die eine solche Änderung rechtfertigen würden. Es gibt vielleicht neue, tendenziöse Studien, die sagen, es sei gar nicht so schlimm. Aber davon wird die Droge nicht anders. Wenn man sie raucht, hat sie dieselbe Wirkung wie schon lange vor diesen Studien. Dieselbe Wirkung wie zur Zeit von "Cheech und Chong" und "Easy Rider". Fortschrittlich ist da gar nichts.
Selbstverständlich ist an den Studien zu Cannabis nichts fortschrittlich (wenn man nur die sozialen Studien berücksichtigt, medizinisch sieht auch das deutlich anders aus). Es wird damit jedoch aufgezeigt, dass das Verbot von Cannabis auf fadenscheinige Gründe zurück geht und Cannabis heute, genauso wie damals, (relativ) ungefährlich ist.
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Re: AW: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von [enigma] »

hlubenow hat geschrieben: Cannabis gibt es schon ewig. Es ist immer dasselbe Zeug. An dem ändert sich nichts. Das einzige, was geändert werden soll, ist die eigene Einstellung dazu und die Bewertung. Es gibt aber keine neuen Erkenntnisse zu Cannabis, die eine solche Änderung rechtfertigen würden. Es gibt vielleicht neue, tendenziöse Studien, die sagen, es sei gar nicht so schlimm. Aber davon wird die Droge nicht anders. Wenn man sie raucht, hat sie dieselbe Wirkung wie schon lange vor diesen Studien. Dieselbe Wirkung wie zur Zeit von "Cheech und Chong" und "Easy Rider". Fortschrittlich ist da gar nichts.
Ist das dein Ernst? Das Cannabis das heute unter hochmodernen Bedingungen gezüchtet wird, hat absolut gar nichts mehr mit dem Cannabis aus der Flowerpower Generation zu tun. Das "medizinische" Cannabis schon gar nicht. Der THC-Gehalt lässt sich heute schon im Anbau sehr genau beeinflussen und damit auch regulieren. Es gibt heute Cannabis Sorten, die 20-30 mal so potent sind wie vor 30 Jahren. Wenn ich mal am Wochenende Lust auf einen Joint mit Freunden hätte, würde ich den lieber aus einer vertrauenswürdigen und kontrollierten Quelle bekommen.

Die Behauptung, es gebe keine neuen Erkenntnisse, die eine Neubewertung rechtfertigen, kann ich auch nur teilweise nachvollziehen. Es wird unter Medizinern nicht mehr bestritten, dass die ursprünglichen Argumente für die Kriminalisierung nicht haltbar sind. Insbesondere ist das Suchtpotenzial viel geringer als noch vor 50 Jahren angenommen, auch die Enthemmungswirkung ist deutlich geringer als bei Alkohol. Cannabiskonsum führt (zumindest alleine) auch nicht zu gewalttätigem oder kriminellem Verhalten. Mittlerweile wird das Verbot anders begründet, schon das rechtfertigt eigentlich eine neue Diskussion. Es geht eben nicht mehr um den Schutz der Gesellschaft vor bekifften Amokläufern, sondern um den Schutz der konsumenten vor sich selbst (wobei die Kriminalisierung der Konsumenten dann schon eine merkwürdige Methode ist.) Umstritten ist derzeit insbesondere die Wirkung der Droge auf Jugendliche, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet. Teilweise wird vertreten, dass schon gelegentlicher Cannabiskonsum bei Jugendlichen und psychisch labilen Erwachsenen zu schweren Folgen wie anhaltender Paranoia, Angstzuständen, Depressionen und anderen psychischen Krankheiten führen kann, teilweise wird das bestritten und Cannabis sogar für eine effektive Behandlungsmethode solcher Probleme gehalten. Das Thema wird heute aber auf jeden Fall wesentlich differenzierter diskutiert als noch vor Jahrzehnten. Sieht man ja auch an der Kehrtwende der US-Drogenpolitik, die jahrzehntelang auch und insbesondere bzgl. Cannabis eine der repressivsten der westlichen Welt war und jetzt testweise den regulierten Verkauf legalisiert hat. Der Grund dafür wird wohl mehr als eine bloße Laune gewesen sein.
hlubenow hat geschrieben:Alkohol ist z.B. wasserlöslich und daher schnell wieder aus dem Körper. Er macht zwar kurzfristig auch müde, aber nicht in der Weise wie Cannabis langfristig lasch. Alkohol enthemmt bekanntlich sogar, so daß man sogar motiviert ist, Dinge zu tun, die man sonst nicht tun würde.
Jedes Rauschmittel sollte für sich betrachtet werden.
Die Amerikaner hatten ja versucht, Alkohol zu verbieten (Prohibition). Das Verbot war aber letztlich einfach nicht durchsetzbar.
Man kann Alkohol einfach nicht verbieten, Cannabis schon. Das ist kein Argument dafür, Cannabis freizugeben.
Bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Ist die Enthemmungswirkung von Alkohol für dich ein Argument für die ggü. Cannabis priviligierte Behandlung? Mit anderen Worten: Cannabis macht träge, deshalb verboten, Alkohol macht aggressiv, deshalb gut? Wenn ich nachts alleine über ne dunkle Straße laufe, begegne ich lieber 5 Kiffern als 5 Betrunkenen. Und ohne das jetzt ernsthaft zu recherchieren stelle ich einfach mal die Behauptung auf, dass Alkohol für wesentlich mehr Straftaten und Todesfälle (Unfälle, etc.) verantwortlich ist, als Cannabis. Das hat auch nichts mit der Verfügbarkeit von Alkohol zu tun, da Cannabis mittlerweile ebenfalls eine Mainstream Droge ist, die gerade in Großstädten sehr leicht erhältlich ist.
julée hat geschrieben:Aus dem Umstand, dass heute die Mehrzahl der Konsumenten keine größeren Probleme hat, würde ich aber nicht ohne weiteres folgern wollen, dass es sich genauso verhalten würde, wenn der Zugang dauerhaft unproblematisch möglich wäre. Der ein oder andere Jugendliche mag ja nach 2-3 Joints im Freundeskreis beschließen, dass das so ganz nett ist, aber angesichts der Strafbarkeit und der Beschaffungsschwierigkeit nicht regelmäßig sein muss.
Meine persönliche Meinung, ohne dass ich diese jetzt empirisch belegen könnte: Es wird vielleicht mehr Jugendliche geben, die regelmäßig kiffen (obwohl das in Holland soweit ich weiss auch nicht der Fall, falls doch aber zumindest kein Problem zu sein scheint), aber weniger Jugendliche, die über Cannabis den Einstieg in illegale Drogen finden. Gerade weil die Kriminalitätsschwelle bei den "härteren" Drogen wesentlich niedriger liegt als bei Cannabis, d.h. Dealer würden härter verfolgt und könnten jugendliche Kunden nicht mehr mit der Einstiegsdroge Gras an sich binden, weil die Jugendlichen auch über nichtkriminelle (zB. ältere) Freunde an das Gras kommen würden. Ich kenne aus meiner Schulzeit einige Leute die später tatsächlich Probleme mit härteren Drogen bekommen haben. Bei allen fing das damit an, dass sie Dealer im Freundeskreis hatten, die ihnen anfangs Gras verkauft haben. Genau das ist mE das große Problem bei der Kriminalisierung. Sie zwingt die Konsumenten in ein kriminelles Milieu. Die Frage ist, ob Cannabis wirklich gefährlich genug ist, um das zu rechtfertigen.

Deshalb bin ich auf die amerikanischen Langzeitstudien aus Kalifornien gespannt, dort soll das Programm nach 8 Jahren genau untersucht und abschließend bewertet werden. Schon Holland zeigt ja, dass eine liberale Drogenpolitik (und in Holland ist nicht nur Cannabis legal, sondern auch diverse psychoaktive Pilzsorten und sogar einige chemische Drogen) nicht zwangsläufig zu einem gesellschaftlichen Drogenproblem führen muss. Allerdings ist diese Politik auch kulturell in den Niederlanden verwurzelt, weshalb die Situation nur bedingt mit Deutschland vergleichbar ist. Die Ergebnisse aus Kalifornien wären da schon wesentlich aussagekräftiger, weil die Situation (Freigabe nach jahrzehntelanger Restriktion) viel eher mit Deutschland vergleichbar ist.
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Re: AW: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von immer locker bleiben »

hlubenow hat geschrieben: Aber: "Hasch macht lasch".
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat geschrieben:Zwar hat der Konsument selbst ein Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, die jedoch objektiv betrachtet immer mehr abnimmt. An die Stelle geordneten Denkens und logischer Schlussfolgerungen tritt häufig eine Art Scheintiefsinn, wovon vor allem Sorgfaltsleistungen betroffen sind. […] Im Zusammenhang mit dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes allgemeines Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Der Konsument zieht sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger: Er fühlt sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen, und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen sozialen Gefüge aus.
Das kann man natürlich bestreiten, und vielleicht ist es schwer, das wissenschaftlich nachzuweisen, aber aus den eigenen Erfahrungen mit Kiffern im Umfeld kann ich die Beobachtung schon bestätigen.
Ich auch. Wir hatten in unserem Oberstufenjahrgang ein paar "Vielkiffer" - es wäre die Untertreibung des Jahrhunderts zu sagen, die Kifferei hätte die schulische Leistung "nicht gerade gefördert" ...
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Re: AW: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von [enigma] »

immer locker bleiben hat geschrieben:
hlubenow hat geschrieben: Aber: "Hasch macht lasch".
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat geschrieben:Zwar hat der Konsument selbst ein Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, die jedoch objektiv betrachtet immer mehr abnimmt. An die Stelle geordneten Denkens und logischer Schlussfolgerungen tritt häufig eine Art Scheintiefsinn, wovon vor allem Sorgfaltsleistungen betroffen sind. […] Im Zusammenhang mit dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes allgemeines Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Der Konsument zieht sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger: Er fühlt sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen, und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen sozialen Gefüge aus.
Das kann man natürlich bestreiten, und vielleicht ist es schwer, das wissenschaftlich nachzuweisen, aber aus den eigenen Erfahrungen mit Kiffern im Umfeld kann ich die Beobachtung schon bestätigen.
Ich auch. Wir hatten in unserem Oberstufenjahrgang ein paar "Vielkiffer" - es wäre die Untertreibung des Jahrhunderts zu sagen, die Kifferei hätte die schulische Leistung "nicht gerade gefördert" ...
Waren die Noten bei den "Vieltrinkern", "Vielzockern", etc. denn besser? Alles, was einen als positiv erlebten Effekt hat, kann süchtig machen. Drogen, Essen, Sex, Computerspiele, Gewalt, Konsum, Profit, etc. pp. und Sucht führt immer zu Problemen. Die Frage ist nicht, ob Cannabis ein Segen für die Menschheit ist oder nicht. Die Befürworter einer Legalisierung (zumindest gilt das für mich) bestreiten nicht, dass es bei Cannabiskonsum ernstzunehmende Probleme geben kann. Die Frage ist, ob die Kriminalisierung der Konsumenten etwas daran positiv ändert. Das sehe ich nicht. Das Problem der regelmäßig kiffenden Schüler wird jedenfalls nicht dadurch gelöst, dass diese aufgrund ihres Cannabisbedarfs zusätzlich zu den schlechten Noten auch noch immer enger an ein kriminelles Umfeld gebunden werden, was den sozialen Abstieg eher verstärkt, als ihn aufzuhalten.
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von julée »

[enigma] hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Aus dem Umstand, dass heute die Mehrzahl der Konsumenten keine größeren Probleme hat, würde ich aber nicht ohne weiteres folgern wollen, dass es sich genauso verhalten würde, wenn der Zugang dauerhaft unproblematisch möglich wäre. Der ein oder andere Jugendliche mag ja nach 2-3 Joints im Freundeskreis beschließen, dass das so ganz nett ist, aber angesichts der Strafbarkeit und der Beschaffungsschwierigkeit nicht regelmäßig sein muss.
Meine persönliche Meinung, ohne dass ich diese jetzt empirisch belegen könnte: Es wird vielleicht mehr Jugendliche geben, die regelmäßig kiffen (obwohl das in Holland soweit ich weiss auch nicht der Fall, falls doch aber zumindest kein Problem zu sein scheint), aber weniger Jugendliche, die über Cannabis den Einstieg in illegale Drogen finden. Gerade weil die Kriminalitätsschwelle bei den "härteren" Drogen wesentlich niedriger liegt als bei Cannabis, d.h. Dealer würden härter verfolgt und könnten jugendliche Kunden nicht mehr mit der Einstiegsdroge Gras an sich binden, weil die Jugendlichen auch über nichtkriminelle (zB. ältere) Freunde an das Gras kommen würden. Ich kenne aus meiner Schulzeit einige Leute die später tatsächlich Probleme mit härteren Drogen bekommen haben. Bei allen fing das damit an, dass sie Dealer im Freundeskreis hatten, die ihnen anfangs Gras verkauft haben. Genau das ist mE das große Problem bei der Kriminalisierung. Sie zwingt die Konsumenten in ein kriminelles Milieu. Die Frage ist, ob Cannabis wirklich gefährlich genug ist, um das zu rechtfertigen.
Ich denke, wir sind uns einig, dass eine Freigabe von Cannabis für Minderjährige nicht in Betracht kommt. D.h. diese werden, wenn sie denn kiffen wollen, dies nur über solche Personen erreichen können, die das mit dem Jugendschutz nicht so ernst nehmen und sich im Zweifelsfall auch strafbar machen.
Jetzt mag man hoffen, dass das Geschäftsmodell des "bösen, zwielichtigen Drogendealers" unter der Legalisierung leidet und nur noch staatlich geprüftes Gras in den Handel kommt und bei den Jugendlichen landet und zwar durch halbwegs vertrauenswürdige ältere Freunde und Bekannte. Aber als sicher würde ich das keineswegs ansehen.

Ob der Weg zu den härteren Drogen primär über den Kontakt zu Drogendealern oder über das Rauscherlebnis und dem Wunsch nach mehr führt, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn es aber Letzteres sein sollte, dann dürfte es fatal sein, Cannabis als legale Droge zu etablieren und für die breite Masse dauerhaft verfügbar zu machen.
Schon Holland zeigt ja, dass eine liberale Drogenpolitik (und in Holland ist nicht nur Cannabis legal, sondern auch diverse psychoaktive Pilzsorten und sogar einige chemische Drogen) nicht zwangsläufig zu einem gesellschaftlichen Drogenproblem führen muss. Allerdings ist diese Politik auch kulturell in den Niederlanden verwurzelt, weshalb die Situation nur bedingt mit Deutschland vergleichbar ist.
Zur Drogenpolitik in den Niederlanden siehe: http://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/rechtjustiz/vertiefung/drogenpolitik/drogenpolitik.html (Verwaister Link automatisch entfernt)
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Re: Gebt das Hanf frei ... und zwar sofort!

Beitrag von [enigma] »

julée hat geschrieben: Ich denke, wir sind uns einig, dass eine Freigabe von Cannabis für Minderjährige nicht in Betracht kommt.
Natürlich. Cannabis sollte mE behandelt werden wie "harte" Alkoholsorten. Also Abgabe erst ab 18, Ordnungswidrigkeit (nicht Verbrechen) bei der Abgabe an Jugendliche und null Toleranz im Straßenverkehr. Ich würde auch ein absolutes Werbeverbot wie für Zigaretten für sinnvoll halten.
D.h. diese werden, wenn sie denn kiffen wollen, dies nur über solche Personen erreichen können, die das mit dem Jugendschutz nicht so ernst nehmen und sich im Zweifelsfall auch strafbar machen.
Jetzt mag man hoffen, dass das Geschäftsmodell des "bösen, zwielichtigen Drogendealers" unter der Legalisierung leidet und nur noch staatlich geprüftes Gras in den Handel kommt und bei den Jugendlichen landet und zwar durch halbwegs vertrauenswürdige ältere Freunde und Bekannte. Aber als sicher würde ich das keineswegs ansehen.
Sicher ist es nicht, nein. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt :) In den USA dient die Legalisierung auch dazu, den organisiert-kriminellen Marihuana-Markt zu zerstören, der zB. der mexikanischen Drogenmafia als Haupteinnahmequelle dient und alleine mit dem Dealen von harten Drogen nicht ohne Weiteres ausgeglichen werden kann. Ob das klappt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Welche Auswirkungen die Legalisierung auf die Jugendlichen hat ebenfalls.
Ob der Weg zu den härteren Drogen primär über den Kontakt zu Drogendealern oder über das Rauscherlebnis und dem Wunsch nach mehr führt, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn es aber Letzteres sein sollte, dann dürfte es fatal sein, Cannabis als legale Droge zu etablieren und für die breite Masse dauerhaft verfügbar zu machen.
Das Problem ist, dass dieses "mehr" nach einer Legalisierung wesentlich schwerer erhältlich ist, als heute. Die Berührungsängste bzgl. Drogendealern von Jugendlichen, für die Cannabis eine "normale" und harmlose Droge ist, werden durch die Kriminalisierung reduziert. Der Kontakt zwischen Jugendlichen und Dealern fängt fast immer über Cannabis an. Es dürfte den Dealern erheblich schwerer fallen, bei Jugendlichen Erstkonsumenten ohne Drogenerfahrung Interesse für Crack, Kokain, Amphetamine, etc. zu wecken.
Schon Holland zeigt ja, dass eine liberale Drogenpolitik (und in Holland ist nicht nur Cannabis legal, sondern auch diverse psychoaktive Pilzsorten und sogar einige chemische Drogen) nicht zwangsläufig zu einem gesellschaftlichen Drogenproblem führen muss. Allerdings ist diese Politik auch kulturell in den Niederlanden verwurzelt, weshalb die Situation nur bedingt mit Deutschland vergleichbar ist.
Zur Drogenpolitik in den Niederlanden siehe: http://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/rechtjustiz/vertiefung/drogenpolitik/drogenpolitik.html (Verwaister Link automatisch entfernt)
Ok, wobei die Kritikpunkte für mich jetzt nicht deutlich gegen eine Legalisierung sprechen. Statt einem Coffeeshop-Modell wäre in Deutschland zum Beispiel ein Verkauf in Apotheken denkbar oder eben eine sehr strenge Regulierung der Verkaufsstellen. Jede Dönerbude wird regelmäßig vom Gesundheitsamt überprüft, das sollte also keinen allzu hohen Aufwand darstellen.. Oder die Legalisierung des Cannabis Anbaus in einer zur Deckung des Eigenbedarfs nötigen Menge und die Entkriminalisierung des Verkaufs bundesweit einheitlicher geringer Mengen zwischen Erwachsenen.

Die europarechtlichen Probleme mögen in der Tat existieren, bei der PkW-Maut scheints aber ja auch irgendwie zu gehen ;)
Smooth seas don`t make good sailors
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