Wenn man weite Teile der Berichterstattung und auch manche Beiträge im Treffpunkt verfolgt, kann man den Eindruck gewinnen, dass wir uns als typischen Trump-Wähler einen älteren Redneck ohne Schulabschluß vorstellen. Er lebt von ein bißchen Meth, das er in den Sümpfen kocht, und ist mit seiner Kusine verheiratet, die er regelmäßig prügelt. Mit seinen zahlreichen vollautomatischen Waffen jagt er Eichhörnchen oder erschießt Immigranten.
Wenn aber die Wähleranalyse der NYT (
http://www.nytimes.com/interactive/2016 ... polls.html ) richtig ist, ignorieren wir bei dieser Vorstellung die Fakten und versuchen, die Realität unseren Vorstellungen anzupassen. Danach sind bei allen Einkommensklassen und allen Bildungsschichten Trump-Wähler und Clinton-Wähler gleichmässig verteilt. Kleinere Differenzen gibt es bei Geschlecht und Alter, aber keineswegs wahlentscheidend. Größere Unterschiede gibt es bei der Hautfarbe. Die beiden wesentlichen, auffallensten und m.E. wahlentscheidenden Unterschiede liegen in der Haltung zu Immigranten und der grundsätzlichen Akzeptanz und Zufriedenheit mit dem System bzw. dem Wunsch nach einem radikalen Wandel.
Das deckt sich völlig mit den parallelen Entwicklungen in Europa, also Brexit, Pegida/AfD, Strache in Österreich, Ungarn usw. Die rechtspopulistischen (man muss einmal darüber nachdenken, ob das cum grano salis auch für Linkspoulisten wie Tsipras gilt) Bewegungen sind durch genau diese beiden Elemente gekennzeichnet:
Zum einen schürt man die Angst vor dem Verlust und die Wut auf ein korruptes anonymes "System" - fehlende Belege oder Widersprüche werden mit Manipulation der Medien durch das "System" erklärt. Zum anderen braucht man aber noch einen anderen Gegner als das anonyme und gesichtslose System: jemanden, der anders ist und dem man sich überlegen fühlen kann: immigrants in Nevada, polnische Klempner in London, syrische Flüchtlinge in Deutschland.
Das Fatale ist, dass dieses Weltbild geschlossen und Argumenten nicht zugänglich ist, wie Trumps Wahl wieder einmal beweist. Ich weiss nicht, wie man mit dieser Wut und Angst umgehen soll.