Argumente für Jura und gegen Medizin

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Pillendreher
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von Pillendreher »

[enigma] hat geschrieben:
julée hat geschrieben: Hast Du denn schon mal praktische Erfahrungen im Medizinbereich gesammelt? Mich persönlich hat ja allerspätestens der (m. E. nicht wiederholenswerte) Besuch einer Obduktion im Ref von derartigen Überlegungen geheilt ;)
+1 Spätestens bei der trocken vorgetragenen Analyse des Mageninhaltes war Schluss bei mir. Die Butterbrezeln beim anschließenden Trinkversuch haben dann auch nicht mehr geschmeckt :D
Das müsste ich mal ausprobieren. Ich hab einerseits einen empfindlichen Magen was Nervosität und Autofahren anbelangt, kann aber gleichzeitig zu jeder Tageszeit alles essen. Mir macht es auch rein gar nichts aus, wenn irgendjemand etwas Ekelhaftes während dem Essen erzählt.
Der ultimative Magen-Test. :D
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eringer
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von eringer »

danke für eure Beiträge! Ja ich denke bei mir ist es der Drang etwas Erfüllendes und Sinnvolles zu tun. Das kann man natürlich als Jurist auch, aber in der Medizin hilft man den Menschen einfach unmittelbar und der Beruf ist einfach per se sinnvoll.

Also denkt ihr, es ist normal, dass einen nur einige Rechtsgebiete interessieren? Ich habe letztes Jahr ein Praktikum in einer Großkanzlei gemacht, und ich fand es einfach zum Kotzen! Erstens weil ich die Thematik super langweilig fand, und zweitens auf Grund der Arbeitsbedingungen, über die ich ja wohl nicht reden muss...

und nein, Erfahrungen im med. Bereich hab ich noch gar keine... Wahrscheinlich wäre das praktische Arbeiten am Menschen auch der Knackpunkt bei mir - ich hab schon eine relativ niedrige Ekelgrenze... wobei - an das würde man sich wahrscheinlich gewöhnen
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[enigma]
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von [enigma] »

eringer hat geschrieben:danke für eure Beiträge! Ja ich denke bei mir ist es der Drang etwas Erfüllendes und Sinnvolles zu tun. Das kann man natürlich als Jurist auch, aber in der Medizin hilft man den Menschen einfach unmittelbar und der Beruf ist einfach per se sinnvoll.
Die Mediziner, die ich kenne, haben diesen Idealismus ganz schnell, spätestens kurz nach dem Berufseinstieg abgelegt. Auch hilfsbedürftige Patienten können extrem nerven und negativen Stress verursachen. Irgendwann siehst du die nur noch als Arbeit. Im Übrigen kannst du auch in Jura Menschen direkt helfen. Da eignen sich die von den Großkanzleien bearbeiteten Rechtsgebiete dann aber tatsächlich eher schlecht für.
Also denkt ihr, es ist normal, dass einen nur einige Rechtsgebiete interessieren? Ich habe letztes Jahr ein Praktikum in einer Großkanzlei gemacht, und ich fand es einfach zum Kotzen! Erstens weil ich die Thematik super langweilig fand, und zweitens auf Grund der Arbeitsbedingungen, über die ich ja wohl nicht reden muss...
Ging mir genauso. Der juristische Arbeitsmarkt besteht aber zum Glück nicht nur aus Großkanzleien. Je nachdem, ob dir das Gehalt, das Aufgabengebiet oder die work life balance wichtiger ist, kannst du auch in kleineren bis mittleren Kanzleien, Unternehmen oder im Staatsdienst arbeiten. Um das Angebot an Optionen zu erhöhen empfiehlt es sich natürlich, auf ein vernünftiges Examen hinzuarbeiten.
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Pillendreher
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von Pillendreher »

[enigma] hat geschrieben:Die Mediziner, die ich kenne, haben diesen Idealismus ganz schnell, spätestens kurz nach dem Berufseinstieg abgelegt. Auch hilfsbedürftige Patienten können extrem nerven und negativen Stress verursachen. Irgendwann siehst du die nur noch als Arbeit. Im Übrigen kannst du auch in Jura Menschen direkt helfen. Da eignen sich die von den Großkanzleien bearbeiteten Rechtsgebiete dann aber tatsächlich eher schlecht für.
Das würde für mich ganz entscheidend gegen den Beruf als Mediziner sprechen. Ich hab letztens jemanden im Krankenhaus besucht und musste mir schon für die paar Stunden dort denken "Boah, hier könnte ich nie arbeiten". Da muss man schon viel Geduld mitbringen.
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julée
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von julée »

@Pillendreher: das Problem ist diese besondere Kombination von olfaktorischen und optischen Eindrücken.
eringer hat geschrieben: Also denkt ihr, es ist normal, dass einen nur einige Rechtsgebiete interessieren? Ich habe letztes Jahr ein Praktikum in einer Großkanzlei gemacht, und ich fand es einfach zum Kotzen! Erstens weil ich die Thematik super langweilig fand, und zweitens auf Grund der Arbeitsbedingungen, über die ich ja wohl nicht reden muss...
Ja. Man kann sich nicht für alles gleichermaßen begeistern und sicherlich auch nicht für jeden Tätigkeitsbereich.
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Pillendreher
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von Pillendreher »

julée hat geschrieben:@Pillendreher: das Problem ist diese besondere Kombination von olfaktorischen und optischen Eindrücken.
Ich bin gespannt. Mir macht es auch nichts aus, wenn sich Leute neben mir übergeben. Aber gut, da schnuppere ich auch nicht dran :D
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von j_laurentius »

Dann lass doch die Großkanzlei Großkanzlei sein und schau Dir mal die Arbeit eines Anwalts, der Otto Normalverbraucher betreut, an. Ich finde nicht, dass sich meine Anwaltstätigkeit von der eines niedergelassenen Arztes mit unmittelbarem Patientenkontakt sonderlich unterscheidet. Natürlich sind die Tätigkeitsfelder völlig verschieden, aber es kommen jeweils Menschen mit Problemen zu einem, die sie selbst nicht gelöst bekommen und dabei Hilfe brauchen. Und man sollte nicht meinen, dass Rechtsprobleme per se weniger existentiell sein können als gesundheitliche.
eringer
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von eringer »

ja Feld-, Wald- und Wiesenanwalt ist auch die Tätigkeit, die mir glaub ich am meisten gefallen würde! Aber ist hier der Markt nicht ziemlich "zu"?
mea parvitas
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von mea parvitas »

Auch wenn du den Blick überwiegend auf die spätere Arbeit richtest, würde ich das Studium nicht unterschätzen.
Mal etwas plump und überspitzt:
Drei Staatsexamina, stumpfes Auswendiglernen
Jura: Zwei Staatsexamina, Verständnis und Systematik

Allein das würde mir die Entscheidung schon abnehmen.
eringer
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von eringer »

najaaa...

Medizinstudium: viel praktisches Arbeiten, dadurch sehr abwechslungsreich, Seminare/Praktika in Kleingruppen, dadurch enger Kontakt mit den Lehrenden

Jurastudium: ausschließlich am Schreibtisch, über die Bücher gebeugt, lernen
julée
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von julée »

eringer hat geschrieben:ja Feld-, Wald- und Wiesenanwalt ist auch die Tätigkeit, die mir glaub ich am meisten gefallen würde! Aber ist hier der Markt nicht ziemlich "zu"?
Wenn man einfach irgendwo eine Kanzlei aufmachen und alles machen möchte, vielleicht. Aber man kann sich ja auch bei der Beratung von Privatpersonen spezialisieren.
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paul321
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von paul321 »

Ich möchte sogar behaupten, dass man als Anwalt für Otto Normalverbraucher viel intensiver mit seinen Mandanten zu tun hat als ein Arzt. Letzterer schleust am Tag 100 Mann durch seine Praxis, während Ersterer im Extremfall vielleicht 15 Kontakte hat.
paul321
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von paul321 »

Und engen Kontakt zu den Lehrenden kannst Du auch und gerade in Jura haben. Mit Sicherheit nicht in den Anfangssemestern (das ist in Medizin aber auch nicht anders), aber sobald es dem Ende zu geht hast Du an vielen Fakultäten traumhafte Betreuungsrelationen. Das solltest Du aber mittlerweile gemerkt haben.
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j_laurentius
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von j_laurentius »

Feld-/Wald-/Wiesenanwalt wird man heutzutage nicht mehr, das Recht ist viel zu komplex geworden, als dass man mit der Einstellung "ich mache alles" weit käme. Aber gute spezialisierte Anwälte werden immer gebraucht.

Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist das Sozialrecht. Das ist ein Gebiet, in dem man sein Helfersyndrom, wenn man denn eins hat, voll ausleben kann und zudem auch noch mannigfaltige Berührungspunkte zu medizinischen Themen hat (ob jemand erwerbsgemindert ist, welcher GdB angemessen ist, welche ärztliche Behandlung ein Mensch braucht, ist immer zuerst eine medizinische Frage, man muss viele Gutachten lesen und versuchen, sie zu verstehen, manchmal wünschte ich mir, ich hätte auch noch Medizin studiert). Ich kann mich über mangelnden Mandantenzulauf, und das sind großteils Durchschnittsbürger, Unternehmen bzw. Gewerbetreibende betreue ich nur sporadisch, ist irgendwie so, nicht beklagen.
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Re: Argumente für Jura und gegen Medizin

Beitrag von Tobias__21 »

Wirklich weiterhelfen kann ich Dir nicht. Ich kenne aber den umgekehrten Fall. Ein Mediziner, auch schon als Arzt im Krankenhaus praktiziert, hat alles hingeschmissen und angefangen Jura zu studieren. Er kam einfach nicht mit der Belastung im Krankenhaus klar. Und auch der "Ekelfaktor" hat bei ihm, trotz abgeschlossenem Studium, eine erhebliche Rolle gespielt. Er hat sich nicht daran gewöhnt.

Du musst Dir das gut überlegen und auch solche Sachen bedenken, dass Du Menschen, auch Kinder, sterben sehen wirst, sie vielleicht nicht retten kannst, usw. Damit kommt sicher nicht jeder klar und vieles wird einem erst bewusst, wenn man damit konfrontiert wird.
Having cats in the house is like living with art that sometimes throws up on the carpet
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