Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

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Tibor
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Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von Tibor »

Hallo Forum.

Inspiriert von dem Fred http://forum.jurawelt.com/viewtopic.php?f=60&t=53663 wollte ich mal hören wie der zwischenmenschliche Umgang zwischen Richtern und Geschäftsstelle/Serviceeinheit bzw zwischen Anwälten und Sekretariat ist. Ist der Umgang durch das vermeintliche Direktionsrecht zwischen Associate und Sekretärin anders als in der Justiz? Was ist jenseits der beruflichen Ausübung üblich?

Wird am Morgen nur gegrüßt oder ein Plausch gehalten? Weder noch?
Zusammen Lunch?
Was passiert an Geburtstagen? Kennt man die? Gibt es nur die Gratulation oder wirft man eine Kuchenrunde? Im Sommer mal ein Eis? Wieviel des Privatlebens ist jenseits des Vornamens bekannt?

Letztendlich, welche Auswirkung hat das auf die Art und Weise der beruflichen Zusammenarbeit? Gibt es ein Bitte und Danke oder muss alles selbstverständlich sein?

Danke für rege Beantwortung.
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markus87
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von markus87 »

Zwischen Staat und Privatwirtschaft sehe ich da erstmal keine wesentlichen Unterschiede.

Hier: Zwischendurch immer mal wieder ein Plausch. Geburtstage wird zumindest gratuliert. Immer mal wieder gemeinsam Kaffeepause, Vesper oder ähnliches. Privatleben hängt von der individuellen Mitteilsamkeit ab, aber mehr als der Vorname ist es in jedem Fall. Bitte, Danke und auch Lob sind Standard. Bei uns wird generell viel persönlich kommuniziert und wenig über schriftliche Verfügungen. Letztere dienen der Dokumentation und werden von mir nur selten selbst formuliert; dank kurzer Wege erfolgt das wie gesagt eher mündlich.

Was mich interessieren würde: Wo wird "hierarchieübergreifend" geduzt?
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scndbesthand
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Re: AW: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von scndbesthand »

Kanzlei mit 25 Berufsträgern:
- In der hiesigen Praxisgruppe wird sich geduzt
- Zum Geburtstag gibts Blumen. Geburtstagskind gibt eine Runde Kuchen oder Süßigkeiten aus
- Privater Austausch ist nicht institutionalisiert a la morgens um 08:00 erst mal gemütliche Kaffeerunde. Das findet eher so nebenbei statt, bei Postbesprechungen etc. Man kennt sich daher ein bischen (Hobbies, Urlaub, Kinder, etc.) ohne jetzt gleich beste Freunde zu sein.
- Partner gibt gelegentlich mal ein Eis aus.
- 1x im Jahr gibts ein Dezernatsessen
- geluncht wird getrennt
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Parabellum
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von Parabellum »

markus87 hat geschrieben:Was mich interessieren würde: Wo wird "hierarchieübergreifend" geduzt?
Auf keinen Fall.
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke." OJ1988
Samson
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von Samson »

Parabellum hat geschrieben:
markus87 hat geschrieben:Was mich interessieren würde: Wo wird "hierarchieübergreifend" geduzt?
Auf keinen Fall.
Warum nicht? In der Kanzlei waren wir mit den jüngeren Sekräterinnen sogar zusammen saufen/feiern.
Bei Gericht allerdings in der Tat schwer vorstellbar.

M.E. hängt dies sehr von den jeweiligen Personen ab.
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thh
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von thh »

Parabellum hat geschrieben:
markus87 hat geschrieben:Was mich interessieren würde: Wo wird "hierarchieübergreifend" geduzt?
Auf keinen Fall.
Hier - Dezernenten untereinander und in der Regel auch mit den Servicekräften - schon, Ausnahme Abteilungsleiter/Stellvertreter, solange nicht historisch gewachsen. Ich persönlich duze Referendare und auch Polizeibeamte, auch bei jahrzehntelanger guter Bekanntsschaft - nicht, aber auch dazu gibt es andere Auffassungen.

Auch ansonsten ist der Servicebereich üblicherweise in die Aktivitäten - offiziell (Betriebsausflug, gemeinsames Mittagessen) und semi-offiziell (Einstände, Geburtstage, ...) - voll integriert. Ob man sich auch privat trifft bzw. etwas gemeinsam unternimmt, hängt (wie auch unter Kollegen) primär von der persönlichen Beziehung ab. Standesdünkel halte ich für völlig verfehlt, solange (!) in der beruflichen Zusammenarbeit zweifellos klar ist, wer sagt, was zu tun ist, und wer es dann tun. Insofern kann allerdings zu große Kameradschaftlichkeit und Duzen disziplinarische Probleme verschärfen.
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julée
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von julée »

thh hat geschrieben:Insofern kann allerdings zu große Kameradschaftlichkeit und Duzen disziplinarische Probleme verschärfen.
Vor dem Hintergrund: Duzen von Servicekräften institutionalisiert oder erst wenn klar ist, dass es mit der betreffenden Person keine Probleme gibt und die Arbeit weiterhin ordentlich gemacht wird?
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von Parabellum »

julée hat geschrieben:
thh hat geschrieben:Insofern kann allerdings zu große Kameradschaftlichkeit und Duzen disziplinarische Probleme verschärfen.
Vor dem Hintergrund: Duzen von Servicekräften institutionalisiert oder erst wenn klar ist, dass es mit der betreffenden Person keine Probleme gibt und die Arbeit weiterhin ordentlich gemacht wird?
Vor diesem Hintergrund: Lieber gar nicht.
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thh
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von thh »

julée hat geschrieben:Vor dem Hintergrund: Duzen von Servicekräften institutionalisiert oder erst wenn klar ist, dass es mit der betreffenden Person keine Probleme gibt und die Arbeit weiterhin ordentlich gemacht wird?
Jeder so, wie er meint. Geduzt wird eben dann, wenn das Du angeboten wurde - das ist auf manchen Abteilungen üblich, auf anderen nicht und hängt natürlich auch von Persönlichkeit, Alter und Altersunterschied ab. So siezt eben mancher die Servicekraft und duzt dafür den Behördenleiter. :)

Institutionalisiert ist da nichts, das ist ebenso individuell wie die Frage, ob und welche Kollegen man duzt oder siezt.
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von julée »

Also klassisches Kuddelmuddel.

Ich bin da ja eher ein gebranntes Kind, seitdem ich es mit einer Sekretärin (auch bei wohlwollender Betrachtung ein einziger Problemfall) zu tun hatte, die sehr erfolgreich jeden, der neu durch die Tür kam mit dem Worten "Hallo, ich bin die (...)" überfiel - und bevor man wusste, ob man das jetzt wirklich gut finden soll, war man beim Du.
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Ara
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von Ara »

Auch wenn der Ausgangsthread sicher auf größere Kanzleien abstellt. Wir haben in ner kleineren Kanzlei (Ein Chef, zwei Sekretärinnen, meist 2-3 angestellte Rechtsanwälte und nen Haufen WisMits) die Kuriosität, dass sich ausschließlich Chef und Sekretariat duzt. Das Sekretariat übrigens von Tag 1 an. In allen anderen Verhältnissen wird sich gesiezt, selbst nach mehr als 4 Jahren Betriebszugehörigkeit.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von markus87 »

In kleinen Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern ist es wirklich ziemlich merkwürdig, wenn es nicht institutionalisiert betrieben wird.
Kasimir
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von Kasimir »

Ich Sieze meine Sekretärin. Ich bin selbst eher ein Duz-Freund und muss mich eher dazu zwingen. Viele Sekretärinnen bei uns sind zwischen Mitte 20 und Mitte 30 und ich möchte lediglich vorbeugen, dass man einem "Du" auf eine persönliche Ebene kommen möchte, die man nicht kommen möchte. Gerade als Mann ist das schwierig.

Der Umgang selbst ist aber sehr locker und ich achte da auch drauf. Ich würde niemals laut werden oder harsche Kritik üben, sondern pflege einen sehr lockeren Stil, bei dem sich die Sekretärin wohl fühlt. D.h. ich achte darauf, immer Bitte und Danke zu sagen und keine "Anweisungen" zu erteilen, sondern zu bitten. Referendaren stelle ich meine Sekretärin auch immer so vor, dass sie "mit mir" arbeitet statt "für mich".

Wir unterhalten uns viel über Urlaube und zum Geburtstag und Weihnachten gibt es immer gegenseitige Geschenke. Einmal im Jahr (Evaluationsgespräch) auch eine schicke Einladung zum Lunch. Gegenseitige Wertschätzung zahlt sich letztlich auch immer aus.

Aus meinem Privatleben bekommt sie naturgemäß einiges mit. Allein schon, weil sie ja z.B. weiß, wann ich wo im Urlaub bin und wann ich ggf. nicht zu erreichen bin. Sie bucht z.B auch mal privat ein Restaurant für mich etc. Wenn meine Freundin, Mutter, Schwester anrufen und ich nicht im Büro bin oder telefoniere, bekommt sie die Anrufe ja auch durchgestellt und antwortet, wo ich bin, bzw. richtet mir Dinge aus.

Ansonsten ist es bei uns in der Kanzlei unausgesprochene Regel, dass sich Associates untereinander und mit Referendaren/wiss. Mittarbeitern duzen. Partner duzt man auf jeden Fall, wenn man sie schon als Associate kannte. Partner duzen sich untereinander je nach Sympathie.

An anderen Standorten duzen sich auch Associates und Partner untereinander.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Syd26
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Re: AW: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von Syd26 »

scndbesthand hat geschrieben:Kanzlei mit 25 Berufsträgern:
- In der hiesigen Praxisgruppe wird sich geduzt
- Zum Geburtstag gibts Blumen. Geburtstagskind gibt eine Runde Kuchen oder Süßigkeiten aus
- Privater Austausch ist nicht institutionalisiert a la morgens um 08:00 erst mal gemütliche Kaffeerunde. Das findet eher so nebenbei statt, bei Postbesprechungen etc. Man kennt sich daher ein bischen (Hobbies, Urlaub, Kinder, etc.) ohne jetzt gleich beste Freunde zu sein.
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- geluncht wird getrennt
Hier ist es ähnlich, allerdings mit 5 Berufsträgern.

1 x im Jahr gibt es eine Weihnachtsfeier.

Die Mittagspause wollen die ReFas gar nicht mit uns/dem Chef verbringen. Das kenne ich auch aus anderen Kanzleien so.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
lucyyy
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Re: Der Umgang zwischen Ri/Service und RA/Sekr

Beitrag von lucyyy »

Hallo,

nur als kleine Anmerkung zum Du/Sie-Thema. Meine ehem. Sekretärin sagte hierzu (i.R. ihres Ausstandes wegen einer neuen Stelle), dass sie lieber gesetzt wird, weil es sich leichter "Du A...loch!" sagt als "Sie A...loch!". Je nach Führungskraft ist dieser Abstand bestimmt nicht verkehrt. Auch diese Position sollte man daher im Hinterkopf haben.

LG
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen. ;-)
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