Stadtflucht oder: Zurück in die Vergangenheit?

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julée
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Re: Stadtflucht oder: Zurück in die Vergangenheit?

Beitrag von julée »

Zu Hause bei den Eltern fällt einem aber vermutlich meist auch nur nach mehreren Tagen die Decke auf den Kopf, weil man dort letztlich aus seinem Alltag gerissen, halb im Urlaub sitzt, während es gar nicht so viele Sachen gibt, die man "neu" erkunden könnte. Im Alltag macht man sich aber auch in der Großstadt vermutlich an 5 von 7 Tagen eher Dinge, für die man eigentlich nicht in der Großstadt leben müsste und erfreut sich allenfalls an dem Gedanken, jederzeit "alles" machen zu können.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Gelöschter Nutzer

Re: Stadtflucht oder: Zurück in die Vergangenheit?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Herr Schraeg hat geschrieben:Entweder holt man die Eltern zu sich in die Stadt und kappt ihre sozialen Kontakte ("Alten Baum verpflanzt man nicht"). Oder man fährt regelmässig am Wochenende einige hundert Kilometer, um sie in einem Heim im Heimatstädtchen zu besuchen, immer mit dem schlechten Gewissen, sich nicht intensiver und besser um sie kümmern.
Viele Alte wägen ab, inwiefern ihre Mobilität gewährleistet wird, d. h. die Stadt kann auch für Landeier attraktiv werden, wenn sie dort alles besser erreichen können. Meine Mutter, jetzt 81, lebte schon immer auf dem Land, aber sie will in ein städtisches Altersheim aus den genannten Gründen. In der Stadt kann es auch schön sein, wenn gut erreichbare Parkanlagen und Tiergehege bestehen. Am Wichtigsten sind aber die Enkelkinder, meistens wollen Großeltern dort leben, wo ihre Enkelkinder gut erreichbar sind.

LG Candor
Syd26
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Re: Stadtflucht oder: Zurück in die Vergangenheit?

Beitrag von Syd26 »

Candor, da ist was dran. Das kann aber auch schief gehen, wenn man alte Leute so entwurzelt. Hab ich selbst bei meinen Schwiegereltern erlebt. Für diese Generation ist es nicht so leicht, neue Kontakte zu knüpfen und neue Bankkonten zu eröffnen, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Tja, und wenn die Kinder dann ihre Lebensplanung ändern, sei es durch unvorhersehbare Jobwechsel oder gar durch Trennung, sind die Eltern völlig umsonst in die Nähe der Enkel gezogen. Dann lieber selbst zurück auf's Land.

Wobei mich nichts und niemand in meine Heimatkleinstadt zurückbringen könnte - auch wenn der jetzige Bürgermeister mit mir in der Schule war. :D
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
Gelöschter Nutzer

Re: Stadtflucht oder: Zurück in die Vergangenheit?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@Syd26

In dem Alter schaffen das die Eltern sowieso nicht mehr (lange) alleine mit der Eigenverwaltung. Ich muss das auch schon länger für meine Mutter erledigen, inklusive Liegenschaftsverwaltung. Da sollte man sich rechtzeitig kümmern. Im Altersheim übernimmt das (meist) die Verwaltung. Bis dahin sollte man auch sonst alles regeln, Testament, Patientenverfügung usw. Wir denken nun daran, das Elternhaus zu renovieren und dann zu verkaufen, denn daran hängt eine ganze Erbengemeinschaft. Besser, man regelt das alles zu Lebzeiten. Das kann nämlich ganz schön belastend sein für eine betagte Frau, sie wird immer gebrechlicher. Ich würde das auch wollen in ihrer Situation. Was die Enkel betrifft, ist jedes einzelne Jahr wertvoll für ein Kind, ebenso für das Großelternteil. Meine Mutter sagt immer, dass sie dort zuhause sei, wo ihre Lieben sind. Ab einer gewissen Gebrechlichkeit ist es ihr sowieso nicht mehr möglich, großartig rauszugehen und ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Die Familie bleibt da zentral neben einem gut geführten Altersheim oder Pflegedienst, der die Betreuung und Versorgung gewährleistet.
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