OJ1988 hat geschrieben:Diese Graphik war ein Beispiel für den generellen Ansatz, den ich bevorzuge. Eine Betrachtung der Positionen der Kandidaten zu den verschiedenen Sachthemen ist mir am wichtigsten. Und am relevantesten für uns Deutschen scheint mir die Position zur no-fly-zone in Syrien zu sein - de facto heißt das offene Konfrontation mit Russland. Halte ich in der konkreten Lage für brandgefährlich.
Ich bin überrascht, dass überhaupt jemand (wie gesagt abgesehen von Augstein) auf diesen "Hillary würde den dritten Weltkrieg auslösen"-Zug aufspringt. Clintons Position läuft eben nicht de facto auf eine Konfrontation mit Russland hinaus.
Clinton spricht ausdrücklich von einem "de-conflicted" Luftraum als Teil eines ausgehandelten (!) Waffenstillstandes zur Versorgung von Zivilisten und Landesteilen. Dieser müsste in Koordination mit Syrien und Russland garantiert werden. Sie hat nie davon gesprochen, den syrischen Luftraum zur Not auch mit Waffengewalt vor syrischen oder russischen Kampfflugzeugen zu sichern. Es geht also um eine (wenn auch unrealistische) diplomatische Lösung zum Schutz der Zivilbevölkerung.
Selbst wenn man unterstellt, die USA wollten den Luftraum auch militärisch gegen Syrien und Russland verteidigen und im Ernstfall auch russische Flugzeuge abschießen (was bisher eine reine Unterstellung ist). Was würde dann passieren?
Russland wäre den USA in einem reinen Luftkrieg über Syrien hoffnungslos unterlegen. Und bei allen Zweifeln, die ich an Putins Zurechnungsfähigkeit habe, dürfte die Erwartung, dass Putin in einem solchen Fall die NATO angreift oder gleich die Atombomben losschickt, absolut unrealistisch sein. Zumal Russland offensichtlich großes Interesse an seinen Stützpunkten in Syrien hat. Diese wären verloren, wenn es tatsächlich zur Konfrontation kommt. Putin könnte dann natürlich auf anderen Schauplätzen, zum Beispiel in der Ukraine eskalieren. Syrien wäre trotzdem verloren. Strategisch gesehen wäre es für Russland also nichtmal schlecht, befriedeten Luftkorridoren zuzustimmen.
Man muss sich ja mal die Alternative vor Augen halten. Die syrische und russische Luftwaffe bombardieren Städte ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung und Fluchtwege. Syrien setzt Giftgas gegen die eigene Bevölkerung ein. Wer das tatsächlich alles in Kauf nimmt um Putin nicht zu provozieren, sollte nicht vom Weltfrieden sprechen. Wenn die USA nun über die UN vorschlagen, zumindest Korridore in Syrien vor Luftangriffen zu schützen, die ausschließlich dem Schutz der Zivilbevölkerung dienen und Syrien und Russland sich diesem Plan verweigern, dürfte für die Weltöffentlichkeit eindeutig klar sein, wer hier auf der falschen Seite steht. Bereits das wäre ein Erfolg für die USA. Insofern macht Clintons Plan selbst dann Sinn, wenn Russland und Syrien nicht mitspielen. Darauf dürfte sie sogar spekulieren.
Im Ergebnis gibt es jedenfalls keinen Automatismus zwischen der Flugverbotszone und einem dritten Weltkrieg, dazwischen fehlen zig weitere Schritte. Das sollte man im Interesse einer sachlichen Debatte anerkennen. Und wenn es dann nur noch darum geht, sämtliche politischen und militärischen Maßnahmen zu unterlassen, die Putin nicht gefallen könnten, halte ich das für eine deutlich größere Gefahr für den Weltfrieden.
Das könnte daran liegen, dass du die Einstellung der Clinton-Wähler sowie die Gründe, die gegen Trump sprechen etwas zu vereinfacht beschreibst.Aber hey, "Trump is literally Hitler", also wählt man natürlich trotzdem "Hillary". Außerdem redet der Trump ja so vulgär, igittigitt!
Diese Einstellung ist mir eben zu bescheiden.