Glauben an Gott?
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Re: Glauben an Gott?
Alle Religionen sind menschengemacht und menschengeprägt, dementsprechend überrascht es nicht, dass so gut wie jede Religion ungeachtet ihrer (möglicherweise barmherzig-friedlichen Wurzeln, vgl. Nächstenliebe) letztendlich jedenfalls in der Praxis dazu dient, Macht und Herrschaft über andere Menschen zu erlangen und zu bewahren.
Furcht ist ein probates Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.
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Re: Glauben an Gott?
Das ist eben genau nicht das Problem aller Religionen. Wenn man Gott herausnimmt, erledigt sich dieses Freund-Feind-Denken, und die Sache wird wesentlich angenehmer, sanfter und friedlicher. Dennoch bleibt - erstaunlicherweise - eine Religion übrig. Beispiele dafür sind der Taoismus und der Buddhismus. Und genau deshalb finde ich die so interessant.Tibor hat geschrieben:Das ist genau das Problem aller Religionen: Wenn du mich nicht liebst, hasst du mich. Wenn du andere nicht hasst, liebst du mich nicht. Klassisches Freund-Feind-Denken.
Wenn man sich mit diesem Konzept ein bißchen angefreundet und diesen Standpunkt eingenommen hat, erscheint einem eine Vorstellung von "Gott" plötzlich sehr radikal.
Es wird klar, daß die dann logischerweise auch im täglichen Leben zu Radikalismus führen muß.
Re: Glauben an Gott?
Der Buddhismus ist wie ein Kreis, wo der Mittelpunkt nicht sichtbar wird, aber doch besteht. Bei den monotheistischen Religionen steht der Mittelpunkt als bündelnde Spitze im Raum. Nicht von ungefähr wird vornehmlich auf Bergen Gottes Offenbarung erlebt.
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Re: Glauben an Gott?
Ich weiss, dass hier Diskussionen mit Religionsbezug schnell aus dem Ruder laufen. Trotzdem:
Sind die monotheistischen Religionen nicht eher in den flachen Wüsten entstanden? Dann stimmt das Bild von der bündelnden Spitze im unsichtbaren Kreis oder so ähnlich aber nicht mehr.Candor hat geschrieben:Bei den monotheistischen Religionen steht der Mittelpunkt als bündelnde Spitze im Raum. Nicht von ungefähr wird vornehmlich auf Bergen Gottes Offenbarung erlebt.
Hmm, bei dieser Einschätzung muss man aber die Morde buddhistischer Mönche in Südostasien, insbes. den buddhistischen Terror in Myanmar, ebenso ignorieren wie die Skandale um unterschlagene Spendengelder, Drogenschmuggel und Vergewaltigungen von Kindern in buddhistischen Klöstern Thailands. Buddhisten verletzen die Grundsätze ihrer Religion ebenso wie Christen, Muslime oder Juden. Auch bei Buddhisten führt der Rückschluss vom Verhalten der Gläubigen auf die "Qualitität" der Religion in die Irre.hlubenow hat geschrieben:Wenn man Gott herausnimmt, erledigt sich dieses Freund-Feind-Denken, und die Sache wird wesentlich angenehmer, sanfter und friedlicher. Dennoch bleibt - erstaunlicherweise - eine Religion übrig. Beispiele dafür sind der Taoismus und der Buddhismus. Und genau deshalb finde ich die so interessant.Wenn man sich mit diesem Konzept ein bißchen angefreundet und diesen Standpunkt eingenommen hat, erscheint einem eine Vorstellung von "Gott" plötzlich sehr radikal.Es wird klar, daß die dann logischerweise auch im täglichen Leben zu Radikalismus führen muß.
Re: Glauben an Gott?
Dazwischen gibt es genügend Berge, die teilweise sogar namentlich erwähnt werden in der Bibel. Die 10 Gebote bzw. Worte wurden auf dem Berg Sinai präsentiert. Deine Kritik am Buddhismus bzw. an den Gläubigen teile ich, was die Geschichte angeht, ebenso in Bezug auf die anderen Religionen. An den Gläubigen lässt sich die Religion in ihrer Essenz nicht messen.Herr Schraeg hat geschrieben:Sind die monotheistischen Religionen nicht eher in den flachen Wüsten entstanden? Dann stimmt das Bild von der bündelnden Spitze im unsichtbaren Kreis oder so ähnlich aber nicht mehr.
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Re: Glauben an Gott?
Was meinst du mit "in den flachen Wüsten entstanden"?Herr Schraeg hat geschrieben:Ich weiss, dass hier Diskussionen mit Religionsbezug schnell aus dem Ruder laufen. Trotzdem:
Sind die monotheistischen Religionen nicht eher in den flachen Wüsten entstanden? Dann stimmt das Bild von der bündelnden Spitze im unsichtbaren Kreis oder so ähnlich aber nicht mehr.Candor hat geschrieben:Bei den monotheistischen Religionen steht der Mittelpunkt als bündelnde Spitze im Raum. Nicht von ungefähr wird vornehmlich auf Bergen Gottes Offenbarung erlebt.
Zwar spielt die Wüste in den Mythen und Symbolen der abrahamitischen Religionen eine wichtige Rolle (einfach deswegen, weil sie in der Region vorhanden war), aber entstanden sind sie dort nicht; schon allein deswegen nicht, weil dort nie besonders viele Menschen gelebt haben.
Der Ursprung des Jahwe-Kultes (und damit der Ursprung des Judentums) liegt vermutlich im sehr gebirgigen Nordwesten von Saudi-Arabien (in der Gegend von Medina), dem biblischen Land Midian, in das Moses geflüchtet ist, und in dem sein Schwiegervater bereits Jahwe-Priester gewesen sein soll. Auch der Götterberg Horeb dürfte dort zu verorten sein und mit einem der dortigen aktiven Vulkane (möglicherweise dem Hala l-Badr) zu identifizieren sein. Nord-Arabien ist zwar öde und lebensfeindlichen, aber alles andere als flach. Auch Israel und Babylon, in denen die jüdische Religion als Monotheismus ausgeformt wurde, sind nicht gerade flach - und auch keine Wüsten im eigentlichen Sinne.
Für den Islam gilt insoweit auch nichts anderes, da dieser ebenfalls in Medina seine wesentliche Ausformung und Bedeutung gefunden hat.
Das Christentum ist primär in den Städten entstanden und wurde von den dortigen gebildeten Schichten ausgebildet.
Re: Glauben an Gott?
Mein Vergleich war übrigens eine Metapher. Das sei nur am Rande erwähnt.
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Re: Glauben an Gott?
Ich hätte es besser wissen müssen . Mir hatte nur der Metaphernmix von Candor als prätentiös missfallen und ich wollte dem Berg eine flache Wüste entgegensetzen. In meinem unterkomplexen Weltbild, dem ich gelegentlich anhänge, waren Religionen entstanden, wenn ein Ziegenhirte tagelang in Wüste umherirrte, bis ihn ein Stein, ein Dornbusch oder ein Engel ansprach "Verehre die Große Ziege...die Sonne...usw.". Dann war er Prophet und Priester haben den Rest der Religion geformt.
Re: Glauben an Gott?
Das könnte sich durchaus mit Deiner Annahme verbinden. In den Bergen sind die Leute auch heute noch gottesfürchtiger angesichts der gewaltigen Präsenz der Berge, die ja auch regelmäßig Menschenleben fordern. Deshalb die Entwicklung der Opfergebräuche? Wenn ich an den Tibet denke, stimmt meine Metapher vom Kreis nicht nehr so ganz, das gebe ich zu.
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Re: Glauben an Gott?
Die Leute in den Bergen sind doch schlicht rückständiger, da sie wenig Einflüssen von Außen unterliegen. Würde mich nicht wundern, wenn dort noch regelmäßig Ziegen geopfert werden.
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Re: Glauben an Gott?
Ist auch was dran.Herr Schraeg hat geschrieben:In meinem unterkomplexen Weltbild, dem ich gelegentlich anhänge, waren Religionen entstanden, wenn ein Ziegenhirte tagelang in Wüste umherirrte, bis ihn ein Stein, ein Dornbusch oder ein Engel ansprach "Verehre die Große Ziege...die Sonne...usw.". Dann war er Prophet und Priester haben den Rest der Religion geformt.
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Das Phänomen von Wüste (Leere in Verbindung mit Hitze oder Kälte) und Bergen wohl am besten gezeigt:
https://youtu.be/GKTRXP55D_c?t=658
Müßte man aber wenigstens ganz angucken (45 Minuten), um einen Eindruck zu bekommen.
Vielleicht ist es vor allem die Leere: Die kann man auch zuhause durch Meditation erfahren und dabei ggf. Spiritualität entdecken. Wenn man in einem einsamen Kloster in den Bergen ständig der Leere ausgesetzt ist, ist diese natürlich intensiver. Kann man sich ja mal bewerben.
Re: Glauben an Gott?
Der Berg ist aber auch dort dabei, ha!
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Re: Glauben an Gott?
Tja, wenn man seine Bemerkungen nicht ernst meint, sollte man nicht eine Theorie (die Wüste als Ursprungsort des Monotheismus) vertreten, die in der Religionswissenschaft jahrzehntelang sehr ernsthaft diskutiert worden ist.Herr Schraeg hat geschrieben:Ich hätte es besser wissen müssen . Mir hatte nur der Metaphernmix von Candor als prätentiös missfallen und ich wollte dem Berg eine flache Wüste entgegensetzen. In meinem unterkomplexen Weltbild, dem ich gelegentlich anhänge, waren Religionen entstanden, wenn ein Ziegenhirte tagelang in Wüste umherirrte, bis ihn ein Stein, ein Dornbusch oder ein Engel ansprach "Verehre die Große Ziege...die Sonne...usw.". Dann war er Prophet und Priester haben den Rest der Religion geformt.
Urheber der Theorie war vermutlich Muhammad Asad ("Der Weg nach Mekka"). Ich halte die Theorie - aus den genannten Gründen - zwar nicht für überzeugend, das heißt aber nicht, dass sie nicht vertretbar wäre.
Re: Glauben an Gott?
@Levi
Immer wieder interessant, wie gut Du Dich in den Religionswissenschaften und im theologischen Bereich auskennst. Finde ich schön, wenn jemand allgemein an Geistes- und Naturwissenschaften interessiert ist und über den Tellerrand schauen kann.
Immer wieder interessant, wie gut Du Dich in den Religionswissenschaften und im theologischen Bereich auskennst. Finde ich schön, wenn jemand allgemein an Geistes- und Naturwissenschaften interessiert ist und über den Tellerrand schauen kann.
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Re: Glauben an Gott?
Du schaust ja auch über den Tellerrand in die Welt der Juristen.