Glauben an Gott?

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OJ1988
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von OJ1988 »

Levi hat geschrieben:
OJ1988 hat geschrieben:Ich lasse es bleiben, es ist einfach zu langweilig.
OK.
Aber nur einmal interessehalber gefragt: Was ist dann dein Gott?
Das heißt, woran hängst du dein Herz und worauf verlässt du dich?
Ich muss mein Herz nicht an irgendwas hängen und mich nicht auf irgendwas verlassen. Ich habe einfach dieses Bedürfnis nicht und kann es auch nicht nachvollziehen. Es ist mir auch intellektuell zu dürftig.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

famulus hat geschrieben:Da man inzwischen eigentlich alles wissenschaftlich erklären kann, erscheint es rational betrachtet eben deutlich wahrscheinlicher, dass es sich bei uns um ein bloßes Zufallsprodukt handelt und unsere Existenz schlechthin keinen tieferen "Sinn" hat.

Natürlich kann man sich immer noch an solche Ideen klammern (z.B.: "Gott" schuf eben die Ausgangsbedingungen, die letztlich zur Evolution führten), wieso aber sollte ein Gott sich alle Mühe geben, das alles hier wie ein reines Zufallsprodukt aussehen zu lassen und seine "Existenz" zu verschleiern? Das mag man zwar nie widerlegen können, ergibt für mich aber keinen Sinn.
Die Naturwissenschaft hat nicht die Parameter, um ein Phänomen "Gott" zu untersuchen, da dieses weit darüber hinausgeht, sonst wäre es nicht Gott im eigentlichen definitorischen Sinne. Von daher: Nein, die Naturwissenschaft kann eben nicht alles erklären, was die Wissenschaft auch nicht behauptet (es gibt durchaus Wissenschaftler, die an Gott glauben, außerdem befassen sich die Geisteswissenschaften sehr wohl mit dem Phänomen Gott). Es bleiben in Wirklichkeit sehr viele Fragen offen. Und manche hängen eben nicht einem rein naturwissenschaftsgläubigen, reduktionistischen, deterministischen Weltbild an, sondern können durchaus über den Tellerrand der Naturwissenschaft in das (noch) nicht Bewiesene und doch fühlbar Seiende blicken. Die Wissenschaft behauptet nicht, alles zu wissen, ganz im Gegenteil ist noch vieles zu erforschen. Wir gehen heute von vielen Selbstdefinitionen aus, die nicht bewiesen wurden und doch akzeptiert werden als Lebensbezüge, wie z. B. die Liebe zur Familie - das ist in diesem Sinne tatsächlich auch ein Gottaspekt eines nicht bewiesenen Seins. Deshalb gibt es diesbezüglich nur die deskriptive Annäherung, z. B. durch die Psychologie oder Philosophie.
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famulus
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von famulus »

Ich habe ja nie behauptet, dass die Wissenschaft alles erklären könne oder so etwas auch nur von sich behaupte. Im Gegenteil habe ich doch selbst darauf hingewiesen, dass sich niemals alles wissenschaftlich erklären lasse.

Mir stellt sich nur die Frage, welchen Mehrwert ein "Gott" hat, für dessen "Existenz" es eben keinerlei Anhaltspunkte gibt und der sich lediglich in den Gedankenwelten irgendwelcher Amöben abspielt. Mit deinem Verweis auf das "das (noch) nicht Bewiesene" bestätigst du ja selbst die These, dass sich (der Glaube an) Gott angesichts wissenschaftlicher Erkenntnisse auf einem immer weiter fortschreitenden Rückzug befindet.
Zuletzt geändert von famulus am Dienstag 1. November 2016, 09:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Levi
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Re: AW: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Levi »

Vortex hat geschrieben:
Levi hat geschrieben:Aber nur einmal interessehalber gefragt: Was ist dann dein Gott?
Das heißt, woran hängst du dein Herz und worauf verlässt du dich?
Die Frage ging nicht an mich, aber ich will sie trotzdem beantworten: Familie und Freunde.
Aber ich nenne meine Familie und Freunde nicht "Gott", weil das nicht die gängige Definition von Gott ist und daher womöglich zu Missverständnissen führt. Ich fände das ziemlich wahllos.
Warum sollte es "wahllos" und "nicht die gängige Definition von Gott" sein?

Genau das ist es doch, wenn Christen von Gott reden. Luther hat dies im Großen Katechismus treffend expliziert: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-266/4

Alles andere ist Mythos.
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Vortex
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Vortex »

Candor hat geschrieben:Die Naturwissenschaft hat nicht die Parameter, um ein Phänomen "Gott" zu untersuchen,
Woher weißt du das so genau? Weil andere Theisten das sagen? Findest du dieses "Ich weiß nicht wie, deshalb muss es unmöglich sein" nicht ein wenig arrogant?
Candor hat geschrieben:Und manche [...] können durchaus über den Tellerrand der Naturwissenschaft in das (noch) nicht Bewiesene und doch fühlbar Seiende blicken.
Na gut, dass wenigstens du die Paramter hast, um das Phänomen "Gott" zu untersuchen. ;)
Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@famulus: Das könntest Du bei vielen Sachverhalten sagen, z. B. welchen Mehrwert hat für Dich die Literaturwissenschaft? Es muss nicht alles für Dich persönlich einen Mehrwert haben, um eine Daseinsberechtigung zu erhalten. Ein Gott bräuchte auch nicht unsere Anerkennung, um zu sein. Dahingehend bin ich mit Dir einig, dass sich die Gottesfrage nicht davon ableitet, ob der Mensch ihn braucht, aber auch nicht, ob er ihn nicht braucht.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von OJ1988 »

Wie kann man eigentlich Satzfetzen wie "das fühlbar Seiende" schreiben und dann noch auf "Absenden" klicken?
Gelöschter Nutzer

Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

OJ1988 hat geschrieben:Wie kann man eigentlich Satzfetzen wie "das fühlbar Seiende" schreiben und dann noch auf "Absenden" klicken?
Weil es neben dem Verstand auch noch eine Intuition und eine sensorische Empfindungs- und Gefühlsebene gibt?
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famulus
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von famulus »

Candor hat geschrieben:@famulus: Das könntest Du bei vielen Sachverhalten sagen, z. B. welchen Mehrwert hat für Dich die Literaturwissenschaft? Es muss nicht alles für Dich persönlich einen Mehrwert haben, um eine Daseinsberechtigung zu erhalten. Ein Gott bräuchte auch nicht unsere Anerkennung, um zu sein. Dahingehend bin ich mit Dir einig, dass sich die Gottesfrage nicht davon ableitet, ob der Mensch ihn braucht, aber auch nicht, ob er ihn nicht braucht.
Wie kommt man denn dann überhaupt zum Glauben? Irgendwie ja am Ende doch nur durch äußere Einflüsse wie sein persönliches und regionales Umfeld.

Natürlich ist der Umstand, dass ich keinen Gott benötige, kein Beweis dafür, dass kein Gott existiert. Aber der Umstand, dass viele Menschen so etwas wie einen Gott benötigen, ist eine ganz passende Erklärung dafür, dass ein Gott erfunden wurde.

Außerdem war Ausgangspunkt doch sehr wohl dein Mehrwert, nämlich der dich beruhigende Glaube daran, deine Liebsten nach dem Tode wieder zu sehen. Und sicherlich auch daran, dass die eigene Existenz einen "Sinn" hat, der ihr von einer höheren Macht verliehen wurde.

Candor hat geschrieben:Weil es neben dem Verstand auch noch eine Intuition und eine sensorische Empfindungs- und Gefühlsebene gibt?
Dass die vom "Verstand" getrennt ist, ist aber eine bloße Behauptung. Am Ende lässt sich möglicherweise alles auf Biochemie und Elektrizität zurückführen?
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von OJ1988 »

Candor hat geschrieben:
OJ1988 hat geschrieben:Wie kann man eigentlich Satzfetzen wie "das fühlbar Seiende" schreiben und dann noch auf "Absenden" klicken?
Weil es neben dem Verstand auch noch eine Intuition und eine sensorische Empfindungs- und Gefühlsebene gibt?
Dass Religion "gefühlte Wahrheit" ist, war mir auch schon klar. Bei dieser Schlichtheit erübrigt sich aber jede Metaphysik.
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Vortex
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Vortex »

Candor hat geschrieben:Weil es neben dem Verstand auch noch eine Intuition und eine sensorische Empfindungs- und Gefühlsebene gibt?
Wenn es spürbar ist, ist es theoretisch beweisbar, weil es sich dann eben doch in der Realität manifestiert.

Und dann ziehen die Ausflüchte nicht mehr, denn im Grunde genommen würdest du sonst behaupten, dass du das Unfassbare erfassen könntest.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Mr_Black »

Candor hat geschrieben:[
Die Naturwissenschaft hat nicht die Parameter, um ein Phänomen "Gott" zu untersuchen, da dieses weit darüber hinausgeht, sonst wäre es nicht Gott im eigentlichen definitorischen Sinne.
In der Bibel werden werden eine Menge Vorgänge beschrieben, die sehr wohl naturwissenschaftlich untersuchbar wären, wenn Gott sie reproduzieren würde. Da spricht Gott aus brennden Büschen, da werden ganze Meere geteilt, da werden Städte dem Erdboden gleich gemacht, da wird Wasser in Wein verwandelt, über das Wasser gewandelt, da werden Tote zum Leben erweckt. Der Gott, den uns die Bibel nahebringt, hat sich mal sehr massiv eingemischt.

Mein Eindruck ist eher: Je weiter die Wissenschaft voranschreitet, um so mehr muss dieser Gott in das Unfassbare und schon per Dogma Unbeweisbare geschoben werden, damit er überhaupt noch einen Platz findet.
Zuletzt geändert von Mr_Black am Dienstag 1. November 2016, 10:25, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von famulus »

Aber doch nur metaphorisch!
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Mr_Black »

Der Gott den Bibel und Koran beschreiben ist jedenfalls auf der einen Seite ziemlich eifersüchtig, auf der anderen Seite könnte er jeden Zweifel über seine Existenz ausräumen, in dem er sich zeigt und diverse Religionsstreitigkeiten mal klärt.

Oder aber ihm ist das alles total egal, weil er für uns gar nicht erfassbar ist, dann waren aber die bestehenden Religionen ein paar tausend Jahre ziemlich auf dem Holzweg und haben mit ihren ganzen Geboten, Verboten und Kriegen die Menschheit ziemlich behindert.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von paul321 »

Mr_Black hat geschrieben:
Candor hat geschrieben:[
Die Naturwissenschaft hat nicht die Parameter, um ein Phänomen "Gott" zu untersuchen, da dieses weit darüber hinausgeht, sonst wäre es nicht Gott im eigentlichen definitorischen Sinne.
In der Bibel werden werden eine Menge Vorgänge beschrieben, die sehr wohl naturwissenschaftlich untersuchbar wären, wenn Gott sie reproduzieren würde. Da spricht Gott aus brennden Büschen, da werden ganze Meere geteilt, da werden Städte dem Erdboden gleich gemacht, da wird Wasser in Wein verwandelt, über das Wasser gewandelt, da werden Tote zum Leben erweckt. Der Gott, den uns die Bibel nahebringt, hat sich mal sehr massiv eingemischt.

Mein Eindruck ist eher: Je weiter die Wissenschaft voranschreitet, um so mehr muss dieser Gott in das Unfassbare und schon per Dogma Unbeweisbare geschoben werden, damit er überhaupt noch einen Platz findet.
Ich glaub das ist alles Altes Testament - das gilt ja sowieso nicht mehr. Die ein oder andere göttliche Einmischung kann man mittlerweile wohl auch wissenschaftlich erklären. Ich meine das rote Meer scheint bei bestimmten Wetter bzw. Windlagen tatsächlich teilbar zu sein.
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