Ja nun, was heißt verwerflicher? Rein Quantitativ führen Stalinisten, Maoisten und Rote Khmer: 6-7 Millionen hat der Holocaust ungefähr gefordert. Bei den genannten kommunistischen Regimes besteht weniger Konsens über die Höhe der Opferzahlen. Sagen wir konservativ 30 Millionen plus.Möchtest Du das erklären? Mir fällt es ehrlicherweise schwer, mir etwas verwerflicheres als den Holocaust auch nur vorzustellen.
So. Das wäre dann also das. Ob es nun "schlimmer" ist 30 Millionen umzubringen, als 7 Millionen? Man kann wohl eher sagen, dass es sich hier um ein Maximum an Verwerflichkeit handelt, dass man nicht im Vergleich zueinander in eine Rangordnung bringen kann.
Dann sind natürlich die Kriegstoten hier ausgeblendet, bei denen der NS dann dramatisch aufholt. Bis zum 2. WK galten Angriffskrieg ja international noch nicht unstrittig als Verbrechen. Viele kommunistische Todesopfer sind auch nicht unbedingt durch planvolle Vernichtung, sondern durch Mängel der Planwirtschaft und daraus resultierende Hungersnöte umgekommen. Wenn man will, kann man das als mildernd betrachten. Manchmal wurden sich Hungersnöte allerdings auch als Vernichtungsmittel bedient, wie im Holodomor.
Man kann auch die Gaskammern und die industrielle Durchführung der Tötung als besonders verwerfliche Methode der Massenvernichtung betrachten. Allerdings kann man das auch für die besonders primitven Tötungsmethoden der Roten Khmer sagen.
Zugunsten der Kommunisten kann man vielleicht noch anführen, dass diese ihre Opferzahlen auf eine um ein Vielfaches größere Gesamtbevölkerung und einen längeren Zeitraum gerechnet produziert haben.
Naja, Mord ist Mord und Massenmord ist Massenmord. Insofern muss ich meine Aussage wohl dahingehend ändern, dass linke wie rechte Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf einer Stufe stehen.
Deshalb bin ich aber nicht der Meinung, dass rechtes oder linkes Gedankengut nicht auch verwirklicht werden kann, ohne in derartigen Verbrechen zu resultieren. Es wäre nur schön, wenn sich Leute, die sich in eine gewisse Tradition stellen, wenigsten mal davon distanzieren würden.