Bundestagswahl 2017.

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Kasimir
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Kasimir »

JS hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:Du scheinst mir das Ganze etwas durch eine rosarote (bzw. rotrote) Brille zu betrachten. Das Schulz offensichtlich sympathischer als Merkel rüberkommt, ist durch nichts belegt. In den derzeitigen Umfragen (z.B. ARD-Deutschlandtrend) liegen die beiden maximal gleich auf. In vielen Umfragen führt Merkel und das obwohl Schulz eigentlich das Momentum haben müsste. Deine persönliche Meinung deckt sich nicht mit den Fakten.
Überhaupt nicht. Im Deutschlandtrend von Anfang Februar lag Schulz bei der Direktwahlfrage bei 50 %, Merkel nur bei 34 %. Das ist ein deutlicher Abstand zugunsten von Schulz, woraus ich schließe, dass er sympathischer rüberkommt als Merkel. Und Zustimmungswerte der Spitzenkandidaten sind ein großer Einflussfaktor des Wahlausgangs. Natürlich ist das nur eine Momentaufnahme. Sympathie ist schnell verspielt.
Kasimir hat geschrieben: Ich persönlich finde Merkel deutlich sympathischer als Schulz, obwohl ich sicherlich nicht in Verdacht gerate, CDU-Anhänger zu sein. Merkel verkörpert für mich einen sachlichen Politikstil und sie ist vor allem international so anerkannt, wie noch kein deutscher Kanzler zuvor. Der Independent schrieb zuletzt, dass Merkel nun "leader of the free world" sei und in der NYT lese ich ausnahmslos positive Artikel über Merkel.
Merkels internationales Ansehen hilft ihr wenig, da die Bundestagswahl und nachfolgend die Bundeskanzlerwahl in Deutschland stattfinden und entschieden werden.
Kasimir hat geschrieben:Zudem liegt die SPD seit der letzten Wahl durchschnittlich bei rund 25% und ca. 6 Prozentpunkte hinter der Union. Auch nach der Nonimierung von Schulz misst allein Emnid ein Kopf-an-Kopf-Rennen.http://www.wahlrecht.de/umfragen/
Nun ist es passiert. Bei der aktuellen INSA-Umfrage liegt die SPD mit 31 % vor der CDU/CSU mit 30 %. Das hat es bei INSA noch nie, bei Infratest Dimap zuletzt am 05.10.2006 (33 zu 30), bei GMS noch nie, bei der Forschungsgruppe Wahlen zuletzt am 13.09.2002 (40 zu 37), bei Forsa zuletzt am 01.11.2006 (29 zu 28), bei Emnid zuletzt am 18.10.2006 (31 zu 29) und bei Allensbach zuletzt am 17.08.2010 (32 zu 31) gegeben. Hätte ich vor der Schulz-Nominierung nicht für möglich gehalten.

Was ich nur sage ist, dass der Wahlausgang in vielerlei Hinsicht offen ist. Eine ausgemachte Sache ist es nicht. Dass Schulz SPD-Kanzlerkandidat ist und nicht Gabriel, der viel schlechtere Werte hatte als Schulz jetzt, hat es spannender gemacht.

Für am wahrscheinlichsten halte ich dennoch nach wie vor, dass es am Ende eine Große Koalition mit einer Bundeskanzlerin Merkel geben wird.
http://www.berliner-zeitung.de/politik/spd-umfragehoch--meinungsforscher-stellt-den-juengsten-trend-in-frage-25688356 (Verwaister Link automatisch entfernt)
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von chaosm21 »

Urs Blank hat geschrieben:Da über politische Absichten des Aspiranten Schulz noch nichts bekannt ist (außer dem Streben nach Gerechtigkeit), scheidet eine inhaltliche Auseinandersetzung derzeit aus.
Wenn es so weitergehen sollte wie jetzt, wäre es klug von ihm, vor der Wahl auch keine politischen Absichten zu äußern. Da selbiges in vielen Bereichen für Mutti gilt, werden die Kanzlerduelle wohl sterbenslangweilig.
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Levi
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Levi »

Kasimir hat geschrieben: http://www.berliner-zeitung.de/politik/spd-umfragehoch--meinungsforscher-stellt-den-juengsten-trend-in-frage-25688356 (Verwaister Link automatisch entfernt)
Wenn nicht irgendwelche unvorhergesehene Katastrophen passieren, wird das Wahlergebnis der SPD sicherlich über 30 Prozent liegen - und voraussichtlich wird sie damit (wegen der Unionskonkurrenz der AfD) auch stärkste Partei werden. Bislang fehlte der SPD einfach nur ein überzeugender Anti-Merkel (den es nun gibt) und der Glaube daran, einen Kanzlerwechsel tatsächlich erreichen zu können. Die Mobilisierungsfähigkeit bei der eigenen Stammwählerschaft wird hoch sein und damit diejenigen Teile der SPD-Wählerschaft, die 2009/2013 nicht zur Wahl gegangen sind, wieder ansprechbar sein. 30+ Prozent für die SPD sind im Übrigen nun wirklich nicht besonders viel, - und im historischen Vergleich immer noch ein eher mäßiges Ergebnis. 

Entscheidend werden auch die kommenden Landtagswahlen sein: Wird schwarz-rot im Saarland durch r2g oder gar r2 abgelöst (wonach es im Moment aussieht), hat r2g im Bundesrat wieder die absolute Mehrheit und damit eine wichtige Voraussetzung für einen echten Politikwechsel (auch bei zustimmungspflichtigen Gesetzen). NRW und SH dürften mit dem Schulz-Faktor zu halten sein. Spätestens nach den (voraussichtlich verlorenen) Wahlen in NRW und SH wird in der CDU/CSU dann Panik ausbrechen und es zu hektischen Diskussionen über den richtigen Kurs kommen. U. U. wird sogar die "Rote-Socken-Kampagne" wieder aus der historischen Mottenkiste gezaubert. Für die Mobilisierung der SPD-Wähler kann das nur gut sein. 

Wer am Ende die Nase vorn hat, wird man sehen müssen (ich persönlich tippe auf Schulz); SPD und CDU/CSU werden jeweils zwischen 30 und 35 Prozent liegen (zusammen aber unter 65 Prozent). 
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Kasimir »

Levi hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben: http://www.berliner-zeitung.de/politik/spd-umfragehoch--meinungsforscher-stellt-den-juengsten-trend-in-frage-25688356 (Verwaister Link automatisch entfernt)
Wenn nicht irgendwelche unvorhergesehene Katastrophen passieren, wird das Wahlergebnis der SPD sicherlich über 30 Prozent liegen - und voraussichtlich wird sie damit (wegen der Unionskonkurrenz der AfD) auch stärkste Partei werden. Bislang fehlte der SPD einfach nur ein überzeugender Anti-Merkel (den es nun gibt) und der Glaube daran, einen Kanzlerwechsel tatsächlich erreichen zu können. Die Mobilisierungsfähigkeit bei der eigenen Stammwählerschaft wird hoch sein und damit diejenigen Teile der SPD-Wählerschaft, die 2009/2013 nicht zur Wahl gegangen sind, wieder ansprechbar sein. 30+ Prozent für die SPD sind im Übrigen nun wirklich nicht besonders viel, - und im historischen Vergleich immer noch ein eher mäßiges Ergebnis. 

Entscheidend werden auch die kommenden Landtagswahlen sein: Wird schwarz-rot im Saarland durch r2g oder gar r2 abgelöst (wonach es im Moment aussieht), hat r2g im Bundesrat wieder die absolute Mehrheit und damit eine wichtige Voraussetzung für einen echten Politikwechsel (auch bei zustimmungspflichtigen Gesetzen). NRW und SH dürften mit dem Schulz-Faktor zu halten sein. Spätestens nach den (voraussichtlich verlorenen) Wahlen in NRW und SH wird in der CDU/CSU dann Panik ausbrechen und es zu hektischen Diskussionen über den richtigen Kurs kommen. U. U. wird sogar die "Rote-Socken-Kampagne" wieder aus der historischen Mottenkiste gezaubert. Für die Mobilisierung der SPD-Wähler kann das nur gut sein. 

Wer am Ende die Nase vorn hat, wird man sehen müssen (ich persönlich tippe auf Schulz); SPD und CDU/CSU werden jeweils zwischen 30 und 35 Prozent liegen (zusammen aber unter 65 Prozent). 
Irgendwie macht es nicht so viel Spaß mit Leuten zu diskutieren, die Ergebnisse durch ihre Parteibrille voraussagen wollen.

Die SPD liegt seit 2013 bei durchschnittlich 25,x%. Jetzt gibt es genau eine Umfrage, die sie nach Schulz - also mit Momentum - bei 31% sieht und du sagst, das das Wahlergebnis der SPD sicherlich über 30% liegen wird, wenn nicht noch irgendwelche unvorhergesehenen Katastrophen passieren? Das ist doch absurd.

Die AfD nimmt nicht nur der CDU Stimmen ab, sondern vor allem der Linken und dem Lager der Nichtwähler. Die CDU wird durch die AfD sicherlich Stimmen verlieren, aber auch Stimmen von wertkonservativen Gründen-Wählern erhalten, die r2g nicht wollen. Und die Grünen werden sich - gerade bei dem jetzigen Spitzenduo - nicht für r2g opfern.

Und zu NRW: Kraft ist total unbeliebt und zudem bundespolitisch isoliert. Sie kann nicht mit Schulz und hat sich früh für Gabriel als KK ausgesprochen. Die CDU hat mit Laschet dieses mal einen linkeren Kandidaten als damals mit Röttgen. Rot-Grün liegt in NRW derzeit bei 42 Prozent (31 SPD, 11 Grüne). Aufgrund eines Anteils von nur 1-2% bei den sonstigen Parteien, ist Rot-Grün derzeit illusorisch. Die Linken liegen zudem bei 5%, d.h. sie sind die einzige Partei, die derzeit um den Einzug in den Landtag bangen müsste, während die FDP bei 7 und die Afd bei 12 liegt. (Umfrage vom 27.01.).

Wie gesagt, ein Lagerwahlkampf wird meines Erachtens an den Grünen scheitern, die sich eher Richtung Schwarz-Grün orientieren.

Daher wird es entweder eine GroKo werden oder Schwarz-Grün, in beiden Fällen mit Merkel als Kanzlerin.

P.S.: Ich bin weder SPD noch CDU-Wähler und nehme daher in Anspruch, das etwas unbefangener zu sehen.
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von OJ1988 »

Levi hat geschrieben:Wenn nicht irgendwelche unvorhergesehene Katastrophen passieren, wird das Wahlergebnis der SPD sicherlich über 30 Prozent liegen - und voraussichtlich wird sie damit (wegen der Unionskonkurrenz der AfD) auch stärkste Partei werden.
Put your money where your mouth ist: Derzeit hast du für diese Ergebnisse noch ganz gute Quoten bei bwin & Co. Mein Tipp: Jetzt zuschlagen und nach dem erwartbaren Wahlsieg von Schulz hier genüsslich den Tippschein posten.
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[enigma]
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von [enigma] »

Kasimir hat geschrieben:
Die AfD nimmt nicht nur der CDU Stimmen ab, sondern vor allem der Linken und dem Lager der Nichtwähler. Die CDU wird durch die AfD sicherlich Stimmen verlieren, aber auch Stimmen von wertkonservativen Gründen-Wählern erhalten, die r2g nicht wollen. Und die Grünen werden sich - gerade bei dem jetzigen Spitzenduo - nicht für r2g opfern.
Es wird viel vom Wahlkampf abhängen. Wenn Schulz es richtig macht, wird aber eher die SPD der AfD Stimmen (bezogen auf aktuelle Umfragewerte) abnehmen können. Dass die SPD stärkste Kraft wird, glaube ich allerdings auch (noch) nicht.
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Pillendreher
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Pillendreher »

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Levi
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Levi »

Kasimir hat geschrieben:Irgendwie macht es nicht so viel Spaß mit Leuten zu diskutieren, die Ergebnisse durch ihre Parteibrille voraussagen wollen.
Die SPD liegt seit 2013 bei durchschnittlich 25,x%. Jetzt gibt es genau eine Umfrage, die sie nach Schulz - also mit Momentum - bei 31% sieht und du sagst, das das Wahlergebnis der SPD sicherlich über 30% liegen wird, wenn nicht noch irgendwelche unvorhergesehenen Katastrophen passieren? Das ist doch absurd.
 

Absurd erscheint es mir eher anzunehmen, dass die SPD mit 25,x % ihr Wählerpotential bereits vollständig ausgeschöpft hat. Dem widersprechen sowohl die historischen Wahlergebnisse auf Bundesebene vor 2009 als auch die Wahlergebnisse in den Ländern als auch der Vergleich mit anderen europäischen Ländern. 30-35 % sind für die größte progressive Partei durchaus realistisch. Der SPD fehlte bislang jedoch ein Sympathieträger an der Spitze, der mit Schulz nunmehr aufgebaut werden kann. Die anderen Umfrageinstitute werden sich in den nächsten Monaten daher dem INSA-Ergebnis immer mehr annähern und dieses eher noch überbieten. 
Die AfD nimmt nicht nur der CDU Stimmen ab, sondern vor allem der Linken und dem Lager der Nichtwähler. Die CDU wird durch die AfD sicherlich Stimmen verlieren, aber auch Stimmen von wertkonservativen Grünen-Wählern erhalten, die r2g nicht wollen. Und die Grünen werden sich - gerade bei dem jetzigen Spitzenduo - nicht für r2g opfern.
 

Und was hat das jetzt alles mit den Stimmenanteilen der SPD zu tun? 

Der "Vorteil" der SPD ist, dass sie mit (bundesweit) 23-25 % den Boden gefunden  hat. Wer sie da noch wählt, gehört zu den "Unverbesserlichen" und wählt sie auch 2017. Wer zu einer anderen Partei hätte wechseln wollen, hätte es längst getan. Es kann daher für die SPD - anders als für die anderen Parteien - nur aufwärts gehen. 
Und zu NRW: Kraft ist total unbeliebt und zudem bundespolitisch isoliert. Sie kann nicht mit Schulz und hat sich früh für Gabriel als KK ausgesprochen. Die CDU hat mit Laschet dieses mal einen linkeren Kandidaten als damals mit Röttgen. Rot-Grün liegt in NRW derzeit bei 42 Prozent (31 SPD, 11 Grüne). Aufgrund eines Anteils von nur 1-2% bei den sonstigen Parteien, ist Rot-Grün derzeit illusorisch. Die Linken liegen zudem bei 5%, d.h. sie sind die einzige Partei, die derzeit um den Einzug in den Landtag bangen müsste, während die FDP bei 7 und die Afd bei 12 liegt. (Umfrage vom 27.01.).
 

Die Umfragen stammen noch aus der Zeit vor Schulz. Im Übrigen hat Kraft schon einmal eine Minderheitsregierung angeführt. Ich traue ihr das auch ein weiteres Mal zu (oder alternativ die Bildung einer Ampel-Koalition). 

Eine große Koalition in NRW halte ich - so kurz vor der Bundestagswahl - dagegen für höchst unwahrscheinlich; das bundespolitische Signal wäre zu drastisch und würde nur die politischen Ränder stärken. Eine andere Machtoption für die NRW-CDU (als eine große Koalition) sehe ich derzeit nicht. 
Wie gesagt, ein Lagerwahlkampf wird meines Erachtens an den Grünen scheitern, die sich eher Richtung Schwarz-Grün orientieren. Daher wird es entweder eine GroKo werden oder Schwarz-Grün, in beiden Fällen mit Merkel als Kanzlerin.
 

Wie soll denn Schwarz-Grün rechnerisch funktionieren? Dazu müssten CDU/CSU und/oder Grüne massiv an Stimmen zulegen - aber auf wessen Kosten? In Frage käme hier eigentlich nur die AfD und daran glaube ich nicht. AfD-Anhänger sind typischerweise strikt gegen Merkel und "grünen Genderwahn"; warum sollten sie diese also plötzlich unterstützen? Eher halte ich noch einen Wechsel von der AfD zu Schulz für plausibel (weil er für die Option steht, Merkel abzulösen). 

Dass am Ende wieder eine Große Koalition auf Bundesebene steht, halte auch ich derzeit für die realistischste Option. An r2g auf Bundesebene glaube ich noch nicht. Die Frage ist nur, wer die Groko anführen wird. Und da tippe ich jetzt halt einfach mal auf Schulz. 
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JS
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von JS »

Kasimir hat geschrieben:http://www.berliner-zeitung.de/politik/spd-umfragehoch--meinungsforscher-stellt-den-juengsten-trend-in-frage-25688356 (Verwaister Link automatisch entfernt)
Ich halte die Analyse für nicht besonders seriös. Nicht nur INSA sondern auch Infratest dimap, Emnid und Forsa weisen starke Zuwächse bei der SPD aus. Und die Werte sind viel volatiler geworden als sie es früher mal waren. Das macht vieles möglich. Es kann schnell rauf, allerdings auch schnell wieder runter gehen. Und das nicht nur in Umfragen sondern auch bei Wahlen. Man muss sich nur mal die Veränderungen von der BTW 2005 zur BTW 2009 und von dieser zur BTW 2013 anschauen im Vergleich zu Veränderungen zwischen früheren BTWs.

Und von "Nichts-Tun" zu sprechen ist ohnehin abwegig. Die Bestimmung eines Spitzenkandidaten ist alles andere als das und hat im konkreten Fall große Aufmerksamkeit gebracht.

Außerdem übersieht Schöppner die aktuell viel besseren Werte von Schulz gegenüber Merkel bei der Direktwahlfrage. Ich habe eben gesucht und gefunden, dass Merkel 2013 unmittelbar vor der Bundestagswahl 2013 bei Emnid bei 50 % und Steinbrück bei 27 % lag. Man darf davon ausgehen, dass diese Werte zum guten Abschneiden der CDU/CSU mit über 40 % und dem mäßigen Abschneiden der SPD mit gut 25 % beigetragen haben.

Das alles heißt wie gesagt nicht, dass die SPD und Schulz die großen Wahlsieger werden. Das kann sein, seriös kann das aber heute noch keiner sagen. Bis zum 24.09. wird noch einiges passieren.
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von hlubenow »

Allerdings: Man wird von Schulz eine Meinung zum Flüchtlingsthema erwarten. Und da kann er eigentlich nur verlieren.
Wenn er z.B. sagt, "War gut so, wie Merkel das bisher gemacht hat", ist er keine Wahlalternative, und die Leute sagen "Kann ja 'eh nichts machen, wollen alle dasselbe außer der AfD (und der Plagiats-CSU im Ansatz)". Sagt er "Grenzen dicht!", ist er der Buhmann. Laviert er dazwischen rum, will das auch keiner.
Schon blöd ...
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Levi
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Levi »

Levi hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:Irgendwie macht es nicht so viel Spaß mit Leuten zu diskutieren, die Ergebnisse durch ihre Parteibrille voraussagen wollen.
Die SPD liegt seit 2013 bei durchschnittlich 25,x%. Jetzt gibt es genau eine Umfrage, die sie nach Schulz - also mit Momentum - bei 31% sieht und du sagst, das das Wahlergebnis der SPD sicherlich über 30% liegen wird, wenn nicht noch irgendwelche unvorhergesehenen Katastrophen passieren? Das ist doch absurd.
 

Absurd erscheint es mir eher anzunehmen, dass die SPD mit 25,x % ihr Wählerpotential bereits vollständig ausgeschöpft hat. Dem widersprechen sowohl die historischen Wahlergebnisse auf Bundesebene vor 2009 als auch die Wahlergebnisse in den Ländern als auch der Vergleich mit anderen europäischen Ländern. 30-35 % sind für die größte progressive Partei durchaus realistisch. Der SPD fehlte bislang jedoch ein Sympathieträger an der Spitze, der mit Schulz nunmehr aufgebaut werden kann. Die anderen Umfrageinstitute werden sich in den nächsten Monaten daher dem INSA-Ergebnis immer mehr annähern und dieses eher noch überbieten.  
Und es geht weiter mit Forsa: http://spon.de/aeU4e
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von JS »

Der Soundtrack von Merkel und Schulz: http://m.rp-online.de/einzelbild/id-13.8440295.1486498860.html (Verwaister Link automatisch entfernt) :D
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Micha79 »

Die Nominierung von Schulz war wahltaktisch die beste Entscheidung der SPD, soviel ist klar. Aber bis September fließt noch viel Wasser den Bach herunter oder so.

Schulz wird alles tun, um an die Macht zu kommen. Für Rot-Rot-Grün wird es aber mit Afd und FDP eng werden.
Es deutet wieder alles auf eine GroKo hin, die Frage ist: wer stellt den Kanzler?
Ich halte Schulz für einen Opportunisten und Funktionär, Mainstream-SPD. Was genau macht ihn anders als EU-Parlamentspräsidenten als jeden anderen?

Wer es besser kann, wird jeden Tag und jedes Jahr am Vergleich NRW-Bayern deutlich:
NRW: Stagnation, Verschuldung (oh, letztes Jahr ein ausgeglichener Haushalt, wie toll - die bisherigen Schulden zählen ja nicht), 6,5 Prozent Grunderwerbsteuer (fast verdoppelt innerhalb von 4 Jahren), Abiturverschenkeritis, trotzdem (oder gerade deshalb) miese Leistungen bei PISA.

Bayern: 3,5 Prozent GrESt, in allen relevanten wirtschaftlichen/innenpolitischen Kennzahlen kontinuierlich und deutlich besser.

Übrigens: soziale Gerechtigkeit ist in Bayern eher vorhanden, gerade wegen der besseren (kostenlosen) Schulen. Arme Menschen bekommen in Bayern für das gleiche Geld bessere Schulen und auch im Übrigen bessere öffentliche Einrichtungen, bessere (weil mit mehr Geld ausgestattete) Justiz/Polizei, bessere Hochschulen.

Die CDU täte gut daran, diesen faktenbasierten Ansatz im Wahlkampf stärker zu betonen. An Beispielen für wirtschaftlich erfolgreichen Staatsaführung hat die SPD in jüngster Zeit (wie auch in der Vergangenheit meistens) sehr wenig vorzuweisen. Ironischerweise war die beste SPD-Regierung die von Schröder; aber dessen Verdienste werden ja jetzt dämonisiert.
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von hlubenow »

Micha79 hat geschrieben:Übrigens: soziale Gerechtigkeit ist in Bayern eher vorhanden, gerade wegen der besseren (kostenlosen) Schulen. Arme Menschen bekommen in Bayern für das gleiche Geld bessere Schulen und auch im Übrigen bessere öffentliche Einrichtungen, bessere (weil mit mehr Geld ausgestattete) Justiz/Polizei, bessere Hochschulen.
Die CDU täte gut daran, diesen faktenbasierten Ansatz im Wahlkampf stärker zu betonen.
Hat bloß noch nie jemanden überzeugt. Honecker blieb trotz schwacher Wirtschaftsleistung bei seinem System. Und Strauß wurde 1980 trotz seiner Erfolge in Bayern nicht Bundeskanzler. Tja.
Micha79 hat geschrieben:Ich halte Schulz für einen Opportunisten und Funktionär, Mainstream-SPD. Was genau macht ihn anders als EU-Parlamentspräsidenten als jeden anderen?
Er guckt freundlicher. :D
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Re: Bundestagswahl 2017.

Beitrag von Levi »

Micha79 hat geschrieben:Übrigens: soziale Gerechtigkeit ist in Bayern eher vorhanden, gerade wegen der besseren (kostenlosen) Schulen. Arme Menschen bekommen in Bayern für das gleiche Geld bessere Schulen und auch im Übrigen bessere öffentliche Einrichtungen.
Entschuldigung, dass ich lache. Bild
In keinem anderen Bundesland ist es für ein Arbeiterkind derart schwer - genau genommen sogar praktisch ausgeschlossen - Abitur zu machen, wie in Bayern. Vgl. nur den Chancenspiegel der Bertelsmann-Stiftung http://www.bertelsmann-stiftung.de/file ... assung.pdf
NRW ist im Bundesvergleich zwar auch nicht berauschend, steht aber immer noch deutlich besser da als Bayern. Die höchste soziale Durchlässigkeit weisen die neuen Bundesländer auf.

Soziale Gerechtigkeit im Bayerischen Bildungssystem? Fehlanzeige.
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