Rechte Umtriebe in der Bundeswehr

[[enigma]]

Es geht nicht um das Auftauchen eines Wehrmachtshelms. Wenn die BW sich kritisch mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt und beispielsweise ne Ausstellung über die Wehrmacht veranstaltet oder sonstwie Aufklärung betreibt, ist das kein Problem. Wenn aber Insignien der Wehrmacht mit Stolz präsentiert werden, ist das ein Problem. Wenn auch für sich noch nicht zwingend ein strukturelles Problem, das können natürlich immer Einzelfälle sein.

Richtig problematisch wird es aber spätestens dann, wenn solche Vorfälle vertuscht oder verharmlost werden. Es ist nun mal nicht hinnehmbar, dass ein deutscher Offizier, der selbst französischen Professoren mit seinen Nazithesen auffällt, bei der BW nicht mal mit einem Aktenvermerk rechnen muss und weiter Karriere machen kann. Das wirft übrigens auch ein schlechtes Licht auf die 99% der Bundeswehr, die mit solchem Mist nichts zu tun haben. Du wunderst dich über Vorurteile und komische Blicke, die eine BW-Uniform teilweise auf sich zieht. Genau daran liegt das. Wenn die BW ihre gesellschaftliche Akzeptanz verbessern will, kann sie sich solche Fehltritte nicht leisten.

[dumdum]

Naja - manches ist halt seltsam...

Was ich mich dann halt z.B. schon öfters gefragt hab: Warum bekommt alles was in Deutschland auf Kette fährt eigentlich noch immer einen Tier - meist Katzen-Namen....

Ich finde das baut viel mehr Nähe auf, als ausgestelltes Kleinzeug...

[hlubenow]

Wenn die BW sich kritisch mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt und beispielsweise ne Ausstellung über die Wehrmacht veranstaltet oder sonstwie Aufklärung betreibt, ist das kein Problem.

Ich hatte das immer so verstanden, daß die Bundeswehr mit der Wehrmacht gar nichts zu tun haben will, und daß sie sie also auch nicht als "ihre Vergangenheit" begreift.

Hier finde ich:

Die Bundeswehr sieht sich in der Tradition jener Männer und Frauen im Widerstand gegen Adolf Hitler und das NS-Unrechtsregime, die versucht haben, den Verbrechen und einem sinnlosen Krieg aus innerer Überzeugung und Einsicht in das Unrecht ein Ende zu setzen.

Das Attentat am 20. Juli 1944 hat gezeigt, dass echter Gehorsam die Pflicht zum Widerstand gegen Unrecht beinhaltet. Die Wehrmacht als Institution kann aber für die Bundeswehr keine Tradition begründen.

Ich hätte noch mehr Distanz vermutet, und also auch kein Anknüpfen an die preußischen Armeen ("Preußische Heeresreform" dort").

Die Bundeswehr wurde erst 1955 gegründet. Bis dahin war gar nicht klar, ob Deutschland nach '45 überhaupt wieder eine Armee haben sollte.
Wenn es überhaupt eine Armee geben sollte, dann sollte diese natürlich so wenig wie möglich - am besten gar nichts - mit der Wehrmacht zu tun haben.
Interessant auch der Wiki-Eintrag zu "Stunde Null".

Gleichzeitig war auch völlig klar, daß die Bundeswehr rein zur Verteidigung des Landes war, und keinesfalls irgendwo andershin entsandt werden konnte, gar in Gebiete, in denen Wehrmacht oder auch deutsche Kolonialtruppen gewütet hatten.
Es ist immer noch ein Skandal, daß die Regierungen Schröder und Merkel davon abgerückt sind. Im Grunde können sie, wenn sie schon so etwas tun, auch ruhig an die Tradition der Wehrmacht anknüpfen. Denn wenn sie den Krieg in andere Länder tragen, ganz gleich aus welchem Grund, ist das, was sie machen, nicht besser als das, was die Wehrmacht gemacht hat.

So, und jetzt geh' ich wählen.

[dumdum]

Hallo,

was ich mich gerade frage und keine Antwort finde:

Wenn man nun Kasernen durchsucht und Wehrmachtsgeraffel wie Stahlhelme usw. entseckt, die aber keine verbotenen Symbole oder Gegenstände sind, können die sicher insoweit entfernt werden, als die Bundeswehr Hausrecht durchsetzt ...(in de Französischen Kaserne schon schwieriger)...

Aber, solange keine Strafrechtsnorm verletzt wurde - kan (darf) doch eigentlich auch keine rückwirkende Disziplinarmaßnahme ergriffen werden, da das Ausstellen ja zumindes bisher geduldet wurde...

Was soll da jaetz also - außer großer Hausputz - da nun warum ermittelt werden.

Was passiert z.B. mit dem Hauptfeld , der im Kombogebäude seine Helmsammlung ausgestellt hatte?

[Tibor]

Vor 1955 war bei der Wiederbewaffungsdiskussion auch von bundesdeutscher Wehrmacht die Rede.

[hlubenow]

Vor 1955 war bei der Wiederbewaffungsdiskussion auch von bundesdeutscher Wehrmacht die Rede.

Na ja, weil man halt noch keinen besseren Begriff hatte: Du kannst "bundesdeutsche Wehrmacht" auch zu "Bundes Wehr" zusammenziehen.

[Tobias__21]

So, und jetzt geh' ich wählen.

Es ist falsch Franzose zu sein! (Schleswig-Holsteiner ist aber ok )

[Ara]

Aber, solange keine Strafrechtsnorm verletzt wurde - kan (darf) doch eigentlich auch keine rückwirkende Disziplinarmaßnahme ergriffen werden, da das Ausstellen ja zumindes bisher geduldet wurde...

Warum nicht?

Disziplinarmaßnahmen werden auch ergriffen wenn die Stiefel nicht geputzt sind. Mir ist keine Strafrechtsnorm bekannt, die das sanktioniert. Eine "Duldung" wäre mir neu.

Davon abgesehen geht es auch eher darum, dass das Material beseitigt wird und nicht um die Sanktionierung der Soldaten.

[Justitian]

Durch den Thread bin ich noch mal auf die Unterscheidung von Grund- und Betriebsverhältnis gekommen und habe gesehen, dass diese nicht nur bei § 35 VwVfG sondern auch beim Grundrechtseingriff diskutiert wird. Das hatte ich gar nicht so präsent, ist es wirklich hM. dass bei Maßnahmen im Betriebsverhältnis kein Eingriff vorliegt?

[dumdum]

Aber, solange keine Strafrechtsnorm verletzt wurde - kan (darf) doch eigentlich auch keine rückwirkende Disziplinarmaßnahme ergriffen werden, da das Ausstellen ja zumindes bisher geduldet wurde...

Warum nicht?

Disziplinarmaßnahmen werden auch ergriffen wenn die Stiefel nicht geputzt sind. Mir ist keine Strafrechtsnorm bekannt, die das sanktioniert. Eine "Duldung" wäre mir neu.

Du machst mir echt Angst!

...(darf) doch eigentlich auch keine rückwirkende Disziplinarmaßnahme ergriffen werden, da das Ausstellen ja zumindes bisher geduldet wurde ..

Ich hab das wesentliche mal wieder mit den Buntstiften ...
Die Sache mit dem Schuhputz und dem fitzelchen Dreck aus der Entlastungrille(oder wie das nochmal hieß) im Patronenlager ist ja offiziell keine nachträgliche Schikane (und auch rechtlich keine Disziplinarmaßnahme) sondern da gab es vorher einen Befehl oder eine Dienstvorschrift - und nachher wird gemeckert...

Hätte mir letzte Woche jemand gesagt - "hey in der XY-Kaserne stehen alte Stahlhelme in einer Vitrine in der Kantine", hätte ich gesagt "echt ? Schildkrötenrennen war bei uns verboten " und dann er " nein - die sind da zum anschauen ausgestellt"...

Mindestens geduldet -> So'ne Vitrinre taucht ja nicht übernacht , entgegen eines Verbots plötlich in der Kantne auf...
Geladene Pistolen sind in der Kantine verboten - da hab ich auch mal einen Anschiss bekommen - von ollen Stahlhelmen hätt ich auch nix gewusst...

[[enigma]]

Selbstverständlich gehört die Wehrmacht zur Geschichte der Bundeswehr. Es war ja auch gar nicht möglich, 55 tatsächlich bei 0 anzufangen. Es wurden natürlich Strukturen und auch Personal übernommen.

[hlubenow]

Selbstverständlich gehört die Wehrmacht zur Geschichte der Bundeswehr.

Die Wehrmacht gehört so wenig zur Geschichte der Bundeswehr wie die Nürnberger Gesetze zur Geschichte des Grundgesetzes.

Man wollte 1945 einen Schlußstrich ziehen und ganz neu anfangen, und sollte das der Bundesrepublik auch zugestehen.

Du versuchst hier, uns die DDR-Interpretation der Geschehnisse unterzuschieben, aber das wird Dir nicht gelingen.

[[enigma]]

Selbstverständlich gehört die Wehrmacht zur Geschichte der Bundeswehr.

Die Wehrmacht gehört so wenig zur Geschichte der Bundeswehr wie die Nürnberger Gesetze zur Geschichte des Grundgesetzes.

Man wollte 1945 einen Schlußstrich ziehen, und sollte das der Bundesrepublik auch zugestehen.

Das ist Unsinn. Insbesondere Art. 1 GG entstand natürlich (auch) unter dem Eindruck der Nürnberger Gesetze.

[hlubenow]

Insbesondere Art. 1 GG entstand natürlich (auch) unter dem Eindruck der Nürnberger Gesetze.

Ja, aber er stand eben nicht in deren Tradition, sondern in scharfer Opposition dazu.

[[enigma]]

Eben. Und deshalb gehört die Naziherrschaft inklusive Nürnberger Gesetze zur Geschichte des Grundgesetzes.