Samson hat geschrieben:Levi hat geschrieben:sai hat geschrieben:Levi hat geschrieben:
(2) Das mit den reihenweise angeblich überforderten Eltern halte ich im Übrigen für eine Legende. Sicherlich gibt es einzelne solcher Fälle, aber sie sind die Ausnahme. Wäre es anders, müsste man sich ernsthaft die Frage stellen, wie man es überhaupt verantworten kann, dass Menschen Kinder in die Welt setzen und diese erziehen, warum sie wählen dürfen, ihre Steuerklärung machen müssen und Kraftfahrzeuge führen dürfen, wenn sie selbst nach entsprechender Beratung und Empfehlung der Schulbehörden mit der Entscheidung überfordert sind, welche Schulart ihr Kind besuchen soll.
Ich finde es interessant, dass ich dir hier zwei konkrete Aussagen von Leuten aus der Praxis gebe, einem Sonderschullehrer und einem Rollstuhlfahrer, die genau das Gegenteil von deinen Aussagen bestätigen und du tust das als "Legende" ab.
Man kann sich seine rosarote Gutmenschenwelt anscheinend genau so zurecht biegen, wie es einem gerade ins Konzept passt.
Die angeblichen Aussagen und Meinungen irgendwelcher anonymer Personen interessieren mich gemeinhin nicht besonders, und schon gleich gar nicht interessieren mich diese Aussagen dann, wenn sie im Widerspruch zur einhelligen Meinung des gesellschaftspolitischen Mainstreams und dem Menschenbild des Grundgesetzes stehen.
Das Grundgesetz (Art. 6 Abs. 2 Satz 1, Abs. 3 GG) und das sonstige einschlägige Recht gehen einhellig davon aus, dass Eltern grundsätzlich in der Lage und Willens sind, ihre Kinder zu erziehen und zu vertreten.
Die gegenteilige Einschätzung erscheint mir weder plausibel noch mit den gesellschaftlichen Grundwerten in Deutschland vereinbar.
Jedenfalls bedarf es hier schon deutlich mehr, um meine Meinung zu ändern, als die Aussage irgendeines anonymen Sonderschullehrers.
Das dies "einhellige Meinung des gesellschaftspolitischen Mainstreams" ist, wird bestritten.
OK, beginnen wir mit der CDU:
"Das Leitbild der CDU zur inklusiven Bildung
Die Christlich Demokratische Union erachtet das christliche Menschenbild als Grundlage ihrer Politik. Der Mensch ist geschaffen als Ebenbild Gottes. Die Würde aller Menschen ist gleich – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Alter, von religiöser und politischer Überzeugung, von Behinderung, Gesundheit und Leistungskraft, von Erfolg oder Misserfolg und vom Urteil anderer. Wir achten jeden Menschen als einmalige und unverfügbare Person. Die Würde jedes Menschen ist unantastbar, wie es unser Grundgesetz formuliert. Deshalb hat die CDU eine Gesellschaft vor Augen, in der jeder Mensch mit seinen individuellen Besonderheiten gewollt ist und dazugehört.
Diesen Geist, dieses Menschenbild, atmet auch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Inklusion ist ein Grund- und Menschenrecht, das sich aus dem christlichen Menschenbild erschließt. Aus der Würde des Menschen erwächst sein Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit und zugleich die Verantwortung gegenüber dem Nächsten.
Bildung ist der Schlüssel zur Welt, sie ermöglicht selbstbestimmte Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft. Mehr schulische Inklusion ist daher unser Ziel.
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Im Mittelpunkt jeder schulischen Arbeit – auch und gerade an inklusiven Schulen – steht das Wohl des einzelnen Kindes, das während seiner Schullaufbahn individuelle Beschulung, Förderung, Begleitung und Unterstützung auf dem Weg zu einer möglichst selbstständigen Teilhabe an der Gesellschaft erfährt. Dazu halten wir am Prinzip der Wahlfreiheit fest: Die Eltern sollen aus den vielfältigen Angeboten wählen und über den bestmöglichen Bildungsweg für ihr Kind entscheiden können. Dies kann die Beschulung in der Regelschule sein, aber auch eine Förderschule, eine Förderklasse oder eine andere besondere Fördermaßnahme. Unser Ziel ist eine pädagogisch orientierte Wahl zwischen den Lernorten in Abhängigkeit vom Kindeswohl und dem Elternwillen. Die Entscheidungsfreiheit der Eltern sollte lediglich dann begrenzt werden, wenn das Wohl des Kindes oder der Lerngruppe gefährdet ist. Außerdem muss die Durchlässigkeit zwischen Förder- und Regelschule grundsätzlich möglich sein.
Neben den öffentlichen Förderschulen setzen sich auch kirchliche und private Träger mit großem Engagement für die Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen ein. Diese hochwertige und professionelle Unterstützung ist für uns auch in Zukunft unverzichtbar.
Wir stellen als Christdemokraten den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt unserer Politik – mit all seinen Stärken und Schwächen, mit seinen individuellen Begabungen, Bedürfnissen und Wünschen. Deshalb nehmen wir unsere besondere Verantwortung für die jungen Menschen mit Behinderungen bewusst an."
Oder hier die sehr gute Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema Inklusion ("Es ist normal, verschieden zu sein."):
https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/orient ... on2105.pdf
Oder hier von der Katholischen Kirche ("Schon Jesus wollte Inklusion"):
http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... -inklusion
Von der politisch linken Seite bringe ich jetzt erst gar keine Beispiele, da deren Position zur Inklusion ja eh verrufen ist.
Jetzt erwarte ich aber auch mal die Benennung offizieller Statements aus dem gesellschaftspolitischen Mainstream gegen Inklusion. Ich hatte in einem früheren Beitrag ja schon dazu aufgefordert. Bislang ist da aber nichts gekommen.