Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

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Freedom
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Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Freedom »

Servus,
aus aktuellem Anlass ist mir das mal ein eigenes Thema wert: Die lieben Online-Bewertungen auf Portalen wie amazon.

Man fragt sich: Wie viel Schein und wie viel Sein ist da drin? Wie haltet ihr das? Vertraut ihr auf derartige Bewertungen?

Ein aktuelles Beispiel: Ich will gerade Handtücher kaufen...gehe auf amazon, jenseits des amazon Basic Produkts gibts noch eine Alternative mir nur wenigen Bewertungen, also überprüfe ich kurz, ob die Rezensenten etwas taugen. Top 1000 Rezensent steht da. Soll scheinbar Vertrauen erwecken. Naja. Schaut man sich mal sein Profil an, hat er gefühlt 100% 5 Sterne Bewertungen. Sehr aussagekräftig, ich bin auch immer mit 100% der Produkten zufrieden die ich kaufe. :lmao: Auch die Titel lesen sich jedes mal wie aus der Werbung. Vermutlich handelt es sich bei diesen Accounts um von amazon betriebene Werbeaccounts?!

Auch erstaunlich neulich: Hat jemand einen Rucksack mit 5 Sternen bewertet. Komischerweise hat er scheinbar in den letzten 3 Monaten 15 Rucksäcke gekauft. Passen ihm alle perfekt. Wie doof sind die Werbeagenturen eigentlich?

Und das dritte Beispiel: Kauft ein Bekannter von mir einen Schinken für über 100€ auf amazon. Und bittet mich - weil er keinen amazon account habe bzw. mit einem neu erstellten nicht direkt bewerten könne - für ihn eine 5 Sterne Bewertung zu schreiben. Sei ihm sehr wichtig. Meine Frage, ob der Schinken mies gewesen sei und er mit Schreiben der Bewertung sein Geld zurückbekomme, bejahte er nach einigem Hin und Her. Habe ich natürlich nicht gemacht. Die Vorstellung, dass sich eine Familie zu Weihnachten ein Geschenk gönnt und auch wegen mir auf einen Schwindel reinfällt, hat mich einfach nur angewidert. Dazu kam, dass ich neulich fast selbst so einen Schinken gekauft hätte, wenn auch nur für 50€.

Bleibt die Frage der Schlussfolgerung.
- in Läden gehen? In aller Regel deutlich teurer. Und zeitaufwändiger. Ständig ist das, was man sucht nicht da. Und es wird einem das empfohlen, was gerade da ist (Empfielt mir der Mitarbeiter in einer großen Sportkette einen Wanderschuh für 150€ für die Highlands in Schottland - die Online-Recherche ergibt, dass dieser Schuh fürs Flachland ist.
- auf große Namen vertrauen? Damit beraubt man sich der Möglichkeit der Schnäppchen.
- Stichprobenartig Accounts von Bewertungen überprüfen und solche für vertrauenswürdig halten, die gerne auch mal schlechte und mittelmäßige Bewertungen verteilen?

Wie haltet ihir das? Wie sehr vertraut ihr auf Online-Bewertungen?
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Tobias__21
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Tobias__21 »

Schwieriges Thema. Ich bin da auch immer vorsichtig und schaue mir die Rezensionen an. Bei wirklich hochpreisigen Sachen hole ich noch weitere Informationen ein, bspw. auch mal Stiftung Warentest oder andere Testportale im Internet. Klamotten und Wanderzeugs kaufe ich sowieso nur im Laden. Ich liege zwischen zwei Größen und hab da immer Probleme. Wir haben hier aber auch echt einen tollen Laden mit geschulten Verkäufern, die was von ihrem Fach verstehen. Denen vertraue ich blind, zumal die auch selbst in die Berge gehen :).

Ich hab mir neulich einen Reiskocher gekauft, auch auf Grund der Rezensionen. Die kamen mir sehr ehrlich vor. Paar Wochen später kam ne Mail vom Hersteller. Wenn man eine Bewertung für das Produkt abgibt, egal wie die ausfällt, ob positiv/negativ, bekommt man einen 5€ Gutschein für Amazon. Hab ich dann auch gemacht, und 5 Sterne gegeben, weil der Reiskocher tatsächlich der Hammer ist und ich nix zu meckern hatte. Das kam auch ehrlich rüber. Sie haben geschrieben, dass sie auf Kritik angewiesen sind und sich verbessern wollen und auch darum geben ehrlich zu rezensieren und auch anzusprechen was einem nicht gefallen hat.

Aber das da Leute "eingekauft" werden und massenhaft 5 Sterne Bewertungen geben, sieht man immer öfter. Teilweise noch sehr stümperhaft, teilweise aber auch richtig professionell. Muss man echt aufpassen. Und m.E. wird es immer mehr.
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immer locker bleiben
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von immer locker bleiben »

Online Bewertungen interessieren mich genauso wie online-Werbung. Nämlich genau gar nicht.
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Theopa
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Theopa »

Ich finde es meist hilfreich, die 3-Sterne Bewertungen zu lesen. Dort findet man einerseits oft relativ sachliche Abwägungen zu Pro- und Contra, andererseits dürfte dort wohl der geringste Anteil an gefälschten Bewertungen zu finden sein.
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Tibor
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Tibor »

Ich lese nur die 1* Bewertungen.
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markus87
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von markus87 »

Sich nicht für online-Bewertungen zu interessieren ist jetzt auch nicht so schlau. Man muss halt ein paar Dinge berücksichtigen:
- gezielt Kritikpunkte suchen und auf deren Häufung achten (generell: je mehr Bewertungen, desto aussagekräftiger)
- beachten, dass in der Regel nur der allererste Eindruck bewertet wird
- beachten, wer die Zielgruppe ist und wie ich von dieser abweiche (wenn ich als Nichtwintersportler ein Wellnesshotel suche, das zufällig in einem Skigebiet liegt, kann ich fast alle 5-Sterne-Bewertungen in die Tonne schmeißen, weil nur zum Ski-Fahren da gewesen)

Betrugsfälle nehmen sicher zu, sind in der Gesamtmenge der Online-Bewertungen aber völlig vernachlässigbar. Die meisten sind leicht zu erkennen. Bei einem guten Portal kann man Bewertungen auch danach sortieren, wie hilfreich diese sind und die Bewertungen selbst entsprechend bewerten.

Mir selbst wurde übrigens noch nie angetragen, eine falsche Bewertung zu verfassen; und ich bestelle jedes Jahr im Internet Artikel in einer dreistelligen Anzahl.
halb eins
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von halb eins »

Mich irritiert ja eher der Umstand, dass es in den Kreisen des TE wohl üblich zu seien scheint, Schinken für über 100 Euro im Internet zu bestellen (hmmm...Schinken). Und für die Highlands braucht man nun wirklich keine Wanderschuhe für den hochalpinen Bereich. Der echte Schotte steigt mit Turnschuhen und in kurzer Hose auf den Ben Nevis. ;-)
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Freedom »

halb eins hat geschrieben: Montag 20. August 2018, 14:58 Mich irritiert ja eher der Umstand, dass es in den Kreisen des TE wohl üblich zu seien scheint, Schinken für über 100 Euro im Internet zu bestellen (hmmm...Schinken). Und für die Highlands braucht man nun wirklich keine Wanderschuhe für den hochalpinen Bereich. Der echte Schotte steigt mit Turnschuhen und in kurzer Hose auf den Ben Nevis. ;-)
Wieso? Es gibt Menschen, die essen nur Baked Beans, Toastbrot und Milch
https://www.youtube.com/watch?v=lZp18vjnjZI

Sowie Menschen, die essen nur Pizza
https://www.youtube.com/watch?v=2EBnEXpXeLA

In meinen Kreisen ist es eben üblich, nur Schinken zu essen. Vorzugsweise den hier: http://derspanischerschinken.com/maladu ... -schinken/.

Im übrigen sind die Schuhe natürlich nicht für mich, sondern für einen Freund. Ich selbst habe nichts als eine Boxershort dabei - und einen Schinken!
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Tobias__21 »

Erinnert mich an das Weihnachtsfest als mein Schwager in spe so einen Schinken mit Bein dran rangeschafft hat. Als er ihn mit gefühlt 3 Promille anschneiden wollte erst mal voll in die Hand gesäbelt. Musste im Krankenhaus genäht werden. Er hat danach trotzdem weiter gesoffen....

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Schnitte
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Schnitte »

Meine Herangehensweise bei größeren Bestellungen ab einer gewissen de-minimis-Schwelle (letzte Erwerbung oberhalb dieser Schwelle war ein Navi) ist es, vor allem die ein-Sterne-Bewertungen zu lesen. Damit kriegt man einen Eindruck, welche Schwächen das Produkt wirklich hat. Wenn man viele dieser Bewertungen liest, bekommt man meines Erachtens doch ein gewisses Gefühl dafür, welche Kritikpunkte von irgendwelchen Grantlern sind, die über alles mecken, welche Kritikpunkte zwar zutreffen, für meine Zwecke aber egal sind, und welche sich wirklich auf meine Kaufentscheidung auswirken.

Manchmal werfe ich auch einen Blick auf die drei-Sterne-Bewertungen, weil man da am Ehesten eine wirklich differenzierte, ausgewogene Betrachtung mit fairem Gewicht der Stärken und Schwächen erwarten kann. Die fünf-Sterne-Bewertungen kann man meiner Meinung nach getrost ignorieren, die bestehen dann doch ganz überwiegend aus "Tut, was es tun soll, und netter Kontakt mit dem Verkäufer" oder ähnlichen Belanglosigkeiten.
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen [...], verstoßen nicht gegen göttliches Recht."

--- Offizialat Freiburg, NJW 1994, 3375
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Herr Anwalt »

Ich mach es so wie Schnitte.
Liz
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Liz »

Den Schluss von der Anzahl der Sterne auf die Objektivität oder Brauchbarkeit der Bewertung halte ich für fehleranfällig, weil er voraussetzt, dass das Produkt wirklich so mittelmäßig ist, dass eine 3 Sterne-Bewertung auch gerechtfertigt ist. Ich lese meist relativ viele Bewertungen quer und schaue mir insbesondere neben wiederkehrenden Kritikpunkten die Bewertungen an, die eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen liefern.

sai
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von sai »

Ich lese meist die längeren Bewertungen in mittelmäßigem Deutsch (insbesondere, wenn noch Fotos von hässlichen Wohnzimmern im Hintergrund dabei sind). Bei denen gehe ich davon aus, dass sie zu umständlich sind, um sie zu kaufen.
Carlos84
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Carlos84 »

Interessantes Thema. Ich achte schon darauf, was/wie viele Bewertungen ein Produkt hat - nehme aber nicht alles direkt für bare Münze (überwiegend schreiben ja eher die nicht-zufriedenen als jeder zufriedene Kunde) und lasse mich "nicht nur" von Bewertungen für/gegen den Kauf eines Produkts entscheiden. Trotzdem fließt es (unbewusst) mehr oder weniger mit ein und wenn ein Produkt 200 Bewertungen hat wovon 150 deutlich negativ sind: dann würde ich davon Abstand halten (wenngleich ich zu den 50 gehören könnte, die damit vollkommen zufrieden sind).

Zudem bin ich mir natürlich aber auch bewusst, dass heutzutage viele Bewertungen "gekauft" sind, übrigens nicht nur was den Shopping-Bereich angeht. Ich selbst und ein Kumpel haben während des Studiums bei einer Kanzlei gejobbt (jeder bei einer anderen): und eine unsere Aufgaben war es, in unregelmäßigen Abständen positive Bewertungen bei Google Plus für die Kanzlei zu schreiben. Da gab es dann natürlich auch Vorgaben wie: nicht immer derselbe Sprachstil, nicht zu lang da sonst nicht authentisch etc...aber m.E. gibt es da recht viele Unternehmen (gerade auch im Ärztebreich ist mir das von einem Kumpel, der Zahnarzt ist, bekannt), die sich gute Bewertungen selbst schreiben (lassen) - weil das einfach heutzutage extrem rufschädigend sein kann, eine schlechte Bewertung da stehen zu haben (und 100% zufriedene Leute gibt es nie...da muss man dann aber gegensteuern) oder/und weil der Markt so umkämpft ist. Und viele Leute geben nunmal auch viel auf Bewertungen (gerade was Anwälte, Ärzte, Restaurants etc angeht).
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Schnitte
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Re: Online-Bewertungen von Produkten und euer Umgang damit

Beitrag von Schnitte »

Liz hat geschrieben: Mittwoch 22. August 2018, 00:24 Den Schluss von der Anzahl der Sterne auf die Objektivität oder Brauchbarkeit der Bewertung halte ich für fehleranfällig, weil er voraussetzt, dass das Produkt wirklich so mittelmäßig ist, dass eine 3 Sterne-Bewertung auch gerechtfertigt ist.
Ich denke, umgekehrt wird ein Schuh draus. Wer sich nur oberflächlich mit dem Produkt befasst hat, wird entweder aus lauter Begeisterung heraus fünf Punkte geben oder aus lauter Frust einen. Bei einer drei-Punkte-Bewertung ist die Wahrscheinlichkeit höher (ich spreche wohlgemerkt von höherer Wahrscheinlichkeit, nicht von absoluter Gewissheit), dass eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Produkt stattgefunden hat, denn der Bewertende hat ja augenscheinlich mehrere Aspekte - manche pro, manche contra - gefunden, die ihn zu den drei Punkten veranlasst haben.
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