Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite?

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Tibor
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von Tibor »

Friedlicher Widerstand ist ein Oxymoron.
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thh
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von thh »

[enigma] hat geschrieben:Ich will Kinder vor allem nicht in der Schule in Gewahrsam nehmen und dann abschieben lassen, selbst wenn die Abschiebung gerechtfertigt ist.
Irre ich mich oder war das "Kind" hier 20 Jahre alt?
Deutsches Bundesrecht? https://www.buzer.de/ - tagesaktuell, samt Änderungsgesetzen und Synopsen
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[enigma]
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von [enigma] »

thh hat geschrieben:
[enigma] hat geschrieben:Ich will Kinder vor allem nicht in der Schule in Gewahrsam nehmen und dann abschieben lassen, selbst wenn die Abschiebung gerechtfertigt ist.
Irre ich mich oder war das "Kind" hier 20 Jahre alt?
Du irrst dich. Im Übrigen halte ich das Alter für zweitrangig. Es geht um die Abschiebung aus der Schule, einem geschützten, sozialen Raum. Ob der Abgeschobene nun 12, 14 oder 20 ist, ist da ziemlich egal.
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julée
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von julée »

[enigma] hat geschrieben:
thh hat geschrieben:
[enigma] hat geschrieben:Ich will Kinder vor allem nicht in der Schule in Gewahrsam nehmen und dann abschieben lassen, selbst wenn die Abschiebung gerechtfertigt ist.
Irre ich mich oder war das "Kind" hier 20 Jahre alt?
Du irrst dich. Im Übrigen halte ich das Alter für zweitrangig. Es geht um die Abschiebung aus der Schule, einem geschützten, sozialen Raum. Ob der Abgeschobene nun 12, 14 oder 20 ist, ist da ziemlich egal.
Vielleicht solltest Du hinzufügen, dass Du zwischenzeitlich einen anderen Fall diskutierst als den, in dem es eskaliert ist.
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[enigma]
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von [enigma] »

julée hat geschrieben:
Vielleicht solltest Du hinzufügen, dass Du zwischenzeitlich einen anderen Fall diskutierst als den, in dem es eskaliert ist.
Ich habe im Laufe der Diskussion mehrmals darauf hingewiesen, dass es mir um beide Fälle geht. Insbesondere, weil HKP die Abschiebung bzw. deren Umstände beim Afghanen mit dessen vorsätzlich rechtswidrigen Verhalten und der Täuschung der Behörden begründet hat. Solche Abschiebungen kommen aber regelmäßig vor und treffen auch und gerade vorbildlich integrierte Kinder, denen selbst kein Rechtsbruch vorwerfbar ist, wie etwa das Mädchen aus Nepal. Dort kam es zwar nicht zu Widerstand gegen die Polizei, der Fall demonstriert aber die Wirkung, die so eine Abschiebung nicht nur auf das betroffene Kind, sondern auch die Mitschüler hat.

Da es mir wie gesagt grundsätzlich darum geht, dass Abschiebungen aus der Schule aus mehreren Gründen keine gute Idee sind, finde ich es absolut in Ordnung, hier beide Fälle zu diskutieren. Ich habe das wie gesagt auch mehrmals deutlich gemacht und vor allem ggü. Suchender darauf hingewiesen.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von julée »

@[enigma]: Es ging mir allein um Dein "Du irrst" mit Link auf den Duisburger Fall, während der Nürnberger Fall der wesentlich präsentere Fall ist, in dem es im Übrigen zu - den hier auch diskutierten - nennenswerten Widerstandshandlungen gekommen ist; im Duisburger Fall ist das Mädchen doch - so schonend, wie es nur geht - aus dem Unterricht geholt worden und erst nach der Abschiebung gibt es Bemühungen, sie und ihre Familie zurückzuholen.

Man mag Abschiebungen von Menschen, die ihr gesamtes Leben in Deutschland verbracht haben, für falsch halten; Abschiebeszenen im Klassenzimmer sind gewiss auch nicht erstrebenswert - allerdings sehe ich gerade in dem Duisburger Fall nicht, dass es die Mitschüler weniger traumatisiert hätte, wenn das Mädchen einfach am nächsten Morgen nicht zur Schule gekommen wäre. Um den Prozess des "Abschiedsnehmens" haben letztlich die Eltern des Mädchens das Mädchen selbst und ihre Mitschüler gebracht, nicht irgendeine Behörde, die urplötzlich die Abschiebung veranlasst hat.
Zuletzt geändert von julée am Sonntag 4. Juni 2017, 01:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von Honigkuchenpferd »

[enigma] hat geschrieben:Solche Abschiebungen kommen aber regelmäßig vor und treffen auch und gerade vorbildlich integrierte Kinder, denen selbst kein Rechtsbruch vorwerfbar ist, wie etwa das Mädchen aus Nepal.
Das stimmt schlicht und ergreifend nicht. Derartige Abschiebungen sind eine Seltenheit und werden nur vorgenommen, wenn andere Versuche, eine Rüchführung zu ermöglichen, erfolglos bleiben. Des Weiteren hatte auch der von dir in die Diskussion eingebrachte Fall eine lange Vorgeschichte, und selbst die Härtefallkommission des Landtags hat wegen vorausgegangener Täuschungshandlungen der Eltern einen Antrag, im Land verbleiben zu dürfen, abgelehnt.

Dass das alles so gekommen ist, ist also in erster Linie den Eltern vorzuwerfen. Hier Vorwürfe zu erheben, das sei unmenschlich etc., ist im Grunde auch nichts anderes als billiger gefühliger Populismus, auch wenn mir das Mädchen leid tut. Und der Fall des Afghanen lag noch einmal ganz anders.

Darüber hinaus möchte ich schon daran erinnern, dass auch du in der Vergangenheit immer wieder betont hast, wer kein Asylrecht habe, müsse dann eben abgeschoben werden. So hat es ja auch Merkel kommuniziert. Es war klar, dass davon im Zweifel nur heiße Luft übrig bleiben würde. Denn Abschiebungen sind hässlich - erst recht, wenn man sie nach zig Jahren vornimmt.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von [enigma] »

julée hat geschrieben:@[enigma]: Es ging mir allein um Dein "Du irrst" mit Link auf den Duisburger Fall, während der Nürnberger Fall der wesentlich präsentere Fall ist, in dem es im Übrigen zu - den hier auch diskutierten - nennenswerten Widerstandshandlungen gekommen ist; im Duisburger Fall ist das Mädchen doch - so schonend, wie es nur geht - aus dem Unterricht geholt worden und erst nach der Abschiebung gibt es Bemühungen, sie und ihre Familie zurückzuholen.
Wie gesagt, beide Fälle demonstrieren unterschiedliche Aspekte, die für mich gegen Abschiebungen aus der Schule sprechen. Der Duisburger Fall die Eskalation/den Widerstand, der Nürnberger Fall die emotionalen Auswirkungen auf die Mitschüler, die von diesen für mich absolut glaubhaft geschildert wurden, und zwar trotz der "schonenden" Behandlung.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von julée »

[enigma] hat geschrieben:
julée hat geschrieben:@[enigma]: Es ging mir allein um Dein "Du irrst" mit Link auf den Duisburger Fall, während der Nürnberger Fall der wesentlich präsentere Fall ist, in dem es im Übrigen zu - den hier auch diskutierten - nennenswerten Widerstandshandlungen gekommen ist; im Duisburger Fall ist das Mädchen doch - so schonend, wie es nur geht - aus dem Unterricht geholt worden und erst nach der Abschiebung gibt es Bemühungen, sie und ihre Familie zurückzuholen.
Wie gesagt, beide Fälle demonstrieren unterschiedliche Aspekte, die für mich gegen Abschiebungen aus der Schule sprechen. Der Duisburger Fall die Eskalation/den Widerstand, der Nürnberger Fall die emotionalen Auswirkungen auf die Mitschüler, die von diesen für mich absolut glaubhaft geschildert wurden, und zwar trotz der "schonenden" Behandlung.
Es ist örtlich genau anders herum ;)

i. Ü. siehe mein ergänzendes Edit oben
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von [enigma] »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:
Darüber hinaus möchte ich schon daran erinnern, dass auch du in der Vergangenheit immer wieder betont hast, wer kein Asylrecht habe, müsse dann eben abgeschoben werden. So hat es ja auch Merkel kommuniziert. Es war klar, dass davon im Zweifel nur heiße Luft übrig bleiben würde. Denn Abschiebungen sind hässlich - erst recht, wenn man sie nach zig Jahren vornimmt.
Das bezog sich auf die neu aufgenommen Flüchtlinge, insbesondere diejenigen, die sich ohne jedes Asylrecht an den Flüchtlingsstrom rangehängt haben. Je schneller solche Personen abgeschoben werden, desto weniger Probleme werden durch die Abschiebungen verursacht. Wenn man allerdings 15 Jahre lang braucht, um die Abschiebung zu verfügen ist es umso weniger verständlich, dass die Abschiebung plötzlich so dringend sein soll, dass man das hier geborene und aufgewachsene Kind unbedingt aus der Schule holen muss. Es ist richtig, dass die Eltern sich das selbst zuzuschreiben haben, das gilt aber eben nicht für das Kind. Wie gesagt zweifle ich daran, dass die Abschiebepraxis derzeit den richtigen Prioritäten folgt.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Und das soll dann in Zukunft anders sein, oder wie? Denn die Verfahren ziehen sich notgedrungen mit allen Rechtsbehelfen und allen praktischen Schwierigkeiten regelmäßig über Jahre hin (sofern der Antragsteller das will), so dass eben diese Probleme immer auftreten werden. Der einzige Weg, all das zu vermeiden, ist, Migration von vornherein zu begrenzen und eben an den Grenzen zurückzuweisen. Aber das sollte und soll ja nicht geschehen, außer es übernimmt Erdogan.

Daneben folgt die "Abschiebepraxis" im Allgemeinen ganz sicher nicht den richtigen Prioritäten, was aber auch Gründe hat. So kann es z.B. passieren, dass zwei kriminelle Nordafrikaner abgeschoben werden sollen, die 2015 nach Deutschland gelangt sind, das Ganze aber wegen massiver Gegenwehr misslingt und mit einem SEK-Einsatz und Kosten von mehreren Zehntausend Euro endet. Da überrascht es nicht, wenn man sich auch die ein oder andere Familie herauspickt und sie z.B. nach Nepal zurückschickt, weil die Eltern im Asylverfahren getäuscht haben. Immerhin signalisiert man so Gechäftigkeit.

Mit Blick auf Afghanistan gilt das allerdings nicht: Dorthin wurden in den vergangenen Monaten ohnehin nur Männer abgeschoben, und häufig auch noch kriminelle.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von [enigma] »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:
Daneben folgt die "Abschiebepraxis" im Allgemeinen ganz sicher nicht den richtigen Prioritäten, was aber auch Gründe hat. So kann es z.B. passieren, dass zwei kriminelle Nordafrikaner abgeschoben werden sollen, die 2015 nach Deutschland gelangt sind, das Ganze aber misslingt und mit einem SEK-Einsatz und Kosten von mehreren Zehntausend Euro endet. Da überrascht es nicht, wenn man sich auch die ein oder andere Familie herauspickt und sie z.B. nach Nepal zurückschickt, weil die Eltern im Asylverfahren getäuscht haben. Immerhin signalisiert man so Gechäftigkeit.
Und eben das ist ja das Problem. Ich wehre mich wie gesagt nicht gegen Abschiebungen per se, sondern gegen die Praxis, Kinder ausgerechnet aus der Schule in Anwesenheit ihrer Klassenkameraden abzuschieben, aus mehreren Gründen, nicht nur aus Rücksicht auf das abzuschiebende Kind, sondern auch aus Rücksicht auf die Schule. Dass die Eltern des Mädchens aus Nepal getäuscht haben, habe ich bisher noch nicht gelesen, mag aber sein. So wie ich das verstanden habe, wurde der Asylantrag bereits vor 15 Jahren abgelehnt und es passierte die ganze Zeit nichts, bis jetzt die Abschiebung kam. Sofern die Eltern nicht tatsächlich arglistig getäuscht haben, finde ich es durchaus fragwürdig, die Familie nach dieser ganzen Zeit mitsamt dem hier geborenen und aufgewachsenen Kind abzuschieben. Ich halte es auch für einen durchaus gangbaren Weg, auch illegalen Einwanderern einen "path to citizenship" anzubieten, wenn sie eine lange Zeit ohne jegliche Probleme und Vorkommnisse hier leben. Ab einem gewissen Zeitpunkt überwiegt dann eben das Vertrauen der Betroffenen auf ihre Duldung, natürlich bauen die sich dann hier ein Leben auf und das führt dann eben zu solchen Dramen.

Wenn man illegale Einwanderer ohne jeden Asylanspruch konsequent innerhalb einer angemessenen Zeitspanne ausweist und ggfs. abschiebt, hat man weniger Probleme.
Honigkuchenpferd hat geschrieben:Mit Blick auf Afghanistan gilt das allerdings nicht: Dorthin wurden in den vergangenen Monaten ohnehin nur Männer abgeschoben, und häufig auch noch kriminelle.
Dass man mit den Kriminellen (und das sind nunmal häufig Männer, die alleine hierher kommen) anfängt, ist ja auch völlig richtig.
Zuletzt geändert von [enigma] am Sonntag 4. Juni 2017, 02:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von Honigkuchenpferd »

[enigma] hat geschrieben:Dass die Eltern des Mädchens aus Nepal getäuscht haben, habe ich bisher noch nicht gelesen, mag aber sein.
Ich meine, dass das sogar den von dir verlinkten Artikeln zu entnehmen war, aber es ist jedenfalls nicht schwer, das zu überprüfen:

https://www.waz.de/staedte/duisburg/biv ... 80495.html

Es wäre andernfalls auch nicht erklärlich, warum ausgerechnet die Härtefallkommission in NRW, die nicht für ihre Hartherzigkeit bekannt ist, einen solchen Antrag ablehnen sollte.

Und noch einmal: Zu einer solchen Abschiebung kommt es prinzipiell erst und nur dann, wenn die Eltern, die nun einmal die Sorgeberechtigten sind, ihre Mitwirkung bei der Rückführung verweigern. Es gibt insbesondere auch die Möglichkeit einer freiwilligen Ausreise, bei der die Betroffenen etwas Geld für einen Neuanfang bekommen.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von [enigma] »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:
Und noch einmal: Zu einer solchen Abschiebung kommt es prinzipiell erst und nur dann, wenn die Eltern, die nun einmal die Sorgeberechtigten sind, ihre Mitwirkung bei der Rückführung verweigern. Es gibt insbesondere auch die Möglichkeit einer freiwilligen Ausreise, bei der die Betroffenen etwas Geld für einen Neuanfang bekommen.
Ich tue mich aber schwer damit, diesen Umstand schwerer als das Interesse des Kindes zu gewichten, nicht in ein Land verbracht zu werden, in dem es zuvor nie war und dessen Sprache es im Zweifel gar nicht spricht. Zumal die Erklärung, die der Vater für die Angabe von falschen Namen angegeben hat, zumindest plausibel klingt. Aus der Ferne kann man das aber natürlich nicht wirklich beurteilen.

Wie auch immer: Der Schaden, der dadurch entstehen würde, solche Familien trotz fehlenden Anspruchs hier langfristig zu dulden, hält sich doch sehr in Grenzen. ME überwiegen die Nachteile und Belastungen, die in diesem speziellen Fall mit der Abschiebung verbunden sind, ihren Nutzen. Die ohnehin sehr knappen Ressourcen kann man sinnvoller für andere, dringendere Abschiebungen nutzen.
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Re: Abschiebungen nach Afghanistan - postfaktisch die zweite

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

[enigma] hat geschrieben:
Honigkuchenpferd hat geschrieben:
Darüber hinaus möchte ich schon daran erinnern, dass auch du in der Vergangenheit immer wieder betont hast, wer kein Asylrecht habe, müsse dann eben abgeschoben werden. So hat es ja auch Merkel kommuniziert. Es war klar, dass davon im Zweifel nur heiße Luft übrig bleiben würde. Denn Abschiebungen sind hässlich - erst recht, wenn man sie nach zig Jahren vornimmt.
Das bezog sich auf die neu aufgenommen Flüchtlinge, insbesondere diejenigen, die sich ohne jedes Asylrecht an den Flüchtlingsstrom rangehängt haben. Je schneller solche Personen abgeschoben werden, desto weniger Probleme werden durch die Abschiebungen verursacht. Wenn man allerdings 15 Jahre lang braucht, um die Abschiebung zu verfügen ist es umso weniger verständlich, dass die Abschiebung plötzlich so dringend sein soll, dass man das hier geborene und aufgewachsene Kind unbedingt aus der Schule holen muss. Es ist richtig, dass die Eltern sich das selbst zuzuschreiben haben, das gilt aber eben nicht für das Kind. Wie gesagt zweifle ich daran, dass die Abschiebepraxis derzeit den richtigen Prioritäten folgt.
Das lässt nicht nur Spuren im abgeschobenen Kind zurück, sondern auch in den Kindern, die das in der Schule miterleben, so wie es meine bald 10-jährige Nichte mit aufgerissenen Augen in einem aufgeregten Redeschwall widergab.Glaubt wirklich jemand, Kinder hätten Verständnis für die Abschiebepolitik, die ihnen ihre geliebten Freunde nimmt?
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