Eben. Es ist natürlich ein Opfer sich von seinem Kind zu trennen. Es sollte sich also idealerweise wenigstens ein bisschen lohnen. Ich möchte ja nicht arbeiten, um mein Kind nicht sehen zu müssen. Wenn ich dann drauf zahle ist das doch absurd. Ich habe ein normales Verständnis von Arbeit und würde sie auch so nicht kostenlos erledigen.Liz hat geschrieben:
Dass sich die Investition am Ende möglicherweise auszahlt, wenn die Frau bis auf kleinere Auszeiten in den ersten Lebensmonaten der Kinder Vollzeit durcharbeitet, anstatt für die Kinderbetreuung sämtliche Karrierechancen fahren zu lassen, ist richtig. Allerdings setzt man m. E. die falschen Anreize, wenn man sehenden Auges von Müttern verlangt, ein paar Jahre lang quasi "umsonst" zu arbeiten oder gar noch draufzuzahlen. Jedenfalls kann man in der Situation - um zum Ausgangspunkt der Diskussion zurückzukehren - nicht ernstlich davon sprechen, dass das alles vollkommen freiwillig geschehe. Womit ich nicht ausschließen möchte, dass es Frauen gibt, die ihre Berufung in der Kinderbetreuung sehen, aber es dürfte eben bei Weitem nicht jede Frau sein, die irgendwie in der Kinder-/Teilzeitfalle gelandet ist.
Lange Arbeitszeiten
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Re: Lange Arbeitszeiten
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Re: Lange Arbeitszeiten
+1Kasimir hat geschrieben: Bei den meisten in meinem Bekanntenkreis setzt sich auch das Modell durch: Ein Elternteil betreut die Kinder morgens und bringt sie in die Kita und ist dafür erst um 9 Uhr im Büro. Das andere Elternteil ist schon um 7 Uhr im Büro und dafür früher zuhause, um die Kinder zu betreuen.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Und jetzt werfe ich noch was ein: Eine Frau wird idR solange bejahen, dass sie unmittelbar nach der Geburt alsbald und in größtmöglichem Umfang wieder arbeiten wolle, soweit die Betreuung (Kita, Großeltern oder Mann) gesichert sei. Nur ist dies leider nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte nennt sich Mutterinstinkt und Mutterliebe: Die Vorsätze werden schnell zurückgeschraubt, wenn das Baby da ist, weil der Mutterinstinkt einer Fremdbetreuung des Säuglings diametral entgegengesetzt ist.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Wobei - und damit wären wir wohl wieder beim eigentlichen Threadthema - ich mich frage, ob das nur für Mütter gilt oder nicht auch für Väter, wenn man sie denn lässt. Bei mir zuhause gibt es nun seit einem halben Jahr ebenfalls einen Knirps, und nachdem mein Mann jahrelang vom Kinderkriegen eigentlich nicht viel hielt und noch bis zur Geburt des Kleinen nicht davon ausging, mit so einem Baby viel anfangen zu können, ist er, seitdem das Baby da ist, vollkommen hingerissen von dem Kleinen und kümmert sich mit Begeisterung um ihn. Hieran ist mein Mann halt auch nicht durch aushäusige Arbeit gehindert, er konnte sich auf das Baby ungestört einlassen. Wenn es selbstverständlicher wäre, dass Väter sich an der Kinderbetreuung (zumindest) gleichberechtigt beteiligen, und das keine Mütterdomäne wäre, gäbe es sicherlich mehr solche Väter und ihnen dürfte mit dieser Einstellung die Überlassung der Kinderbetreuung an Fremde ebenso schwer fallen wie den Müttern.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Das mag natürlich zusätzlich eine Rolle spielen. Allerdings dürfte es insoweit auch darauf ankommen, auf welche Schwierigkeiten frau bei der Umsetzung des ursprünglichen Planes stößt: Wenn es eine nette Kita um die Ecke mit vernünftigen Öffnungszeiten gibt, die das Kind schon mit wenigen Monaten nimmt, fällt die Überwindung des Instinkts sicherlich leichter, als wenn man ewig nach einer von den Rahmenbedingungen her halbwegs passenden Betreuungsmöglichkeit suchen muss.Tibor hat geschrieben:Und jetzt werfe ich noch was ein: Eine Frau wird idR solange bejahen, dass sie unmittelbar nach der Geburt alsbald und in größtmöglichem Umfang wieder arbeiten wolle, soweit die Betreuung (Kita, Großeltern oder Mann) gesichert sei. Nur ist dies leider nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte nennt sich Mutterinstinkt und Mutterliebe: Die Vorsätze werden schnell zurückgeschraubt, wenn das Baby da ist, weil der Mutterinstinkt einer Fremdbetreuung des Säuglings diametral entgegengesetzt ist.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Das denke ich auch. Also sowohl Tibor als auch Jana.
Das bedeutet aber auch dass man erstmal die Möglichkeit haben muss eine für die Karriere vernünftige Entscheidung treffen zu können, obwohl man Schwierigkeiten hat einen Säugling in fremde Hände zu geben (natürlich wird mir das sehr schwer fallen dazu muss ich gar nicht in der konkreten Situation sein). Besteht diese Möglichkeit ohnehin nicht (wie das gerade der Fall ist weil die betreuungszeiten selbst in vielen Großstädten maximal einen halbtagsjob tragen), dann kann man doch nicht ernsthaft von freiwilligkeit sprechen. Freiwillig ist was wenn man Optionen hat.
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Das bedeutet aber auch dass man erstmal die Möglichkeit haben muss eine für die Karriere vernünftige Entscheidung treffen zu können, obwohl man Schwierigkeiten hat einen Säugling in fremde Hände zu geben (natürlich wird mir das sehr schwer fallen dazu muss ich gar nicht in der konkreten Situation sein). Besteht diese Möglichkeit ohnehin nicht (wie das gerade der Fall ist weil die betreuungszeiten selbst in vielen Großstädten maximal einen halbtagsjob tragen), dann kann man doch nicht ernsthaft von freiwilligkeit sprechen. Freiwillig ist was wenn man Optionen hat.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Ich denke das trifft zu. Wer bei der Geburt dabei war, die erste Windel angelegt hat und die ersten Nächte trotz Schlafmangels wach neben dem Baby gelegen hat, um es anzuschauen, der wird danach sicherlich nur noch ungern bis zu der Zeit im Büro sitzen wollen, zu der das Kind wieder schläft. Aber nach 3-5 Jahren gilt dann wieder:j_laurentius hat geschrieben:Wobei - und damit wären wir wohl wieder beim eigentlichen Threadthema - ich mich frage, ob das nur für Mütter gilt oder nicht auch für Väter, wenn man sie denn lässt.
https://www.fowllanguagecomics.com/comic/long-weekend/ (Verwaister Link automatisch entfernt)
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Re: Lange Arbeitszeiten
@j_laurentius: Das stimmt definitiv. Im Kollegenkreis kenne ich auch viele sehr begeisterte Väter, die wahnsinnig viel Zeit mit ihren Kindern verbringen.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Stuttgart (samt näherer Umgebung, jedenfalls S-Bahn-Bereich), ...wololo hat geschrieben:Das bestreite ich dann doch (sofern man annimmt, dass es mit Großstadt nicht lediglich Berlin, Hamburg, München gemeint sind).Kasimir hat geschrieben:Zudem: Für 500.000 Euro bekommst du in keiner Großstadt ein Einfamilienhaus; weder Reihenhaus noch DHH; freistehend erst gar nicht. Das liegt auch daran, dass die Handwerkerpreise durch die Decke gehen, weil kaum Handwerker verfügbar sind. In Großstädten bekommst du für 500.000 Euro in der Tat nicht mehr als eine 3-Zimmer-Wohnung.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Das bestärkt mich in meiner Auffassung, dass die amtsangemessene Alimentation auch unterschiedliche Lebensverhältnisse innerhalb eines Bundeslandes berücksichtigen müsste.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Wenn ich das hier so lese, frage ich mich, wieso es noch keine Zwei-Schicht-Kitas gibt.
Gerade in den Großstädten muss es doch rentabel sein, eine Betreuung von 8-20 Uhr (die natürlich nicht voll ausgenutzt werden muss) anzubieten. Wenn es zudem kaum Konkurrenz gibt, kann man den erhöhten Personalbedarf wohl auch durch höhere Gebühren gegenfinanzieren. Alternativ einen "Spät-Kita", die neben einer normalen Einrichtung einzieht, und bei der es am Mittag eine Übergabe der Kinder gibt.
Gerade in den Großstädten muss es doch rentabel sein, eine Betreuung von 8-20 Uhr (die natürlich nicht voll ausgenutzt werden muss) anzubieten. Wenn es zudem kaum Konkurrenz gibt, kann man den erhöhten Personalbedarf wohl auch durch höhere Gebühren gegenfinanzieren. Alternativ einen "Spät-Kita", die neben einer normalen Einrichtung einzieht, und bei der es am Mittag eine Übergabe der Kinder gibt.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Ganz klar, weil die wenigsten Mütter ihr Kind wirklich länger als 17 Uhr fremdbetreuen lassen wollen (sic!), wenn sie es nur finanziell einrichten lassen können. So ein Kind ist nun nicht mit einem Hund zu vergleichen, der auch mal mit fremden Teens spielt und gassi geht. Ein Kind erzeugt eine ganz andere emotionale Bindung, das gibt die Mutter nicht von 7-19 Uhr in die Kita, nur damit die Karriere voran geht. Da besteht glaub ich eine große emotionale Lücke zwischen den weiblichen Foristen mit dem Gütesiegel "bin schon Mutter" bzw. "kann mir irgendwann mal vorstellen Mutter zu werden".
Eine Rundumdieuhr-Kita gibt es aber schon; insb. für alleinerziehende Nachtschichtarbeiter wichtig: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 30932.html
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Re: Lange Arbeitszeiten
In Düsseldorf gibt es auch für unter 500.000 € Reihenhäuser, selbst Neubauten. Die sind dann eben nicht in der Innenstadt, sondern in der Familienvorstadthölle.thh hat geschrieben:Stuttgart (samt näherer Umgebung, jedenfalls S-Bahn-Bereich), ...wololo hat geschrieben:Das bestreite ich dann doch (sofern man annimmt, dass es mit Großstadt nicht lediglich Berlin, Hamburg, München gemeint sind).Kasimir hat geschrieben:Zudem: Für 500.000 Euro bekommst du in keiner Großstadt ein Einfamilienhaus; weder Reihenhaus noch DHH; freistehend erst gar nicht. Das liegt auch daran, dass die Handwerkerpreise durch die Decke gehen, weil kaum Handwerker verfügbar sind. In Großstädten bekommst du für 500.000 Euro in der Tat nicht mehr als eine 3-Zimmer-Wohnung.
Re: Lange Arbeitszeiten
+1Da besteht glaub ich eine große emotionale Lücke zwischen den weiblichen Foristen mit dem Gütesiegel "bin schon Mutter" bzw. "kann mir irgendwann mal vorstellen Mutter zu werden".
In entsprechender Weise bestet diese emotionale Lücke auch zwischen den männlichen Foristen, die schon Vater sind bzw. es sich irgendwann vorstellen können.
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Re: Lange Arbeitszeiten
Wie ich sehe, erfreut sich auch der - laut Gerald Hörhan - Finanzirrtum Nr. 1 der Mittelschicht: "Haus auf Pump in der Pampas" auch bei Juristen nach wie vor großer Beliebtheit.
"Wer Du bist? Sicher nicht der Rap-Messias. Für mich bist auch Du nur irgendein Tobias."
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