Lange Arbeitszeiten

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Survivor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Survivor »

TobiasG hat geschrieben:
sai hat geschrieben:
TobiasG hat geschrieben:Wie ich sehe, erfreut sich auch der - laut Gerald Hörhan - Finanzirrtum Nr. 1 der Mittelschicht: "Haus auf Pump in der Pampas" auch bei Juristen nach wie vor großer Beliebtheit.
Der aber auch nur dann ein Irrtum ist, wenn man den jeweiligen Eigentümer allein als homo oeconomicus und nicht als emotionales Wesen sieht, das sich ein eigenes, gefühlt sicheres und dauerhaftes Zuhause kauft.
Ich verstehe durchaus die emotionale Komponente von "schaffe, schaffe, Häusle baue." Nichts desto trotz ist das häufig a) gar nicht der eigene Wunsch, sondern wird von der Gesellschaft so vorgelebt und kaum infrage gestellt, und b) ist es ja keineswegs so, dass das Haus sich aus wirtschaftlicher Sicht zwar nicht "rentiert", dafür aber emotional in jedem Fall lohnt. Ein paar Dinge, wie z.B. Ärger mit Baumängeln etc. wurde ja schon genannt. Hinzu kommen extreme Probleme, falls man sich scheiden lässt. Dazu fallen laufend Reparaturen usw. an. Des Deutschen größter Feind ist außerdem der Nachbar, von dem man dann nicht mehr so leicht wegziehen kann. Ferner planen viele Leute das Haus ausdrücklich als Altersvorsorge. Problem ist dann, dass die Kinder irgendwann aus dem Haus sind und später auch nicht mehr in der "Pampas" wohnen wollen, so wie sich die Eltern das vielleicht vorgestellt haben. Dann wohnt man als Rentner in einem (viel zu) großen Haus ohne gute Infrastruktur. Das gesamte Lebenseinkommen hat man in die Tilgung des Kredits gesteckt, so dass es schwierig ist, aus der (viel zu geringen) Rente die stetig steigenden Unterhaltskosten und Instandhaltungskosten (die man beim Eigenheim kaum steuerlich geltend machen kann) zu tragen. Innerhalb von 30 Jahren kann die Instandhaltung/Renovierung/Umlegung von Kosten ja schnell mal den Betrag erreichen, den man ursprünglich für das Haus bezahlt hat. Des Weiteren kann man auch nicht einfach mal so den Schornstein oder den Wintergarten verkaufen (Liquidität), wenn man in den Urlaub fahren möchte oder sonstiges. Das heißt dann also "ganz oder gar nicht", wenn man den Wert der Immobilie realisieren möchte. Und für einen Verkauf (an "Fremde") ist dann bei vielen Leuten die emotionale Bindung im Laufe der Jahre doch zu groß geworden. Und so schleppt man dann bisweilen den vermeintlichen Lebenstraum als Mühlstein um den Hals bis ins Grab.

Das alles soll jetzt kein Veto contra Eigenheim sein. Gerade als Beamter/Richter hat man ja viele der Probleme nicht, weil man sein Nettoeinkommen jeden Monat theoretisch bis auf Null ausgeben kann, ohne befürchten zu müssen, dass man irgendwann gekündigt wird, und weil die Pension für den amtsangemessenen Ruhestand ausreichen dürfte, ohne dass man gezwungen ist, sein Haus zu verkaufen. Aber ich denke schon, dass man vor so einer Lebensentscheidung sehr genau prüfen sollte, ob das wirklich der eigene große Traum ist oder einfach so adaptiert wurde.
+1, auch wenn Hörhan natürlich Extrembeispiele vorführt, die weit entfernt von dem hier angesprochenen Richterpaar sind. Aber auf Ottonormalbürger trifft seine Warnung in jedem Fall zu. Schulden bleiben Schulden mit allen negativen Folgen, auch und gerade wenn sie sehr günstig angeboten werden. Ob und für welchen Zweck man diese Last, ggf. über Jahrzehnte tragen will, muss jeder für sich entscheiden.
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Es gilt natürlich die Grundregel: Früh einsteigen, Immobilienwechsel in Kauf nehmen, zeitig tilgen. Die Deutschen sind ein Volk der Kaltmietezahler, obgleich dass idR eine sinnfreie Ausgabe ist. Oftmals stützen die Eltern die Kinder noch lange bis zum Ende des Studiums, warum dann nicht bspw. noch 2-3 Jahre mehr? Die Konditionen sind günstig und auch der Wert einer anfänglichen 2-3 Zi.AltbauWhg steigt. Also investieren, wohnen, tilgen soweit als möglich und bei Wunsch nach Vergrößerung veräußern und neues Objekt erwerben. Es ist ja nicht so, als ob man bis zum 35. Lebensjahr zwingend 70qm Altbau mieten und dann direkt auf 180qm Haus im Grünen auf Pump umsteigen muss. Der "Ansparprozess" gestaltet sich insoweit auch einfacher, weil für die erste (ggf. Studentenbude) ggf. die Eltern nur mit 10-20T€ oder einer Bürgschaft ins Obligo gehen müssen. Bei üblicher Wertsteigerung und Tilgung der Finanzierung führt der Verkauf bei Erwerb eines größeren Objekts automatisch zu Buch-EK.
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

@tulipe
Das liegt aber glaube ich grundsätzlich daran, dass viele Menschen sich gern das Maul zerreißen und meinen sich durch Abwertung anderer aufwerten zu müssen. Das sind typische gruppendynamische Prozesse, die im Wesentlichen weder Geschlecht noch Alter kennen.

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lawlita
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von lawlita »

Quantensprung hat geschrieben:
Da besteht glaub ich eine große emotionale Lücke zwischen den weiblichen Foristen mit dem Gütesiegel "bin schon Mutter" bzw. "kann mir irgendwann mal vorstellen Mutter zu werden".
+1
In entsprechender Weise bestet diese emotionale Lücke auch zwischen den männlichen Foristen, die schon Vater sind bzw. es sich irgendwann vorstellen können.
+1
Ich lese hier schon eine Weile mit und es fällt doch ganz deutlich auf, wie unterschiedlich die Vorstellungen und Wünsche in Bezug auf Vereinbarkeit Familie-Beruf ausfallen, je nachdem, ob der-/diejenige schon Kinder hat oder nicht. Übrigens ein Phänomen, dass ich auch im Real Life beobachte. Ohne Kinder denkt man sich meist noch, dass es nur eine Frage der Betreuung und Organisation ist. Sobald aber Kinder da sind, man zumindest als Frau ohnehin einige Zeit ausgestiegen ist, man sich Gedanken über das Bindungsverhalten macht usw., ändert sich ganz schnell der Blickwinkel.

Meine Nahbereichsempirie:

Die meisten Mütter wollen nicht Vollzeit oder vollzeitnah arbeiten. Die Krippe unseres Kindes bietet eine Betreuung bis 17:30 Uhr an. Wir reizen das nicht annähernd aus und auch die anderen Kinder (bis 3 Jahre) werden idR bis 16:30 Uhr abgeholt.

Die Mütter / Anwältinnen, die ich kenne, die vollzeitnah arbeiten, haben Männer, die beruflich zurückstecken (Elternzeit, Teilzeit) oder Großeltern, die sich regelmäßig um die Kleinen kümmern. Kein Kind ist da länger als bis 16:00 Uhr in Betreuung.

Man muss sich auch mal den Tagesablauf der Kleinen vor Augen führen: Spätestens wenn sie in Betreuung sind, dh einigermaßen früh raus müssen morgens, schlafen sie in aller Regel zwischen 19 und 20 Uhr mit entsprechendem Vorlauf für essen und Bettgehrituale. Es gibt einfach wenig Eltern, die ihr Kind regelmäßig nur zum Aufstehen morgens und Insbettbringen abends sehen wollen. Bzw. Bei Kanzleiarbeitszeiten hieße das im Zweifel ein schlafendes Kind abzuholen.

Ich mag den Satz eigentlich nicht, aber hier passt er aus meiner Sicht ausnahmsweise: Wozu habe ich dann Kinder?
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thh
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von thh »

Muirne hat geschrieben:Das liegt aber glaube ich grundsätzlich daran, dass viele Menschen sich gern das Maul zerreißen und meinen sich durch Abwertung anderer aufwerten zu müssen. Das sind typische gruppendynamische Prozesse, die im Wesentlichen weder Geschlecht noch Alter kennen.
Dachte ich auch, bis ich einige Jahre eine Organisationseinheit zu leiten hatte, in der praktisch ausschließlich Frauen tätig waren. Bis dahin hielt ich Begriffe wie "Zickenkrieg" oder "Stutenbissigkeit" für völlig unangemessen und Ausfluss von Vorurteilen oder Vorabendserien.

Man lernt dazu. (Und natürlich ist Nahbereichsempirie niemals verallgemeinerungsfähig.)
lucyyy
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von lucyyy »

Tulipe hat geschrieben:Ich kann diese Intoleranz gegenüber anderen Lebensentwürfen nicht verstehen. Emanzipation bedeutet für mich ein Zugewinn an Freiheit oder Gleichheit. Frau muss nicht mehr zu Hause bleiben, kann aber, wenn sie es möchte. Man ist doch nicht gleich eine Rabenmutter, nur weil man wieder arbeiten geht, die Kinder fremdbetreuen lässt und nicht immer Selbstgekochtes auf dem Tisch kommt. Umgekehrt bedeutet Hausfrau nicht faule Glucke, die sich auf Kosten ihres Mannes ein schönes Leben macht und es im Leben zu nichts gebracht hat. Bei diesem Thema ist mir aufgefallen, dass es häufig gerade Frauen sind, die mit anderen Frauen hart ins Gericht gehen (,,Du liebe Güte, wie kann man seinem Kind nur Fertigkuchen mit in den Kindergarten geben./Die XY ist aber auch nie zu Hause./Ich könnte nie nur Vollzeitmutti sein. Da würde mir ja die Decke auf den Kopf fallen.").
+1
Auch ich finde, niemand sollte sich da für seinen persönlichen Weg schämen. Schlimm finde ich aber, dass es gesellschaftlich offenbar so wenig anerkannt ist, dass man einfach gerne zuhause ist und sich um Kinder und Heim kümmern möchte, dass z.B. fehlende Betreuungsangebote vorgeschoben werden (müssen), weil man sonst um Akzeptanz fürchtet. Genauso schlimm finde ich aber auch, wenn man nicht sagen darf, dass man auf Familienplanung deswegen verzichtet, weil man lieber anderweitig seine Freizeit verbringt und stattdessen irgendwas von "Vereinbarkeitslüge" erzählen muss. Ich weiß nicht, ob das eine sehr deutsche Eigenschaft ist, aber wir fühlen uns offenbar sehr dazu berufen den Stab über dem jeweils anderen zu brechen.

Dass Frauen untereinander ein Haifischbecken sind unterschreibe ich im Übrigen total. Die krasseste Ablehnung von Teilzeitmodellen für Partner(innen) begegnet mir hier von bestehenden Partnerinnen, mit dem Argument, dass sie ja auch (in Vollzeit) ihren vollständigen Einsatz der Partnerschaft gewidmet haben (nach dem Motto: "Es soll ja jedem gleich schwer gemacht werden...").

VG
lucyyy
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen. ;-)
sai
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von sai »

lucyyy hat geschrieben: Auch ich finde, niemand sollte sich da für seinen persönlichen Weg schämen. Schlimm finde ich aber, dass es gesellschaftlich offenbar so wenig anerkannt ist, dass man einfach gerne zuhause ist und sich um Kinder und Heim kümmern möchte, dass z.B. fehlende Betreuungsangebote vorgeschoben werden (müssen), weil man sonst um Akzeptanz fürchtet. Genauso schlimm finde ich aber auch, wenn man nicht sagen darf, dass man auf Familienplanung deswegen verzichtet, weil man lieber anderweitig seine Freizeit verbringt und stattdessen irgendwas von "Vereinbarkeitslüge" erzählen muss. Ich weiß nicht, ob das eine sehr deutsche Eigenschaft ist, aber wir fühlen uns offenbar sehr dazu berufen den Stab über dem jeweils anderen zu brechen.
Es ist aber auch nur deshalb gesellschaftlich wenig anerkannt, weil offenbar viele Leute zu feige sind, zu ihrer Meinung zu stehen. Man darf von erwachsenen Menschen auch mal erwarten, gerade im Hinblick auf das unmittelbare persönliche Leben eine Meinung zu vertreten, die ggf. nicht einer - gefühlten - gesellschaftlichen Anerkennung entspricht.

Ich stehe bspw. auch dazu, dass wir keine Kinder wollen, weil wir beide keinen Bock haben, unser eigenes Leben aufzugeben und uns selbst zu verlieren. Wer damit nicht umgehen kann, hat schlicht und ergreifend Pech gehabt.
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

thh hat geschrieben:
Muirne hat geschrieben:Das liegt aber glaube ich grundsätzlich daran, dass viele Menschen sich gern das Maul zerreißen und meinen sich durch Abwertung anderer aufwerten zu müssen. Das sind typische gruppendynamische Prozesse, die im Wesentlichen weder Geschlecht noch Alter kennen.
Dachte ich auch, bis ich einige Jahre eine Organisationseinheit zu leiten hatte, in der praktisch ausschließlich Frauen tätig waren. Bis dahin hielt ich Begriffe wie "Zickenkrieg" oder "Stutenbissigkeit" für völlig unangemessen und Ausfluss von Vorurteilen oder Vorabendserien.

Man lernt dazu. (Und natürlich ist Nahbereichsempirie niemals verallgemeinerungsfähig.)
Ja, gibt es natürlich. Gibt auch wirklich Frauen, die zu Männern nett sind und zu Frauen besonders fies sind und dann wohl auch deutlich fieser als Männer sein können. Aber das trifft nicht automatisch auf alle zu. Ich freue mich immer, mit guten Kolleginnen oder Vorgesetzten zusammen zu arbeiten und habe da eine positive Einstellung zu. Souveräne, auf ihrem Fachgebiet gute Frauen schätzen mich idR auch und fühlen sich nicht gleich angegriffen, wenn ich was (hinter-)frage, um zu lernen. Leider gibt es auch fachlich durchaus gute, aber unsouveräne Frauen, bei denen man höllisch aufpassen muss. Bei Männern tritt das Problem vermutlich seltener auf, weil die sich eh nie von Frauen bedroht fühlen. :D Aber ich bin natürlich auch schon auf das Problem gestoßen, keine Frage. Nur normale Lästereien gibt's bei Männern eben auch, darum ging es mir.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Theopa »

Tibor hat geschrieben:Ganz klar, weil die wenigsten Mütter ihr Kind wirklich länger als 17 Uhr fremdbetreuen lassen wollen (sic!), wenn sie es nur finanziell einrichten lassen können. So ein Kind ist nun nicht mit einem Hund zu vergleichen, der auch mal mit fremden Teens spielt und gassi geht. Ein Kind erzeugt eine ganz andere emotionale Bindung, das gibt die Mutter nicht von 7-19 Uhr in die Kita, nur damit die Karriere voran geht. Da besteht glaub ich eine große emotionale Lücke zwischen den weiblichen Foristen mit dem Gütesiegel "bin schon Mutter" bzw. "kann mir irgendwann mal vorstellen Mutter zu werden".

Eine Rundumdieuhr-Kita gibt es aber schon; insb. für alleinerziehende Nachtschichtarbeiter wichtig: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 30932.html
Interessant, auch die Kritik die auf solche Modelle natürlich sofort folgt.

Ich meinte auch nicht notwendig 12 Stunden externe Betreuung des Kindes, sondern eben schlicht verschobene Betreuungszeiten. Der dieser Diskussion zu Grunde liegende Fall "Lehrerin + GK-Anwalt" passt da meines Erachtens als Beispiel hervorragend: Die Lehrerin steht am frühen Morgen zuerst auf, um halb 8 folgt der Partner und übernimmt, während Sie zur Arbeit fährt. Er kümmert sich dann um das Kind und fährt es auf etwa 10 Uhr zur Kita. Dort bleibt das Kind dann, bis es die Lehrerin um 16/17/18 Uhr abholen kann. Damit haben beide auch während der Woche wenigstens relevanten zeitlichen Kontakt zum Nachwuchs, und wenn es doch einmal eng wird muss man durch das großzügige Zeitangebot keine Notlösungen suchen.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tulipe »

@ Muirne Das viele Menschen grundsätzlich gerne lästern, stimmt natürlich. Dennoch finde ich, dass es bei diesem Thema geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Frauen sind im Umgang mit anderen Frauen häufig kritischer und vergleichen sich mehr mit anderen Frauen. Unter Männern gibt es natürlich auch Konkurrenzkämpfe, aber nicht diese Art der "Stutenbissigkeit", wie @ thh bereits erwähnt hatte. Was von Kolleginnen teilweise gesagt wird über andere Kolleginnen oder Referendarinnen. :eeeek: Auch als ich noch am Lehrstuhl gearbeitet habe. :eeeek: Männer lästern sicherlich auch, aber anders. Bei Frauen kann es manchmal wirklich fies werden, wenn die andere Frau kompetenter, beliebter und/oder hübscher ist. Eine gute Freundin, die in ihrem Studiengang Jahrgangsbeste wurde und früher gemodelt hat, kann davon ein Lied singen. :-w

Natürlich gibt es aber auch souveräne Frauen, die damit keine Probleme haben und kein Zickenkrieg ausbricht. ;)
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Ara
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Ara »

Tulipe hat geschrieben:Eine gute Freundin, die in ihrem Studiengang Jahrgangsbeste wurde und früher gemodelt hat, kann davon ein Lied singen. :-w
Also ich hasse aber auch gutaussehende, intelligente und noch gleichzeitig erfolgreiche Menschen... Egal ob Mann oder Frau. Im schlimmsten Fall sind die dann auch noch sympathisch... Fürchterlich! Und dann sucht und sucht man Gründe um die Person nicht zu mögen, und dann findet man nichts... Brrrr
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

Man kann da als Frau selbst im Umgang mit anderen Frauen nur versuchen, die Wahrnehmung zu ändern und zu hoffen, dass sich das reflektiert und positive Erfahrungen mit Frauen auch hochzuhalten und nicht nur die negativen im Gedächtnis zu haben, wenn man neue Frauen im Beruf trifft. Ist glaube ich wirklich auch eine Aufgabe, da auch vorurteilsfrei immer neue Chancen zu sehen und Möglichkeiten sich zu unterstützen und voneinander zu lernen.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Liz »

lawlita hat geschrieben:Meine Nahbereichsempirie:

Die meisten Mütter wollen nicht Vollzeit oder vollzeitnah arbeiten. Die Krippe unseres Kindes bietet eine Betreuung bis 17:30 Uhr an. Wir reizen das nicht annähernd aus und auch die anderen Kinder (bis 3 Jahre) werden idR bis 16:30 Uhr abgeholt.

Die Mütter / Anwältinnen, die ich kenne, die vollzeitnah arbeiten, haben Männer, die beruflich zurückstecken (Elternzeit, Teilzeit) oder Großeltern, die sich regelmäßig um die Kleinen kümmern. Kein Kind ist da länger als bis 16:00 Uhr in Betreuung.
Klar, man muss für sich wissen, wieviel Zeit man unter der Woche mit seinem Kind verbringen möchte. Allerdings kann man sich "quality time" mit den Kindern auch durch einen versetzten Arbeitsbeginn oder freie Nachmittage verschaffen. Ich würde jedenfalls lieber einen freien Nachmittag mit dem Kind verbringen, als fünf Tage die Woche immer aufpassen zu müssen, punktum vor der Kita zu stehen und das Kind unter vorwurfsvollen Blicken als Letztes abholen zu müssen. Was vielleicht auch erklärt, warum die maximale Betreuungszeit nicht immer unbedingt ausgeschöpft wird, sondern sich die Eltern irgendwie damit "arrangieren" und ihr Kind regulär eine Stunde früher abholen. Nicht vergessen sollte man zudem die "westdeutsche" Prägung, die viele von uns (nicht alle, ich weiß) doch mitbekommen haben dürften: Wer es sich "leisten" kann, gibt sein Kind doch nicht den ganzen Tag in fremde Hände, s. nur http://www.sueddeutsche.de/leben/statis ... -1.2846626.
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Man darf aber auch klar sagen: Der gute Ausbau der Kindergärten- und Hortbetreuung nebst dem monatlichen Haushaltstag für die werktätige Mutter beruhte ganz allein auf der Notwendigkeit, die Frauen in Arbeit zu bringen, weil der jämmerliche technische Fortschritt der DDR durch Arbeitskraft wettgemacht werden musste. Da gab es sozialen Druck aus ganz anderer Richtung. Darf man nicht vergessen und - früher war die Betreuung in der DDR besser - „verniedlichen“.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Liz »

@Tibor: Unbestritten. Ändert aber nichts daran, dass die damit einhergehenden sozialen Prägungen die Wiedervereinigung immer noch überdauern. So richtig der Satz "Wozu habe ich dann ein Kind?" ist, so richtig ist auch der umgekehrte Satz "Wozu habe ich dann eigentlich 7+x Jahre in eine Ausbildung investiert?"
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