Lange Arbeitszeiten

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Schnitte
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

Kasimir hat geschrieben: Alles andere ist nicht standesgemäß! [-X :-w
Oder, in öD-Besoldungs-Terminologie: "Amtsangemessen".
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Survivor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Survivor »

@ Kasimir: Zustimmung. Ich würde das ebenfalls nicht machen, zumal nicht bei den aktuell überall astronomisch hohen Preisen. Wenn der Wunsch so stark ist: Warum wartet man nicht in der lauschigen 78 qm Wohnung mit der günstigen Miete auf das Platzen der Immobilienblase und schlägt dann zu einem angemesseneren Preis zu? Dann reicht´s auch noch für eine vernünftige neue Einrichtung und die Urlaube und Autos sind ebenfalls gesichert. ;)

Aber mir ist schon klar, dass man mit dieser Ansicht, kein Wohneigentum zum Glücklichsein zu benötigen, in der Minderheit ist.
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Survivor; das unterstellt, dass es eine Blase und irgendwann eine Baisse gibt. Was, wenn es die nicht gibt?
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Kasimir
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Kasimir »

Tibor hat geschrieben:Survivor; das unterstellt, dass es eine Blase und irgendwann eine Baisse gibt. Was, wenn es die nicht gibt?
Es muss ja keine Blase geben, sondern es reicht ein Ansteigen der Zinsen und dann werden viele Eigentümer ihre Zins- und Tilgungslast nach Auslaufen der Zinsbindung nicht mehr schultern können.
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Schnitte
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

Eine Immobilienblase gibt es vermutlich schon, aber deren "Platzen" wird sich meiner Einschätzung nach in einer Verlangsamung der Zuwachsraten für Immobilienpreise niederschlagen, nicht in einem Preisverfall in absoluten Zahlen (für die Großstädte - auf dem Land sind Preisrückgänge auch in absoluten Zahlen möglich, sogar zu erwarten). Dazu kommt: Diese Entwicklung wird dann einsetzen, wenn die Zinsen steigen - und das macht die Finanzierung dann auch nicht leichter.

Um auf Kasimirs Rechenbeispiel zurückzukommen: Wenn ich eine 500.000-Euro-Wohnung mit einem Beleihungswertabschlag von 15% (marktüblich) finanzieren will, brauche ich Eigenkapital von 75.000 Euro. Mit Nebenkosten wir Grunderwerbsteuer (Vater Staat langt ja auch gerne nochmal zu), Notar etc. bin ich bei etwa 100.000 Euro, die ich mitbringen muss. Das ist happig, für unser Richterehepaar mit zusammen 7000 netto im Monat aber sicherlich in der Größenordnung von drei oder vier Jahren ansparbar - man muss halt die Prioritäten entsprechend setzen. Dann sind noch 425.000 Euro zu finanzieren, was bei der gegenwärtigen Zinslage sicherlich zu 1% machbar ist. Macht eine anfängliche Zinszahlung von 354 Euro im Monat, die aber danach jeden Monat abnimmt. Bei Tilgung über 25 Jahre hinweg habe ich dann an Tilgungsraten jeden Monat 1416 Euro zu leisten (die natürlich zu den Zinszahlungen zu addieren sind). Das ist für unser 7000-netto-Richterehepaar sicherlich zu leisten.
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

Survivor hat geschrieben:
Aber mir ist schon klar, dass man mit dieser Ansicht, kein Wohneigentum zum Glücklichsein zu benötigen, in der Minderheit ist.
Ich habe auch absolut keine Sehnsucht nach einem Eigenheim, sehe viele Nachteile und wenig Vorteile.
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Schnitte
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

Kasimir hat geschrieben: Es muss ja keine Blase geben, sondern es reicht ein Ansteigen der Zinsen und dann werden viele Eigentümer ihre Zins- und Tilgungslast nach Auslaufen der Zinsbindung nicht mehr schultern können.
Das Zauberwort hier lautet "Volltilgung".
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Der rechnerische 1,x% Satz für 5 Jahre ist aber soooo verlockend ... Aber in der Tat dürfte das bei steigenden RefiZinsen tatsächlich Bewegung in den Markt bringen. Die steigenden Immopreise sind ja auch darin begründet, dass sich Menschen Immos kaufen, die sie sich nur leisten können, weil der Zins so gering ist und man augenscheinlich nicht mehr € aufbringen muss, als bei seiner bisherigen Mietwohnung. Das ist natürlich ein Trugschluss, wenn die Annuität künstlich gesenkt wird und selbst bei 1,8% Zinsen nur 1% anfängliche Tilgung p.a. einkalkuliert wird (ich kenne aber einige dieser Gestaltungen aus der Nachbarschaft). Dann ist die spannende Frage: Wie hoch wird der Leidensdruck, dh wieviel kann man noch vom allgemeinen Budget für höhere Annuität abknapsen.
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Schnitte
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

Tibor hat geschrieben:Der rechnerische 1,x% Satz für 5 Jahre ist aber soooo verlockend
25 Jahre Zinsbindung kriegst du auf dem freien Markt für 1,8 bis 2 %. Das erhöht in meinem Rechenbeispiel den Zinsanteil an der Monatsrate von 354 auf etwa 700 Euro, was zusammen mit den 1416 an Tilgung zu einer Monatsbelastung von etwa 2100 Euro für unser Richterpärchen führt. Ist viel, aber immer noch zu leisten und noch im Rahmen der alten Faustregel, dass die Rate für die Immobilie ein Drittel des NEttoeinkommens nicht übersteigen sollte.

Aber ich gebe dir Recht, viele erliegen der Versuchung, auf die längere Zinsbindung zu verzichten, um noch ein paar Zehntelprozentpunkte beim Zinssatz rauszuschlagen. Das kann zu einem bösen Erwachen führen, wenn die Zinsen steigen. Genau deswegen habe ich mich bei der Refinanzierung meiner Wohnung für Volltilgung über den Zeitraum der Zinsbindung entschieden.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Kasimir »

Tibor hat geschrieben:Der rechnerische 1,x% Satz für 5 Jahre ist aber soooo verlockend ... Aber in der Tat dürfte das bei steigenden RefiZinsen tatsächlich Bewegung in den Markt bringen. Die steigenden Immopreise sind ja auch darin begründet, dass sich Menschen Immos kaufen, die sie sich nur leisten können, weil der Zins so gering ist und man augenscheinlich nicht mehr € aufbringen muss, als bei seiner bisherigen Mietwohnung. Das ist natürlich ein Trugschluss, wenn die Annuität künstlich gesenkt wird und selbst bei 1,8% Zinsen nur 1% anfängliche Tilgung p.a. einkalkuliert wird (ich kenne aber einige dieser Gestaltungen aus der Nachbarschaft). Dann ist die spannende Frage: Wie hoch wird der Leidensdruck, dh wieviel kann man noch vom allgemeinen Budget für höhere Annuität abknapsen.
Aber das wäre ja "unheard of", wenn man Leuten Immobilienkredite geben würde, die sie irgendwann nicht bezahlen könnten. Wait... :-w

https://www.youtube.com/watch?v=PgGLgygsqus
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

was ich aber auch lustig finde (hatten wirs auch schon mal von), googlet man Ganztagesbetreuung, dann wird darunter Betreuung bis 16 Uhr, ausnahmsweise sogar bis 17 Uhr verstanden. :lmao: In welchem Job soll ich bitte um die Uhrzeit mit Feierabendverkehr vor ner Grundschule stehen können. Heißt im Grunde auch, noch mehr arbeiten, um so viel zu verdienen, dass man sich nen Vollzeitjob erlauben kann, mit dem man privat Menschen finanzieren kann, zu denen das Kind kann. Echt absurd.
Zuletzt geändert von Muirne am Freitag 16. März 2018, 23:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Liz »

Kasimir hat geschrieben:Ich finde man sollte die Probleme der Fragestellerin hier nicht ins Lächerliche ziehen.

Man muss sich als Paar bewusst sein, was man will; und zwar jeder für sich und dann Kompromisse finden. Welche Parameter lassen sich ändern und welche Folgen hat dies.

Ich kenne auch die Fälle, in denen Frauen über die fehlende Anwesenheit des Mannes klagen, aber gleichzeitig das hohe Gehalt des Mannes als selbstverständlich ansehen, da der neuste Boogabooo-Kinderwagen, die wöchentliche Ökokiste, der Mini in der Tiefgarage etc. finanziert werden muss.
Natürlich gibt es Frauen, die nicht einsehen wollen, dass sie es leider nicht geschafft haben, sich einen Privatier zu angeln, der ihnen das gewünschte Prinzessinnenleben bieten kann. Im Übrigen hat es eben die Logik: "Wenn er schon nicht da ist, kann ich wenigstens sein Geld ausgeben."

Umgekehrt soll es auch Männer geben, die nachdem ihnen jahrelang aufopfersvoll der Rücken frei gehalten wurde, fehlende "Augenhöhe" beklagen.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tobias__21 »

Ich träume ja davon, dass meine Freundin die Kohle ranschafft (mehr verdienen als ich wird sie so oder so) und ich zuhause bleiben kann :D
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

Tobias__21 hat geschrieben:Ich träume ja davon, dass meine Freundin die Kohle ranschafft (mehr verdienen als ich wird sie so oder so) und ich zuhause bleiben kann :D
kann klappen.
nervig ist das alles schon. ohne nen Partner, der zu Hause "gammeln" will :D , weiß ich gar nicht, wie das praktisch funktionieren soll. Kitas, die freie Plätze von 08.30 bis 20.00 Uhr haben, wenn nötig, wird es faktisch quasi nicht geben. In Berlin vielleicht, aber sicher nicht nach Bedarf. Hinzu kommen Ferien und Krankheitstage.
Also Hundetagesstätten haben andere Zeiten, da ist 19 Uhr jedenfalls nie ein Problem. [-X
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

Liz hat geschrieben:
Natürlich gibt es Frauen, die nicht einsehen wollen, dass sie es leider nicht geschafft haben, sich einen Privatier zu angeln, der ihnen das gewünschte Prinzessinnenleben bieten kann.

Ich gebe zu, dass ich auf Meghan Markles Verlobungskleid von Ralph & Russo durchaus neidisch bin. :D Außerdem ist Prinz Harry witzig. Nur die ganzen öden Veranstaltungen, die sie besuchen muss, trösten mich darüber hinweg, dass auch budget-sprengende Kleider, die man sich ab und an kaufen muss, niemals annähernd 63.000 € kosten werden.
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