Lange Arbeitszeiten

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Syd26
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Syd26 »

Wir haben hier auf dem Land (unterfränkisches Dorf bei Würzburg) Betreuungszeiten von 7 bis 17 Uhr. Allerdings erst seit Januar, vorher war es 16:30 Uhr. Freitags von 7 bis 15 Uhr, vorher 7 - 14 Uhr.

Letztendlich ist damit auch kein Vollzeitjob möglich, wenn man die 40 Stunden nicht an 4 Tagen herunterreißen will und einer das Kind immer bringt und abholt. Sofern man sich abwechselt, mag dies anders sein, je nach Fahrtzeiten.

Wir haben eine Tagesmutter dazu gebucht, die das Kind abholt und notfalls auch bis 20 Uhr betreuen würde. Wir brauchen das eher nicht, sie hat aber Kinder, die bis 19:30 Uhr dort sind. Es ist die einzige Tagesmutter bei uns in der Gegend, die das anbietet. Ich glaube, sie würde die Kinder auch über Nacht nehmen. Problem ist, dass sie diese Zusatzleistungen nicht bezahlt bekommt (in Bayern bezuschusst der Staat Tagesmütter, die Eltern zahlen nur einen Anteil - Fahrtkosten der Tagesmutter zahlt der Staat aber nicht). Dann wird es für viele Eltern wieder unattraktiv.

Trotz dieser ganz guten Betreuungszeiten sind um 17 Uhr in unserer KiTa vielleicht noch 5 - 10 Kinder da. Freitags sind es auch nicht mehr. Das heißt doch, dass ein Großteil der Mütter gar nicht Vollzeit arbeitet, obwohl es möglich wäre - wenn man ein wenig Organisationstalent hat.

Ich denke, ob man als Frau/Mutter Vollzeit arbeitet, hat sehr viel mit der eigenen Einstellung zu tun. Ich saß 3 Wochen nach der Geburt wieder ganztags im Büro. Kind ging mit 8 Wochen zur Tagesmutter und mit 2 Jahren in die KiTa. Ob ich das noch einmal so machen würde, sei mal dahin gestellt - Schlafmangel und Kanzleitätigkeit passen nicht immer wirklich gut zusammen.

Allerdings hätte das alles nicht funktioniert, wenn mein Mann nicht zurückgesteckt hätte und die Omas noch berufstätig gewesen wären.
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Syd26 hat geschrieben:Das heißt doch, dass ein Großteil der Mütter gar nicht Vollzeit arbeitet, obwohl es möglich wäre - wenn man ein wenig Organisationstalent hat.
Sag das bloß nicht in einer Diskussion zum Gender-Pay-Gap.
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sai
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von sai »

TobiasG hat geschrieben:Wie ich sehe, erfreut sich auch der - laut Gerald Hörhan - Finanzirrtum Nr. 1 der Mittelschicht: "Haus auf Pump in der Pampas" auch bei Juristen nach wie vor großer Beliebtheit.
Der aber auch nur dann ein Irrtum ist, wenn man den jeweiligen Eigentümer allein als homo oeconomicus und nicht als emotionales Wesen sieht, das sich ein eigenes, gefühlt sicheres und dauerhaftes Zuhause kauft.
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von TobiasG »

Jedenfalls in Bayern kommt hinzu, dass man zum Teil bereits als Rabenmutter angesehen wird, wenn das Kind auswärts Mittagessen muss.
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Muirne
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Muirne »

Man braucht halt nur ne Menge Organisationstalent, wenn es dann gar keine Oma gibt und der Mann auch nicht gern zurücksteckt oder es vielleicht gar keinen gibt. Das ist doch letztlich die Frage nach Huhn und Ei. Natürlich werden Angebote nicht angenommen, die keine Vollzeitstelle möglich machen, aber etwas mehr als eine Halbzeitstelle, wenn die Ganztagesstelle auch von gut verdienenden Juristen nur schwer und unter Heranziehung familiärer Unterstützung zu bewerkstelligen ist, die auch nicht jeder hat.
Es sagt einfach nichts, null komma nix, darüber aus, ob die Frauen ganztags arbeiten würden, wenn sie faktisch kaum die Option haben.
»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von TobiasG »

sai hat geschrieben:
TobiasG hat geschrieben:Wie ich sehe, erfreut sich auch der - laut Gerald Hörhan - Finanzirrtum Nr. 1 der Mittelschicht: "Haus auf Pump in der Pampas" auch bei Juristen nach wie vor großer Beliebtheit.
Der aber auch nur dann ein Irrtum ist, wenn man den jeweiligen Eigentümer allein als homo oeconomicus und nicht als emotionales Wesen sieht, das sich ein eigenes, gefühlt sicheres und dauerhaftes Zuhause kauft.
Ich verstehe durchaus die emotionale Komponente von "schaffe, schaffe, Häusle baue." Nichts desto trotz ist das häufig a) gar nicht der eigene Wunsch, sondern wird von der Gesellschaft so vorgelebt und kaum infrage gestellt, und b) ist es ja keineswegs so, dass das Haus sich aus wirtschaftlicher Sicht zwar nicht "rentiert", dafür aber emotional in jedem Fall lohnt. Ein paar Dinge, wie z.B. Ärger mit Baumängeln etc. wurde ja schon genannt. Hinzu kommen extreme Probleme, falls man sich scheiden lässt. Dazu fallen laufend Reparaturen usw. an. Des Deutschen größter Feind ist außerdem der Nachbar, von dem man dann nicht mehr so leicht wegziehen kann. Ferner planen viele Leute das Haus ausdrücklich als Altersvorsorge. Problem ist dann, dass die Kinder irgendwann aus dem Haus sind und später auch nicht mehr in der "Pampas" wohnen wollen, so wie sich die Eltern das vielleicht vorgestellt haben. Dann wohnt man als Rentner in einem (viel zu) großen Haus ohne gute Infrastruktur. Das gesamte Lebenseinkommen hat man in die Tilgung des Kredits gesteckt, so dass es schwierig ist, aus der (viel zu geringen) Rente die stetig steigenden Unterhaltskosten und Instandhaltungskosten (die man beim Eigenheim kaum steuerlich geltend machen kann) zu tragen. Innerhalb von 30 Jahren kann die Instandhaltung/Renovierung/Umlegung von Kosten ja schnell mal den Betrag erreichen, den man ursprünglich für das Haus bezahlt hat. Des Weiteren kann man auch nicht einfach mal so den Schornstein oder den Wintergarten verkaufen (Liquidität), wenn man in den Urlaub fahren möchte oder sonstiges. Das heißt dann also "ganz oder gar nicht", wenn man den Wert der Immobilie realisieren möchte. Und für einen Verkauf (an "Fremde") ist dann bei vielen Leuten die emotionale Bindung im Laufe der Jahre doch zu groß geworden. Und so schleppt man dann bisweilen den vermeintlichen Lebenstraum als Mühlstein um den Hals bis ins Grab.

Das alles soll jetzt kein Veto contra Eigenheim sein. Gerade als Beamter/Richter hat man ja viele der Probleme nicht, weil man sein Nettoeinkommen jeden Monat theoretisch bis auf Null ausgeben kann, ohne befürchten zu müssen, dass man irgendwann gekündigt wird, und weil die Pension für den amtsangemessenen Ruhestand ausreichen dürfte, ohne dass man gezwungen ist, sein Haus zu verkaufen. Aber ich denke schon, dass man vor so einer Lebensentscheidung sehr genau prüfen sollte, ob das wirklich der eigene große Traum ist oder einfach so adaptiert wurde.

Und jetzt wurde aus einem "Arbeitszeit in GKen"-Thread ein wunderbarer Rundumschlag von Eheberatung über Gender-Pay-Gap zur angemessenen Richterbesoldung bis hin zu Eigenheimpreisen :D
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

Muirne hat geschrieben:Es sagt einfach nichts, null komma nix, darüber aus, ob die Frauen ganztags arbeiten würden, wenn sie faktisch kaum die Option haben.
Doch, weil es bestätigt wird, wenn Frauen die Option hätten. Ich kenne einige Mütter/Väter. Darunter sind - möchte ich meinen - viele Mütter mit akademischen Abschlüssen und "Karrieremöglichkeiten". Zugleich gibt es hier in Berlin problemlose Kita- und Hortbetreuung von 6:30 bis 18:00 Uhr für einen schmalen Taler. Die einizigen Kita- und Hortkinder die dauerhaft vor 8:00 Uhr und nach 17:00 Uhr in der Kita waren, waren die Kinder der "unteren Mittelschicht"; Mütter/Väter die Schicht arbeiten, ob nun im Lidl an der Kasse oder als Polizeimeister, als Krankenschwester oder am Band. Mir ist nur ein Fall einer Doppel-Akademiker-Familie bekannt, in denen die Kinder die volle Betreuungszeit ausgereizt haben: Er Betriebswirt, Sie Ärztin.
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Tibor
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tibor »

TobiasG hat geschrieben:Und jetzt wurde aus einem "Arbeitszeit in GKen"-Thread ein wunderbarer Rundumschlag von Eheberatung über Gender-Pay-Gap zur angemessenen Richterbesoldung bis hin zu Eigenheimpreisen :D
:phanta
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Kasimir »

Tibor hat geschrieben:
Muirne hat geschrieben:Es sagt einfach nichts, null komma nix, darüber aus, ob die Frauen ganztags arbeiten würden, wenn sie faktisch kaum die Option haben.
Doch, weil es bestätigt wird, wenn Frauen die Option hätten. Ich kenne einige Mütter/Väter. Darunter sind - möchte ich meinen - viele Mütter mit akademischen Abschlüssen und "Karrieremöglichkeiten". Zugleich gibt es hier in Berlin problemlose Kita- und Hortbetreuung von 6:30 bis 18:00 Uhr für einen schmalen Taler. Die einizigen Kita- und Hortkinder die dauerhaft vor 8:00 Uhr und nach 17:00 Uhr in der Kita waren, waren die Kinder der "unteren Mittelschicht"; Mütter/Väter die Schicht arbeiten, ob nun im Lidl an der Kasse oder als Polizeimeister, als Krankenschwester oder am Band. Mir ist nur ein Fall einer Doppel-Akademiker-Familie bekannt, in denen die Kinder die volle Betreuungszeit ausgereizt haben: Er Betriebswirt, Sie Ärztin.
Das ist auch mein Eindruck. Und es ist ja auch völlig OK, wenn man für sich entscheidet, ggf. bei der Karriere zurückzustecken und dafür mehr Zeit für die Kinderbetreuung einzusetzen. Es geht nur nicht beides: Karriere und viel Zeit mit den Kindern verbringen.

Letztlich ist das auch ein Thema, was man (ich nehme mich da nicht aus) bei der Berufswahl zu wenig berücksichtigt. Meine Frau und ich sind beide quasi selbständig und können - den Grenzen von Mandantschaft bzw. Kunden - jederzeit weniger arbeiten und verdienen dann halt auch weniger. Das ist ein recht angenehmes Modell. Anders als Arbeitnehmer hat mal als Selbständiger dafür nicht das soziale Netz von Elternzeit, bezahlter Krankheit und bezahltem Urlaub; dafür aber maximale Flexibilität.
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Schnitte
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

thh hat geschrieben:
wololo hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:Zudem: Für 500.000 Euro bekommst du in keiner Großstadt ein Einfamilienhaus; weder Reihenhaus noch DHH; freistehend erst gar nicht. Das liegt auch daran, dass die Handwerkerpreise durch die Decke gehen, weil kaum Handwerker verfügbar sind. In Großstädten bekommst du für 500.000 Euro in der Tat nicht mehr als eine 3-Zimmer-Wohnung.
Das bestreite ich dann doch (sofern man annimmt, dass es mit Großstadt nicht lediglich Berlin, Hamburg, München gemeint sind).
Stuttgart (samt näherer Umgebung, jedenfalls S-Bahn-Bereich), ...
Der Begriff "Großstadt" schließt in gängiger Diskussion auch noch Städte wie sagen wir Essen, Duisburg, Nürnberg, Kiel, Leipzig, Hannover, Rostock.... you name it mit ein. Die Behauptung "Für 500.000 Euro bekommst du in keiner Großstadt ein Einfamilienhaus" ist in dieser Allgemeinheit sicher falsch. Klar, es gibt Städte wie München, Hamburg, Frankfurt, neuerdings auch Berlin, die teurer sind als der Rest der Republik. Wer dorthin zieht, muss das berücksichtigen. Aber die Republik besteht nicht nur aus solchen hochpreisigen Gebieten.
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen [...], verstoßen nicht gegen göttliches Recht."

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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Schnitte »

11 Freunde hat geschrieben:Große Sprünge noch für was, wenn man ein Eigenheim mit "richtigem" Grundstück, 200 Quadratmeter Wohnfläche und zwei Autos hat und noch Geld für Urlaube übrig hat? Diskutieren wir ernsthaft darüber, ob sich ein Richter ein Eigenheim leisten kann? Sorry, da bin ich raus. Hier scheinen einige etwas das richtige Maß verloren zu haben oder sind in einem entsprechenden Schickeria-Umfeld groß geworden.
+1. Man schüttelt manchmal doch arg mit dem Kopf, wenn man hört, was manche Menschen unter "großen Sprüngen" verstehen, aus deren Nichterschwinglichkeit sich die Empörungswürdigkeit der Richterbesoldung ergeben soll.
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Gelöschter Nutzer

Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Es geht nur nicht beides: Karriere und viel Zeit mit den Kindern verbringen.
a.A. vertretbar ;)
Kasimir
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Kasimir »

Schnitte hat geschrieben:
thh hat geschrieben:
wololo hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben:Zudem: Für 500.000 Euro bekommst du in keiner Großstadt ein Einfamilienhaus; weder Reihenhaus noch DHH; freistehend erst gar nicht. Das liegt auch daran, dass die Handwerkerpreise durch die Decke gehen, weil kaum Handwerker verfügbar sind. In Großstädten bekommst du für 500.000 Euro in der Tat nicht mehr als eine 3-Zimmer-Wohnung.
Das bestreite ich dann doch (sofern man annimmt, dass es mit Großstadt nicht lediglich Berlin, Hamburg, München gemeint sind).
Stuttgart (samt näherer Umgebung, jedenfalls S-Bahn-Bereich), ...
Der Begriff "Großstadt" schließt in gängiger Diskussion auch noch Städte wie sagen wir Essen, Duisburg, Nürnberg, Kiel, Leipzig, Hannover, Rostock.... you name it mit ein. Die Behauptung "Für 500.000 Euro bekommst du in keiner Großstadt ein Einfamilienhaus" ist in dieser Allgemeinheit sicher falsch. Klar, es gibt Städte wie München, Hamburg, Frankfurt, neuerdings auch Berlin, die teurer sind als der Rest der Republik. Wer dorthin zieht, muss das berücksichtigen. Aber die Republik besteht nicht nur aus solchen hochpreisigen Gebieten.
Dann haben wir uns missverstanden. Ich meinte damit Hamburg, München, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Frankfurt als "Wirtschaftszentren". In mittelgroßen Städten wie den von dir genannten mag dies selbstverständlich anders sein; dort finden sich allerdings im Median deutlich weniger gutbezahlte Arbeitsstellen.
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OJ1988
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von OJ1988 »

TobiasG hat geschrieben:
sai hat geschrieben:
TobiasG hat geschrieben:Wie ich sehe, erfreut sich auch der - laut Gerald Hörhan - Finanzirrtum Nr. 1 der Mittelschicht: "Haus auf Pump in der Pampas" auch bei Juristen nach wie vor großer Beliebtheit.
Der aber auch nur dann ein Irrtum ist, wenn man den jeweiligen Eigentümer allein als homo oeconomicus und nicht als emotionales Wesen sieht, das sich ein eigenes, gefühlt sicheres und dauerhaftes Zuhause kauft.
Ich verstehe durchaus die emotionale Komponente von "schaffe, schaffe, Häusle baue." Nichts desto trotz ist das häufig a) gar nicht der eigene Wunsch, sondern wird von der Gesellschaft so vorgelebt und kaum infrage gestellt, und b) ist es ja keineswegs so, dass das Haus sich aus wirtschaftlicher Sicht zwar nicht "rentiert", dafür aber emotional in jedem Fall lohnt. Ein paar Dinge, wie z.B. Ärger mit Baumängeln etc. wurde ja schon genannt. Hinzu kommen extreme Probleme, falls man sich scheiden lässt. Dazu fallen laufend Reparaturen usw. an. Des Deutschen größter Feind ist außerdem der Nachbar, von dem man dann nicht mehr so leicht wegziehen kann. Ferner planen viele Leute das Haus ausdrücklich als Altersvorsorge. Problem ist dann, dass die Kinder irgendwann aus dem Haus sind und später auch nicht mehr in der "Pampas" wohnen wollen, so wie sich die Eltern das vielleicht vorgestellt haben. Dann wohnt man als Rentner in einem (viel zu) großen Haus ohne gute Infrastruktur. Das gesamte Lebenseinkommen hat man in die Tilgung des Kredits gesteckt, so dass es schwierig ist, aus der (viel zu geringen) Rente die stetig steigenden Unterhaltskosten und Instandhaltungskosten (die man beim Eigenheim kaum steuerlich geltend machen kann) zu tragen. Innerhalb von 30 Jahren kann die Instandhaltung/Renovierung/Umlegung von Kosten ja schnell mal den Betrag erreichen, den man ursprünglich für das Haus bezahlt hat. Des Weiteren kann man auch nicht einfach mal so den Schornstein oder den Wintergarten verkaufen (Liquidität), wenn man in den Urlaub fahren möchte oder sonstiges. Das heißt dann also "ganz oder gar nicht", wenn man den Wert der Immobilie realisieren möchte. Und für einen Verkauf (an "Fremde") ist dann bei vielen Leuten die emotionale Bindung im Laufe der Jahre doch zu groß geworden. Und so schleppt man dann bisweilen den vermeintlichen Lebenstraum als Mühlstein um den Hals bis ins Grab.

Das alles soll jetzt kein Veto contra Eigenheim sein. Gerade als Beamter/Richter hat man ja viele der Probleme nicht, weil man sein Nettoeinkommen jeden Monat theoretisch bis auf Null ausgeben kann, ohne befürchten zu müssen, dass man irgendwann gekündigt wird, und weil die Pension für den amtsangemessenen Ruhestand ausreichen dürfte, ohne dass man gezwungen ist, sein Haus zu verkaufen. Aber ich denke schon, dass man vor so einer Lebensentscheidung sehr genau prüfen sollte, ob das wirklich der eigene große Traum ist oder einfach so adaptiert wurde.

Und jetzt wurde aus einem "Arbeitszeit in GKen"-Thread ein wunderbarer Rundumschlag von Eheberatung über Gender-Pay-Gap zur angemessenen Richterbesoldung bis hin zu Eigenheimpreisen :D
Das halte ich für übertrieben.
Tulipe
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Re: Lange Arbeitszeiten

Beitrag von Tulipe »

EinHeinz hat geschrieben:Vieles hängt auch von der Einstellung und dem Willen ab. Friseur am Samstag. Dafür wäre mir das Wochenende zu schade. ;)
Unser Friseur des Vertrauens ist gleich gegenüber von uns und es dauert auch nur 15 min. ;)
TobiasG hat geschrieben:Jedenfalls in Bayern kommt hinzu, dass man zum Teil bereits als Rabenmutter angesehen wird, wenn das Kind auswärts Mittagessen muss.
Ich kann diese Intoleranz gegenüber anderen Lebensentwürfen nicht verstehen. Emanzipation bedeutet für mich ein Zugewinn an Freiheit oder Gleichheit. Frau muss nicht mehr zu Hause bleiben, kann aber, wenn sie es möchte. Man ist doch nicht gleich eine Rabenmutter, nur weil man wieder arbeiten geht, die Kinder fremdbetreuen lässt und nicht immer Selbstgekochtes auf dem Tisch kommt. Umgekehrt bedeutet Hausfrau nicht faule Glucke, die sich auf Kosten ihres Mannes ein schönes Leben macht und es im Leben zu nichts gebracht hat. Bei diesem Thema ist mir aufgefallen, dass es häufig gerade Frauen sind, die mit anderen Frauen hart ins Gericht gehen (,,Du liebe Güte, wie kann man seinem Kind nur Fertigkuchen mit in den Kindergarten geben./Die XY ist aber auch nie zu Hause./Ich könnte nie nur Vollzeitmutti sein. Da würde mir ja die Decke auf den Kopf fallen.").
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