Lange Arbeitszeiten

[Tobias__21]

Das mit den Kita Öffnungszeiten hat mich auch schon gewundert. Ich hatte in der Station einen Fall da ging es um ne Nutzungsänderung Ladenlokal -> Kita. Geplante Öffnungszeiten der Kita 8-15 Uhr. Klappt dann halt auch nur, wenn einer halbtags arbeitet, oder einen Job hat, bei dem um 15 Uhr Feierabend ist.

[Tibor]

Umgekehrt soll es auch Männer geben, die nachdem ihnen jahrelang aufopfersvoll der Rücken frei gehalten wurde, fehlende "Augenhöhe" beklagen.

Ja, das ist natürlich hanswurstig. Wie ich schon schrieb, die Phase der engen und intensiven Kinderbetreuung ist irgendwann vorbei und bis dahin müssen sich im Optimalfall natürlich beide Elternteile bewegt haben: Die Mutter zurück in ihren Job und der Vater sollte sich schon längst auch in die rudimentäre Restbetreuung eingebracht haben.

[Muirne]

Ja, echt witzlos. Selbst wenn beide wollen, geht es eben fast nicht und dann bleibt halt doch die Frau daheim.

Naja, ich gehe jetzt meinen Teilzeitdesignerkleidermaterialismus weiter in US Serien ausleben und schlüpfe dann Morgen früh erstmal in die dreckigen Hundesachen. Gute Nacht.


@Liz Danke für den Artikel, jetzt erst den Link entdeckt. Dazu wow.

[thh]

Die durchschnittliche Wohnung kostet in Berlin sicherlich nicht 6T€ / qm.

Berlin ist allerdings auch kein typisches Beispiel, weder für Wohnungsmiete noch für Kauf.

[Tibor]

Naja, ich gehe jetzt meinen Teilzeitdesignerkleidermaterialismus weiter in US Serien ausleben ...

Muirne, bist du das hier? http://9gag.com/gag/aV3Y6my (Verwaister Link automatisch entfernt)

[thh]

was ich aber auch lustig finde (hatten wirs auch schon mal von), googlet man Ganztagesbetreuung, dann wird darunter Betreuung bis 16 Uhr, ausnahmsweise sogar bis 17 Uhr verstanden. In welchem Job soll ich bitte um die Uhrzeit mit Feierabendverkehr vor ner Grundschule stehen können.

Naja, zwischen 6.30 und 7 Uhr anfangen, halbe Stunde Mittagspause, dann ist um 15 Uhr oder 15.30 Uhr Schluss. Passt doch.

[Liz]

Das mit den Kita Öffnungszeiten hat mich auch schon gewundert. Ich hatte in der Station einen Fall da ging es um ne Nutzungsänderung Ladenlokal -> Kita. Geplante Öffnungszeiten der Kita 8-15 Uhr. Klappt dann halt auch nur, wenn einer halbtags arbeitet, oder einen Job hat, bei dem um 15 Uhr Feierabend ist.

15 Uhr Feierabend wird auch knapp, wenn der andere die Kinder vor der Arbeit in die Kita bringt; normalerweise ist ja noch ein Weg zwischen Arbeitsplatz und Kita zurückzulegen, heißt also eher: 14:30 Uhr Feierabend. Vor dem Hintergrund scheinen mir die Erwägungen vor einigen Seiten zur Freiwilligkeit der Gender Pay Gap durchaus überdenkenswert. Wer aus biologischen Notwendigkeiten "freiwillig" ein halbes Jahr bis Jahr beruflich zurückgesteckt hat, dürfte tendentiell derjenige sein, zu dessen Problem die Betreuungslücke wird.

[Muirne]

Naja, ich gehe jetzt meinen Teilzeitdesignerkleidermaterialismus weiter in US Serien ausleben ...

Muirne, bist du das hier? http://9gag.com/gag/aV3Y6my (Verwaister Link automatisch entfernt)

Denkbar! Allerdings kaufe ich meine Sachen ja schon ziemlich gerne selbst und außerdem trifft man eher selten sozial eingestellte, witzige und coole Privatiers in heruntergekommenen Etablissements, in denen ich viele meiner Jahre ganz unbedarft verbracht habe.
Ich glaube, wenn man reich heiraten will, muss man sowas frühzeitig im Blut haben und sich in den entsprechenden Jagdgründen herumtreiben und etablieren. Ich hatte zwar ein paar reiche Freunde über meine Reitkumpelinen, mehr durch Zufall, aber da war Geld nie ein Thema, das hat mich nie bewegt, ist vermutlich der Familie zu verdanken, in der man sehr sparsam erzogen hat. Insofern seien mir meine kleinen materialistischen Ausfälle zwischendurch auch mal gegönnt. :P Das sind zuckende Gegenreaktionen auf die 20 Pfennig Taschengeld in der Woche.

[Tibor]

Ich hab ja nur gesagt, dass der Gap - also der volkswirtschaftlich bemessene - zumindest auch freiwillig zustande kommt.

Im Übrigen ist Kinderbetreuung natürlich ein Thema. In Berlin ist man noch relativ gut bedient. Es gibt ab dem 1. Lebensjahr bis zum Abschluss der 4. Schulklasse eine Betreuung von 6:00-18:00 Uhr, wenn man sich benötigt und wünscht. Das Gros der Kinder ist aber in der Tat höchstens von 8:30 bis 16:00 in der Kita bzw von 7:30 bis 15:30 in der Schule/Hort. Selbst mit optimalen Arbeitswegen kann ein Elternteil als Bringer/Holer nur ernsthaft 6h +Pause arbeiten. Mehr wird es nur, wenn man sich die Wege teilt. Die Frage ist dann nur, ob man das will. Es geht ja nicht nur um die Aufteilung der „Kinderfahrdienste“, denn wenn man das Modell nutzt, dass Frau früher anfängt um Nachmittags die Kinder zu holen und man Kinder wegbringt und Abends später nach Hause kommt, dann freuen sich die Kinder (weil gleichmäßig betreut), aber im Ergebnis sehen sich die Eltern dann 12-14h am Tag nicht. Der Mann kommt nach Haus, wenn die Frau gleich ins Bett muss, weil sie ja früher los muss. Und dann kommt es doch zur Entscheidung: Wer tritt beruflich kürzer?

[Muirne]

Außerdem hab ich mich bevorzugt in Zirkusjungen verliebt und nicht in den piekfeinen Baronensohn (oh Gott, von dem gibt es Bilder bei Google).

@gender pay gap
naja, was heißt auch freiwillig. Wie Liz gesagt hat, wenn du eh schon gezwungenermaßen (egal wie kurz) aus dem Beruf draußen bist, wirst du dann vermutlich auch weiterhin notgedrungen irgendwie dafür sorgen, dass das Kind nicht allein zu Hause sitzt, während die Kita geschlossen hat...
Ich weiß noch nicht, wie ich das alles verhindere, aber ich plane es zu verhindern und zwar mindestens schon aus Prinzip.

[Tibor]

naja, was heißt auch freiwillig. Wie Liz gesagt hat, wenn du eh schon gezwungenermaßen (egal wie kurz) aus dem Beruf draußen bist, wirst du dann vermutlich auch weiterhin notgedrungen irgendwie dafür sorgen, dass das Kind nicht allein zu Hause sitzt, während die Kita geschlossen hat...

Im Regelfall ist es eine rein finanzielle Betrachtung. Die erste Babypause mit Mutterschutz und Grundbetreuung könnte man - so Mama will - auf 4-6 Monate beschränken. Bei einer solchen Pause ist nicht mit ernsthaften Gehaltseinbußen zu rechnen. Also ist die Frage: Wer tritt danach (also ab 7. Monat bis 3. Geburtstag) kürzer? Vater oder Mutter? In den seltensten Fälle verdienen ja beide Teile auf den € das gleiche Netto. Fällt die Entscheidung zu Lasten des Wenigerverdieners, hat diese Entscheidung aber nichts systematisch diskriminierendes. Das Problem ist dann der Unterschied in der bisherigen Bezahlung.

Natürlich hat die Entscheidung nach dem 1. Kind dann eine kindbedingte Folgewirkung: Wenn die erste Erziehungspause für Kind 1 die Frau übernommen hat, wird sie es auch für Kind 2 machen, weil dann eben der Mann erst recht mehr verdienen werden kann, wenn es schon bei Kind 1 so war.

[Muirne]

Damit hast du auch Recht. Deshalb würde ich mich auch - unabhängig von meiner Gefühlslage und dem Verdienst, denn ich kann mir schon vorstellen, dass ich so ein Baby ungern allein lasse - sogar zwingen, nach kurzer Zeit wieder einzusteigen und die Elternzeit nicht ungleich aufteilen wollen. Aber ob das wirklich praktikabel ist, man wird es sehen.
Trotzdem ist es ja ein riesen Problem, dass durch die Kita-Zeiten nicht nur einfach ein Defizit an Betreuung besteht, sondern ja sogar Eltern, die gerne beide Vollzeit arbeiten würden, dazu gezwungen werden, dass einer auf Teilzeit geht. Das ist doch einfach unmöglich. Dass man sich dann bei der Teilzeit alle paar Jahre abwechseln kann ist ziemlich utopisch...

[hlubenow]

Wir überlegen also: Können wir Kinder überhaupt ernähren? Dafür braucht man eine große Wohnung. Oder noch besser ein Haus. Ein Richterehepaar sagt: "Also, mit unseren Gehältern im höheren Dienst geht ein Haus schonmal nicht". Was sollen da die sagen, die weniger haben, vielleicht nur noch befristete Stellen, Zeitarbeit oder Praktikantenstellen?
Probleme mit Kitas und Selbstverwirklichungsideologien kommen hinzu. Die eine will keinen Mann der dauernd arbeitet, selbst wenn er dabei viel Geld ranschafft. Das wird dem Mann nicht gedankt, denn mit einer Scheidung bekommt die Frau von der Justiz sein Geld auch ohne ihn als Unterhaltszahlung.
Der Frau wird ihr Einsatz für Kinder und Familie auch nicht gedankt, dann ist irgendwann schließlich keine "Augenhöhe" mehr da.
Und so verhalten sich die Leute verantwortungsbewußt und schaffen sich das nicht an, was sie sich nicht leisten können: Kinder.
Den Migranten dagegen [MODEDIT]bis hier war der Beitrag durchaus eine gute Zusammenfassung! Danke.

[Liz]

naja, was heißt auch freiwillig. Wie Liz gesagt hat, wenn du eh schon gezwungenermaßen (egal wie kurz) aus dem Beruf draußen bist, wirst du dann vermutlich auch weiterhin notgedrungen irgendwie dafür sorgen, dass das Kind nicht allein zu Hause sitzt, während die Kita geschlossen hat...

Im Regelfall ist es eine rein finanzielle Betrachtung. Die erste Babypause mit Mutterschutz und Grundbetreuung könnte man - so Mama will - auf 4-6 Monate beschränken. Bei einer solchen Pause ist nicht mit ernsthaften Gehaltseinbußen zu rechnen. Also ist die Frage: Wer tritt danach (also ab 7. Monat bis 3. Geburtstag) kürzer? Vater oder Mutter? In den seltensten Fälle verdienen ja beide Teile auf den € das gleiche Netto. Fällt die Entscheidung zu Lasten des Wenigerverdieners, hat diese Entscheidung aber nichts systematisch diskriminierendes. Das Problem ist dann der Unterschied in der bisherigen Bezahlung.

Natürlich hat die Entscheidung nach dem 1. Kind dann eine kindbedingte Folgewirkung: Wenn die erste Erziehungspause für Kind 1 die Frau übernommen hat, wird sie es auch für Kind 2 machen, weil dann eben der Mann erst recht mehr verdienen werden kann, wenn es schon bei Kind 1 so war.

Natürlich sind das für sich betrachtet „logische Folgeentwicklungen“, insbesondere wenn die Frau gehaltsmäßig „nach oben“ geheiratet hat (und sei es nur, weil sie 2-3 Jahre jünger als ihr Mann ist) - was aber ja nicht ausschließt, dass auch sie Karrierechancen hätte. Nicht ganz unwesentlich dürfte aber auch sein, dass die Frau im Beruf nach dem ersten Kind Gefahr läuft, den Stempel „kommt bestimmt bald das zweite Kind; Projekt X übernimmt lieber mal jemand anders“ zu bekommen, ihre Karrierechancen also durch die Kinder - selbst ohne (Zwangs)Teilzeittätigkeit - sinken. Diese Situation wäre aber entschärft, wenn das staatliche Kinderbetreuungsangebot nicht nur im Ausnahmefall eine Vollzeittätigkeit beider Eltern ermöglichte, sondern den Eltern die volle Entscheidungsfreiheit einräumte, wieviel sie arbeiten wollen und wieviel Zeit sie mit ihren Kindern verbringen wollen.

[thh]

Trotzdem ist es ja ein riesen Problem, dass durch die Kita-Zeiten nicht nur einfach ein Defizit an Betreuung besteht, sondern ja sogar Eltern, die gerne beide Vollzeit arbeiten würden, dazu gezwungen werden, dass einer auf Teilzeit geht. Das ist doch einfach unmöglich. Dass man sich dann bei der Teilzeit alle paar Jahre abwechseln kann ist ziemlich utopisch...

Möglicherweise lassen sich auch zwei in Vollzeit arbeitende Elternteile - gerne noch in anspruchsvollen, fordernden Jobs - nur begrenzt bis gar nicht mit der Betreuung ggf. mehrerer Kinder verbinden? Völlig überraschend wäre das jetzt eher nicht.

Andererseits: wenn man bedenkt, dass schon eine menschenquälende 40-Stunden-Woche das Ende des Privat- und Liebeslebens bedeutet und längerfristig gar nicht auszuhalten ist ...