Assessment-Center (Richter, NRW)

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

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scndbesthand
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Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von scndbesthand »

Hallo allerseits,

es gab ja schon einige Diskussionen zum Thema AC, allerdings nur wenige in Bezug auf die Einstellungsgespräche bei dem Oberlandesgerichten für den Richterdienst. Ich möchte mich selbst gerade bewerben, weiß aber noch nicht recht, was einen da praktisch als Eingangshürde erwartet.

Vielleicht hat ja jemand schon an so einem AC teilgenommen und könnte etwas darüber berichten, insbesondere, was in Einzelgesprächen so drankommen kann, woraus die "praktische Arbeitsprobe" besteht etc. Sollte man noch was Besonderes beachten, außer bei der politischen Diskussion up to date zu sein?

Das Arbeitsamt, sorry, die Arbeitsagentur ::roll: bietet auch Schulungen zu Assessment-Centern an und meine persönliche Arbeitslosigkeitsberaterin hat mir auch schon gleich die Teilnahme "nahegelegt". Weiß vielleicht jemand, ob die Simulationen beim Arbeitsamt was taugen oder ob man sich lieber mit ein paar Büchern zu dem Thema auf die Couch legt und sich das alles nur theoretisch reinpfeift. Ich hab auch mal gehört, irgendeine Bekannte von irgendeinem Ref-Kollegen hätte sich auf ein mehrwöchiges (und wahrscheinlich auch sauteures) Seminar begeben, damit sie das AC auch ganz bestimmt schafft. Fände ich übertrieben. Gibt es dazu Meinungen?

Bin für alle Anregungen dankbar!

Viele Grüße
2ndbesthand
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von omertà »

scndbesthand hat geschrieben:.... Ich hab auch mal gehört,
irgendeine Bekannte von irgendeinem Ref-Kollegen hätte sich auf ein
mehrwöchiges (und wahrscheinlich auch sauteures) Seminar begeben, damit
sie das AC auch ganz bestimmt schafft. ...
:D und, hat sie es dann auch geschafft? ;)

also für mich sind AC irgendwie ein rotes tuch. ::evil:
als ausgewachsener volljurist belächelt man eigentlich
nur den gegenüber und fragt sich, was dieses kasperletheater
denn eigentlich so bringen soll. :crazy:

empfehlen kann ich als buch hesse/schrader die 100 wichtigsten
tipps. am lustigsten finde ich persönlich tipp 72/73: sollte ein
MMPI Test drankommen, dann verweigern sie die mitwirkung
und erstatten Strafanzeige gegen den anwender.
:lmao: :D
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scndbesthand
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von scndbesthand »

omertà hat geschrieben: und, hat sie es dann auch geschafft?
Tja, das blieb dann auch irgendwie im Dunkeln :)
Aber vielleicht war ja jemand mal auf so einem Seminar und hat es tatsächlich hinterher geschafft. ACs gibts ja noch nicht so schrecklich lange bei der Justiz, oder?
omertà hat geschrieben:empfehlen kann ich als buch hesse/schrader die 100 wichtigsten
tipps. am lustigsten finde ich persönlich tipp 72/73: sollte ein
MMPI Test drankommen, dann verweigern sie die mitwirkung
und erstatten Strafanzeige gegen den anwender.
:lmao: :D
Was ist denn ein MMPI-Test??
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Spencer
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von Spencer »

Hast du schon mal auf der Seite des OLG Hamm nachgesehen? Dort wird etwas ausführlicher auf das AC-Verfahren eingegangen.
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scndbesthand
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von scndbesthand »

Danke für den Tipp, habe ich schon mal gelesen, das war mir aber zu abstrakt, deswegen dachte ich, fragste im Forum mal nach Erfahrungsberichten.
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textmarker
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von textmarker »

scndbesthand hat geschrieben:Was ist denn ein MMPI-Test??
http://en.wikipedia.org/wiki/Minnesota_ ... _Inventory
--
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von drschnackels »

Sagt mal, ist so ein Quatsch in der Justiz jetzt etwa überall Gang und Gäbe?!

Pfff wenn ich auf ne Bewerbung ne Einladung zum AC bekäme, würde ich eine nette Mail zurückschreiben...aber sowas von nett...so extrem nett dass die Mail schon wieder auf der andern Seite als Beleidigung herauskäme!

Vielleicht sollten wir ja alle einfach einen netten Brief mit Lebenslauf, Zeugnissen usw an die OLGs schreiben, in welchen wir mitteilen, dass wir uns wegen des AC leider nicht bewerben möchten.

Hat jemand zufällig einen Fisch für mich?
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scndbesthand
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von scndbesthand »

In NRW ist das Gang und Gäbe. Hamm, Düsseldorf und Köln machen alle ACs. Da kommt man nicht mehr dran vorbei, wenn man in StA oder Richterschaft will. Bis die mal erkennen, dass das eigentlich Blödsinn ist, vergehen bestimmt noch ein paar Jahrzehnte. ](*,)

Hat jemand noch Tipps?
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von ollio2002 »

mmpi entspricht vllt. mpu ;-)

auf so nen mist hab ich definitiv keine lust!!!!
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von non-liquet »

scndbesthand hat geschrieben:Hat jemand noch Tipps?
In Bayern bewerben? :onlyamother:
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Verstehe die Bedenken ehrlich gesagt nicht so ganz. Das AC wird ja nicht allein als Bewertungsmaßstab herangezogen, sondern ist idR nur dazu da, die Kandidaten etwas gründlicher zu durchleuchten, als das in einem kurzen Gespräch möglich wäre. Gerade als Jurist sollte man wissen, dass der Lebenslauf oder gar die Noten alleine, kaum ausreichend sind, um die dahinter stehende Persönlichkeit kennenzulernen.

Und wer durch so ein popeliges AC nicht durchkommt, der sollte evtl. wirklich etwas anderes machen. Ich kenne niemanden, der jemals aufgrund eines AC eine Stelle nicht bekommen hat. Wenn, dann waren andere Gründe ausschlaggebend.
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von omertà »

drschnackels hat geschrieben:.... Pfff wenn ich auf ne Bewerbung ne Einladung zum AC bekäme...
da erlebt man ja die tollsten sachen: einladung zu einem
"vorstellungsgespraech" erhalten, welches sich hinterher
als AC herausstellte. :-k
sollte dann wohl schon der erste psychotest sein. ](*,) :lmao:
scndbesthand hat geschrieben:...
Hat jemand noch Tipps?
sich einfach nicht zu viele gedanken machen. der wichtigste
tipp des oben genannten buches ist uebrigens, dass das ergebnis
eines AC nie etwas darueber aussagen kann, ob man fuer die
stelle letztlich geeignet ist. es geht letztlich nur darum sich dem
(hoffentlich zukuenftigen) chef gegenueber sympathisch zu machen.

insofern kann ich noch folgenden artikel waermstens empfehlen:
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/ ... 11/151233/
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scndbesthand
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von scndbesthand »

ssmnized hat geschrieben: Und wer durch so ein popeliges AC nicht durchkommt, der sollte evtl. wirklich etwas anderes machen. Ich kenne niemanden, der jemals aufgrund eines AC eine Stelle nicht bekommen hat. Wenn, dann waren andere Gründe ausschlaggebend.
Nun ja, kenne zum Beispiel einen Kandidaten mit 2x vb, der es nicht geschafft hat. So popelig ist ein AC scheinbar doch nicht. Respekt habe ich jedenfalls vor so einem Teil, insb. weil ich so was noch nie durchgemacht habe. Es gibt ja immer noch Fehler, die man keineswegs machen sollte und es schadet ja auch sicherlich nicht, sich damit mal vorher beschäftigt zu haben.

Beim AC selber sollen die Noten ja geschwärzt sein, so dass die Kommission nur noch die Persönlichkeit des Bewerbers im Blick hat. Wenn die einen also nicht mögen, weil man in der Gruppendiskussion zu oft den Standpunkt gewechselt hat, hilft einem ein Prädikat im Zweiten auch nicht mehr.

@omerta: Danke für den Link.
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Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von Nomothet »

scndbesthand hat geschrieben: Beim AC selber sollen die Noten ja geschwärzt sein, so dass die Kommission nur noch die Persönlichkeit des Bewerbers im Blick hat.
Für das OLG Hamm kann ich aus eigener Erfahrung sagen, daß bei meinem Termin die Noten definitiv nicht geschwärzt waren und eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.

Kurzvortrag: Thema und Material wird vorgegeben, 15 Min. Vorbereitung, 10 Min. Vortrag. Kein Problem.

Aktenbock: Prioritäten setzen!!! Straf-, insb. Haftsachen und einstweiligen Rechtsschutz zuerst erledigen! Also Akten erst nach Priorität sortieren und dann abarbeiten.

Interview: Man wird ordentlich in die Mangel genommen, insbesondere im zweiten Teil. Also ruhig und höflich bleiben - selbst dann, wenn man angeschnauzt wird. Selbstbewußtsein erwünscht, aber nicht zu selbstbewußt auftreten.

Auf die zu erwartenden Standardfragen (warum will ich Richter werden; welche Anforderungen gibt es an den Richterberuf, welche Nachteile hat er, warum denke ich, dafür geeignet zu sein etc.) sollte man gut vorbereitet sein; insbesondere sollte man in der Lage sein, Punkte aus dem richterlichen Anforderungsprofil (z.B. Verantwortungsbewußtsein, Entscheidungsfreudigkeit, soziale Kompetenz) mit Details aus dem eigenem Lebenslauf zu belegen. Bei Mini-Rollenspielen während des Interviews ist es gar nicht so leicht, sich spontan in die vorgegebene Situation hineinzuversetzen, weil man sie ja nur erzählt bekommt.

Viel Glück!

/Edit: Seminare und Bücher sind aus meiner Sicht Quatsch...
Gelöschter Nutzer

Re: Assessment-Center (Richter, NRW)

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Vielen Dank für den Einblick in das Verfahren, Nohometh.

Aber mir stellen sich da noch zwei Fragen:

Ist das mit dem Kurzvortrag jetzt Standard beim OLG Hamm. Vor einem halben Jahr habe ich auf einem Vortrag noch von der Gruppendiskussion gehört und die Internetinformationen des OLG´s weisen ebenfalls noch auf diese Aktion hin.

"Material wird vorgegeben". Kann ich darunter verstehen, dass zu dem Vortragsthema einige Infos gegeben werden, so dass man nicht sämtliche aktuelle justizpolitische Diskussionen kennen muss?

Bin dankbar für weitere Infos.
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