OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo!

Wer hatte denn zuletzt ein Vorstellungsgespräch beim OLG Oldenburg und kann mir sagen, wie es abläuft?

Ich habe widersprüchliche Angaben gefunden, einmal, dass es einfach ein normales Gespräch mit 3 Leuten ist und einmal, dass es erst ein Stressinterview gibt und danach ein Rollenspiel mit mehreren Kandidaten. Was stimmt denn? Würde gerne wissen, was in etwa auf mich zukommt.

Ich berichte dann natürlich auch gerne für alle, wie meine Erfahrungen waren.

Vielen Dank schon mal und viele Grüße! :)
Gelöschter Nutzer

Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

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Zuletzt geändert von Gelöschter Nutzer am Freitag 2. Juli 2010, 11:23, insgesamt 1-mal geändert.
Eagnai
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Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Eagnai »

Was hat man denn unter einem "Stressinterview" zu verstehen?
Gelöschter Nutzer

Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Stressinterview: Man wird ziemlich unter Druck gesetzt mit den Fragen, bei so was soll geschaut werden, wie man reagiert, wenn man "in die Enge getrieben" wird.

Keine schöne Sache, daher hoffe ich immer noch darauf, dass jemand in letzter Zeit dort war und mir berichten kann, wie es war und ob es wirklich ein solches Verfahren gab.
Zuletzt geändert von Gelöschter Nutzer am Freitag 2. Juli 2010, 19:26, insgesamt 1-mal geändert.
Muecke
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Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Muecke »

Ich kann dir von einem Gespräch im Mai in Celle berichten; das Verfahren dürfte mit dem in Oldenburg identisch sein, da es ja landeweit einheitlich geregelt ist. Teilgenommen haben ein Vertreter der StA, Präsident eines LG und eine Vertreterin des Justizministeriums. Das Gespräch war zweigeteilt, zunächst ein "perönliches Kennenlernen" mit Fragen zum Lebenslauf, bei dem einem schon ein wenig auf den Zahn gefühlt wurde, aber ich hatte keinesfalls den Eindruck, dass es ein "Stressinterview" ist, die Atmosphäre war eher angenehm. Mir wurde im Vorfeld auch erläutert, dass es darum geht, einen Eindruck zu gewinnen, was für ein Mensch man sei, dass es keine richtigen oder falschen ANtworten gibt und dass es hilft, wenn man sich nicht zu viele Gedanken um die richtige ANtwort macht, sondern offen ist. Das Ganze hat bei mir recht lang gedauert (über 1 h), was daran gelegen haben mag, dass ich vorher drei Jahre als Anwältin tätig war.
Danach kam eine kurze Unterbrechung von 5-10 Minuten und es folgten einige Rollenspiele, bei denen ich die Position des Richters/StA einnehmen musste. ZB Kl verlangt vom BKl den Abriss seines nachbarrechtswidrig zu hohen Zauns, BKl erläutert, dass seine Frau schwer krank ist und die vier Kinder des BKl ständig über das Grundstück rennen, Bälle fliegen, Lärm etc, Kl erläutert, dass er extra ein Haus mit Garten für seine Kinder gekauft hat und die nunmal nicht einsperren kann etc.
Weiteres ROllenspiel, diesmal in der ROlle des StA: mündliche Verhandlung im Strafbefehlsverfahren nach Einsrpuch des Angekl. Der erscheint nicht. Richter unterbricht kurz, auf dem Flur wird man von einem Politizisten angesprochen, dass ihm der Angekl. zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt in eine Radarfalle geraten ist, so dass er es keinesfalls gewesen sein kann. Was tut man.
Richter in einer Zivilsache, Räumungsklage gegen alte Dame, die mit Miete im Rückstand ist. Man weiß, dass diese Dame kurz vor der Demenz steht und es schlicht verpennt hat, die Miete zu zahlen. Dame erscheint nicht. VU? Dann angenommen, es gibt ein erstes VU, gleiche Situation, zusätzlich weiß man, dass das Haus so baufällig ist, dass gar kein Anspruch auf Mietzahlungen bestehen würde, alte Dame also mindern könnte. Erlass eines zweiten VU?
Auch in diesem Teil gibt es wohl kein richtig oder falsch, mir wurde gesagt, es komme darauf an, dass man merkt, dass sich der Kandidat Gedanken macht, denn dass sei später auch erforderlich, dass man es sich eben manchmal schwer macht. Nach einer kurzen Beratung bekommst du dann auch gleich Bescheid, ob es geklappt hat.

Insgesamt war es längst nicht so unangenehm, wie sich die Informationen im Internet lesen! Wünsch dir viel Glück und drück die Daumen!
Gelöschter Nutzer

Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Vielen Dank für deinen Bericht!!!

Was muss man sich denn unter den Rollenspielen vorstellen - ist das wirklich wie so ein Theaterstück oder eher, dass einem Situationen geschildert werden und man dann sagen soll, wie man reagieren würde?

Ist man alleine oder ist man mit anderen Kandidaten zusammen?
Muecke
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Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Muecke »

Das ganze Gespräch wird nur mit jeweils einem Kandidaten geführt, man ist also auch bei den Rollenspielen allein.

Die Vorgehensweise war unterschiedlich; in dem Nachbarrechtsfall war es wie ein "Theater", in dem jeder eine Rolle einnehmen musste, man musste also in der ROlle des Richters auch tatsächlich mit Kl und BKl verhandeln.
In dem Strafrechtsfall war es zunächst auch thaterartig, insgesamt wurde die Diskussion dann aber abstrakter und bei der alten Dame war es dann nur noch die Frage, wie man reagieren würde.
Gelöschter Nutzer

Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich verstehe. Haben die drei "Prüfer" dann die anderen Rollen übernommen, oder wie?

Hm, also ich glaub, da bekomm ich doch ein wenig Bammel. So spontan und unter Beobachtung finde ich das gar nicht so einfach. Gut finde ich aber, das man direkt Bescheid bekommt, dann ist man nicht so lange im Ungewissen.
Gelöschter Nutzer

Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Die Prüfer übernehmen die anderen Rollen, einer spielt z.B. den Kläger, der andere den Anwalt des Beklagten. Die Anzahl der Rollenspiele ist übrigens wohl nicht vorgegeben, ich hatte (ebenfalls Niedersachsen) nur eins inklusive einer Abwandlung. Es kommt wohl immer ein wenig darauf an, wer in der Kommission sitzt und wie das Streßinterview gelaufen ist.
Man kann sich allerdings darauf einstellen, dass man in den Rollenspielen auch mal ordentlich Gegenwind bekommt.
Bei mir war das Streßinterview ebenfalls recht entspannt und locker, im Rollenspiel sah das dann etwas anders aus. Da waren die Leute aus der Kommission dann vollkommen in ihren Rollen und sind auch mal ziemlich unfreundlich geworden. Wichtig war da aber glaube ich einfach, dass man freundlich, aber bestimmt bleibt und sich nicht aus dem Konzept bringen lässt.
Gelöschter Nutzer

Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Vielen Dank Lysindra! Ich hoffe, ich habe Glück und bekomme das irgendwie hin.
Gerry1982
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Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gerry1982 »

Hallo. :) Weiß jemand, wie generell die Einstellungspraxis in Niedersachsen für Richter ist?

Vielen Dank für die Antworten. :)
Gelöschter Nutzer

Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Wie meinst du das? Was willst du genau wissen?
Muecke
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Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Muecke »

Anymus
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Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Anymus »

Hatte kürzlich ein Einstellungsinterview in Niedersachsen. Vorab: Bei mir hat es nicht geklappt. Ich war absolut übervorbereitet. Ich hatte zig Bewerbungsratgeber gelesen, mehrere Versionen meines Lebenslaufs vor der Kamera geübt, mich hier im Forum informiert, etc., etc.
Gescheitert bin ich dann, wie man mir sagte, im Rollenspiel. Ich hatte das gleiche Rollenspiel, wie Muecke mit dem Einspruch nach dem Strafbefehl.
Was Muecke schreibt, kann ich aber nicht bestätigen. Es reicht eben NICHT, zu zeigen, dass man sich die Entscheidung schwer macht und es gibt eben DOCH falsche Antworten. Genau das habe ich nämlich gemacht. Ich habe mehrfach ausdrücklich betont, dass mir die Entscheidung, den Einspruch zu verwerfen sehr schwer fällt und dass ich innere Probleme damit habe und es eigentlich nicht will. Im Endeffekt habe ich aber gesagt, dass ich mich an das Gesetz gebunden fühle. Hinterher hat man mir gesagt, dass ich mich - entgegen der StPO - hätte weigern müssen, den Einspruch zu verwerfen. Ich hätte auf die Barrikaden gehen sollen.
Damit euch nicht dasselbe passiert, wie mir: In diesem Rollenspiel soll euer Gerechtigkeitsempfinden geprüft werden. Es ist völlig egal, was im Gesetz steht. Überlegt einfach, was ihr für gerechter haltet und weigert euch dann strikt, eine andere Entscheidung zu erlassen.
Übrigens, wenn euch jemand von den Prüfern aufs Glatteis führen will, merkt ihr das im Rollenspiel sehr deutlich. Wenn die anderen im Rollenspiel Hinweise geben, ob man es nicht auch anders sehen kann oder fragen: "Meinen sie wirklich, dass...", wollen sie euch helfen. Sie wollen nicht etwa - wie ich dachte - testen, ob ihr euer Fähnlein nach dem Wind hängt und euch leicht verunsichern lasst. Wenn solche Hinweise kommen, seid ihr auf dem falschen Weg. Dann würde ich euch folgendes empfehlen: Sagt so etwas wie: "Moment, ich muss mal kurz nachdenken." Und dann dreht ihr euer Verhalten um 180 Grad. Dann habt ihr noch eine Chance, im Rollenspiel die volle Punktzahl zu holen.
Die Fälle im Rollenspiel dürften immer für längere Zeit die gleichen bleiben, weil man die Vergleichbarkeit der Bewerber ermöglichen will.

Über Noten kann ich nichts sagen, da würde ich einfach mal im OLG-Bezirk anrufen.

Insgesamt bin ich schon sehr traurig, wenn das, worauf man jahrelang hart hingearbeitet hat, daran scheitert, dass man im entscheidenden Moment ein paar Sekunden lang unkonzentriert war.

Ich wünsche euch jedenfalls mehr Glück, als ich es hatte.
Zuletzt geändert von Anymus am Freitag 3. Dezember 2010, 15:39, insgesamt 1-mal geändert.
Philosophicum
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Re: OLG Oldenburg - Vorstellungsgespräch

Beitrag von Philosophicum »

Danke für die Information! Schade, daß es bei dir nicht geklappt hat. Ist ja auch schon merkwürdig, daß es von diesem Rollenspiel abhängt, ob man genommen wird oder nicht. Und offenbar nur dann eine Chance hat, wenn man das Gesetz ignoriert.
Kannst du denn mal genauer beschreiben, was das für Fälle sind, die da durchgespielt werden?
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