Familienrichter

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

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aktenbock
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Familienrichter

Beitrag von aktenbock »

hallo,

gibt es hier im forum familienrichter?

ich bin es nicht, soll es aber demnächst gegen meinen willen machen. da ich nur horrorgeschichten kenne und meine kollegen nicht wirklich fragen kann, was daran positiv sein könnte, wäre ich über eine PN sehr dankbar.

beste grüße
cmddea
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Re: Familienrichter

Beitrag von cmddea »

Hallo,

ich selbst bin es auch nicht, zwei meiner Kollegen hat es aber "getroffen" und sie sind ebenfalls gegen ihren Willen in die Familienabteilung versetzt worden. Einer war eingefleischter Zivilrechtler, der andere ebenfalls und kam von Baker (also beide nicht welche, von denen man größte Begeisterung erwarten konnte).

Das Ergebnis ist allerdings dann doch überraschend. Beide wollen keinesfalls mehr zurück, einer wird jetzt auch auf eigenen Wunsch dort auf Lebenszeit ernannt ("dort" meint natürlich nur, dass er dann idR. nicht mehr gegen seinen Willen über die Geschäftsverteilung wieder wegversetzt wird). Auch Nachfrage wurde mir gesagt, dass man sich zwar zuerst in die Materie und das FGG einarbeiten muss, wenn man aber mal drin ist, hat man die Sache fest im Griff. Die Art der Verfahren und deren Inhalte sind wohl sehr begrenzt, so dass sich schnell Routine einstellt (im positiven Sinne), als größter Vorteil wurde genannt, dass man wohl nur ganz selten Urteile schreibt, weil sich die das Allermeiste vergleichsweise in der Verhandlung erledige. Beide sehe ich auch zu sehr angenehmen Zeiten Richtung Parkplatz davon ziehen.

Wie gesagt, dass ist nur Hörensagen, aber ich kenne beide doch recht gut und das klang ganz überzeugend.

Gruß
Dea
aktenbock
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Re: Familienrichter

Beitrag von aktenbock »

hallo dea,

vielen dank für deine einschätzung. auf lange sicht scheint es sinn zu machen, ich soll jedoch wohl nur eine 7-monatige abordnung überbrücken und habe darüber hinaus keinen draht zu kindern. außerdem finde ich schon in c-sachen die leute schrecklich, die sich im gerichtssaal mit dreck bewerfen. alles in allem keine guten voraussetzungen für eine erfolgreiche zeit... ::roll:
cmddea
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Re: Familienrichter

Beitrag von cmddea »

Naja gut, es muss einem ja nicht alles liegen. Ich kann auch verstehen, dass man die Parteien nicht wirklich immer dabei haben will, geht mir ähnlich. Aber wenn es nur 7 Monate sind, ists ja absehbar und wie ich es erfahren haben, ist es wohl besser, als man denkt. Und im Übrigen gilt halt: Jeder muss eben mal Mist mach. Ich war auch fast ein Jahr im Handelsregister (Gähn!) und 8 Monate zwischen einem LG und einem AG bei 50 km Entfernung geteilt. Das geht alles vorbei.

Gruß
Dea
strafrechtler
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Re: Familienrichter

Beitrag von strafrechtler »

Ich kann auch nur von Kollegen berichten. Wirklich unzufrieden ist niemand. Am Anfang soll es halt etwas anstrengend sein, dass es im Vergleich zum Zivilprozess relativ viele unterschiedliche Prozesssituationen gibt. Außerdem hat man viele spezialisierte Anwälte, aber das hat ja auch sein Gutes. Die Vergleichsquote hängt wohl auch viel von den örtlichen Gepflogenheiten ab, insbesondere von den Vorstellungen der Anwaltschaft. Es soll Gerichte geben, an denen einige Richter quasi nie ein Urteil schreiben. Das ist aber sicherlich nicht überall so.
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Re: Familienrichter

Beitrag von aktenbock »

ich fürchte nur, dass man "verbrannt" für andere sachen ist, wenn man das als proberichter einmal gemacht hat. dann muss man überall hin, wo bedarf ist und kann sich davon verabschieden, sachen zu machen, die einem wirklich spaß machen, wie straf in meinem fall...
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non-liquet
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Re: Familienrichter

Beitrag von non-liquet »

aktenbock hat geschrieben:ich fürchte nur, dass man "verbrannt" für andere sachen ist, wenn man das als proberichter einmal gemacht hat. dann muss man überall hin, wo bedarf ist und kann sich davon verabschieden, sachen zu machen, die einem wirklich spaß machen, wie straf in meinem fall...
Nun ja - ein Stück weit ist man natürlich bei der Justiz in Gottes Hand (oder der der Personalverwaltung und - als Richter - des Präsidiums), was die konkrete Verwendung angeht. Bei der Lebenszeiternennung steht ebenfalls im Vordergrund, wo gerade jemand gebraucht wird; allerdings ist man zumindest hier (BaWü) nach meinem Eindruck durchaus bemüht, erkennbaren fachlichen Präferenzen entgegen zu kommen.

Was Du ansprichst ("man muss überall hin, wo Bedarf ist"), ist im allgemeinen viel eher das, was besonders mit Assessoren veranstaltet wird. Wenn man das bewältigt, ist das auf jeden Fall kein Nachteil für eine spätere Verwendung. Von "verbrannt für andere Sachen" würde ich daher nicht sprechen.
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Re: Familienrichter

Beitrag von aktenbock »

naja, ich meinte auch konkret "bedarf für f-sachen" und verbrannt während der probezeit. klar, dass man rumgeschickt wird und verschiedene gebiete bearbeiten muss, geht allen so. aber dass man, obwohl man f-sachen nicht machen will, dann machen muss, weil man zu den 3 von 40 proberichtern im bezirk gehört, die es mal gemacht haben, dürfte auf der hand liegen...
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Re: Familienrichter

Beitrag von rheinlaender »

Ich bin zwar kein Richter, sondern RA, musste mich aber auch gegen meinen Willen mit Familienrecht beschäftigen. Nach einer anfänglichen Überforderung (scheint normal zu sein), ist das irgendwie doch ganz gut zu überblicken. Einzig chaotisch ist das FamFG, das ja wohl eine der schlechtesten Prozessordnungen ist... aber da hast du als Richter ja mehr mit zu tun als ich (bzw. du musst es während der Verfahren richtig anwenden und v.a. auch die ganzen Rechtsbehelfsbelehrungen richtig erteilen). Auf ner Fortbildungsveranstaltung meinte mal einer der Referenten, dass der überwiegende Teil aller Rechtsbehelfsbelehrungen falsch sei...
Zitat Chefreferendar: "Ich bin so gut bei der Vernehmung, dass die Zuhörer die Atmung anhalten und dass diese Ruhe einkehrt, dass man das Herzklopfen des Zeugen hören kann. Die sollen alle Angst vor mir haben."
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Re: Familienrichter

Beitrag von markus87 »

rheinlaender hat geschrieben: Einzig chaotisch ist das FamFG, das ja wohl eine der schlechtesten Prozessordnungen ist
Also das höre ich zum ersten Mal. Ist doch ein systematisch sehr gut aufgebautes Gesetz, und vor allem: Vieles, was früher Richterrecht war, steht jetzt klipp und klar im Gesetz.
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Re: Familienrichter

Beitrag von Stalker »

Ich habe bislang von ausnahmslos JEDEM, der gegen seinen Willen Familienrecht machen musste gehört, dass das erste Jahr grausig ist, man dann aber - wenn man in der Materie ist - nichts anderes mehr machen will. Das deckt sich also stark mit den Erfahrungen von Cmddea. Und auch wenn's schwer vorstellbar ist - ich bin auch in die Justiz mit dem Ziel Amtsrichter für Zivilsachen... und hab mich dann auf eine Planstelle als Staatsanwalt beworben. Und ich habe Strafrecht sowohl an der Uni als auch im Referendariat gehasst - die Praxis macht deutlich mehr Spass.
aktenbock
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Re: Familienrichter

Beitrag von aktenbock »

@stalker:

auch ich habe auf wunsch mit c-sachen angefangen und "musste" nach 1 jahr strafsachen machen - und würde am liebsten jetzt gar nichts anderes mehr machen. insoweit habe ich die gleiche erfahrung wie du gemacht. aber für f-sachen ist, soweit ich gehört habe, ein erhöhtes maß an empathie und eine gewisse affinität zu kindern voraussetzung. zumindest letzteres kann ich bei mir ausschließen... und strafsachen haben ziemlich schnell ziemlich viel spaß gemacht, wohingegen 1 jahr der einarbeitung in f-sachen doch sehr abschreckend klingt. aber nach dem letzten stand scheint es so auszusehen, dass ich wohl noch einmal um die f-sachen herumkomme...
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