Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.
Survivor hat geschrieben:@JonasB: Wie gesagt kann ich die Kritik an dem niedersächsischen Vorgehen zu einem guten Teil nachvollziehen.
Freut mich!
Die AC-Problematik hast Du aber doch mittlerweile in fast allen Bewerbungsverfahren, etwa auch für den höheren Dienst und sogar bereits darunter. Insofern sind die Bewerber um den Richterdienst vielleicht insofern privilegiert, als dass sie sich dieser Prüfung nicht stellen müssen. AC sind wohl einfach eine Zeiterscheinung, gegen die anzukämpfen dem Kampf gegen Windmühlen gleicht.
Ich denke, dass man im Einzelfall sehen muss, ob ein AC (oder synonym: "strukturiertes Einstellungsgespräch mit Rollenspielen etc.") sinnvoll ist. Bei Juristen ist das kaum der Fall. Übrigens machen selbst die Arbeitgeber der freien Wirtschaft (wie zB Großkanzleien) keine solchen Tests, obwohl die Anforderungen an kommunikative Kompetenz, Arbeitseffizienz u.a. hier kaum geringer sind. Eine Modeerscheinung namens juristisches AC zu bekämpfen, die den Stellenwert des Examens konsequent abwertet, und die fachlich Mittelmäßigen mit unverdienten Chancen bedenkt, halte ich jedenfalls für dringend notwendig.
JonasB hat geschrieben:Bei Juristen ist das kaum der Fall. Übrigens machen selbst die Arbeitgeber der freien Wirtschaft (wie zB Großkanzleien) keine solchen Tests, obwohl die Anforderungen an kommunikative Kompetenz, Arbeitseffizienz u.a. hier kaum geringer sind.
Im Unterschied zum Staatsdienst wird man hier Fehleinstellungen aber zügig wieder los.
Grundsätzlich spricht aus Deinen Postings aber eine verblüffende Mischung aus Neid und der Angst, zu kurz zu kommen. Faszinierend.
"Ich sage nicht, dass man sich hier zu siezen hätte oder ähnlichen Quatsch. Bei einem Forum von Juristen für Juristen ist meine Erwartungshaltung aber trotzdem nochmal eine andere als bei der Kneipe um die Ecke."OJ1988
JonasB hat geschrieben:Das 8-Punkte-Kriterium ist nachgerade eine Einladung an die mäßig Begabten, sich über über eine gute Performance im Vorstellungsgespräch die von dir genannte Hängematte zu erschleichen.
Ich möchte jetzt nicht taktlos sein, aber diese von dir gezeigte Noten-Arroganz wäre für mich schon mal ein Ausschlusskriterium für den Richterberuf. Wie viele erreichen denn im 2. StEx überhaupt ein Prädikat? Das sind doch ohnehin nur 10-12%. Du willst also ernsthaft behaupten, alle anderen 90% der Juristen, die hier frei rumlaufen, sind nur "mäßig begabt"? Sofern man nicht allein in seinem Büro im 20. Stock eines großstädtischen Hochhauses bei GK XYZ sitzt, ist Jurist nicht zuletzt auch ein sozialer Beruf - man hat so oder so mit Menschen zu tun. Und als Richter muss man u. a. auch Entscheidungen über menschliche Schicksale treffen. Da ist meiner Meinung nach ein bisschen Sozialkompetenz nicht unbedingt verkehrt. Ich darf in diesem Zusammenhang auf § 9 Nr. 4 DRiG verweisen. Und die Bedingungen, unter denen die Klausuren geschrieben werden, findet man doch sonst auch nicht ein zweites Mal im Juristenalltag. Daraus dann die alleinige Richtschnur für die Eignung als Richter herzuleiten... naja...
The farther backward you look, the farther forward you can see.
(Winston Churchill)
JonasB hat geschrieben: Eine Modeerscheinung namens juristisches AC zu bekämpfen, die den Stellenwert des Examens konsequent abwertet, und die fachlich Mittelmäßigen mit unverdienten Chancen bedenkt
Sonst wird immer gejammert, dass angeblich alle AG nur auf die Noten fixiert seien und die so wichtige menschliche Seite (Sozialkompetenz 11!!11!) nicht beachtet wird.
Die ganze Sache riecht nach einer Person, die mit > 20 Punkten aus beiden Examina zum AC geladen wurde, die sich dachte es sei eine sichere Sache mit der Einstellung und sich nicht auf das AC vorbereitet hat.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Tibor hat geschrieben:Die ganze Sache riecht nach einer Person, die mit > 20 Punkten aus beiden Examina zum AC geladen wurde, die sich dachte es sei eine sichere Sache mit der Einstellung und sich nicht auf das AC vorbereitet hat.
Möglicherweise. Bei solchen Noten kann ich das vorliegende Problem jedoch nur als Luxusproblem ansehen. Warum dann nicht etwa Notar werden o.ä.? Im Grunde genommen ist es aber doch schon eine gewisse Tragik, wenn solche High-Potentials dann plötzlich aufgrund des AC nicht mehr die Ausnahmeerscheinungen sein sollen, die sie nach ihren Examensergebnissen sind. Da stellt sich dann m.E. schon die Frage nach dem Stellenwert der Examensergebnisse.
JonasB hat geschrieben:Das 8-Punkte-Kriterium ist nachgerade eine Einladung an die mäßig Begabten, sich über über eine gute Performance im Vorstellungsgespräch die von dir genannte Hängematte zu erschleichen.
Ich möchte jetzt nicht taktlos sein, aber diese von dir gezeigte Noten-Arroganz wäre für mich schon mal ein Ausschlusskriterium für den Richterberuf. Wie viele erreichen denn im 2. StEx überhaupt ein Prädikat? Das sind doch ohnehin nur 10-12%. Du willst also ernsthaft behaupten, alle anderen 90% der Juristen, die hier frei rumlaufen, sind nur "mäßig begabt"?
Bitte die Ironie nicht übersehen, die ich mir darin erlaubt habe, auf die Verabsolutierungen der einen Seite mit Verabsolutierungen der anderen Seite (hier: Note) zu antworten.
Zuletzt geändert von JonasB am Mittwoch 25. Juni 2014, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
JonasB hat geschrieben: Eine Modeerscheinung namens juristisches AC zu bekämpfen, die den Stellenwert des Examens konsequent abwertet, und die fachlich Mittelmäßigen mit unverdienten Chancen bedenkt
Sonst wird immer gejammert, dass angeblich alle AG nur auf die Noten fixiert seien und die so wichtige menschliche Seite (Sozialkompetenz 11!!11!) nicht beachtet wird.
Ja, du hast Recht, das ist absolut gegen den Trend.
Sozialkompetenz ist wichtig, nur glaube ich, kann man sie nicht messen, weil wir alle etwas anderes darunter verstehen. Das ist ja der Kern und Anlass meiner Kritik: Man hat ein weißgottnicht perfektes Kriterium "Note" durch ein schlechteres Kriterium "psychologisierendes oder pseudo-psychologisches Kompetenzpotpourri", festzustellen durch Nichtfachleute, (teil-) ersetzt.
JonasB hat geschrieben:Bei Juristen ist das kaum der Fall. Übrigens machen selbst die Arbeitgeber der freien Wirtschaft (wie zB Großkanzleien) keine solchen Tests, obwohl die Anforderungen an kommunikative Kompetenz, Arbeitseffizienz u.a. hier kaum geringer sind.
Im Unterschied zum Staatsdienst wird man hier Fehleinstellungen aber zügig wieder los.
Tibor hat geschrieben:Die ganze Sache riecht nach einer Person, die mit > 20 Punkten aus beiden Examina zum AC geladen wurde, die sich dachte es sei eine sichere Sache mit der Einstellung und sich nicht auf das AC vorbereitet hat.
Möglicherweise. Bei solchen Noten kann ich das vorliegende Problem jedoch nur als Luxusproblem ansehen. Warum dann nicht etwa Notar werden o.ä.? Im Grunde genommen ist es aber doch schon eine gewisse Tragik, wenn solche High-Potentials dann plötzlich aufgrund des AC nicht mehr die Ausnahmeerscheinungen sein sollen, die sie nach ihren Examensergebnissen sind. Da stellt sich dann m.E. schon die Frage nach dem Stellenwert der Examensergebnisse.
Naja, auch Luxusprobleme sind Probleme Und es dürfte individuell ärgerlich sein, wenn man dann ins Nachbarbundesland gehen muss, nur weil da 3 Leute meinen, sie sähen da keine ausreichende Identifikation mit der Justiz blabla...
Allerdings dürfte allein ein zweistelliges Examensergebnis noch keine Gewähr dafür bieten, dass der Betreffende in der Justiz gut aufgehoben ist und insoweit wird man immer an den Punkt kommen, dass man manchen Bewerber besser ablehnt, auch wenn dafür am Ende dann jemand mit 2 x 8,x Punkten einstellt.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
JonasB hat geschrieben: Eine Modeerscheinung namens juristisches AC zu bekämpfen, die den Stellenwert des Examens konsequent abwertet, und die fachlich Mittelmäßigen mit unverdienten Chancen bedenkt
Sonst wird immer gejammert, dass angeblich alle AG nur auf die Noten fixiert seien und die so wichtige menschliche Seite (Sozialkompetenz 11!!11!) nicht beachtet wird.
Ja, du hast Recht, das ist absolut gegen den Trend.
Sozialkompetenz ist wichtig, nur glaube ich, kann man sie nicht messen, weil wir alle etwas anderes darunter verstehen. Das ist ja der Kern und Anlass meiner Kritik: Man hat ein weißgottnicht perfektes Kriterium "Note" durch ein schlechteres Kriterium "psychologisierendes oder pseudo-psychologisches Kompetenzpotpourri", festzustellen durch Nichtfachleute, (teil-) ersetzt.
Ersetzt hat man es doch nicht vollständig. Man hat lediglich einen "zweiten Filter" eingebaut. Ansonsten könnten sich ja auch Kandidaten mit 4-7 Pkt. berechtigte Hoffnungen machen. Dem ist aber doch wohl nicht so.
JonasB hat geschrieben:
Sozialkompetenz ist wichtig, nur glaube ich, kann man sie nicht messen, weil wir alle etwas anderes darunter verstehen. Das ist ja der Kern und Anlass meiner Kritik: Man hat ein weißgottnicht perfektes Kriterium "Note" durch ein schlechteres Kriterium "psychologisierendes oder pseudo-psychologisches Kompetenzpotpourri", festzustellen durch Nichtfachleute, (teil-) ersetzt.
Eine Ersetzung der Note läge vor, wenn jedermann unabhängig vom Examensergebnis geladen würde. Das ist aber nicht der Fall. Praktiziert wird wohl eher ein zweistufiges System.
Das gibt es aber auch in der freien Wirtschaft. Wenn der wegen seiner Noten/Lebenslauf zunächst eingeladene Bewerber persönlich den Hiring-Partner subjektiv nicht überzeugt, kommt die Ablehnung.
Parabellum hat geschrieben:
Grundsätzlich spricht aus Deinen Postings aber eine verblüffende Mischung aus Neid und der Angst, zu kurz zu kommen. Faszinierend.
Es wäre sehr angenehm, wenn du die persönlichen Angriffe außen vor lassen könntest. Zu mir: Ich mache mir nicht im Ansatz Sorgen, bei irgendetwas zu kurz zu kommen. Ich weiß nicht, ob diese Vorstellung dein Menschenbild auf den Kopf stellt: Ich diskutiere hier wirklich auf der Grundlage von Fällen, die mich nicht persönlich betreffen, aber betroffen gemacht haben.
JonasB hat geschrieben:
Sozialkompetenz ist wichtig, nur glaube ich, kann man sie nicht messen, weil wir alle etwas anderes darunter verstehen. Das ist ja der Kern und Anlass meiner Kritik: Man hat ein weißgottnicht perfektes Kriterium "Note" durch ein schlechteres Kriterium "psychologisierendes oder pseudo-psychologisches Kompetenzpotpourri", festzustellen durch Nichtfachleute, (teil-) ersetzt.
Eine Ersetzung der Note läge vor, wenn jedermann unabhängig vom Examensergebnis geladen würde. Das ist aber nicht der Fall. Praktiziert wird wohl eher ein zweistufiges System.
Das gibt es aber auch in der freien Wirtschaft. Wenn der wegen seiner Noten/Lebenslauf zunächst eingeladene Bewerber persönlich den Hiring-Partner subjektiv nicht überzeugt, kommt die Ablehnung.
Ja, meine Formulierung "(teil-) ersetzt" war ungenau: Gemeint ist: Eingeladen werden Kandidaten mit 8 Punkten im 2., und dann zählen offenbar nur noch die Gespräche. Die Notenrelevanz wird - nach allem was ich in Erfahrung gebracht habe - für die folgende Auswahl schlicht gekappt. Der 8er hat die gleichen Chancen wie der 14er. Das wäre - wenn es tatsächlich so gehandhabt würde - ein Teil der Ungerechtigkeit: Auch auf der 2. Stufe müsste selbstverständlich die Note als Ausdruck der fachlichen Qualifikation weiter ein eigenes Gewicht haben.